530

-

"

" Ich habe diese Stunde leider voraussehen müssen. Hier ist die Abrechnung über die Verwaltung Deines mütter lichen Erbes und die Anweisung an meine Kasse, den Be­trag zu erheben. Es sind vierhundert und einige Gulden. Unser Geschäft ist beendet."

-

Er verbeugte sich und ging. Das Tischtuch war zwischen Ihnen zerschnitten; er mußte sich ein neues Heim suchen. ( Fortsetzung folgt.)

Sonntagsplauderci.

"

überlebt, und der menschliche Geist baut sich einen neuen Leib.| Fahrdamm frei ist, ehe man ihn überschreitet, so wäre schon viel ge­Wenn hier von Aufrührern die Rede sein darf, so dünket mich, wonnen. Jedenfalls aber wird sich die Anpassung an den Weltstadt­daß es diejenigen sind, die sich selbstsüchtig der reiferen Er- berkehr vollziehen müssen. Das wird mehr helfen als strengere Ab­kenntniß und dem reineren Lichte verschließen und darnach sperrungsmaßregeln. Am Mittwoch ist in Bournemouth in England Cornelius Herz trachten, die Welt in der alten Finsterniß zu erhalten oder in gestorben. Bei dieser Nachricht taucht der Panamaskandal , der im dieselbe zurückzustürzen." Ausgang des Jahres 1892 alle Welt in Athem hielt, in der Er­Genug," rief Herr Konrad mit einer gebieterischen Ge- innerung auf. Der Name Herz ist mit der Geschichte desselben von berde und stand auf. Du bist ein Schwarmgeist. Ich hatte Anfang an eng verknüpft. Er bedeutete einen sozialen Typus, der gehofft, Dich zurückzugewinnen. Diese Hoffnung ist gescheitert. häufig wiederkehrt. Hertz gehörte nicht zu den großen Geldleuten, die wie alle anderen, die ich auf Dich setzte. Stürze denn in mit ihren gewaltigen Mitteln riesige Unternehmungen in die Wege Dein Verderben, da Du Dich nicht warnen, nicht zurückhalten leiten, durch ihre Spekulationen im Handumdrehen Millionen ge­läßt! Aber wisse, daß das Alte, was Dir als überwunden winnen und, wie das Beispiel des amerikanischen Getreidespekulanten Joseph Leiter jüngst zeigte, verlieren. Hertz war ein" Gründer", erscheint, noch fräftig genug ist, um Euch Neuerer zu zer- eine Schmaroßernatur. Er verstand es, sich an größere Geldleute schmettern. Und, bei Gott, es wird geschehen, ohne mit der zu hängen, kleinen Leuten das Geld aus der Tasche zu locken. In Wimper zu zucken, ohne Barmherzigkeit. Genug!" Er trat allen möglichen Geschäften hatte er seine Hand, überall gründete er an feinen Schreibtisch, von dem er einige Papiere nahm, die Gesellschaften", und bei allen diesen Unternehmungen wußte er sein er dem Sohne mit den Worten anfzwang: Schäfchen zu scheeren. Er wurde in seinem Leben weit herum­geschlagen. Als Apotheker, als Arzt, als Theaterdirektor hat er in Amerika sein Glück versucht, es endete mit einem Bankeroit. Dann begann er mit der Verwerthung von Patenten. Jetzt glückte es ihm. Bei der Panama - Gesellschaft war er einer der Hauptbetheiligten. Sein Geschäft war es, die Aktien an die vielen Kleinen Leute zu bringen, die drüben in Amerika reichlich zu ernten glaubten, und Max starrte auf die Papiere in seiner Hand. Dann erhob Beitungsbefizer, Journalisten, Parlamentarier zu bestechen, um dem er die Augen zu seinem Vater und sagte bewegt:" So habe Unternehmen die Unterstüßung des Gesetzes und Beitungs- Apparates ich Dir nur noch für alle Güte zu danken, die Du mich bisher zu sichern. Die Gesellschaft brach schimpflich zusammen. Als dann haft genießen lassen. Du hast sie keinem Undankbaren er- die Enthüllungen tamen, wurde Herz für viele gefährlich. Jahre wiesen. Aber des Mannes höchstes Gut ist seine Ueberzeugung. lang hatte er mit den einflußreichsten Männern Frankreichs verkehrt und Ich wäre ein Nichtswürdiger, wenn ich ihr nicht folgte. Lebewußte ihre Geheimnisse. Die Rolle, die er bei den Enthüllungen spielte, ist nicht ganz aufgeklärt. Man sagt, daß er selber das wohl, mein Vater!" Material um Millionen verkauft habe. Einen Theil aber habe er noch zurückgehalten. Mancher seiner Bekannten mag jetzt erst erleichtert aufathmen. Hertz hat sich der Justiz zu entziehen ge wußt. Seine Auslieferung wurde zwar von England bewilligt, fie konnte aber, da er ewig krank" war, nicht durchgesetzt werden. Cornelius Herz stammte aus Deutschland . Aber schon sein Bater siedelte nach Frankreich über. Diese Thatsache giebt einem Gegen die Radler zieht sich in Berlin wieder ein fleines Ge- Berliner Blatte den Anlaß, froh zu sein, daß dieser Mann sich von witter zusammen. Die Unfälle, die in der letzten Zeit vorgekommen unserem Vaterlande lossagte und durch und durch Franzose wurde. find, haben Erwägungen" veranlaßt. Sind aber Erwägungen"" Bei uns gedeihen solche Naturen nicht." Es ist sonderbar, was für erst einmal im Gange, so kann man sicher sein, daß ein Beschluß, Blüthen der Chauvinismus treibt. Alles Edle und Gute ist immer Jüngst veranstaltete eine fran­der eine fortschrittliche, modernen Verhältnissen angepaßte An- in dem eigenen Volke vertreten. schauung verriethe, nicht zu stande kommt. Und mun tobt in Berliner zösische Revue eine Umfrage, ob es in der Literatur so etwas gäbe, Zeitungen der Kampf. Auf der einen Seite stehen alle, die durch was man einen französischen Geist nennen könnte. Dreißig fran­Bertretung der Sport- und vor allem der Radlerinteressen auf zösische Schriftsteller gaben darauf eine Antwort. Was sie vorbringen calen Abonnentenfang hoffen, auf der anderen die ehrbaren" älteren, fonnten, tam natürlich über einige Gemeinpläge nicht hinaus. Emile denen in ihrer vornehmen Ruhe jede neue Institution ein Greuel Bola, der auf jede Anfrage bereitwilligst antwortet, auch wenn er ist. Es ist interessant, daß sich die politische Parteistellung von rechts von einem fleinen Mädchen aus Deutschland gefragt wird, welche es lesen soll, rühmte an den Franzosen den ge und links bis in dies Gebiet hinein fortsetzt. In den Reaktionären lebt Bücher bie wohl ein unklares Gefühl, daß jedwedes Neue, mag es äußerlich auch noch funden Menschenverstand, die Klarheit, die Gesundheit, die Weisheit, den leidenschaftlichen so harmlos erscheinen, in letter Linie doch gegen sie ausschlagen unabhängige Prüfung, der Wahrheit und die Gerechtigkeit. Das wäre wird. Und gewiß ist das Fahrrad eine Erfindung, deren Wichtigkeit Stultus in sozialer Hinsicht täglich größer wird. Man braucht gar nicht in eigentlich auch nicht der Boden, in dem solche Naturen" ge­die Lobreden der Enthusiasten einzustimmen, die sich ein an Leib deihen könnten, zumal wenn sie aus einem solchen Vaterlande" und Seele gesundes Geschlecht, Frauenemanzipation und alles Mög- dahin verpflanzt sind. Nein, diese Pflanzen gedeihen überall gleich liche vom Radsport versprechen. Wohl aber ist es von großer Be- gut, wo die heutige Geldwirthschaft sich eingebürgert hat. Alles, deutung, daß das Fahrrad Stadt und Land einander näher bringt, was Herz getrieben, gehört zum System; eine Grenzlinie zwischen daß es überhaupt die Entfernungen aufhebt, daß es dem Einzelnen den ehrlichen und den unehrlichen" Spekulationsgeschäften ist erlaubt, weit draußen vor der Stadt zu wohnen, während seine schwer zu ziehen. Frankreich hatte seinen Herz, England seinen Arbeitsstätte im Zentrum liegt. In welchem Maße das Rad die Hooley und Deutschland seinen Strousberg . Agitation auf dem Lande auch in entlegenen Theilen erleichtert, Uns intereffirt hier besonders der Theil der Frage, der das haben die letzten Wahlen gezeigt. Mag schließlich auch unser Natur Beitungswesen angeht. Hertz hat der Presse ungeheure Summen zu freund über die krummbuckligen Tretfüßler" spotten, so viel er gesteckt. Hooley bezahlte für einzelne Reklameartifel bis zu 40 000., Luft hat, mag in einer luftigen Aufzählung der Radfahrer- und Strousberg war bekannt als der Mann, der alles fauft". Das typen der Kilometerfreffer" obenan stehen und erst am waren große Fälle. Jm kleineren blüht das Geschäft tagtäglich. Was Schluß als eine aussterbende Spielart der Radler folgen, der darin geleistet wird, von bezahlten Börsenberichten herab bis zu den den Sport zu seinem Vergnügen ausübt soviel ist doch sicher, daß Waschzetteln der Geheimmittelverläufer, war oft genug Gegenstand die meisten von denen, die auf der Landstraße an unserem Natur- der Erörterung. Wiener Zeitungen haben es zur Spezialität darin freund vorbeiradelten, sie sonst überhaupt nicht zu Geficht bekämen. gebracht. Der Gründer der alten Presse" in Wien , August Zang , Wenn aber immer wieder auf die vielen Unfälle in den Straßen erhob das Geschäft zum leitenden Prinzip. Sein Jdeal war eine Berlins hingewiesen wird, so müssen diese in Berlin doch einen be- Beitung, in der alles, Leitartikel, Feuilleton, Lokalnotiz, bezahltes sonderen Grund haben. Gegen den Verkehr in den Londoner Inserat war. Sein Blatt stand in der Aera der großen Schwankungen Straßen ist der in der Leipzigerstraße eine bloße Kinderei", schrieb in der Zollpolitik dem zur Verfügung, der ihm am besten zahlte. legt ein hiziger Fürsprech der Radfahrer in einer Zeitung, und in Und er machte kaum ein Hehl daraus. Als er starb, hinterließ er London , in Paris , in New York ist keine einzige Straße gesperrt. Millionen. Der Mann machte Schule. Gerade in dieser Woche wurde Es scheint, daß der Berliner doch noch nicht der Weltstädter" ist, wieder eine bezeichnende Geschichte gemeldet. Wiener Blätter, die mit ihren der er gern sein möchte. Er ist dem Verkehr, den die Weltstadt mit dynastischen Empfindungen haufiren gehen, brachten spaltenlange Berichte fich bringt, noch nicht angepaßt. Es fehlt an dem Gefühl, daß die über einen Besuch des österreichischen Kaisers in der Wiener Jubiläums Straße dem Verkehr dient, und daß da jeder Rücksicht auf den an- Ausstellung. Da stand genau angegeben, wen der Kaiser durch eine deren zu nehmen hat. Bei den Radfahrern ist dieses Gefühl nicht Ansprache ausgezeichnet hatte. Es waren aber nicht alle erwähnt. allgemein vorhanden, sonst würde es nicht vorkommen, daß einer Zu jedem Aussteller, den der Kaiser angesprochen hatte, war nachher belebte Straßen entlang saust, als befände er sich auf einer Chauffee ein Journalist gekommen, der sich erbot, für eine Entschädigung von in Hinterpommern. Der Wagenführer auf dem Fahrdamm hat diese 25 bis 100 Gulden dafür zu sorgen, daß die Worte des Kaisers in Empfindung, daß er Rücksicht nehmen muß, noch weniger der der Presse veröffentlicht wurden. Und richtig, ging einer nicht darauf Berliner Fußgänger aber hat sie auch nicht. Der empfindet den ein, so blieb sein Name in der Zeitung fort. Manche entschlossen Radler als eine Art Eindringling. Er glaubt oft genug, die Straße fich daher, nachträglich zu zahlen, fie famen in einen Nachtrags­ift für ihn allein da und ist entrüstet über das Klingeln des Radlers, bericht. Sie wollten der Reklame nicht verlustig werden, die eine dem er ausweichen soll. Wenn sich nur erst die Anschauung allgemein solche Erwähnung in einer Zeitung übt, deren Leser wenigstens noch berbreiten würde, daß man nach rechts und links sehen muß, ob der zum theit monarchisch gesinnt find.

"

=

-

-

-