Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 167.

63]

Freitag, den 26. August.

( Nachdruck verboten.)

Um die Freiheit.

1898

Da erhoben viele ein Lachen und von Florian Geyer's Stirn schwand die dunkle Wolke des Nachdenkens, die sie bis­her verhüllt hatte. Mannhaft ergriff er das Wort. Um

Geschichtlicher Roman aus dem deutschen Bauerntriege 1525. darein zu wohnen, braucht's nur ein Haus mit einer einzigen

Von Robert Schweichel .

Und hier sind die Folgen der verruchten Mordthat," rief Götz von Berlichingen und zog ein bedrucktes Blatt aus feinem Wams hervor.

,, Tod und Teufel," fuhr der lange Lienhart mit funkelnden Augen auf. Braucht das Wort noch mal und ich stopf' es Euch mit meinem Schwert in die Fresse zurück!"

Thür. Der Bauer hat auch nit mehr denn eine. Ich be­greif's, daß den Würzburgern der Marienberg ein Dorn im Aug' ist. Sie haben in unseren Freiheitsbund ge schworen, wie unzählige andere Gemeinden auch. Wohin aber kämen wir, wenn wir, um dem einen Bruder zu Willen zu sein, das Wohl aller anderen aus den Augen setzten und das Gesammtwohl schädigten? Für unser aller Freiheit haben wir zum Schwert gegriffen und sie muß unsere Ruhe, lasset den Göz reden," ermahnten die Pfarrer Richtschnur sein. Um wirklich frei zu werden, bleibt uns noch unter den Räthen, und Götz, der den langen Lienhart wie ver- so viel zu thun übrig, daß wir die kostbare Zeit nicht mit der wundert angeblickt hatte, fuhr fort: Die Folge ist, daß auch Belagerung des Marienberges verlieren dürfen. Rasch ent Luther, der es doch gut mit den Bauern gemeint, jetzt sich schlossen müssen wir handeln, oder die Feinde kommen von ihnen gewend't hat. Er rufet in diesem Blatte die uns zuvor. Meine Sprache neulich hat die die Ge Herren auf, wider die mordischen und räuberischen Rotten der sandten nur gefügiger machen sollen und in diesem Bauern, wie er's überschreibt. Die Bauern hätten das Sinne habe ich auch die Anträge des Pfarrers von Evangelium nur zum Schein vorgewendet und sich durch den Mergentheim aufgefaßt. Daß es vergeblich war, hat uns Aufruhr rechtlos gemacht. Darumb( las er) soll sie zer- die Antwort Antwort des Probstes gelehrt, die heut verlesen schmeißen, würgen und stechen, heimlich und öffentlich, wer da worden. Mir geht aus dem Schreiben klärlich hervor, daß fann, und gedenken, daß nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teufle- fie alles zu gewinnen hoffen, wenn sie Zeit gewinnen. Darum risches sein kann, denn ein aufrührerischer Mensch. Gleich wie man wollen sie uns hier festnageln. Unser großes Heer soll hier einen tollen Hund todtschlagen muß! Wenn die Obrigkeit so- so gut wie müssig liegen, soll dem Kampfe unserer Brüder gleich zur Gewalt greifen wolle, so sei sie im vollen Rechte. Die um die Freiheit entzogen werden, um den Feinden das Spiel jenigen, welche zaudern, machten sich selbst der Begünstigung schul- zu erleichtern, und wir tappen blindlings in die uns gestellte dig. Darumb( so las Göz wieder), darumb, liebe Herren, loſset Falle. Wer im Kampfe für die Freiheit auch nur einen Augen­hie, rettet hie, helft hie, erbarmet Euch der armen Leut, steche, blick verzieht, der ist schon halb besiegt. Vorwärts! muß unsere schlage, würge sie, wer da kann. Bleibst Du darüber todt, wohl Losung sein. Vorwärts! Dran! Dran!" Dir, seligeren Tod kannst Du nimmermehr überkommen. Also lasset uns nicht noch mehr Del ins Feuer gießen und nehmen wir die Bedingungen des Domprobstes an." ist Im Gegentheil, Ihr Brüder, da heißt's erst recht aufge­schaut," bemerkte Hans Bezhold, der Schultheiß von Ochsen­furt, während Florian Geyer die Hand nach dem gedruckten Blatte ausstreckte. Er hat viel Zeit gebraucht, um seinen Also vorwärts," rief Florian Geyer ihm entgegen. Aerger über die That zu Weinsberg zum Sieden zu bringen,"" Vorwärts auf Bamberg , zwingen wir auch dort den Bischof, äußerte er, und der Pfarrer Leonhard Denner, der ihm über die zwölf Artikel anzunehmen, und verbrüdern wir uns mit die Schulter nach dem Datum geblickt hatte, setzte hinzu: Nürnberg , wie wir es bereits in Weinsberg beschlossen ,, Vom sechsten Mai! Wie ist mir denn, war Tags zuvor nicht Sachsens Kurfürst, der weise Friedrich, gestorben, der seinen mächtigen Schild über unseren Glauben hielt?"

Und das Blut unserer Brüder, das der Helfenstein während dem Stillstand und der Truchseß Jörg an der Donau vergoß, wider alles Kriegsrecht vergoß, galt das dem Luther nichts?" zischte Leonhard Mezler." War's etwan Wasser?" Nix da, der Marienberg muß unser sein!" rief Jakob Köhl.

Götz blickte in lauter finstere und drohende Gesichter und erkannte zu spät, daß er sich in dem Mittel, die Bauern ein­zuschüchtern, vergriffen hatte. Der Pfarrer Bubenleben rief: ,, Schreibet dem Probst, daß er den Marienberg auf Gnad und Ungnad übergeben muß. Wir wollen feinen Vertrag."

Der lange Lienhart wiederholte mit seinem Baß den Schlachtruf der anstürmenden Lanzknechte und sämmtliche Hauptleute fielen ein, indem sie an ihre Schwerter oder mit den Fäusten auf den Tisch schlugen. Also dran, stürmen wir den Marienberg ," rief der Pfarrer Bubenleben.

haben."

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,, und unterdessen wirst sich der Domprobst Friederich racheschnaubend auf die Stadt." unterbrach ihn der Mergent­heimer Pfarrer.

Florian Geyer ließ den Einwand zunächst unbeachtet. Er fuhr fort:" Diese Bewegung zwingt den Truchseß Jörg, seinen bluttriefenden Zug nach dem schwäbischen Oberland aufzugeben. Wir, durch die Bamberger und Nürnberger ver­stärkt, schlagen ihn sicher. Unsere Brüder in Oberland, in Württemberg , am Rhein , auf dem Schwarzwald , in Thüringen bekommen Luft und schöpfen frischen Muth. Die Macht des Schwäbischen Bundes ist gebrochen, bevor sie sich auswachsen konnte. Die Fürsten lähmt bollends der Schreck, denn jezt kommt nach den Bischöfen die Reihe an sie. Der Marienberg fällt von selbst in unsere Hände und die Würzburger mögen ihn dann meinethalben zerreißen. Die Marienburg ist stark durch ihre Mauern, nicht durch ihre Besatzung. Um vor ihrer Rache, falls der Domprobst seinen ,, Wie? Was? So lauteten Euere Anträge neulich Eid brechen sollte, Würzburg zu schüßen, genügt es vollkommen, nicht, Bubenleben," hielt Göz mit feuerrothem Gesicht diesem wenn wir zu seiner Beobachtung einen Theil unseres Heeres entgegen. zurücklassen. Aus allen diesen Gründen bin auch ich der Mei­Georg Megler fam ihm zu Hilfe. Es sind die Würz- nung, daß wir die Bedingungen des Domprobstes annehmen. burger, die heut aus ihm reden. Was, wollet Ihr von der Wir müssen vorwärts." Zauber es etwa nit wahr haben, daß der Bermeter, der Grünewald, der Leminger, der Wirzberger und wie sie alle heißen mögen, täglich in Euer Lager gekommen sind und auch mit dem Köhl und dem Pezhold verhandelt haben? Wir kennen die Noten, nach denen Ihr blaset."

Das Schloß muß zerrissen und zerschmissen werden, und das sag' ich, der Hans Kolbenschlag!" So rief der oberste Hauptmann des Zauberhaufens und schlug mit der Faust dröhnend auf seine breite Bruſt.

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Und wir werden sie Dir in die Ohren blasen, daß Dir das Trommelfell plagt," rief Jakob Köhl. Die Würzburger sind unsere Brüder und sie haben Recht, wenn sie das Schloß zerstoßen wollen."

Aber so nehmet doch Vernunft an," beschwor Götz die Widersacher. Es wär' doch zum Erbarmen, wenn Ihr einem Fürsten , der sich so hoch und viel erboten hat, nicht ein einziges Haus lassen wolltet."

,, Aber wir haben unseren Brüdern von Würzburg das Wort gegeben, daß wir den Frauenberg zerstören wollen," wandte Jakob Röhl eigensinnig ein. Wir kommen ohne dieses nit aus."

Was kann es denn auch verschlagen, ob wir ein Bissel früher oder später auf Bamberg ziehen?" meinte der Pfarrer Bubenleben." Stürmen wir geschwind erst das Schloß. Das wird auch dem Bamberger einen gar heilsamen Schrecken ein­jagen."

" Ja, stürmen wir erst das Schloß," fielen ihm die Tauber­thaler und Hauptleute des Frankengaues zu. Dran, dran!" Göz hieb mit seiner linken Eisenfaust zornig auf den Tisch, der lange Lienhart brach in ein grimmes Hohnlachen