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spannt? Am Willen dazu wird es doch sicherlich nicht fehlen. Muftk. o od naro An dem hat es großkapitalistischen Vereinigungen niemals gefehlt. Konzerte. Theater des Westens . Die Form des Trotz alledem drang von der Erregung, die im Saale der Stadt- Klavierkonzertes gab der letzten Musikwoche ihre bemerkens­vertreter am Donnerstag herrschte, so wenig in das gesellschaftliche wertheste Eigenthümlichkeit. Man wird über diese Kunstform gut Leben des übrigen Berlins . Als lähmte eine unheilvolle Resignation unterrichtet durch das empfehlenswerthe, wenngleich nicht vollkommen die Thatkraft der Bürgerschaft oder als stände sie vor einem Pro- ausgearbeitete Büchlein von Vianna da Motta , das an den blem, das sie nicht unmittelbar berührte. Es ist wirklich ein alter Konzertzyklus von Busoni anknüpft. Ueber den zweiten Busoni Streich wieder einmal trefflich gelungen. Ein Thema, das dem ge- Abend( 5. d. M), der mir wegen eines Opernbesuchs wiederum entging, raden Laienverstand gar nicht so Schwieriges zu lösen aufgiebt, theilt mir mein Vertreter mit, daß der Künstler, trotz stellenweiser Kälte, wird verschnörkelt dargestellt. Tiefsinnig tritt man vor, und nicht nur eine staunenswerthe Technit, sondern auch, namentlich in betont die Komplizirtheit der Materie. Endlich ruft man den langsamen Säßen von Beethoven's Es- dur- und Chopin's aus: Wie sollen wir die genialen Menschen, die wir E- moll- Stonzert, ein tiefes ergreifendes Empfinden bewährte und brauchen, auch bezahlen können? Als ob niemals ein genialer besonders nach Schubert's" Wandrerphantafie" mit außergewöhnlichem Techniker von Privatgesellschaften rücksichtslos ausgenugt worden Beifall belohnt wurde. Moriz Mosztowsti, einer der Am Ende aber erreicht man dennoch seinen Zweck. Das Publikum beliebtesten Klavierkomponisten, hat ein neues, eben bei Peters erschienenes Klavierkonzert( E- dur) in London , in Frank gewöhnt sich an den Gedanken: die Sache ist verdammt verwickelt. furt a. M. und jetzt hier im dritten Philharmonischen Konzert Da läßt man besser die Hände davon und vertraut so entschlossenen( am 7. 5. M.) selbst gespielt. Der lebhafte Beifall galt Herren, wie dem jungen Herrn Mommsen, der doch nicht so teck und wohl in erster Linie dem Spieler, unter dessen Vorzügen wir den zuversichtlich auftreten tönnte, wäre er nicht im Besitz der einfichtigeren milden Anschlag rühmen möchten. Die Komposition ist eine vor­Wissenschaft. Alpha. wiegend flaviertechnische Schöpfung, die zahlreichen Motive find ge­fällig; mehr läßt sich faum fagen. Das Konzert begann mit Weber's Euryanthe"-Ouverture; daß ihr Eingangsmotiv von dem Begleitungs­lärm verdeckt wird, ist der Konzerthörer schon gewöhnt ein paar Spuren waren diesmal immerhin zu vernehmen. Das Pro­grammbuch des Konzertes wird hoffentlich nicht noch einmal auf­getischt werden. Auch die russische Klaviervirtuosin Vera Maurina gab( 10. d. M.) einen Abend, den Klavierkonzerte be­herrschten. Das in G- moll von Sgambati , einem italienischen Modernen, dessen Komposition troß Aufgebots reicher Mittel nicht eben zur Animirung beitrig, und einige fleinere Stücke ließen uns beim Vortrag durch die Konzertgeberin eine gewandte Virtuofin erkennen, die besonders in perlenden Figuren und im zarten Spiel wirksames leistet, aber, namentlich durch ihren Mangel an ge­staltender Betonung, den Eindruck des Temperamentlosen und Müh­famen macht und auch im Anschlag recht trocken bleibt.

Kleines Feuilleton.

-0- Der Blinde. Seine farblosen Augen rollten in ihren Höhlen. Bald wendete er den Kopf nach links, bald nach rechts. Sein Gebahren hatte etwas Tastendes, Suchendes, ähnlich wie bei einer Schnecke. Immer weiter riß er die Augen auf und horchte ängstlich die Straße hinauf und hinab.

Er stand schon lange hier mit seiner Harmonika und dem Kleinen Klappstuhl unter dem linken Arm, in der rechten Hand einen Stock, den er etwas vorstreckte. Aber wenn von rechts kein Wagen zu kommen schien, und er den Oberkörper schon vorbeugte, um über den Damm zu gehen, schnurrte von links ein Straßenbahnwagen heran. Sowie der vorüber war, rasselte eine Droschte um die Ecke in die Straße, ein Geschäftswagen fuhr heran- und dann klingelte wieder warnend die elektrische Straßenbahn.

Das Gesicht des Blinden wurde immer ängstlicher. Er setzte schon einige Male im raschen, verzweiflungsvollen Entschluß den Fuß auf die Bordschwelle; doch jagte dann ein Fuhrwerk so dicht borbei, daß es ihn fast streifte." Erschredt trat er zurück und wartete.

Die vorübergehenden Damen schienen ihn garnicht zu sehen. Sie musterten die Schaufenster oder betrachteten einander. Die jungen Mädchen hatten nur Augen für die Herren. Und die Herren hatten es zu eilig, um auf ihre Umgebung zu achten und zu bemerken, daß der Mann mit der Harmonika blind war.

Ein junges blaffes Mädchen blieb wohl stehen. Der Anblick des Blinden quälte sie. Der Athem blieb ihr stecken. Doch wagte sie es nicht, den Blinden anzufassen und ihn durch das Wagengewirre zu geleiten. Sie ging weiter. Aber nach wenigen Schritten mußte fie stehen bleiben und sich umsehen, wie wenn sie etwas vergessen hätte.

Da sprang aus einer Grube am Edhaus ein Rohrleger. Der Meister, der auf der ausgeworfenen Erde stand und ihm gerade Anweisungen gab, jah ärgerlich und erstaunt auf:" Ra, was foll denn das?"

" Id komme gleich wieder."

Wenn ich mit Ihnen spreche, haben Sie mich bis zum Schluß anzuhören;" schrie der Meister dem nach dem Straßendamm Eilenden nach.

Ja doch, ja doch! Beunruhigen Sie sich man nich; id bin ja gleich wieder da. Det kann ja teen Mensch mehr mit ansehn!" rief der mit bullernder Stimme zurück.

Sie sind entlaffen, wenn Sie nicht sofort zurüdfommen!" " Na, gewiß doch; machen wir! Wat mir det schon is, ob id bei Ihnen oder bei'n andern schufte."

"

Sie hören sofort auf!" rief der Meister, ganz roth im Gesicht. " Jawoll, mit dem jrößten Vergnügen!" antwortete der Rohrleger gemüthlich. Er stand jetzt neben dem Blinden und faßte ihn an den Arm: " So Männeten, nu sollen Sie gleich drüben sein. Blos noch de neue Funkentutsche( elektrische Straßenbahn) vorbei, denn jeht's los." Das Gesicht des Blinden glättete sich:" Danke schön! Dante schön!"

" Ih, dafor jiebt's nischt zu danken. Id kann Ihnen weiter jeben; heite is Connabend."

nischt Die Vorübergehenden hatte der Wortwechsel erschreckt. Faft entsetzt starrten sie auf den unbotmäßigen, ungehorsamen Arbeiter. Doch da trat das junge Mädchen, dessen Blässe einer schämigen, plöglichen Röthe gewichen war, an den Blinden heran und drückte ihm was in die Hand. Nun traten auch andere herzu und steckten dem Blinden was zu. Dann brachte der Rohrleger den Blinden über den Damm. Und während der seine Straße weiterzog, wollte der Rohrleger sein Werkzeug zusammenpacken. Da brummte der Meister.

Na, ich denke, id soll Feierabend haben? fragte der Rohr Leger.

Der Meister brummte wieder.

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Den Klavierkonzert- Vorträgen verwandt war das Konzert der Schwestern Sondheimer aus Amerita. Sie traten( am 8. d. M.) zum ersten Male auf und zwar mit der Spezialität des Vierhändig­spiels auf zwei Klavieren. Diese Form bietet, obschon sie nicht eben gewaltig Großes begünstigt, doch wie nicht bald eine Kunstform zu feinen feinen intimen intimen Wirkungen und zu einer hohen Kunst des Ineinanderarbeitens Gelegenheit. Bei nicht eben reichen Literatur für sie, aus der hier eine etwas dem Virtuosenhaften huldigende Auswahl getroffen ivar, macht es einen wesentlichen Unterschied, ob das Stück für beide Klaviere original, oder für beide transskribirt, oder für eines original, für das andere transstribirt ist. Diese dritte Art, die relativ mindestwerthige, blieb hier, soweit wir sahen, weg; die Unterscheidung der beiden anderen Arten wäre auf dem Programm sehr erwünscht gewesen. Die Spielerinnen stehen noch auf keiner besonderen Höhe, auch bezüglich der Klarheit nicht; allein ihre Gewandtheit, ihr guter Anschlag und ihre ruhige Haltung vergrößerten noch das Verdienst der Vertretung eines sonst vernachlässigten Musifzweiges. Dem blumenreichen Beifall folgte eine Zugabe.

Das philharmonische Orchester ist unter Rebicet nnermüdlich im Begleiten von Konzertgebern und in seinen eigenen, wöchentlich dreimaligen populären Konzerten", bei denen es freilich mehr auf Massenwirkung, in mehrfachem Sinne des Wortes, an­tommt. Wir hörten( am 6. d. Mts.) unter anderem Vortragsstücke des neuen Sollocellisten Anton Hetting und freuten uns be sonders des Eindrucks, daß ihm ernstere Leistungen, wie sie über den Durchschnitt dieser Kunterbunten Programme hinausragen, näher liegen als andere.

Ein Schüler des Balladenfängers Eugen Gura , dessen eigenes Konzert eben bevorsteht und hoffentlich den seiner würdigen Erfolg haben wird, trat am 6. d. Mets. auf: Franz Seebach. Wir mußten das Anhören auch dieses, besonders unter dem Zeichen Löwe'scher Balladen stehenden Konzertes einem Vertreter überlassen und erfahren, daß es sich um eine fleine, aber angenehme und be­sonders in der Mittellage hübsch flingende Baritonstimme, doch mit zu monotonem Vortrag, handelte.

Frau Lilly Lehmann, die vielgerühmte Vertreterin guter alter" Gesangskunst", begann am 11. 6. M. ihre drei populären Liederabende". Die vielleicht allzu große Ruhe und Diskretheit ihres Vortrages war wohl das eigenartigfte Stüd ihrer Künstlerschaft, und gerade Herrn Risler's Klavierspiel paßt dazu ganz besonders. An Undeutlichkeiten der Aussprache mochte der große Philharmonie- Saal schuld sein; um so rügenswerther ist ein Differiren der Programme von einander, wie es hier stattfand und den Zuhörer irreführen konnte.

Das elendeste an Programmtegt und freilich auch an Programm felbft leisten wohl, nach dem, was wir am selben Abend in der Sing­Akademie hörten und sahen, die Abonnementkonzerte Bajic. Grünfeld. Die Einzeldarbietungen waren als solche sehr dankens­werth; allein wenn sich Konzerte fo vornehm gebärden wie diefe, dann sollen fie sich auch bemühen, es zu sein.

Das Operntheater des Westens überhezt sich mit " Ra, mir fann' t ja egal sein!" meinte der Rohrleger mit un- Neu- Einstudirungen. So viel Anmuthiges auch für diese( meist willigem Gesicht und verschmitt zusammengefniffenen Augen. Jd Spiel") Opern geleistet wird, so muß doch gegen die dabei höre jleich uff!" Damit flopfte er flink das Werg in die Fugen.herrschende bequeme Oberflächlichkeit entschieden protestirt werden.