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der Erleichterung freudig aufathmet, und mit Spannung des Pathin, um ihr ihre Glückwünsche für den prächtigen Täuf­eigentlichen Hauptmoments harrt, der jetzt vor sich gehen soll. ling auszudrücken. Gina führt den Champagnerkelch zum Die Musit spielt Grétry's Lied:" Wo kann es schöner sein?" Munde und dankt für jeden Trinkspruch mit verbindlichem, Herr Fulton eilt raschen Schrittes zu den Arbeitern herunter, würdevollem Lächeln. Die kleinen Vanderlings betrachten um ihnen die letzten Anweisungen zu geben. das Trinkgeschäft als Gewissenssache, sie schmiegen sich eng an ihre Bräutigams, stellen sich, als ob sie von diesen gefizzelt würden, werfen sich zurück, daß das Mieder kracht und fichern wie kleine sinnestolle Närrinnen, in deren Augen man die ganze Liebeswissenschaft studiren kann. ( Fortsetzung folgt.)

Unter dem starken Druck der hydraulischen Winden und Widder, die an der Hebung des Kolosses arbeiten, beginnt sich das Schiff, das bis dahin unbeweglich gelegen, unmerklich zu regen. Aller Augen sind mit gespannter Neugierde auf die am Vordertheil des Schiffes beschäftigte Arbeiterkolonne ge­richtet, die, mit mächtigen Hebebäumten ausgerüstet, am Werke ist, den Koloß rascher auf den Ablaufschlitten hinabgleiten zu lassen. Alle Stapeltlöke, Balfen und Stüßen sind entfernt und die letzten Steifen gefallen.

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Von der Pelt.d

Béjard hat unterdessen Fräulein Dobouziez zu der Anker­Als zu Beginn des Jahres 1897 die bedrohliche Ausbreitung der winde geführt. Er nimmt ein elegantes Beil mit Plüsch be- Best in Indien auch in Europa Besorgnisse zu erregen begann, hielt es auch der Vorwärts" für geboten, seine Leser durch eine furze setztem Stiel und scharf wie ein Rasirmesser geschliffener Schilderung über das Wesen dieser Krankheit und über die Vor­Schneide, daß er der Pathin mit der Aufforderung ein beugungsmaßregeln gegen dieselbe zu unterrichten. Während nun händigt, das letzte Verbindungstau mit einem schnellen Hieb in Indien die Seuche nach furchtbarem Wüthen doch endlich nach­zu fappen. Die schöne, sonst so geschickte Gina stellte sich dazulassen beginnt, wird die Bevölkerung Europa's durch die bei recht linkisch an, es will ihr nicht gelingen, das starke Erkrankungen in Wien , über welche wir in der Sonntags­Hanffeil zu durchhauen. Ein zweiter und dritter Versuch fällt Nummer eingehend berichtet haben, in eindringlichster Form darauf nicht glücklicher aus als der erste, die junge Dame geräth hingewiesen, daß gegenüber dieser furchtbaren Feindin des Menschen­darüber in lebhafte Unruhe und ihren Lippen entringt sich geschlechts noch immer die äußerste Vorsicht und Wachsamkeit am Blaze ist. ein leiser Ausruf ärgerlicher Verlegenheit. Die erwartungsvoll harrende Menge wagt kaum zu athmen, es ist ihr nicht entgangen, daß das verwöhnte Kind, dem sonst alles nach Wunsch geht, in übelster Laune ist und mit seinem troßigen Unmuth nicht hinter dem Berge hält, was einige besonders spaßhaft aufgelegte Leute zum Lachen reizt.

Ein schlechtes Vorzeichen für das Schiff," murmeln die Seeleute.

hinzu.

Und für die Pathin nicht minder," fügen die andern

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Das Wesen der Krankheit wurde schon in der Sonntags- Nummer in furzen Zügen geschildert. Aus der seinerzeit gegebenen ausführlicheren Darstellung wollen wir heute noch wiederholen, daß nach der größten in Europa Herrschenden Epidemie der unter dem Namen des schwarzen Todes" bekannten, welche vom Jahre 1347 bis in das fünfzehnte Jahrhundert hinein wüthete die Best wohl noch häufiger auch unseren Erdtheil heimgesucht hat, daß aber doch allmälig die Epidemien seltener und weniger umfangreich geworden sind. Deutsch­ land ist seit 1720 von der Best überhaupt verschont geblieben, und in den außertürkischen Gebieten Europa's find seit 1830 nur zwei weniger umfangreiche- Epidemien aufgetreten. Dies Da Fräulein Dobouziez mit der Sache nicht zu Rande ist so mehr bemerkenswerth, als gegenwärtig für tommt, reißt schließlich auch Herrn Béjard die Geduld, er sicher gilt, daß in großen Bezirken Indiens und China's nimmt ihr das widerspenstige Instrument aus der Hand und ununterbrochen vereinzelte oder gehäufte Besterkrankungen vor­durchschneidet mit einem raschen, wuchtigen Hieb das Tau. kommen, und daß somit eigentlich andauernd die Möglichkeit einer Die Riesenlaft knirscht und ächzt auf ihrer Bohlen- Verschleppung der Krankheit nach Europa gegeben ist. Dies be unterlage, fetzt sich langfam in Bewegung und gleitet auf dem maßregel unterbleiben darf, welche zur Beschränkung des in Wien rechtigt einigermaßen zu dem Schlusse, daß zwar keine Vorsichts­Schlitten majestätisch seinem Element entgegen. Das zu entstandenen Krankheitsherdes geeignet erscheint, daß aber darum zu Wasser gleitende Schiff, dessen sich jetzt ein ganz eigenartiges übertriebenen Besorgnissen zur Zeit teine Veranlassung vorliegt. Leben bemächtigt hat, macht brüllend und schreiend seinen Weg. Für diese ruhigere Auffassung der Lage spricht ferner der Umstand, daß Nichts Eindrucksmächtigeres und Aufregenderes als dieses lang- es ja doch auch im voraufgegangenen Jahre gelungen ist, gezogene Geheul, das sich den Flanten der Gina" entringt; so die Best von Europa fernzuhalten, trotzdem die Ausbreitung der wiehern manche Pferde vor Stolz und Freude in dem Augenblick, Krankheit in Indien eine geradezu ungeheure war; und als wirklich wenn der Reiter ihre Kraft und Schnelligkeit auf die Probe im Vorjahre auf einem Schiffe im Hafen von Liverpool stellt. Schneller und schneller gleitet das Schiff auf seiner feit, der Strankheit Herr zu werden, indem man, wie gegens Bestertrantungen festgestellt waren, da gelang es ohne Schwierig­Bahn, mit einem Satz überspringt es wie ein ungeduldiger wärtig in Wien , die Erkrankten und diejenigen, welche mit ihnen in Schwimmer den kurzen Abstand, der es noch von seinem Berührung gekommen waren, aufs strengste isolirte( absonderte), In Elemente trennt, und stürzt sich mit Donnergetöse in die dieser Beziehung bieten mun die sogenannten Laboratoriums­Schelde, die bis ins Innerste hinein erzitterte und ihre infettionen, das heißt die Ansteckungen, welche durch wissenschaftliche schäumenden Wasserarme zum Empfange auszubreiten scheint. Arbeiten mit Krankheitserregern hervorgerufen sind, besonders Nachdem das Getöse verstummit ist, bricht die Menge in günstige Verhältnisse insofern dar, als gerade in diesen Fällen die Natur der Krankheit meist frühzeitig erkannt wird, und dementsprechend brausendes, nicht enden wollendes Hurrahgeschrei aus. Die auch rechtzeitig die geeigneten Maßregeln zur Verhütung der weiteren Musit läßt ihre verführerischsten Weisen ertönen, die Ausbreitung getroffen werden können. Für diese Annahme sprechen Kanonen feuern den Salut, und eine mächtige Riesen- wenigstens die bei anderen Erkrankungen gemachten Erfahrungen. So trifolore steigt langsam am Hauptmaft des Schiffes find mehrfach Laboratoriumsinfektionen mit asiatischer Cholera vor empor und die Besatzung der Gina" schreit ihrerseits aus gekommen, z. B. in Berlin und Danzig ; die lettere, wenn wir uns recht boller Kehle, und die Passagiere, die den Stapellauf an Bord erinnern, sogar mit tödtlichem Ausgang, Niemals aber hat sich an mitgemacht haben, schwingen im Bewußtsein ihrer Wichtigkeit und so dürften wir wohl das wenigstens hoffen, daß in Wien die diese Erkrankungen auch nur eine weitere Ansteckig angeschlossen, Hüte und Taschentücher. Zahl der Erkrankungen eine eng umgrenzte bleibt.

Das Schiff schwimmt jetzt mit der gefallsüchtigen Grazie Daß die antisemitische Presse Wiens diese traurigen Er einer stolzen Schönen in der Mitte des Flusses und bewegt eignisse zu Heßereien gegen die Aerzte und gegen die fich mit der ruhigen Würde eines sieggewohnten Triumphators. wissenschaftliche Seuchenforschung ausbeutet, ist bezeichnend Es ist nicht mehr die plumpe, schwerfällige Masse, die man für die Engherzigkeit und Beschränktheit dieser Blätter. eben noch etwas über die Achsel ansah, denn ein auf Land Daß nur eine gründliche Unterweisung über das Wesen befindliches Schiff macht immer mehr oder weniger den kläg der Seuche die Aerzte in den Stand feßen kann, einer aus­lichen Eindruck eines Trümmerstückes, sondern ist, seit es das Menschen nicht bezweifelt werden; wird es doch nur dadurch ermög brechenden Epidemie wirksam entgegenzutreten, fann von einsichtigen Wasser berührt, ein lebendiges, sich leicht und frei bewegendes licht, daß die einzelnen Krankheitsfälle frühzeitig erkannt und so bei Wesen geworden. Und jetzt seht sich auch die Maschine in Be- Beiten die geeigneten Gegenmaßregeln ergriffen werden. Selbst­wegung, die schweren Schraubenflügel wühlen das Wasser auf, und verständlich ist, daß bei den hierfür nöthigen Versuchen die größte der hochragende Schornstein sendet seine schwarzen Rauch Borsicht beobachtet werden muß. Ob in dieser Beziehung in wolken in die Luft. Der mächtige Riesenorganismus ist in Wien gefehlt wurde, läßt sich vorläufig nicht feststellen. Sollte boller Thätigkeit, seine Muskeln von Stahl und Eisen dehnen es der Fall sein, so hat ja der Hauptbetheiligte, der unglückliche und spannen sich, er stöhnt, athmet schwer und bethätigt seine Diener Barisch, seine Schuld schwer büssen müssen. Aus solchen ganze Lebenstraft. Das Hurrahgeschrei erhebt sich aufs neue Berfehlungen aber bez. den trop aller Sorgfalt vorgekommenen und stärker als zuvor. Im Tribünenzelt aber läßt Fulton's Art überhaupt unterbleiben sollten, das vermag nur die schlotternde Unglücksfällen den Schluß zu ziehen, daß Untersuchungen dieſer Vertreter inzwischen Champagner und Bisquits herumreichen. Angst des Spießbürgers, welchem die gegenwärtige Gefahr ins Die Herren trinten mit affettirter Fröhlichkeit auf Glück und unermeßliche vergrößert erscheint, oder die Bildungsfeindlichkeit Wohlergehen des Schiffes und drängen sich um die schöne der Dunkelmänner, welchen jede Erweiterung des Wissens und ins­

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