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Gesangsaufgaben zu lösen. Mit dem Tert wurde recht frei umge- gang fort, ihr fehlt ja nichts zum Feste, alles ist in Hülle und sprungen. Besonders gilt das von Herrn Werner Alberti in Fülle da, alle Zimmer sind mit Geschenken für die Kinder angefüllt, der Titelrolle; zum Theil verstand man ihn nicht, zum Theil scheint der reine Spielwaaren- Laden. Und das schöne, große Schaukelpferd! er feinen eigenen Text gemacht zu haben. Allein er spielte mit Das wäre etwas für Mischutka, wie würde der sich freuen!" Würde und Geschick und fang im allgemeinen mit voller Kunst eines Krach! den Händen Matriona's entgleitet eine Flasche Rothwein, der hohen Tenors. Seine nächste Partnerin war Frau Emma Seebold; fich über den Parkettboden ergießt. nicht recht überzeugend im Spiel, bemühte sie sich doch nach dramatischem Ausdruck und wußte sich auch manchmal sammt ihrem Partner mit allem Stimmaufgebot über dem Orchesterlärm zu halten. Für die gewaltige Kullissenrolle des Gérard war Herr Juan Luria der richtige Wütherich; einen wichtig thuenden Sansculotten" gab Herr Hermann Steffens in jeder Weise gut. Frau Geller Wolter a. G." sei in der Kleinen Rolle der alten Madelon", deren Darstellung gerade keine besondere Annehmlichkeit ist, und Herr Hans Patet in der eines intriguirenden Stutzers noch be­sonders rühmend erwähnt.

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Der italienische Verleger hat auch das deutsche Textbuch heraus­gegeben, in einer anständigen Ausgabe um 75 Pf. und in einer anderen von geradezu unanständiger Unvollkommenheit. Natürlich war dieses für die Theaterkasse wieder ein erwünschter Fall, und sie verkaufte den Schund um 60 Pf. Vor diesem Kauf sei dringend gewarnt.

Das mur mäßig zahlreiche Publikum benügte das nach den Akt­schlüssen sehr freigebig angewendete Wiederaufgehen des Vorhangs zu lebhaftem Beifall: Regisseur Ehrl, Kapellmeister Nuthardt und Direktor Hofpauer fonnten wiederholt danken, und letzterer sprach einige Worte für den abwesenden Komponisten. Herr Alberti erhielt einen Kranz, sonst niemand.

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Kleines Feuilleton.

SZ.

,, Nein, es ist nicht zum Aushalten!" schreit die gnädige Frau, indem sie in das Zimmer stürzt. Diese Ungeschicklichkeit! Aber ich wußte es ja, ich wußte es ja, daß man sich auf niemand von Euch verlassen fann; anstatt alles in Ruhe und vorsichtig hinzustellen, wird alles überſtürzt und flüchtig gemacht. Es ist zum Verzweifeln! Was stehst Du jetzt wieder wie ein Stück Holz? So wische doch schneller auf, ehe das ganze Parkett verdorben ist." Die Hausfrau entfernt sich; Matriona tann es aber immer noch nicht fassen, wie ihr die Flasche aus den Händen gleiten konnte." Jezt ist das Un­glück fertig," flüstert sie erbleichend, und wie, wenn sie es mir vom Lohne abzieht?" Bei diesem Gedanken läuft es ihr kalt über den Rücken. Nenlich erst erzählte das Stubenmädchen, daß ihr die Herrschaft alles vom Lohne abzieht, jede Kleinigkeit müsse sie bezahlen.... Das wäre eine Bescheerung!...

Es ist Abend. Matriona wartet in der Küche auf die Rückkehr des Stubenmädchens, welches der gnädigen Frau melden sollte, daß fie mit der Arbeit fertig sei und nach Hause gehen wolle. Wieviel, wieviel wird sie geben? Wenn ich nur die 60 Kopelen voll bezahlt bekäme!" Jegt hört sie die Schritte des zurückkehrenden Dienst­mädchens und ihr Herz flopft hörbar. Hier", sagt das Mädchen, und schüttet in die ausgestreckte Hand Matriona's einige Silbers münzen, die gnädige Frau läßt sagen, daß sie mehr ge­geben hätte, wenn Du nicht die Flasche Wein zerbrochen hättest." Matriona beginnt das Geld zu zählen, und mit jedem Zehntopeken­stüd hellt sich ihr Gesicht mehr und mehr auf. Nun, Lob und Dant, daß ich wenigstens meinen Lohn voll ausgezahlt bekommen habe," seufzt sie erleichtert auf; sie verabschiedet sich von dem Dienstmädchen und geht nach Hause.

Theater.

Vorderhaus und Hinterhaus. Matriona ist heute tagüber im Vorderhause mit Großreinemachen" beschäftigt. Jetzt vor den Feiertagen giebt es vollauf zu thun, und da kann man auch ein Man wohnt im selben Hause, und doch habe ich den ganzen paar Groschen verdienen. Und die gnädige Frau hat ein Einsehen; Tag teinen freien Augenblid gefunden, um nach meiner Wohnung im vorigen Jahr zu Weihnachten hat sie einen ganzen Rubel ge- zu sehen," denkt Matriona, während sie die dunkle Hintertreppe geben, anstatt der ausbedungenen 60 Kopelen pro Tag, und da hinabsteigt. Sie gelangt durch eine niedrige Thür auf den Hof wird sie wohl auch diesmal nicht geizen, denkt Matriona, und wirft durch das schneeverwehte Fenster einen Blick in die während sie eifrig an den Messinggriffen der massiven spärlich erleuchtete Kellerwohnung des Hinterhauses. Sie sind zu Thüren putt und vorsichtig den Staub von den winzigen, Hause!" ruft sie, ein Freudenschimmer überzieht ihr Gesicht, und Toftbaren Nippes wischt. Wie herrlich doch dieser Weihnachts schnell eilt sie die dunkle Kellertreppe hinunter. Riwa Buchholz. baum ist, und wie schön geputzt!" Matriona sieht bewundernd den stattlichen, reich behangenen Tannenbaum an, der in der Mitte des Zimmers steht. Wie viel der wohl fosten mag? Sicher mehr, als-1. Das Schiller Theater hat sich in den ersten unjercins im ganzen Jahr verdienen kann..." Und Matriona seufzt Monaten der gegenwärtigen Spielzeit viel mehr mit den Berliner beim Gedanken, daß ihr Mann gerade jezt arbeitslos ist... Ob Schwankfabrikanten als mit den Dichtern beschäftigt, die seines sie wohl dies Jahr wieder einen Rubel giebt?! Sie hat's ja voriges Namens würdig wären. Das mag gewiß nicht so sehr aus eigenem Jahr auch gethan, warum soll sie es also jezt nicht auch thun? Und Behagen als in Rücksicht auf das liebe Publikum geschehen sein. das Geld ist jetzt noch viel nöthiger als damals.. Wie schlecht Um so löblicher ist es, daß diese Bühne am Donnerstag etwas die Arbeit auch bezahlt wurde, so wußte man doch, daß wirklich Großes brachte: Hannele's Himmelfahrt von Feiertag war, und es reichte sogar noch, Mischutka zu beschenken. Gerhart Hauptmann . Nicht in der schimmernden Ausstattungs­Wie sollte man auch anders, ist es doch ein Kind!" Und Matriona pracht wie im Schauspielhause, auch nicht in der fein abgetönten lächelt bei der Erimierung an Mischutka's Frende im vorigen Jahr, Zeichnung, wie im Deutschen Theater. Es war Holzschnittmanier, als er das winzige Bäumchen erblickte, das sie für ihn mit Aepfeln, ein bischen derb auch da, wo der hinumlische Abglanz leuchten sollte, Nüssen und Lichtchen geschmückt hatte." Das Bäumchen war gar aber im Ganzen recht wackere Arbeit. Einiges Unbeholfene ließe so klein," denkt Matriona, und schaut zum herrschaftlichen Weihnachts - fich für spätere Aufführungen am Ende noch bessern. Wir denken da baum herüber, wohl nicht größer als ein einziger Zweig von diesem an die beiden lichten Engel, die ihre Kollegin( Grete Meier) flautirten hier; aber Freude gab es doch, und was für Freude!" Matriona bückt und ihre Verse mit allzu irdischer Nüchternheit sprachen. Auch die fich, bürstet und flopft, schiebt Sophas und Seffel weg, um alles Flügel, die man nicht allein den himmlischen Heerschaaren, sondern gründlich zu säubern. Dann blickt sie zum Fenster hinaus. Welche zum Ueberfluß auch der behäbig breiten Diakonissin angeheftet hatte, Kälte! Und wie die bei uns zu spüren sein wird! Hatte ich doch wiesen Formen auf so barock, wie sie dem Dichter kaum vorgeschiebt kein Holz, als ich früh morgens wegging, und so ist wohl der Ofen haben mochten. Aber solche Unebenheiten, deren ein strenger Mann geheizt geblieben. Wenn doch Nikita daran denken möchte, die wohl noch mehr herzählen könnte, verschwanden wieder neben dem Nachbarin um etwas Holz zn bitten. Wir werden's ja wiedergeben, trefflichen Eindruck, den Ausstattung und Darstellung hinterließen. wenn nur der Streit erst zu Ende ist..." Matriona fieht sich Frau Hachmann- 8ipser war ein liebes Hannele, kindlich wahr um: Wenn ich den Jungen hier haben könnte, hier ist es so warm, in den Tönen zitternder Angst, wie in den Ausdrücken unsäglicher und unten friert der Aermste sicher." Frende. Auch Herr Gregori, der den Lehrer Gottwald dar­stellte, fand den passenden schlichten Ton und hütete sich in der Er­scheinmg sorgfältig, ins Pathetische zu verfallen. Lebenswahr waren die Bilder des Armenhauselends wiedergegeben.

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Matriona," ertönt die laute Stimme der Hausfrau, Du bist aber heute entseßlich langsam; die beiden Aufgänge find noch nicht gescheuert, die Köchin und das Stubenmädchen haben dazu keine Zeit, darum mußt Du es schon machen; aber bitte, etwas fixer; Dem Hannele" ging eine Aufführung von Blumenthal's Vers­wische dann auch hier auf, ich habe etwas Wasser verschüttet." Lustspiel Abu Seid" voran. Matriona gehorcht. Nun hab' ich es ihr doch nicht recht gemacht," denkt sie, jezt giebt sie sicher keinen Rubel, und was kann man biel für 60 opeken kaufen? Ein Pfund Grüße, etwas Schmalz, allenfalls noch ein paar Eier; aber das ist auch alles, und wovon soll ich dann Brot und Holz kaufen? Und Mischutta?! Wenn ich daran dente, daß er heute leer ausgehen soll... Wir Alten würden uns schon trösten; aber der arme Kleine."

Kunst.

-hl. In den Räumen der Akademie( Unter den Linden ) ist eine Ausstellung von Gemälden und Studien des italienischen Malers Francesco Paolo Michetti eröffnet. Michetti ist in Berlin bekannt geworden durch das Bild Corpus- Domini "; er ist hier schnell zu hohen Ehren gekommen, seit dem Jahre 1892 ist er Laß das jetzt sein, es ist ja schon sauber," ertönt wieder die ordentliches Mitglied der Berliner Akademie, nachdem er bereits im gereizte Stimme der gnädigen Frau. Geh lieber ins Speisezimmer, vorhergehenden Jahre die große Goldene Medaille erhalten dort sind die Sachen aus dem Geschäft angekommen, und der ganze hatte. Schon als Knabe zeigte er ein so starkes malerisches Fußboden ist beschmutzt. Bringe alles wieder in Ordnung; hast Talent, daß er, der als Sohn eines Tagelöhners 1851 Du verstanden?"" Jawohl, gnädige Frau," erwiderte Matriona und in Tocca da da Casauria geboren war, von Anderen auf eilt ins Speisezimmer. Nein, nein, jezt giebt sie bestimmt nicht so die Akademie geschickt wurde. Diese Thatsache weist schon biel, man merkt es Matriona wird traurig und in ihrer Angst darauf hin, daß seine seine eigentliche Bedeutung in einem fällt ihr alles aus den Händen. Daß ich nur nichts zerschlage," ganz außerordentlichen Können, in einer souveränen Beherrschung flüstert fie, indem sie den Tisch, der mit verschiedenen Weinflaschen, Kon- der malerischen Technik liegt. Ob er darüber hinaus auch die große servenbüchsen und Früchten bedeckt ist, von Papier und Stroh säubert. Künstlerpersönlichkeit ist, als die er in dem offiziellen Katalog der Weshalb sie sich wohl ärgern mag," fährt sie in ihrem Gedanken-| Ausstellung angesprochen wird, ist eher zu bezweifeln. Es zeugt

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