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Niederlage bei Ingolstadt , während der Hausherr, ungeschickt| Menzingen glänzten unter den breiten Libern. Der unvor Aufregung, ihm den erbetenen Knappendienst leistete. gebeugte Muth und die Kühnheit Florian Geyer's erfüllten Alles Blut wich aus seinen Wangen und fast tonlos auch ihn mit Zuversicht. Noch besprachen beide verschiedene kam es über seine Lippen:" Dann ist alles verloren!" Punkte des Planes, als ihnen gemeldet wurde. daß ein Florian Geyer aber erwiderte mit dem Tone voller Ueber- Rathsbote den Herrn Florian zu sprechen begehre. Der und trug an zeugung: Nein, noch ist nichts verloren! Doch gönnet Mann war in seiner Amtstracht mir einen Trunk und einen Jmbiß. Ich bin dessen sehr be- Sette um den Hals ein Blechschild mit dem Wappen der nöthigt." freien Reichsstadt. Nu, Liesegang, was schaffet Ihr, daß Ihr selbst am Feiertage in Dienst seid?" redete Stephan von Menzingen den ihm bekannten Diener mit einem Anfluge von Vertraulichkeit an. Dieser aber erwiderte mit der unnahbarsten Amtsmiene, die er anzunehmen vermochte:„ Ein wohlweiser Rath schickt mich, dieses Schreiben dem hochgebornen edlen Herrn Florian Geyer zu Geyersberg zu eignen Händen zu überantworten."
Es wurde Stephan von Menzingen schwer, sich äußerlich so weit zu fassen, daß er seinem Diener unauffällig die nöthigen Befehle ertheilen konnte. Voll Unruhe ging er, bis fie vollzogen waren, sporenflirrend hin und her, ohne Barett und Reitschaube abzulegen. Florian Geyer , der sich körperlich ermüdet am Tische niedergelassen hatte, mußte erst seine von Staub und Hitze ausgetrocknete Rehle mit einem Becher Weins erfrischen. bebor cr den falten Speisen zu sprechen konnte. Seine Ruhe steigerte noch die Auf regung des Herrn Herrn Stephan, der sich zu ihm gefekt hatte. Nach einigen Bissen begann er endlich.„ Nein, es ist noch nichts verloren. Was von dem Fränkischen Heer nicht erschlagen, das ist freilich in alle Winde versprengt. Die Zeit ist bisher leider zu kurz gewesen, um die Bauern im Kriegshandwerk zu festigen. Aber sie werden es noch lernen. Und meine Schwarze Schaar ist leider Gottes aufgerieben. Ich mag's Euch wohl gestehen, daß sie das Vertrauen, das ich in sie setzte, mehr als gerechtfertigt hat."
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( Fortsetzung folgt.)
Sonntagsplauderet.
Noch war die Leiche der unglücklichen Kaiserin von Oesterreich nicht in die Erde gebettet, als wiederum die wüstesten Racheberostratischen Größenwahns hat Erschreckendes an sich. Man nimmt phantasien an verschiedenen Orten zu sputen begannen. Jede That nur das sinnlose Geschehniß wahr. Die Gedankenreihen, die im wahnwigigen Thäter aufgetaucht waren, die wachen Träume, die Selbstbespiegelung, die überhitte Eitelkeit, die zur Selbstvernichtung bereit Aber was soll denn geschehen?" unterbrach ihn Stephan ist, das alles bleibt verborgen. Die Rächer und die Spekulanten, von Menzingen, fieberhaft an seinem Schnurrbart zerrend. die jede unſelige That zu gemein reaktionären Zwecken wollen aber bon den Irrgängen berfallener ,, Aber die Bauern von Schwäbisch Hall besigen noch ihre ausbeuten, Waffen, die Schenken von Limburg haben den Artikelbrief an- Naturen nichts wissen; und so kommen sie denn, ganz im Bannfreis mittelalterlicher Jdeen, auf mittelalterliche Strafbestimmungen. genommen und der Gaildorfer Haufen dort ist noch in keiner man peitsche, man brandmarke den anarchistischen Verbrecher! Das Schlacht gewesen. Mahnen wir dazu die Bauern des Entehrende der Strafe soll vom Verbrechen abschrecken. Rothenburger Gebiets wieder auf und Brennecken, der lange Lienhart ist überzeugt, daß sie dem Rufe folgen werden so steht in wenigen Tagen ein neues Heer im Rücken des Truchseß. Waffen, Bulver und Geschütz liegen hier in der Stadt genug und die hiesige Bürgerschaft, vermein' ich, natürlich nicht die Patrizier und Prozen, ist gewiß eben so millig zum Kampf, wie die von Würzburg , Meiningen , Bamberg und anderen geringeren Bundesstädten. Es geht halt ihnen allen an den Kragen, wenn sie sich nicht wehren." Das Blut war wieder in Herrn Stephan's Gesicht zurück gekehrt. Er athmete wieder auf. Die niedern Zünfte Rothenburgs stehen fest zu mir," versicherte er. Ob aber der Rath in guten seine Rüft- und Vorrathskammern öffnen wird, das möcht' ich bezweifeln."
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So muß er dazu gezwungen werden," rief Florian Geher nachdrücklich. Es muß sich jest zeigen, ob er nur auf die Gelegenheit paßt, von dem beschworenen Bunde abzufallen. Unsere gestrige Niederlage wird ihn günstig dünken. Dann ist seine Zeit um. Feget ihn hinweg."
..Meiner Treu, an mir soll es wahrlich nicht fehlen." verficherte Menzingen. Sein Maß ist übervoll."
hr müsset einsehen," fuhr der Gast fort, daß wenn Würzburg sich nur noch eine kleine Zeit hält, der Truchfeß und die Fürsten sich zurückziehen müssen, wenn sie nicht ringsum eingeschlossen werden wollen, daß es trotz aller von ihnen er fochtenen Siege gar übel mit ihnen steht."
Wohl, aber kann Würzburg sich noch halten?" fragte bon Menzingen, indem er seinen Schnurrbart links und rechts durch die Finger laufen ließ.
Wie aber, wenn der herostratische Zerstörer das Brandmal auf der Stirn nicht als Schimpf empfindet? Wer zugleich zur Selbstvernichtung entschlossen ist, wie der italienische Mörder in Genf , der kann doch wohl nicht mit dem ästhetisch empfindsamen bürgerlichen Maaß gemessen werden. Als die Prügelzucht beim Militär bie sich der erhaltenen Prügel und des Heroismus", den sie dabei noch Gefeß war, gab es Individuen unter den Soldaten, bewiesen hatten, rühmten. Es existiren hiervon verbürgte Erzählungen. Dazu führte endlich das Prügelsystem. Es tödtete geradezu das Ehrbewußtsein, statt es zu heben. Und nun verspricht man sich Hilfe von bürgerlich infamirenden Strafen und vergißt das wesentliche Moment, daß die Prügelstrafe doppelt verrohend wirkt, auf den Empfänger sowohl, wie auf den, der zum Prügeln abkommandirt wird. In Beiden wird jede feinere Menschlichkeit erstickt. Wen will man denn infamiren? Einem Menschen, der im Egoismus wahnwigigster Eitelkeit sich selbst über die Empfindungen aller menschlichen Gemeinschaft hinwegießt, will man imponiren, indem man ihm zuruft: Pfui, Berächtlicher, du bist entehrt!" Welche kindliche Verblendung!
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Es ist ja schon soweit gekommen, daß man nicht blos in Wizzblättern das Zuchthaus eigentlich als behagliche Staatspension an sieht. Diese Gesellschaft spottet ihrer selber. Sie sagt, dem Verbrecher geschähe es wohl, wenn er als Staatspensionär im Zuchthaus fäße. Diefe selbstgerechten Leute merken nicht einmal, was sie sich und ihrer Gesellschaft für ein Zeugniß damit ausstellen, wenn sie zugeben, daß die daß die Versorgung im Zuchthause für einen Mitmenschen, fei er, wer cr wolle, noch einen Lockreiz haben fann. Für den Verbrecher Luecheni stimmt die Ansicht nicht einmal.
Man fann ihm getrost glauben, daß er lieber
in Luzern zum Tode, als in Genf zu lebenslänglichem Zuchthaus berurtheilt würde. Das paßt völlig zum heroftratischen Wesen. Im eitlen Wahnsinn möchte man wie ein Held oder wie ein Märtyrer posiren. Mit selbstgefälliger Miene trägt man die rüdesten Chnismen vor, als wollte man vor den Richtern damit prahlen: Seht, bin ich nicht ein schneidig erschrecklicher Kerl?"
Die Erregungszustände, die aus Anlaß des Mordes verursacht wurden, werden bald der normalen Erwägung weichen. Aber lange noch wird es nicht an Versuchen fehlen, sie fünstlich zu erhalten und Man kann mit den Schreckensrufen und der auszunüßen. Stimmungsmacherei für Umfturzgesetze so herrlich schön vom Uebel im eigenen Hause schweigen.
" Ich werde des Sorge tragen," beruhigte ihn der Gast. " Ich gehe von hier nach Rimpar , bringe die Bauern auf dem Gramschaker Walde in die Waffen, wenn es noch nicht geschehen sein sollte, rufe Hans Schnabel mit den Bildhäusern von Melrichstadt herbei, und mich dünkt, daß es mit solcher Macht wohl gelingen sollte, den Würzburgern von Norden her Luft zu machen, während der lange Lienhart mit den Limburgern und Gaildorfern von Süden herandringt. Und ist noch eines! Man malt phantastische Schreden, man lehrt den Bürger das Wendel Hipler er soll sich von Königshofen glücklich ge Gruseln und darüber hält man die Leute ab, über näherliegende rettet haben, wär's nit, der Truchieß hätt es schon in alle Dinge zu raisonniren. Die Theuerungskalamität, die erst jüngst Welt auspofaunen lassen- Wendel Hipler. der überall gute unsere Stadtverordneten beschäftigt, bleibt ruhig aufrecht bestehen. Berbindungen hat, erzählte mir, als er in Würzburg war, Die beiden Gruppen, die große Industrie, wie das große Agrarier daß der Aufstand wieder an allen Enden auszubrechen thum, darf man wirklich nicht müßig nennen. Die eine schmiedet die drohe, von Salzburg bis an den Bodensee und längs Ketten, daran die Koalitionsfreiheit gebunden werden soll, die andere dem Rheinthal. Die Algäuer rüsten sich, Memmingen hält auf feste Preise, damit die arbeitenden Klassen nicht allzu zu belagern, Weißenburg und Worms sind auf Seite üppig und übermüthig seien. Ein einträchtig brüderliches Baar! Ein polnischer Adeliger hat vor mehreren Jahren einmal im der Bauern getreten, und in Münster soll soll es Wiener Parlament, als man ihm das Schachertreiben seiner Partei gewaltig gähren. Würzburg braucht sich also nicht gar so und die Herrenmoral seiner Selaffengenossen vorhielt, geantwortet: lange zu halten." „ Schön ist das nicht, aber gesund!" Unsere Roggen- und FleischDie etwas vorgewölbten dunkeln Augen Stephans von I vertheuerer mögen sich auch schmunzelnd zurufen: Schön ist das