-
611
-
and bi
-
in der heimischen Umgangssprache, so griff er unbedenklich in den Die Sonne wirft schon feinen Schatten mehr. Der Himmel ist französischen oder englischen Sprachschatz. leber mauches mit grauen und schwarzen Wolfenballen überzogen. Es wird finster, Bismarc'sche Fremdwort hätte Allvater Odin im teutschen Götter- wie frühe Dämmerung sinkt es hernieder. Die Menschen eilen immer himmel sicher das eisgraue Haupt geschüttelt. schneller. Nur ein Lehrling geht ruhig seine Straße. Er weiß, daß Das alles hindert und beirrt unsere poetischen Schwärmer nicht. der Meister zankt und pufft, mag er fommen, wann er will. Aus Sie entmenschlichen ihr Bismarck- Bildniß. Sie schaffen sich nach dem Regen macht er sich nicht viel. Das ist eher spaßhaft, einmal gewisser herrschender Mode eine starre teutonische Legende. Ihre so recht naß zu werden. Er bewahrt noch seine kedächtige Ruhe, Betrachtung ist rein pathetisch. Jedes Raisonnement, selbst jede als schon die ersten schweren Tropfen fallen... humoristische Bemerkung ist ihnen ein Frevel. Sie wollen ihren Helden wie einen steifen, steinernen Gast nach Walhall versetzen; - Keine Rose ohne Dornen! Der gewiß schwierigen Aufihn, der noch in seinen lezten Verfügungen bewies, welch' echt gabe, drei hervorstechende Ereignisse in der Koburger Tages- wie menschlicher, fräftiger Haß ihm bis zur letzten Lebensstunde treu allgemeinen Weltgeschichte, eine fürstliche Hochzeitsfeier, das Koburger blieb. Romantische Sentimentalitäten, die er bei Lebzeiten ver- Vogelschießen und den Tod Bismarcks, in einem Festartikel zuachtete, umdrängen nunmehr den todten Bismarck . Das ist auch fammenzubringen, erledigt sich ein Koburger Blatt in folgender einer der merkwürdigen Widersprüche, die sich an Bismard's Er- genialen Weije:„ Die Koburger find Gutschmecker auserlesenster Sorte. scheinung knüpfen, an die Gestalt des Junkers, der tros instinktiver Heute beginnt für sie wieder eine Fest- und Schmauswoche, wonach feudaler Abneigung die großbourgeoise Entwickelung Deutschlands sie schon längst gelechzt und in Gedanken zum Voraus geschwelgt am mächtigsten fördern half. haben. Lüstern nach den Genüssen für Augen, Ohren, Nase und Allmälig ist es auch mit den politischen Erörterungen an Bis- Gaumen, die in bunter Mannigfaltigkeit geboten werden fieht mard's Grabe im deutschen Blätterwald stiller geworden. Man man sie Tag und Nacht laufen mit einer Eile, als ob fie's schon streitet über Taltfragen und Indiskretionen, und an mancher Stelle versäumt hätten. Eins reißt das andere mit fort und jedes nimmt sich das wirklich possirlich aus. Wie so mancher biedere will sich am besten amüsiren und ergötzen am bunten Zeitungsverleger, der jetzt vor Pietät, Taft und Entrüstung sich nicht Spiel. Einheimische und fremde Fürstlichkeiten am herzoglichen Hofe, zu fassen weiß, hätte selber der leidigen Konkurrenzjagd zu Liebe einheimische und fremde Künstler am Schießanger erfreuen das gerne eine recht fette Indiskretion begangen, wenn er nur rasch eine Auge durch üppigen Glanz und reizende Kostüme; Mufit ertönt Bismarc'sche Enthüllung zur Hand gehabt hätte. Jetzt, da endlich allenthalben in hundertstimmigen Harmonien und Dissonanzen und wiederum trotz aller Falb'schen Unglüdsprophetie eine echt sommerliche fattigt das Ohr. Und wie erst die Gerüche aus Gärten, Küche, der Sonne scheint, wird die gewaltige, männererschütternde Lippe'sche Frage Brativurst- und Zuckerbuden die Nase kibeln, ganz zu geschweigen aufs neue beschnüffelt werden. Eine echt deutsche Frage für den deutschen des Hochgenusses Derer, die an den Festtafeln des herzoglichen Bürgersmann, eine echt deutsche Sensation, Wenn man frisch aus Schlosses und im Schießhause mitschwelgen dürfen. Dazu kommt großer Natur kommt und man wird plöglich vor solche Sensation" noch eine fürstliche Hochzeit und schauderhafte Morithaten am Anger gestellt, so versteht man kaum das geschäftige eifrige Getriebe um( natürlich nur gemalte) zur Erhöhung des festlichen Gepränges und dieser Ereignisse willen. Man fragt sich: Wozu ereifern sich die der Genüsse! Aber teine Rose ohne Dornen, sagt das SprichLeutchen denn so sehr? Wie zerbrechen sie sich nur die Köpfe und wort. Denn in den Freudenbecher ist bereits ein Wermuthstropfen stöbern in alten staats- und familienrechtlichen Papieren? Wozu all gefallen mit der Nachricht von dem Tode des Alt- Reichskanzlers Fürst die Gewichtigkeit? Aber üppig gedeiht noch immer jener Geist, der Bismard." Arme Koburger!- in scheuer Ehrfurcht jedes Hofzeremoniell betrachtet und der sich wie vor einem Erdbeben ängstigt, wenn unter Gefürchteten Verstimmungen ausbrechen.- Alpha.
Kleines Feuilleton.
d. Vor dem Gewitter. Die Sonne hatte schon seit mehreren Stunden nicht mit ihrer ganzen klaren Helle geschienen. Ueber den Häusern lagerte der Rauch, als wenn ein schwerer Rebel ihn niederdrücke. Bleich, wie der aufgehende Vollmond, sah die Sonne durch den Qualm und Dunst.
Und dennoch war es noch so heiß in den Straßen, wie an den flarsten Sommer- Nachmittagen. Mit schlaffen Gliedern gingen die Menschen langsam dahin. Die erhigten Gesichter drückten sommerliche Ermattung aus. Nur wenig war die Schattenseite von der Sonnenseite zu unterscheiden; die Häuser und das Straßenpflaster hatten dort nur einen wenig dunkleren, grauen Ton. Aber die Menschen suchten auch diesen kleinen Vortheil auszimuzen, alle zog es nach der dunkleren Seite.
Da jagt ein jäher Windstoß um die Ecken. Staub fliegt auf. An einer Straßenfreuzung wirbelt er im Kreise mit Papierfeßen. Jetzt geht ein frischer Zug durch die Straßen. Der Wind scheint das Leben in der dunstgefüllten Stadt geweckt zu haben. Alles, was auf den Straßen ist, fommt rasch in Bewegung.
Da läuft eine ältliche Dame. Sie ist stark nach den Seiten gewachsen, anstatt, wie andere Menschen, nach oben. Ich kenne fie. Früher besuchte ich sie manchmal ihres Neffen wegen. Ueber ihre Köchin schalt sie fortwährend. Am meisten aber ärgerte fie sich über ihre Miether. Die ärgern mir noch die Schwindsucht an den Hals!" sagte sie. Dann schimpfte sie über das faule Pack, das nur essen und nichts thun wolle. Dabei probirte sie in einem fort an den Speisen herum, die ihr das Dienstmädchen vorfezte. Sie behauptete, fie könne nichts davon genießen. Es war höchst merkwürdig, daß sie bei dem bloßen Probiren einen so ansehnlichen Umfang bekam. Außerdem behauptete sie, das beste Mittel gegen jede Krankheit sei Bewegung. Darum mochte sie auch ihre Dienstboten so rege in Thätigteit halten. Sie selbst wurde freilich lieber krank. Aus lauter Menschenliebe dachte sie nicht an sich und fand fast nie Gelegenheit zur Bewegung.
Wie rasch sie heute von der Stelle fam! Aber mur bis zur Haltestelle der Straßenbahn. Der Wagen ist schon besetzt!" scholl es ihr entgegen. Das Gesicht! Nun hieß es laufen! Gewiß spart sie die nächste Doktorrechnung.
Ein paar junge Mädchen, weißgekleidet, elegant, wandelten vorher in vornehmer Haltung dahin, wie eben Töchter jener Leute, deren Kinder sich nur im Vornehmthum zu üben haben. Wie auch sie plöglich eilen können! Der junge, aufgeputzte Mensch, der hinter ihnen geht, hat nur Augen für die zierlichen Schuhe und die Füßchen, die unter den hochgezogenen Röcken trippeln. Wupp rennt er mit einem Geschäftsmann zusammen, der eben aus einem Lokal kommt. Der hat etwas zu lange verweilt, hat es nun doppelt eilig da rennt ihm solch' Flaneur in den Weg!
-
-
Sie fluchen beide. Der junge Mann kann nun die beiden Damen nicht mehr ansprechen, nachdem er sich so blamirt...
-
Archäologisches.
t. Das älteste Beispiel einer Haussuchung auf Gerichtsbeschluß ergiebt sich aus einem feilschriftlichen. Aftenstüd babylonischer Herkunft. Das interessante Thontäfelchen stammt aus dem 19. Jahre des Darius Hystaspes , d. h. etwa dem Jahre 500 v. Chr. Geb., und ist von Beiser im neuesten Hefte der Sammlung„ Aus dem babylonischen Rechtsleben" behandelt. Der Kämmerer Belidamm des Sonnentempels Ebarra zu Sippar ( nördlich von Babel) fand, daß ein werthvolles Stück Stoff, für den Götterdienst bestimmt, zerschnitten war; und ein Abschnitt ist nicht mehr da", meldet die Urkunde. Der getreue Haushalter bringt den Fall vor das ordentliche Gericht, anscheinend aus lauter Oberpriestern und Beamten des großen Tempels zu sammengesett, welches ihn ihn daraufhin daraufhin ermächtigt, alle Garderobenschränke der Tempeldiener zu durchsuchen. Das geschieht, und Velidannu entdeckt zuletzt ein verdächtiges Stück Zeug bei einem gewissen Muballitsu- Gula. Im Termin aber führt der Beschuldigte, nachdem er, ganz in moderner Form, das Corpus delicti als das bei ihm gefundene anerkannt hat, einen Beugenbeweis über dessen ehrlichen Erwerb. Bier namentlich aufgeführte Zeugen erfären denn auch einstimmig:" Durchaus richtig ist, was Muballitsu- Gula gesagt hat. Im Monat Tebit vor zwei Jahren hat er dieses Untergewand, das Belidannu jetzt aus seinem Schranke holte, in unserem Beisein aus der Hand eines Egypters für Mehl und Datteln gekauft". Dem Gericht blieb also nichts übrig, als zu erkennen:„ Der inkriminirte Stoff rührt nicht aus dem Vorrathe des Sonnengottes her, also gehört dem Gotte auch dies Untergewand nicht". Damit fonnte die Angelegenheit, die den Eindruck eines Disziplinarverfahrens macht, für erledigt gelten, doch hat sich Muballitju- Gula zur fünftigen Sicherheit noch das Urtheil nebst Brotokollauszug ausfertigen lassen, so daß seine Unschuld hell durch die Jahrtausende leuchtet.-
-
Aus der Vorzeit.
In den Jahren 1895 und 1896 hat Paul du Chatellier die zahlreichen vorgeschichtlichen Denkmäler studirt, die auf ben Arrhéesbergen in der Bretagne und deren Ausläufern zu finden sind. Bemerkenswerth ist, daß unter den 161 Tumuli( Grabhügel) mur 9 find, in denen Menschen bestattet waren; 12 waren Erinnerungstumuli, die anderen enthielten vorher verbrannte Leichen. Die Erinnerungsgrabhügel wurden zum Andenken von Kriegern errichtet, die fern von der Heimath auf Kriegszügen fielen und nicht beerdigt werden konnten. Noch heute fieht man auf bretonischen Kirchhöfen an der Küste Gräber in der Form von leichten Sandhügeln, die zum Andenken von Seeleuten errichtet wurden, die auf dem Meere umgekommen sind oder in fremden Ländern starben, deren Reste also nicht auf dem heimischen Kirchhofe beigesetzt werden konnten. Es hat sich also diese Sitte aus uralter Zeit bis jetzt erhalten. In der Gemeinde Berrien, in der Nähe des Dorfes Keunion, liegt ein schöner Tumulus von 50 Meter Durch messer. Derselbe enthielt eine aus Steinen zusammengesetzte und von einem Deckstein bedeckte Grabkammer, in der auf einem dicken Buchenbrette eine Leiche gelegen hatte, von der