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Die Offiziere und Beamten können freilich gute Wasserpatrioten fein, denn sie in ihren aristokratischen Willen spüren ja so wenig von des Lebens Sorge.  

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der Marinestadt Kiel durchstreift, muß zu allerhand nicht gerade| Art und Gefährlichkeit des Leidens fast niemals, und ein Eins ordnungs" freundlichen Gedankengängen angeregt werden: geborener erkennt an dem eigenthümlichen Gesichtsausdrucke des Auf dem Wasser die schwimmenden Festungen, die Milliarden andern frühzeitig, daß dieser dem Todesschlafe verfallen ist. Ein verschlungen haben, Milliarden verschlingen werden und wozu? Merkmal der Krankheit besteht auch in der großen Muskelschwäche, ferner in einem Jucken über den ganzen Körper, auch in der Ver­größerung der Lymphdrüsen. Ein solcher Zustand kann Monate lang dauern, doch treten in manchen afuten Fällen, die aber seltener sind, auch Krämpfe und fallsuchtartige Erscheinungen ein. Gegen das Ende läßt die Nahrungsaufnahme nach, der Kranke bleibt dauernd an sein Lager gefesselt, er wird wund vom Aufliegen und bekommt Krämpfe in einzelnen Muskelgruppen, was darauf deutet, daß die motorischen Zentren im Gehirn in ernste Mitleidenschaft gezogen sind. Durch­schnittlich tritt der Tod nach neun Monaten ein, zuweilen schon nach zwei bis drei Monaten, oder auch erst nach zwei bis drei Jahren. Manson ist der Ansicht, daß der im Blute der Neger so häufig vor­handene Fadenwurm in einen Zusammenhang mit der Krankheit zu bringen sei. Vielleicht wandert dieser Blutschmarozer schließlich ins Gehirn oder beeinträchtigt die Ernährung derart, daß der beschriebene Krankheitszustand eintritt.- Musik.

Die Unteroffiziere haben es weniger gut. Aber sie haben ihre Sach auf nichts gestellt", leben in Saus und Braus und denken nicht an das Morgen. Die Arbeiter, die in den Miethetasernen hausen, früh morgens 5 Uhr aufstehen und täglich viermal die Hetjagd von und zur Arbeitsstätte machen müssen, um den horrenden Tagelohn von 2,50, 3,00, 3,50 M. zu verdienen, haben sie etwa Ursache, mit ihrem Loose zufrieden zu sein?

Das Kieler Proletariat wird die Antwort auf diese Frage dadurch geben, daß es in spätestens fünf Jahren abermals wie schon einmal vor fünf Jahren die rothe Fahne auf den Zinnen der Marine­stadt Kiel aufpflanzt!- <-b.­

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Kleines Feuilleton.

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Von den ,, Musiker Kalendern" sind für 1899 der von Raabe u. Plothow im 20., der von May Hesse im 14. Jahr­gang erschienen. Wer spezielle Interessen verfolgt, wird sie wohl beide benützen müssen; namentlich im Verzeichniß der Konzert­aufführungen des letzten Jahres erkennt man aus dem einen leicht Lücken des anderen. Der Hesse" bringt im allgemeinen einiges mehr als sein Konkurrent; so auch ein Journal- Verzeichniß und der­gleichen und von seinem Redakteur H. Biemann eine Erörterung Ueber Elementar- Gesangsunterricht." Eine Theilung, wie sie den Raabe n. Plothow" zur Benutzung erleichtert, wäre wohl auch ihm förderlich.

Erziehung und Unterricht.

sz. Einige Hilfsbüchlein für Musiker und Musikfreunde ver­dienen ein paar empfehlende Worte. Der Grundsaß, das Verständniß dramatischer oder auch sonstiger poetischer" Musik durch eine Art Bädeker zu erleichtern, hat sich gegenüber Wagner's Werken gut be ie. Die Schlaffrankheit der Neger. Patrid Manson, ein währt und kommt jetzt für unsere Philharmonischen Konzerte, Arzt am Charing Croß- Krankenhause in London  , hat jezt zwei Neger- namentlich durch R. Reimann's Leistungen, regelmäßig in An­burschen, die dort an der Schlaffrankheit darniederliegen, in Bewendung. Eine Serie von Heftchen: Nene Opern"( Berlin  , handlung. Es ist dies wohl das erste Mal, daß schlaf-" Harmonie") ist jüngst durch W. Kleefeld's kundige Hand be franke Neger in einem europäischen Krankenhause Krankenhause ärzt- gonnen worden: der uns vorliegende billige Führer durch Odysseus  ' licher Beobachtung unterliegen, und die von Manson im Heimkehr von A. Bungert, dem jetzt wohl meist umstrittenen " British Medical Journal  " veröffentlichten Erfahrungen sind daher Bühnenkomponisten( heft 1), und der ebensolche Führer durch Don von besonderem Interesse. Die Krankheit wird entweder als Schlaf- Quirote" von W. Kienzl( heft 2) machen einen für das junge Unter­frankheit des Kongo  " oder als Neger- Lethargie" bezeichnet, Manson nehmen günstigen Eindruck. Die bei den Joachim Konzerten schlägt als zutreffendsten Namen den Ausdruck Afrikanische Lethargie" fäuflichen tleinen Partitur: Ausgaben( Leipzig  , E. Eulen­vor. Sie hat eine ganz eigenartige geographische Verbreitung; sie ist auf burg  ) seien hier nochmals hervorgehoben; soweit wir sie kennen, einen bestimmten Theil des westlichen Afrika   beschränkt, der etwa zwischen zeichnen sie sich auch besonders durch sinnvolle Vortragsbezeich dem Senegal   im Norden und Loanda im Süden liegt und eine nung aus. Breite von etwa 2400 Kilometern besitzt. Manson erwähnt auch Fälle aus Stanley- Falls, etwa im Mittelpunkte des äquatorialen Afrika  . Nun tritt aber die Krankheit innerhalb dieses Gebietes nicht überall gleichzeitig auf, sondern zeigt sich abwechselnd hier und da, scheint aber an gewissen Plägen, Dörfern oder Gruppen von Dörfern immer wieder auszubrechen. Bei einem erneuten Aus­bruche pflegt die Krankheit in verhältnißmäßig kurzer Zeit große Verheerungen anzurichten. In dem Dorfe am oberen Kongo 3. B., aus dem Sie beiden jetzt in London   befindlichen schlafkranken Neger stammen, starben im vorigen Jahre von 1000 Einwohnern 28, und 2/5 aller Todesfälle im Jahre sind auf ihre Rechnung zu setzen. Der französische   Arzt Corre, der die Krankheit in Senegambien studirte, berichtete, daß sie oft große Dörfer zum Untergang bringt, indem die eine Hälfte der Einwohner stirbt, während die andere - Ueber die Schädigung des Unterrichts durch entflieht. Man hat vielfach angenommen, daß die Schlaffrankheit die Konfirmandenstunden macht ein Lehrer aus einem dem Neger ausschließlich eigen sei und eine Art von Rafsenkrankheit Dorfe in der Nähe Berlins   in der" Preuß. Schulzeitung" Mit­darstelle; dies ist auch in gewisser Beziehung richtig. Es ist nur zu theilung. Der Konfirmandenunterricht wird im Winter von 10 bis bemerken, daß die aus Afrika   ausgewanderten Neger in anderen 12 Uhr ertheilt und die Kinder können unmöglich vorher noch den Theilen Afrika's außerhalb des beschriebenen davon frei bleiben. Schulunterricht besuchen. Jeden Mittwoch fallen so für sie vier Allerdings kamen zur Zeit des Sklavenhandels zuweilen auch Stunden und jeden Freitag sogar sechs Stunden aus; das sind in den Plantagen Westindiens   einzelne Fälle vor, deren wöchentlich zehn Stunden. Der Nachmittagsunterricht muß aus be Keim aber sicherlich schon aus der afrikanischen Heimath ein stimmten örtlichen Gründen um 1 Uhr beginnen und dauert bis geschleppt worden war. Bezeichnend für die Krankheit ist die Eigen- 3 Uhr. Ehe die Kinder nun ihr mitgebrachtes Brot nach dem Kon­schaft, daß sie lange Jahre im Körper verborgen bleiben kann, firmandenunterricht verzehren und den weiten Weg zurücklegen, ist ehe sie zum Ausbruch kommt; so konnte ein Sflave aus es mindestens 21/2 bis 3 Uhr; im Winter bei tiefem Schnee und Afrika   nach West- Indien   gebracht werden, dort Jahre dort Jahre lang aufgeweichten Wegen wird es sogar noch später. Für die 22 Wochen anscheinend gesund seine Arbeit verrichten und erst nach des Winterhalbjahres ergeben sich demnach 10 X 22= 220 Stunden; Jahren dem tödtlichen Schlafe zum Opfer fallen. Auch in dazu 48 Stunden ans dem Sommerhalbjahr, macht 268 Stunden, England ist ein ähnlicher Fall bekannt geworden: ein Neger- welche die Kinder auf diese Weise in einem einzigen Jahre ver­Knabe wurde vom Kongo nach England gebracht und drei Jahre lieren. In manchen Gemeinden wird der Konfirmandenunterricht lang in einer Anstalt in Wales   erzogen; er schien während dieser zwei Jahre lang ertheilt, so daß sich die Versäumnisse während ganzen Zeit vollkommen gesund zu sein, bis nach drei Jahren sich dieser Zeit auf mehr als 500 Stunden belaufen. plöglich die Merkmale der Schlaffrankheit an ihm zeigten und er daran starb. Die Neger selbst sagen, man sei vor der Krankheit nicht sicher, ehe nicht sieben Jahre seit dem Verlassen einer von ihr-ss.- Gine alt megikanische Karte ist fürzlich durch heimgesuchten Gegend vergangen seien. An den in London   befindlichen einen Archäologen der Universität Chicago neu herausgegeben Knaben sind folgende Beobachtungen gemacht worden: Die ersten Er- worden. Diese Karte bestand in 33 Farbenzeichnungen, die einige tranfungszeichen bestanden in Zerstreutheit, Kopfweh, einem unsicheren Jahrzehnte nach der Eroberung von Mexiko   durch die Spanier an­und schlotternden Gange und großer Schläfrigkeit. Die Neger liegen gefertigt wurden, um die Lage und Umgebung der Eingeborenen­meist mit geschlossenen Augen, mit einem melancholischen Gesichts- Stadt Cuauhtlanzinco festzuhalten. Die auf Segeltuch entworfenen ausdruck im Bett, zuweilen stehen sie auf und gehen bis zum Ofen, Originalblätter sind schon fast in Stücke zerfallen, und daher wurde berfallen aber dort sofort wieder in ihren schlafähnlichen Zustand. ein neues Exemplar im Laufe dieses Jahrhunderts angefertigt, das Leises Geräusch erweckt sie, auch ermuntern sie sich, wenn ihnen mit Inschriften in der Landessprache und im Spanischen bedeckt Effen gebracht wird, und Appetit und Verdauung bleiben gut. wurde, um verschiedene durch die merikanischen Kartenfünstler auf­Spricht man mit dem Kranken, so giebt er ganz vernünftige gemalte Szenen zu erklären. Jezt sind alle Blätter dieser Karten Antworten, aber noch während des Sprechens fallen ihm photographirt und so der Wissenschaft dauernd erhalten worden. die Augen wieder 811, auf Befragen äußert er fich höchst unglücklich über seine unwiderstehliche Schlafsucht. Der jüngere der beiden Londoner   Patienten, ein Knabe von 11 Jahren, hatte vor und während der Ueberfahrt Fieber und war start ab­gemagert, jedoch ist jetzt im Krankenhause eine Besserung eingetreten, so daß die Aerzte auf seine Erhaltung hoffen, jedoch halten die jenigen, die mit der Krankheit vertraut sind, diese Hoffnung für trügerisch. Auch die erkrankten Neger selbst täuschen sich über die

Archäologisches.

Medizinisches.

t. Mord oder Selbstmord? Dr. Gilles de la Tourette  verlas in der Sigung der Pariser Gesellschaft für gerichtliche Medizin eine recht bemerkenswerthe Mittheilung des Dr. Graverry über einen Fall von Selbstmord. Der betreffende Mann war auf der Straße todt aufgefunden worden, sein Kopf lag in einer Blutlache und wies auf der hinteren Schädelseite eine Wunde auf, die von einem