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Bodensee , im Allgäu, in den Alpen müßten Brüderschaften ge- Ischlage ich vor, daß wo Dörfer gute Gemeindegüter haben, schlossen werden. Florian Geyer berichtete, daß ihn die Mit- folche um Geld zu verpfänden. Wir lösen sie nachher leichtlich theilungen Stephans von Menzingen in den Stand gesezt hätten, wieder ein aus den Gütern der Klöster und Stifte." die Verbindungen aufzunehmen, welche der Fuchssteiner infolge ,, Und aus denen der Edelleute," fügte Simon Neuffer des vorzeitigen Aufbruches des Herzogs Ulrich hatte fallen lassen hinzu. müssen; daß Michael Gaismayer in Brixen nur auf Botschaft Aber zum Anfang, zum Anfang!" rief Herr Wendel. von ihm warte, damit Tirol sich gleichzeitig mit ihnen erhöbe. Was nachher kommt, braucht uns heut nicht zu kümmern." ,, Vergessen wir auch unserer Nachbarn im Norden, der Megler aus Brettheim schielte ihn scharf von der Seite Thüringer nicht," nahm Wendel Hipler das Wort. Thomas an. " Thomas an. Wir nehmen das goldene und silberne Geräth aus den Münzer ist seit kurzem wieder in Mühlhausen . Ihr werdet Stirchen," sagte er. gehört haben, daß er dorthin, wo Pfeiffer die neue Lehre Und das baare Geld aus den Heiligen," ergänzte sein predigte, von seiner Pfarre zu Altstedt flüchten mußte, Vetter. weil er den sächsischen Herzögen im Schlosse zu Weimar ,, Nichts da," setzte Herr Florian scharf ein. Hand weg, wie ein zweiter Daniel ihre Sünden vorgehalten hatte. Auch von den Gotteskäften! Das Geld ist der armen Wittwen und wird es Euch bekannt sein, daß der Stadtadel von Mühlhausen Waisen. Aber wir müssen es vertrauungswürdigen Männern Pfeiffer und Münzer austrieb. Wohl, die Landleute und aus den Gemeinden zur Verwaltung übergeben. Daß wir Arbeiter haben Pfeiffer im Dezember mit Gewalt in die den Klöstern und Kirchen den Speck ausschneiden, den sie sich Stadt zurückgeführt und jetzt ist auch Thomas Münzer wieder angemästet haben vom fremden Schweiß, das ist nicht mehr dort, läßt im Barfüßerkloster Geschüße gießen und gürtet sich als billig. Es dürften Euere Vorschläge aber zu einem all­mit dem Schwerte Gideons wider die Fürsten . Er getröstet gemeinen Plündern und Wüsten führen, so wir nicht in sich in Sonderheit Eurer, der Franken, nachbarlichen Hilfe. vornherein eine allgemeine Ordnung schaffen. Gott helf, wir Seine Briefe an die Landbevölkerung und Bergleute im Harz wollen keine Diebe und Räuber sein." und im Mansfeldischen wehen wie Feuerflammen.

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Er hatte einen Brief, den Münzer ins Gebirge gerichtet, bei sich und las daraus vor. Das Schreiben begann: Die reine Furcht Gottes zuvor. Lieben Brüder, wie lange schläft Ihr? Wie lange seid Ihr Gott seines Willens nicht ge­ständig, darum, daß er Euch nach Eurem Ansehen verlassen hat? Wie oft habe ich Euch gesagt, daß es das muß sein. Gott kann sich nicht länger offenbaren. Ihr müßt stehen; thut Thr's nicht, so ist das Opfer, ein herzbetrübendes Herz­leid, umsonst. Ihr müsset darnach wieder in Leid kommen. Das sage ich Euch, wollt Ihr nicht um Gottes Willen leiden, so müßt Ihr des Teufels Wärtyrer sein. Darum hütet Euch. Seid nicht verzagt, nicht nachlässig; schmeichelt nicht länger den verkehrten Phantasten, den gottlosen Bösewichtern. Fasset an und streitet den Streit des Herrn. Es ist hohe Zeit. Haltet Eure Brüder alle dazu, daß sie göttliches Zeugniß nicht verspotten; sonst müsset Ihr alle verderben. Das ganze Deutsch, Französisch- und Welschland ist erregt. Der Meister will ein Spiel machen, die Bösewichter müssen dran." Weiter hieß es dann: Es ist Zeit. Die Bösewichter find verzagt wie die Hunde. Reget die Brüder an, daß sie zu Fried kommen und ihr Gezeugniß halten. Es ist über die Maßen hoch, hoch von nöthen: dran, dran, dran! Lasset Euch nicht erbarmen, ob auch der Esau gute Wort vorschlägt! Schet nicht an den Jammer der Gottlosen. Sie werden Euch so freundlich bitten, greinen, flehen wie die Kinder. Lasset es Euch nicht erbarmen, wie Gott durch Mosen befohlen hat, 5. Buch Mofis, 7. Uns, uns hat er auch offenbaret dasselbe. Reget an in Dörfern und Städten, und sonderlich die Berg­gefellen mit anderen guten Burschen. Wir müssen nicht länger schlafen. Dran, dran, dran! weil das Feuer heiß ist. Lasset Euer Schivert nicht falt werden von Blut; schmiedet Pinkepant auf dem Ambos Nimrod's, werfet ihm den Thurm zu Boden. Es ist nicht möglich, dieweil sie leben, daß Ihr der menschlichen Furcht sollt loswerden. Man fann Euch von Gott nicht sagen, dieweil sie über Euch re gieren. Dran, dran, dran! dieweil Ihr Tag habt. Gott geht Euch für, folget. Die Geschichte steht beschrieben Matthäi 25. Darum lasset Euch nicht abschrecken. Gott ist mit Euch, wie geschrieben stehet 2. Chron. 2. Dies sagt Gott : Ihr sollt Euch nicht fürchten, Ihr sollt diese große Menge nicht scheuen. Es ist nicht Euer, sondern des Herrn Streit; Ihr seid's nicht, die Ihr streitet. Stellet Euch fürwahr männlich. Ihr werdet sehen die Hilfe des Herrn über Euch. Da Josaphat diese Worte hörte, da fiel er nieder. Also thut auch durch Gott, der Euch stärke ohne Furcht der Menschen im rechten Glauben. Amen. Gegeben Mühlhausen im Jahre 1525. Thomas Münzer, ein Knecht Gottes wider die Gottlosen."

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( Fortsetzung folgt.)

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( Nachbruc verboten.)

Ein affronomisches Museum. Auf der Berliner Gewerbe- Ausstellung vom Jahre 1896 sollte den Besuchern als eine besondere Sehenswürdigkeit ein in ganz bes fonderer Art fonstruirtes Riesen- Fernrohr vorgeführt werden. Biele Besucher der Ausstellung waren enttäuscht, weil sie sich auf eine Beobachtung mit dem Instrument gefreut hatten, dies aber erst gegen Ende der Ausstellung soweit fertiggestellt war, daß es benutzt werden konnte. Wer sich jedoch für die neuartige und geniale Konstruktion interessirte, tam vollauf auf seine Rechnung, weil die Einzelheiten der Konstruktion während der Fertigstellung viel deutlicher hervortraten und flarer erkannt werden konnten, als es bei dem fertigen In­strument der Fall ist.

Mit diesem Fernrohr war eine astronomische Ausstellung ver­bunden, die den Grundstod für ein nach Schluß der Ausstellung zu errichtendes astronomisches Museum abgeben sollte. Zwar sind die Mittel für dieses Museum, dessen Errichtung nicht unter den Auspizien der staatlichen Behörden stattfand, sondern lediglich der Initiative und der Rührigkeit des Direktors des Riesenfernrohrs, Herrn Archenhold, verdankt wird, nur spärlich geflossen; denn im Lande der Dichter und Denker fließen Privatmittel für Einrichtungen, die der öffentlichen Belehrung dienen, feineswegs so reichlich, wie jenseits des Ozeans bei den amerikanischen Krämerseelen. Immer hin ist ein erfreulicher Anfang gemacht, der einen Besuch in Treptow schon lohnt.")

man erblidt hier eine Reihe alter Folianten, in denen sich Dar­Der erste Naum ist der Geschichte der Astronomie gewidmet. stellungen und Abbildungen des Weltſyſtems befinden, das die Alten zur Erläuterung und Erklärung der ihnen bekannten Er­scheinungen aufgestellt hatten. Eine Reihe von Abhandlungen beziehen sich auf die ersten Fernrohre und die mit diesen dort B. die älteste 8. gemachten Entdeckungen; so ist die Sonnenflecken zu finden, die entdeckt Abhandlung über wurden, als man zuerst die Fernrohre auf die Sonne richtete. Ihre gegenwärtige hohe Vollendung verdanken die Fernrohre dem Um­stande, daß man es lernte, die Farbenzerstreuung, die bei der Licht­brechung durch optische Gläser eintritt, zu vermeiden; während man irrthümlicherweise die Herstellung solcher sogenannten achromatischen Gläser 150 Jahre lang für unmöglich hielt, gelang es 1757 Dollond, jenen Irrthum zu widerlegen und ein Verfahren zu ihrer Herstellung anzugeben. Ein hierauf bezüglicher eigenhändiger Brief Dollond's bildet ein werthvolles Stück der Sammlung. Sehr am Blaze würde hier auch eine Reihe übersichtlich geordneter alter Fernrohre sein, durch die der Besucher einen lleberblick von dem Fortschritt dieser Instrumente seit ihrer Erfindung gewinnen könnte. Leider haben die Mittel hierzu nicht ausgereicht; es fehlen alte Spiegelteleskope, die, weil sie auf Spiegelung des Lichts be ruhen, von dem Fehler der Farbenzerstreuung frei find; ebenso fehlen alte Fernrohre, bei denen man durch Verlängerung der Brennweite diesem Mangel etwas abzuhelfen suchte. Der Fortschritt, den speziell die großen Fernrohre in der neueren und neuesten Zeit gemacht haben, betrifft weniger den optischen, als den konstruktiven Die Aufregung der Zuhörer, die Wendel Hipler wieder- Theil, die Art ihrer Aufstellung. Diese kann naturgemäß nur in fleinen Modellen zur Anschauung gebracht werden; das ist in reich holt mit Zwischenrufen unterbrochen hatten, trat jetzt gehaltiger Weise geschehen, wenn auch eine Vollständigkeit noch nicht waltig hervor. Der Vorleser, dem die Kehle troden ge- erreicht ist; so fehlt ein Modell des Pariser Aequatoreal coudé, eines worden war, stärkte sich derweilen mit einem Becher Weines. großen Instrumentes, dessen Prinzip mit dem des Treptower Rohres

Dran, dran, dran! Das muß fortan auch unsere in Zukunft wahrscheinlich bei der Erbauung großer Fernrohre in Losung sein," rief Florian Geyer mit blizenden Augen. Konkurrenz treten wird.

,, Aber, lieben Freunde, wir bedürfen außer dem Schwerte *) Bei der Besichtigung des Museums erhält der Besuchende eine noch eines Anderen zum Siege. Unsere Feinde werden weniger fachgemäße Erläuterung. Leider kann der Besuch wegen der beschränkten start durch ihre Waffen als durch ihre Geldmittel sein. Geld Mittel nicht umsonst, sondern nur gegen ein mäßiges Eintrittsgeld ist das ABC der Kriegsführung und wir haben keines. Darum( 20 Bf.) gewährt werden.