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niederzuschlagen nicht vermögen. Warum lehnt er den Betand meines gnädigen Herrn ab?"
( Nachdruck verboten.)
Die Feuchtigkeit der Tuff.
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Timeo Danaos et dona ferentes. Die Hilfe Sr. Gnaden dünket den Rath ein Danaergeschenk," erwiderte Herr Stephan Was haben wir doch jetzt beständig für faltes und feuchtes mit einem Lächeln unter seinem emporgekräuselten Schnurr- Wetter! Kaum lacht die Sonne einmal an einem Tage nicht vom barte.„ Gerufen ist der Herr Markgraf ja bald, aber wie blauen Himmel, sondern nur von einem kleinen blauen Theil des man Se. fürstliche Hoheit wieder los wird, das ist eine andere im übrigen wolfenbedeckten Himmels, so ist sie bald wieder verschwunden, und in lieblicher Abwechselung folgt Hagelschlag, Donner Frage. Der Rath wählet daher von zwei Uebeln dasjenige, d Blitz, sowie Gewitterregen und eintönig herabplätschernder, was ihm das geringere erscheint." stundenlang anhaltender Landregen. Und es will gar nicht „ Ich dachte es," rief der Geheimschreiber.„ Aber das Gesammt- anders werden. Selbst unser Laubfrosch, nach dem wir uns sonst wohl der Herren heischt ein rasches Ersticken der Empörung. fo gut richten fonnten, hat allen Einfluß verloren; stundenDiese sogenannten freien Städte mit ihrem Krämerregiment lang sitt und auf seiner Leiter starrt stumpfsinnig sind ein Pfahl im Fleisch des Reiches." ins Leere; aber trotzdem fornmt die Sonne nicht hervor, und der Himmel macht kein freundliches Gesicht. Mehr Verlaß ist schon auf unser Wettermännlein, das beharrlich in seinem Häuschen bleibt und nur seine Frau herausschickt; wird diese ins Haus zurückkehren, und das freundliche Gesicht des Mannes an der Thüre erscheinen, so werden wir wissen, daß gutes Wetter herrscht. Freilich, wenn es erst eingetreten ist, brauchen wir das Männlein nicht mehr, um diese Neuigkeit zu erfahren; aber es würde uns doch freuen, sein altes, liebes Gesicht mal wieder an stelle des häßlichen seines zanksüchtigen Weibes zu erblicken. Uebrigens ist es doch wunderbar, woher das Männlein jo genau weiß, wie das Wetter ist, um sich mit seinem Aufenthalt danach zu richten; es hat doch keine Augen und Ohren, noch sonst irgend welche Nerven, um die Einflüsse des Wetters zu empfinden, und doch hält es sich im Hause, sobald es regnet, und trift heraus, wenn schöner heiterer Sonnenschein ist.
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Mit dem Wohl der Bürgerschaft ist das Regiment der Geschlechter freilich schwer vereinbar," sprach Stephan von Menzingen nachdenklich.„ Um den Ruin von ihr abzuwenden, braucht es eine starke Hand, die durch keine Vetterschaftsrücksichten gebunden ist, und das Gesammtwohl bleibt höchstes Gejet." " Unleugbar! Und Euer Rath, Herr von Menzingen?" Dieser schloß die Augen und strich langsam seinen Snebelbart. Erst nach einer langen Weile, während der Anton Graber geduldig gewartet hatte, begann er, anfangs noch mit geschlossenen Augen, zu sprechen, und sagte:" Das Gute , so wünschenswerth es sei, ist gewöhnlich nicht leicht zu erlangen. Der Augenblick wäre schlecht gewählt, um eingewurzelte Uebel mit dem Eisen heilen zu wollen, da Medikamente nichts verfangen. Geduld, Herr Geheimschreiber, Geduld! Möge der Markgraf nicht ermüden, seine bewaffnete Hilfe dem Rathe anzubieten. Denn der Zeitpunkt dürfte nicht allzufern sein, wo der bedrängte Rath dankbar die dargereichte Hand ergreifen muß."
Mir scheint, daß Euer Rath das Rechte trifft," antwortete Anton Graber nach einigem Besinnen.„ Nehmet einstweilen mit meinem Danke fürlieb, Herr Ritter. Und it lebet wohl, ansonst ein längeres Verweilen in der Stadt Verdacht erregen könnte."
„ Leget Sr. fürstlichen Gnaden meine Ergebenheit zu Füßen, Herr Graber," ersuchte Ritter Stephan den Scheiden den. Als er wieder allein war, blies er die Backen auf und niďte langsam einige Male mit dem Kopfe. Er war zufrieden.
Nun, Nerven hat das Männchen freilich nicht, aber es ist mit einer Substanz verbunden, die zwar nicht für das Wetter als solches, aber für ein Element desselben empfindlich ist; vom Quecksilber z. B. wissen wir alle, daß es sich in der Wärme ausdehnt, in der Kälte zusammenzieht. Würden wir also das Männchen mit dem Ende eines Quecksilberfadens fest verbinden, so würde es bei steigender Temperatur vorwärts, bei sinkender rückwärts gehen und uns durch seine Stellung anzeigen fönnen, ob kaltes oder warmes Wetter ist. Viel wichtiger jedoch, als die Temperatur, ist für die Beurtheilung der herrschenden witterung der Feuchtigkeitsgehalt der Luft; immer ist ja in der Luft wasserdampf enthalten, beständig verdunstet Wasser von der Oberfläche der Flüsse, Teiche, Seen und Weltmeere und durchtränkt die Luft mit seiner Feuchtigkeit. Je nachdem die Luft mehr oder weniger Wasserdampf enthält, nennt man sie mehr oder weniger feucht. Sie kann aber nur eine gewisse Menge in sich aufnehmen; ist die Grenze erreicht, die Luft, wie man sich ausdrückt, mit Feuchtig teit gesättigt, so muß sich, falls noch Wasserdampf hinzukommt, ein Theil in flüssiger Form als Regen niederschlagen. Man erkennt also leicht, daß der Feuchtigkeitsgehalt der Luft auf das Better von ganz hervorragendem Einfluß ist, und man wird es verständlich finden, daß die Wetterkundigen schon früh nach einem Instrument suchten, durch welches sie ein Urtheil über die Menge des jeweilig in der Luft enthaltenen Wasserdampfes leicht und sicher erhalten können.
Nichts von diesem Gefühl verrieth sich in den Mienen der dreizehn Mitglieder vom Inneren Rathe, die am nächsten Tage nach den Mitteln suchten, um mit den Bauern in Güte zu handeln. Die Vorsicht zwang sie dazu, denn die Bauernschaft Rothenburgs konnte nicht nur 700 bis 800 Mann, die Das erste derartige Instrument, Hygrometer, auf deutsch Feuchtig vollständig kriegsgerüstet und waffenkundig waren, ins Feld führen, sondern sie besaß auch an ihren mit Dornen und feitsmesser genannt, ist gegen Ende des vorigen Jahrhunderts( 1780) von dem französischen Physiker Saussure ( 1740-1799) fonstruirt Ballisaden umhegten Dörfern und in den ummauerten Kirchhöfen worden, wenigstens das erste, das weitere Verbreitung gefunden hat. wahre Festungen. Nun war die Bürgerschaft zwar nicht minder Er benutzte die Eigenschaft des menschlichen Haares, Feuchtigkeit tapfer und hatte in ihren Zunfthäusern reichlich gefüllte Waffen- aufzunehmen und sich dabei auszudehnen, bei trockener Luft dagegen, tammern, allein seit der Aechtung Deutschlin's und Dr. Karlstadt's wenn die Feuchtigkeit wieder verdampft, sich wieder zusammenzuGrabrede war das Vertrauen des Rathes in sie in ein be- ziehen; doch muß das Haar, damit diese Eigenschaft deutlich zu denkliches Chwanken gerathen. Dazu liefen, wie stets in Tage tritt, vorher entfattet, von seinem Fettgehalt befreit werden, aufgeregten Zeiten, die unheimlichsten Gerüchte um. Man was leicht durch eine Behandlung mit Aether geschieht. Alsdann wollte von Verschwörungen wissen, die nichts geringeres be- wird das eine Ende des Haares an einem Stativ befestigt, während das andere Ende über eine leicht drehbare Nolle oder zwedten, als die Ermordung sämmtlicher Rathsherren, und Walze geführt und durch Walze geführt und durch ein kleines, angehängtes Gewicht das schlechte Gewissen erzeugte die gläubige Furcht. Ehrenfried stets in gespanntem Zustand erhalten In feuchter Kumpf lachte die Herren aus." Führet die Reformation ein," Luft dehnt sich das Haar aus, wodurch die Rolle ein rief er ihnen zu, und aller Zwiespalt ist ausgeglichen, alle wenig gedreht wird; in trockener Luft zieht es sich wieder Mißhelligkeit vergessen." Aber die Mehrzahl des Inneren zusammen und dreht die Rolle zurüd. Die Bewegungen der Rolle Rathes sträubte sich auch jetzt noch so heftig dawider oder Walze kann man natürlich sehr leicht auf einen Zeiger übermie je. Da erhob sich der Rathsherr Hieronymus Hassel, tragen, aus dessen Stellung man ein Urtheil über die größere oder ein Mann, auf dessen dünnen weißlichen Brauen und zu trockener Luft steht, schreibt man eine Null hin, seinen Standort in Wo der Zeiger in vollkommen geringere Feuchtigkeit bekommt. fammengepreßter Stirn der Hochmuth thronte, zu dem Vor- vollkommen gesättigter Luft versieht man mit der Zahl 100 und schlag, die Handwerksknechte für den Felddienst um je einen theilt den Zwischenraum dann in 100 gleiche Theile. Zwar haben Gulden Sold die Woche aufzubieten. Erasmus von Muslor so gefertigte Instrumente nicht einen übereinstimmenden Gang; aber rieth, che man sich dazu entschlösse, erst die Bürgerschaft aber man kann aus der Ablesung doch einen ungefähren Schluß auf zu befragen, ob sie zum Rathe stehen wollte. Zu dem Zwecke den Feuchtigkeitsgehalt machen. sollte sie nicht auf einmal, sondern in den sechs Wachen, in die sie geordnet war, der Reihe nach auf das Rathhaus berufen werden.
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Dort im großen Saale saßen dann auch am nächsten Morgen beide Räthe vereinigt, und den Anfang niachte das patrizische Viertel, welches die Herrengasse und den Hauptmarkt umfaßte, als erste Wache. Mit ihr stellte Stephan von Menzingen sich ein, obwohl er noch nicht wieder in das Bürgerrecht auf genommen war.
( Fortsetzung folgt.)
Wie das Haar, so zeigen noch eine Menge anderer Substanzen, 3. B. Darmſaiten, Kokonfäden, Fischbein, Federposen u. a. die Eigenschaft, Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen und sich dabei zu dehnen, und sie alle werden zu ähnlichen Instrumenten benutzt. Wissenschaftliche Genauigkeit läßt sich mit ihnen natürlich nicht erreichen; aber für Wetterhäuschen mit Wettermännlein reichen sie aus. Anstatt die Bewegung der Walze auf einen Zeiger zu übertragen, fann man sie natürlich auch zur Drehung eines Holzstückchens benutzen, das auf der einen Seite ein Männlein, auf der anderen Seite ein Weiblein trägt, so daß nun bei großer Feuchtigkeit die eine, bei großer Trockenheit die andere Figur aus dem Hause heraustritt. Andere Substanzen, die auch bei feuchter Luft Wasserdampf einsaugen, bei trodener ihn wieder abgeben, ändern dabei ihre Farbe; so erscheint Kobalt