-
531
Das Gefährliche bei diesem Treiben ist die Macht, die für den naiven Leser das gedruckte Wort hat. Der Mensch ist ein geborener Jajager", er glaubt an die Lügenhaftigkeit eines Menschen nicht eher, als bis er den Beweis in Händen hat. Und nun gar bei einer Zeitung, in der der Einzelne verschwindet und immer die ganze Institution mit ihrer Autorität hinter jeden Wort zu stehen fcheint. Nicht jede Zeitung, die lügt, trägt auch gleich so dick und plump auf, wie ein berüchtigtes Klein- Blatt, bei dessen Artikeln man fast bei jeder Zeile fühlt, daß der Schreiber bewußt und herzhaft gelogen.
-a-.
Kleines Feuilleton.
dem Wagen hervor. Die Leute auf dem Bahnhof starrten ihn verwundert an; aber ohne im stande zu sein, ihre Fragen zu beantworten, da ihm die Worte unverständlich durcheinanderklangen und wie Kanonendonner an sein Ohr dröhnten, starrte er die Fragenden wieder an. Er mußte wohl zuerst den Eindruck eines Geistesgestörten gemacht haben; doch nachdem er sich etwas erholt hatte, erzählte er der staunenden Menge sein ungewöhnliches Abenteuer.- Literarisches.
-
Hinter der Hecke. Sie will nicht wachsen und will nicht wachsen, die Blume, die hinter der dichten Hede des Gartens steht. Der Gärtner, der jeden Morgen in die Villa tommt, giebt ihr wohl genug Wasser, manchmal ist es um sie herum ganz naß, aber es zeigen sich keine Blüthen an den verfümmerten Zweigen. Er hat die junge Frau, die jeden Morgen, wenn er mit seiner die Großoktav- Ausgabe, Arbeit fertig ist, in den Garten fommt, schon gebeten, die legern unter Blume an einen andern Plaz sezen zu dürfen. Aber sie hat immer gefagt: Rein, gerade in dieser Ede will ich Blüthen sehen." Doch es zeigt sich feine Blüthe. Die Blume bekommt feinen Sonnenschein, denn sie steht hinter der Hecke.
Heute ist die junge Frau wieder herausgekommen. Sie steht aus wie eine wandelnde Riesenblume in ihrem faltigen, weißen Spitengewand, das sie seit einigen Tagen immer um diese Beit trägt. Sie neigt sich zu den Rosen und zu den Lilien, deren schweren Duft fie mit geschlossenen Augen einsaugt. In diesem Augenblid ist sie ganz traumhafte Reinheit. Vor der verkümmernden Blume aber bricht ihre kindliche Leidenschaftlichkeit jäh hervor:„ Die Blume soll hier stehen bleiben und blühen!"
und was von den
Alles in
Ueber den Absatz der Scheffel'schen Werte ents nimmt die 8tschr. f. Bücherfreunde" dem jüngst erschienenen Jahrbuch des Scheffelbundes für 1897" eine Reihe von Angaben: Den größten Absatz fand der Trompeter von Sättingen", der 1854 herausfam, mit im ganzen 300 000 Exemplaren; die KleinoftavAusgabe dieses Werkes hat allein 227 Auflagen mit zusammen 227 800 Exemplaren erreicht. Alsdann kommt„ Ekkehard", der im Bong'schen bezw. Metzler'schen Verlage 154 Auflagen mit beiLäufig 185 000 Exemplaren erreicht hat. Dazu tommt noch früheren Ver das Publikum gebracht worden ist. allem hat es„ Ekkehard" auf mehr als 200 000 Exemplare gebracht. An dritter Stelle ist Gaudeamus" zu nennen, das 60 Auflagen mit 72 000 Exemplaren erlebt hat. In weitem Abstande kommen dann die übrigen Werke des Dichters, Frau ventiure" mit 17 Auflagen und 255 000 Exemplaren, die Bergpsalmen" mit 6 Auflagen mud nahezu 18000 Exemplaren, Juniperus" mit 5 Auflagen und 20 000 Exemplaren,„ Wald. einsamkeit" mit 4 Auflagen und 7500 Exemplaren. Von den Reisebildern", die 1887 erschienen, sind die 4000 Eremplare der ersten Auflage erschöpft; die zweite ist noch im Handel und die„ Gedichte aus dem Nachlaß sind seit 1888 in 4 Auflagen mit zufammen 4000 Exemplaren erschienen. Theater.
"
"
In diesem Augenblick geht auf der Straße ein Herr vorüber. Er grüßt ehrfurchtsvoll, vertraulich. Sie ruft ihn an und bittet ihn, Der Wiener Stadtrath beschloß die Verpachtung des Wäh herein zu kommen. Ihr Mann würde sich sehr freuen, ihn zu sehen. ringer Jubiläums Theaters" an den früheren Direktor Sie gehen beide den gelben Kiesweg hinunter. Die große Veranda- des Raimund- Theaters Adam Müller- Guttenbrunn für treppe tommt eine Amme herab; dicke, turze Röde, Mieder und
"
N
Völkerkunde.
Kopftuch. Die starke Frau in dem bunten Aufputz ist so recht eine jährlich 46 000 Gulden. Folie für die junge Frau im Spigengewand. Die Amme trägt ein fleines blaffes Kind auf dem Arm. Die junge Mama nimmt ihr ie. Ueber ein merkwürdiges Naturbol? in das Kind ab und sagt entschuldigend:" Ach, Sie verstehen, man hat inter Indien machte der französische Konsul des Ortes Kratie fein Kind so selten! Bitte, gehen Sie allein hinein zu meinem in Cambodga der französischen völlerfundlichen Gesellschaft eine geMann." Der Herr blidt das reizende Bild, die Mutter mit nauere Mittheilung. Es ist zunächst auffallend, daß die Bnong, so ihrem Kinde, entzückt an. Dann geht er, befangen von dem Ein- heißt der kriegerische Stamm, in ihrem ganzen Körperbau eine aus drud, ins Haus. gesprochene Aehnlichkeit mit den nordamerikanischen Indianern be Die junge Mutter aber giebt das Kind sofort der Amme figen. Sie sind ziemlich wohl gebildet, ihr Gesicht wird nur durch zurück, als der Herr sie nicht mehr sehen kann. Rasch eilt sie den fast immer unschön geschnittenen Mund entstellt. Die Frauen ebenfalls ins Haus. Nicht lange darauf kommt sie in einfachem stehen den Männern an Kraft, Schönheit und geistiger Entwickelung Straßenfleide, unter dem die seidenen Röcke rauschend ihren Reich nach. Ihre Kleidung besteht aus einem 26 Zentimeter breiten thum verkünden, stolz die Stufen herab. Sie geht langsam, die Tuchstreifen von großer, 5-6 Meter erreichenden Länge, den sie Lederhandschuhe zuknöpfend. In der Gartenthür hört fie, wie der wie eine Schärpe gefällig um ihren Körper schlingen. Die fleinen Herr auch aus dem Hause kommt. Sie bleibt einen Augenblick stehen Kinder werden bei ihnen außerordentlich sorgsam gepflegt und nieund geht dann zusammen mit ihm die die Straße hinunter. Wie mals einen Augenblick verlassen, einen Augenblick verlassen, vielmehr stets von Vater ihre Augen ineinander leuchten! oder Mutter herumgetragen. Die Bnong glauben an ein gewisses Fortleben nach dem Lode, dieser Glaube ist aber eigentlich nur eine Art von Gespensterfurcht. Sie essen alles, was ihnen vor den Mund kommt, Heuschrecken, Schlangen, Frösche und noch viel unappetitlichere Sachen. Ihr Lieblingsgetränk ist eine Art von Reisbranntwein, den sie selbst herstellen. Sie sind große Tabakraucher wie die Indianer, sie trocknen die Blätter einer wildwachsenden Tabakstaude, zerschneiden sie in sehr kleine Stücke und rauchen sie aus Holzpfeifen. Außerdem fauen sie noch gewohnheitsmäßig verschiedene aromatische Pflanzenstoffe. Wunderbar entwickelt ist ihr Geruchsinn, fie behaupten, bei geschlossenen Augen durch den Geruch nicht nur die einzelnen Menschen, sondern auch verschiedene Thiere und sogar Metalle und irgend welche andere Gegenstände unterscheiden zu können. Tanz und Musik kennen sie gar nicht ,, mur bei gewissen Feierlichkeiten wird der Gong, die Holzpaute, geschlagen. Die Begräbnisse geschehen bei ihnen ohne Feierlichkeit. Eine bedeutende Kunst besigen sie darin, kleine Figuren aus Holz zu schnitzen. Sehr ehrenhaft sind sie in der Beobachtung eines ge gebenen Versprechens, und Wortbruch wird bei ihnen unnachsichtlich bestraft.
Als sie an der Hede vorbeikommt, ruft das dort auf dem Schooß der Amme figt, Frau lächelte hinüber:" Mein süßes Kind! und hört nicht, wie das Kind immer noch, als ruft: Mama! Mama!"
-
das fleine blasse Kind, Mama!" Die junge Aber sie geht ruhig wenn es hungerte,
-
Medizinisches.
Eine schauerliche Eisenbahnfahrt legte dieser Tage ein am Bahnhof King's Croß in London angestellter Arbeiter zurück. Der Mann war, unter einem Abtheil des Zweiuhr- Expreß von King's Croß nach dem Norden liegend, damit beschäftigt, an dem Getriebe der Bacuumbremse etwas in Ordnung zu bringen, als sich der Zug, der zu den schnellsten der Great Northern Railway" gehört, in Bewegung fette. In welcher gefährlichen Situation er sich befand, das wurde dem Bedauernswerthen erst flar, als der Expreß die Station paffirt hatte und mit einer von Minute zu Minute wachsenden Schnelligkeit dahinsauste. So lange der Zug in Bewegung war, durfte er, wenn er nicht sofort zermalmt werden wollte, seinen unbequemen Platz unter dem Koupee nicht verlassen, und der Mann wußte sehr wohl, daß vor der hundert englische Meilen( 23 deutsche) entfernten Stadt Grantham in Linkolnshire, die nach etwa zwei Stunden erreicht sein würde, kein Aufenthalt zu erwarten war. Da hieß es denn, allen Muth zusammenfassen und sich so gut es gehen wollte, in das UnvermeidEin neues Heilmittel gegen das afrikanische liche zu schicken. Wie der Mann nachher selbst berichtete, schlug er den Fieber ist, wie man der„ Boff. 8tg." schreibt, am TanganyikaRockfragen in die Höhe, zog den Hut tief ins Gesicht und klammerte sich fee entdeckt worden. Der am Westufer dieses Sees thätige Missionar immer nur mit einer Hand abwechselnd an das Bremsenrohr, das Pater Guillemé berichtet, daß die Calaya ein ausgezeichnetes und sich dicht über seinem Kopf befand. Ausgenommen auf Streden, wo wirksames Mittel gegen die Sumpffieber und ansteckenden Fieber es kurz vorher geregnet hatte, sprühten dem Unglücklichen Staub und ist. Die Calaya ist ein Erzeugniß, das aus der Anneslea febrifleine Steine nur so um das Gesicht, obwohl er dieses meist nach fuga, einem Strauche aus der Familie der hülsenartigen oben oder etwas nach der Seite wandte. In der Nähe der Station Sinnpflanzen, der im wilden Zustande in gewissen tropischen Welling wurde das rasende Tempo ein wenig gemäßigt, indem man die Bacuumbremse anzog, was dem an dem Rohr hängenden Manne ein Gefühl verursachte, als werde ein starker elektrischer Strom durch seinen Körper geleitet. Das brausende, donnernde Geräusch um ihn her und die entsetzlich scharfe Zugluft drohten ihm oft Athem und Besinnung zu rauben, aber immer wieder nahm er sich zusammen und als endlich nach zwei langen Stunden Grantham erreicht war und der Zug zum Stehen kam, hing er noch eine Weile wie betäubt an seinem Nohre. Dann erst ließ er sich fallen und troch unter
Gegenden wächst, herausgezogen worden ist. Dieses Heil mittel soll ein schnelles und wirksames Spezifitum gegen die an steckenden Fieber und gegen die Sumpfvergiftung in ihren ver schiedenen Erscheinungen sein. Der Pater meldet, daß er vier schwere Fälle von Sumpffieber und drei sehr schwere Fälle von Blutharnen mittelst Anwendung von Calaya schnell und vollständig geheilt habe. Die Anwendung der Calaya ist eine sehr leichte und hat feine Störung in den Organen, wie solche oft nach dem Einnehmen fiebervertreibender Mittel auftreten, zur Folge. Pater Guillemé meint