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Nürnberg   erhalten haben. Einige feien hier angeführt: Bum Händel's und an mufilaltscher Schöpferkraft nicht eben eins der historischen Hof, zum Schwarzbauernhof, zu den zwei blauen ersten. Allein seine außerordentliche Schlichtheit, Volksthümlichkeit Schlüsseln, zum Mohrenkopf, Bratwurstglöcklein, Bratwursthazle, und Charakterisirung( wie etwa bei den gegensätzlichen Chören der Bratwurstschuh, zum Nunnenbed, zum Luftsprung, zum Bazenhäuft, Baalspriester und der Isrealiten), dann die hinreißende Macht ein­zum Schmausengarten, zum Süßengarten, zum Baileinhutter, zum zelner Stellen, wie Juda, steh auf für Deinen Gott  ", endlich die Hippel, zum Eckerla, zum Zahnsgarten, zum Doktorshof, Bater Anpassung selbst des vielen Konventionellen( der Koloraturen und Abraham, zum Göckerla, zur böhmischen Haube, zum Grübel, zum der schier endlosen Wiederholungen, die sich aber großentheils als rothen Dechslein, zum gläsernen Himmel. Neben diesen Namen, die Variationen zum Zweck allseitigen Gefühlsausdrucks darstellen) an zum großen Theil noch aus der Zeit stammen dürften, wo Albrecht die jeweilige Situation: das tann noch immer als klassisch" im Sinn Dürer   im Bratwurstglöcklein den zinnernen Humpen schwang, hat des für die weitere Musikentwickelung Vorbildlichen gelten.- Alle Nürnberg Wirthshäuser mit folgenden Namen: zum Zola, zum die Kräfte, die dem altbewährten Stern'schen Gesangverein Kapitän Dreyfus, zur neuen Welt, zur Wilhelmshöhe, zur Stadt hier halfen und denen einzelne Unvollkommenheiten anzukreiden wider Ranch, zur Loreley  , zum letzten Nickel, zur Schraubenfabrik, zum die Bedeutung des Ganzen wäre, seien unseres Dantes für ihre Radfahrsport, zum Acetylenlicht, zur elektrischen Beutralstation und ernste Hingebung versichert. ähnlich. So grenzt in Nürnberg   Altes und Neuestes eng aneinander.

Theater.

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Wie bedeutungslos daneben die Unterhaltungs- und Virtuosen fonzerte gewöhnlichen Stiles! Der vierte Vortragsabend( im Rath­haus) vom Verein zur Förderung der Kunst", einem -hl. In der Freien Voltsbühne wurde am Sonntag zu guten Zwecken wirkenden, aber weniger dilettantischer Mittel be­der letzte Theil der Wallenstein- Trilogie Schiller's  , Wallen dürfenden Verband, brachte am 28. Heitere Kunst", darunter neue stein's Tod", aufgeführt. Es fällt dem Rezensenten schwer, die gut melodiöse Lieder von James Rothstein. Am 29. spielte in Aufführung von Stüden, wie dieses, das man oft und in guter der Singakademie ein bereits bewährter Geiger, Franz Schörg, Aufführung gesehen hat, von dem man eine fest umrissene Vor- unter anderem ein Konzert in H- moll von Saint- Sens; seine weiche stellung schon mitbringt, ruhig zu beurtheilen. Das Drama innige und doch volle Gesangsweise und sein fast an Holzbläser ers Chiller's   erfordert eine ausgebildete Schauspielkunst, vor allem die innernder Ton paßten sehr gut zit diesem anmuthigen, Fähigkeit, Verse richtig zu behandeln, eine Kunst, die den meisten besonders durch das Gegeneinanderspiel der einzelnen In­heutigen, an den Konversationston gewöhnten Schauspielern abgeht. strumente wirkenden Stück. Am selben Abend hörten wir Man tonnte unter diesen Umständen nicht mit großen Erwartungen von Maria Concha Codelli im Bechstein  - Saal ins Friedrich Wilhelmstädtische Theater gehen; es ist leider zu konstatiren, daß es noch schlimmer fam, als man be­fürchtet hatte. Das Drama übte denn auch in dieser Gestalt teine rechte Wirkung auf das Publikum.

Musik.

nur

noch die Zigeunerweisen  " Sarajate's und eine fleine Zugabe; danach läßt sich nur eben sagen, daß es sich um eine beginnende Künstlerschaft handelt, bei der gewisse geheimnißreiche und faft bacchantische Büge ( auch in der Körperhaltung) je nach weiterer Entwickelung zum Guten oder zum Schlimmen führen können. Die Klavierspielerin Mela Kurt, am 28. Dezember im Bechstein- Saal, dürfte zwar für Aus der Woche. Hat man lange die Unnatur unserer ge- das völlig klar gestaltende Herausarbeiten so gewichtiger Stücke wie wöhnlichen Konzerte geduldig ertragen, so fällt es einem bei außer der C- moll- Variationen von Beethoven   noch nicht hinreichen, er­gewöhnlichen Beispielen von echter, naturgemäßer Musikpflege wie innerte uns jedoch durch ihren Vortrag einiger Stüde   von Domenico Schuppen von den Augen; das kaltgewordene Herz des zum täg- Scarlatti( gest. 1757) in erfreulicher Weise an diese immer wieder lichen Urtheilen verurtheilten Musikkritikers wird wieder warm, und neu auflebende geschichtliche Größe. Er hat den Grund gelegt zu er fann mit Freuden das thun, was ihm das liebste ist: von Herzen dem, was uns als das typische graziöse Klavierstück seither so arg Beifall sagen. Es ist, wie wenn man sich in Bildergallerien, wo über" geworden ist. Nun brauchten wir nur noch an einem der ein Stück das andere schlägt und für keines die zutreffende Feiertage ins Populäre Philharmonische" gehen, um Atmosphäre waltet, müde geschaut und abgestumpft hat und trotz oder vielleicht wegen des vielen einzelnen Guten dort gerade mun einmal ein einziges groß angelegtes( vielleicht selbst bei dem Gegensatz zu jener wirklichen Kunst der Debora"-Auf­ein weniger vollkommenes) Bildwerk in einer ihm geführung angelangt zu sein.-

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ein

Kunst.

SZ.

bührenden Umgebung genießt mag diese nun eine welt­liche oder eine tirchliche sein. So war es uns zu Muthe, als wir am 30. Dezember in der Gedächtnißkirche das Oratorium Debora" hl. Im Kunstsalon von Cassirer   sind in der neuen Aus­von Händel hörten, das nach seiner erfolgreichen, uns leider entstellung Werke bon Holländern und bon Wilhelm gangenen Aufführung im November jetzt wiederholt wurde. Also vor Trübner zu sehen. Es ist wieder eine äußerst glückliche Zu­allem ein Wert am Abend, nicht ein Dugend Kleinigkeiten; die Um- sammenstellung. Von den Holländern sind nur die Besten vertreten, gebung eine passende Grundlage für den fünstlerischen Eindruck, nicht an ihrer Spize der alte Josef Israels  , dann Breitner, zuletzt deshalb, weil sie den Beifallslärm, diesen Mord einer inner- der 1888 schon verstorbene Mauve, Jacob und Wilhelm lichen Nachwirtung, verbietet; die Aufführung ein Zusammenarbeiten Maris und Bosboom. Von dem allgemeinen Eindruck, den Bieler zu einer über ihnen liegenden Aufgabe, nicht ein Hervor- die heutigen holländischen Bilder machen, von ihrem schweren, treten dieses oder jenes zum Zeigen seines Könnens! braunen Grundton ist schon oft die Rede gewesen. Dieser Und nun das Werk selbst, eines, das wie nur wenige eine über- Eindruck bestätigt sich auch hier wieder, und doch zeugend innige Verbindung des tönenden mit der dichterischen Unter- stedt so ungemeiner Toloristischer Neichthum in lage enthält; diese Unterlage ist allerdings aus einer dem Publikum ihren Bildern. Da ist ein Bild von Israëls  : born des 18. Jahrhunderts, zumal dem in Händel's zweiter Heimath, in ein Weg, auf dem zwei Menschen nach Hause wandern, eine müde England, viel näher als uns liegenden Welt genommen. Welcher Frau, die sich auf ihren jungen Sohn stützt, dahinter die weite einigermaßen Gebildete von damals kannte und liebte nicht die Ebene. Dämmerung senkt sich hernieder, am bedeckten Himmel noch Bibel einschließlich des Alten Testaments   so, daß er beim Namen in einem Wolfenriß ein vergehendes Gelb, vorn liegen schon tiefe " Debora  " sich sofort jener israelitischen   Prophetin erinnerte, die ihr Schatten. Das ist ein im Format mur fleines Bild, aber es liegt Bolt zum fiegreichen Kampf gegen die kanaanitischen Heiden be- Größe in der mächtigen Horizontlinie und in den Umrissen der geisterte?! Einen solchen Vorsprung zum verständnißvollen Auf- Gestalten, die sich auch in dem Dämmern fein von dem fernen nehmen dieses Kunstwerks haben wir heute nicht, und damit müssen Hintergrund loslösen, eine Größe, die an Millet gemahnt. Vor wohl auch die heutigen Anläufe zur Neubelebung des Oratoriums, Millet's Bildern haben diese hier die Farben voraus, die dieser eigenthümlich epischen Wufitgattung in halb dramatischer Form, in den leifesten Nuancierungen außerordentlich feine Reize rechnen, die gerade das Nächstliegende, eine Weiterentwickelung des enthalten. Schlichte Größe und Tiefe des Empfindens ist es von Haydn   so glücklich eingeführten weltlichen Oratoriums, ver- vor allem, die auf den Bildern von Israel   so stark ergreift, fäumen. mag er nun spielende Kinder auf einem Wege draußen vorm Dorfe, einen Erdarbeiter, dessen Antlik die Noth des Lebens verwüstet hat, eine nähende Frau am Fenster oder ein lustwandelndes Liebespaar darstellen. Und etwas von diesem Empfinden lebt in all den Bildern der Holländer, die ausgestellt haben. Es würde aber zu weit führen, sie hier einzeln zu behandeln.

Zu diesem Nachtheil unsererseits Tommt noch eins. Wie sollen wir eine Musik aus vergangener Zeit aufführen: so, wie fie damals gedacht war, oder so, wie sie heute zu denken ift? Für eine historische Treue sprechen sich sehr viele aus, darunter der um die Wiedererweckung Händel's verdienstvollste Mann, Chrysander. Er bearbeitete Niederschriften des Kom­ponisten, die unvollständig sind, möglichst in der einfachen Weise damaliger Hilfsmittel. Das zog ihm viel Anerkennung und viel Tadel zu. Hier haben wir, obschon im allgemeinen mindestens sehr steptisch gegen die historische Treue", nicht zu entscheiden. Die Debora" wurde in dieser Bearbeitung vor mehreren Jahren in Mainz   aufgeführt und so auch jetzt wieder. Man merkt leicht die Dürftigkeit der Stimmen im Orchester; man begrüßt eine etwas größere Fülle, namentlich im Hervortreten der wenigen Bläser ftimmen, bei Höhepunkten des Werks mit einem Aufathmen und freut sich, das alte Slavicembalo", den letzten Vorläufer unferes Klaviers, als den damals üblichen nächsten Begleiter der Oratoriumsgefänge wieder einmal zu hören( Händel   pflegte es selber zu spielen und von da aus das Ganze zu leiten).

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Gerade dieses Lettere ist es auch, das ihre Bilder von denen Wilhelm Trübner's   abhebt, der äußerlich gleichfalls eine dunkle Farbengebung zeigt, sodaß es gut war, fie daneben auszus stellen. Es sind ausschließlich die älteren man muß leider auch sagen: besseren Bilder Trübner's aus den siebziger Jahren. In der fünstlerischen Anschauung, aus der sie geboren, stehen sie allerdings hinter den Holländern weit zurück; wo sich der Künstler an ernste Probleme herangewagt, wie in seiner Lady Macbeth, versagt er, und andererseits verschmäht er auch ziemlich dumme Witze nicht, wie etwa den Cäsar", der auf seiner Schnauze eine Kette von Knad­würsten trägt, die ihn mit dem alten Gladiatorenruf begrüßen. Trübner hat seine Bedeutung als Kolorist, und dabei muß man sich er­innern, daß diese Bilder schon zu einer Zeit entstanden sind, wo in Deutschland   von wirklichem Kolorismus noch nichts zu spüren war. Die Debora" ist eines der bisher weniger beachteten Oratorien| Seine Farben find glatt, wirken daher auch etwas falt; sie bes