Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 238.

Mittwoch, den 7. Dezember.

oft susting, aistbot bats and * off Jords

1898

shoot not

( Nachbruck verboten.)

Mama wurde sofort ernst.

Ach, was Du sagst, Kind! Ja, Du hast ganz gefähr­

Die Badevrile der Familie Hellvik. liche Augen! Das wäre ja eine Niederträchtigkeit! Sie hatte

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doch ihre Modejournale mit. Kinder, das arme Schaf hat sich doch wohl nicht im Jahrgang des Modenblatt" geirrt! Weiß der Himmel, das sieht wirklich beinahe so aus

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Auch Fräulein Anna machte ein bedenkliches Gesicht und die Damen wurden nur wenig durch Onkel Gustav's er­munternden Ausruf getröstet:

Ich f... f... finde, die Mädchen sehen sehr h... hübsch aus!"

Von Alfred af Hedenstierna. ,, Gedenken Sie sich gar nicht zu verheirathen, Herr Land­richter?" sagte einmal jemand zu ihm, der dem alten Jung­gesellen dadurch schmeicheln wollte, daß er diesen Fall noch für möglich hielt. wozu sollte das denn d d.. dienen? Ich habe ja die Sch. schwägerin, die viel b... besser ist besser, als alle Frauen der W... welt," erwiderte Neben der Villa, in der die Familie Hellvik wohnen sollte, Onkel Gustav. befand sich ein großer fester Kiesplay, auf dem die halb­396 Sonderlich schön war der alte Onkel freilich nicht. erwachsene Jugend gerade eifrig mit einer munteren Ballspiel­Mehrere Jahre älter, als" Papa", überaus mager, poden- partie beschäftigt war. Pluto und Proserpina  narbig, zahnlos unter Verschmähung aller tünstlichen Kau­die einzige praktische Ver­geräthe und ziemlich kahlköpfig. Dazu sein Stottern und die wendung, die Papa Hellvif's klassische Bildung fand, war, Eigenthümlichkeit seines ganzen Wesens. So hatte er die un- daß man den Hausthieren mythologische und alterthums­angenehme Gewohnheit, laut zu denken, was um so peinlicher geschichtliche Namen gab Pluto und Proserpina   hatten seit war, als er eine gewisse Neigung zu spöttischen Gedanken hatte. dem Betreten des Kurort Gebietes sich für eine langsamere In Gegenwart von Fremden konnte Onkel Gustab daher recht Gangart entschlossen, die Gelegenheit zu reiflicheren Beobach­beschwerlich fallen; und die Mädchen sahen der Entwickelung tungen gab, und alle Versuche Peter's, sie zu einem imponiren­feiner gesellschaftlichen Talente in dem Kurort Gesundbrunnen   den Einzug anzutreiben, strandeten an der großen Charakter­mit großer Besorgniß entgegen. festigkeit der unterirdischen.

Schon hier draußen auf der Landstraße in ihrem lieben, riesengroßen Wagen, in dem sie sich so heimisch fühlten, machte die Familie Hellvit einen ganz originellen Eindruck. Die Damenmoden der lezten zwei Jahre waren spurlos an Mama vorbeigegangen, und die Versuche einer kleinen Meisterin der Nadel, die aus der nächsten Kleinstadt nach Hultuna hinaus geschickt worden war, uni Anna's und Gerda's neue Zoiletten entsprechend zu gestalten, waren nicht allzu befriedigend aus gefallen. Mama aber fand alles vortrefflich und wohlgelungen, nud man hatte durch die Kurverwaltung, in einer der besten Villen Wohnung gemiethet, um von vornherein der Gesellschaft in dem Kurorte einen kleinen Fingerzeig zu geben, wie sie die Familie Hellvik zu tayiren habe.

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Jezt passirte man den Kiesplak; da zischte der Ball­schläger durch die Luft und der Ball tam gerade auf die Hellvik'sche Equipage losgeflogen. Aber ruhig und sicher parirte der junge Arel ihn mit geballter Hand und schlug ihn in langem, fchönem Bogen zurück zu einem der Spielenden, gerade als wäre er mit beim Spiel gewesen.

Ein Beifallsgemurmel begrüßte die Geistesgegenwart des Knaben.

Nein, seht den! Scht!", Das war ein Schlag!" Ob der hier bleibt?" ertönte es aus der Schaar.

" Ihr Lieben sagt, wo liegt die Villa der Wittive Berg?" fragte Frau Hellvik in demselben Augenblick ein paar Damen, die an ihrem Wagen vorbeikamen. Die Damen sperrten die Augen auf und sagten:

Ob das Nummer sieben ist? Oder vielleicht Nummer neun?... Nein, ich glaub' bestimmt, daß es Nummer

Ueber Land zu fahren und die Equipage während des Kuraufenthaltes dort zu behalten, das war Mama's Jdee. Freilich ging eine Eisenbahn und auch eine Dampfschifflinie nach Gesundbrunnen  , aber es war viel gemüthlicher und gab elf iſt." ein gewisses Ansehen, eigene Equipage" zu haben, und konnte Ach Du Allmächt'ger! Hier mitten auf dem Lande haben auch Veranlassung zum Anknüpfen netter Bekanntschaften sie nun gar Nummern an den Häusern! Na, vielen tausend mit angenehmen Leuten geben, wenn man sie zum Mitfahren einlud.

Das Gepäck und Arel's Veloziped waren mit dem Dampf schiff gegangen.

Je näher man Gesundbrunnen   kam, desto großartiger und schöner wurde die Natur, desto öfter begegnete man Gruppen promenirender Gäste oder fuhr an solchen vorbei, mnd desto größeres Aufsehen erregte der Hellvik'sche Familienwagen.

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Guten Tag, mein Jungchen!" rief Frau Hellvik munter einent fleinen, fein ausgepugten Knaben zu, der am Weg­rande an der Hand seiner elegant gekleideten Mutter da­her fam.

Aber Emma, Du kennst sie ja gar nicht...." ,, Ach, Herr Gott, was macht das, Albert! Morgen Abend kennen wir sie ja alle!..."

Bald war man im Kurpark und erregte eine Aufmerksam feit, wie man sie sich nicht größer und deutlicher wünschen konnte. Man stellte sich am Wege auf und setzte die Pince­nez und Monocles zurecht.

Frau Hellvik war ganz gerührt darüber und flüsterte: Albert und Gustav, Ihr könntet gut grüßen! Herr Gott  , wir sind ja doch bald alle wie eine einzige große Familie!"

Alle blickten froh umher. Nur die schöne Stime der fleinen Gerda verfinsterte sich, und ihre lebhaften Augen be­famen einen nachdenklichen Ausdruck. Gerda hatte einen an geborenen Geschmack und offenen Blick, obgleich beide ungeübt waren. Offenbar gefiel etwas dem kleinen Fräulein Hellvit nicht. Schließlich bog sie sich vor und flüsterte:

O, Mama, Mama, sieh nur die Toiletten! Jch fürchte, wir werden schwer mit den Montirungen durch kommen, mit denen das gute Fräulein Lindquist uns aus­gestattet hat...."

Dank!"

So fand man denn schließlich die richtige Villa und stieg mit steifen Beinen die Treppe zu ihr hinauf. Im Korridor stand ein hübsches junges Mädchen in karriertem Baumwoll­kleid und verneigte sich lächelnd. Frau Hellvik war ganz glücklich darüber, angelangt zu sein, und Gesundbrunnen   viel hübscher gefunden zu haben, als sie es sich gedacht hatte, und ganz entzückt, daß die Villa so fein und elegant war, und da ihr Herz ohnehin stets vor Wohlwollen gegen die ganze Welt und alle Menschen überströmte, öffnete sie ihre üppigen Arme, drückte das Mädchen an ihr Herz und füßte es auf die Wange, sodaß es tuallte wie eine bessere Kinderpistole.

,, Liebes, liebes Kind! Möchten wir nur nicht Ihrer Frau Manta allzu viel Arbeit und Beschwerde verursachen!"

Das Mädchen machte sich mit sanfter Gewalt aus der üppigen Umarmung frei, verneigte sich etwas weniger tief, lachte aber desto mehr und sagte:

,, Verzeihen Sie, ich bin nur das Hausmädchen. Frau und das Fräulein sind draußen im Kurpart."

Die

Frau Hellvik hustete ein wenig, nahm eine getränkte Miene an und murmelte:

Na, das muß ich sagen! Nicht einmal zu Haus zu sein und einen zu empfangen.

Es nahm dann jeder sein Zimmer in Besitz und verwandte einige Zeit auf die Toilette.

Onkel Gustav, der sich in dieser Beziehung niemals über­eilte, wurde doch zuerst fertig und saß bald auf der Veranda in einem schnupftabatbraunen Rock von unbestimmbarem Schnitt, in grauen Beinkleidern, heller, flotter Weste und dem höchsten Stehkragen, den er hatte auftreiben können, so daß es jeden Augenblick aussah, als würde er sich die Ohren abschneiden.

Wie er so da sitt und mit sichtbarem Wohlbehagen eine Priese von Wienden's berühmter Mischung in feinen im­