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Lehrlinge nicht?"

" Ja.. auch zwei."

Fabrikbesizers Möbius war Erzieherin und ist in ihrer Jugend einem Verführer, der sich nachher erschoß, zum Opfer gefallen. Aus dieser Liebes­Gatten die Hand reichte, verschweigen mußte. Frau Möbius sorgt zwar für ihren Sohn, aber achtzehn lange Jahre muß sie ihn verleugnen,

Sein Mund zieht sich in Falten. Fast pfeifend sagt er: Aber affaire stammt ein Sohn, dessen Eristenz Frau Möbius, als sie ihrem da ist der Raum doch recht eng und keine Fenster.." " Oh.. doch, da!"

" Ja, das ist aber nur ein Lichtloch. Das kann doch nicht ge- bis sie ihn endlich als entfernten Vetter ins Haus des Herrn öffnet werden?" Nein.. das nicht".

Na also! Dann ist hier doch gar keine Ventilation!"

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Sie schweigt verstockt. Die Polizei darf ihr doch keine Un- ihm seine rechte Hand. Und Frau Möbius steht nun vor der Noth­annehmlichkeiten bereiten.

,, Wo ist denn der Schlafraum?"

Das tlingt strenger. Rasch leuchtet sie in den muffigen Raum hinein, dessen rauher Bewurf staubig und voll Spinnweben ist. ,, Was, hier schlafen die Leute?" fragt der Wachtmeister. " Ja," antwortet sie unsicher. Die Lampe hält sie so unruhig, daß sie blakt. Der Beamte schüttelt verwundert den Kopf:" Und wo liegt der Abort?"

" Ja, der ist auf dem Hofe."

Und sie leuchtet ihm denselben Weg zurück.

Th, das geht denn doch nicht!" sagt er und steigt rafch die Leiter hinauf. Vor Zorn faun er nicht rasch genug nach oben tommen und stößt sich den Kopf an der Fallthür." Verfluchte Dreck­bude, Saustall!" flucht er.

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Diese Kerle, diese Sterle!" Heult sie fast vor Wuth. Man giebt ihnen Arbeit und dann danken sie es so... dann denun­ziren sie einen noch!"

,, Nu reden Sie nicht immer von Denunziren! Kein Mensch hat sie denunzirt! Ich mache meinen Revisionsgang. Und da kommen Sie eben auch dran. Ich wünschte, der Saustall wäre schon längst denunzirt!"

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( Schluß folgt.)

Kleines Feuilleton.

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Möbius schmuggelt. Ihr Geheimniß ist das Skelett im Hause". Richard Schmidt, dies der Name des Sohnes, wird das Muster aller Prokuristen und Geschäftsführer. Der alte Möbius sieht in wendigkeit, vor ihrem Gatten und ihren häßlichen Stiefföhnen die Wahrheit zu bekennen. Dies ist der Vorwurf des Auf tiefere, seelische Begründung seines ,, merk Dramas. würdigen Falles" läßt sich der Autor nicht ein. Es wird eine äußerliche Spannung festgehalten, wie sie in Journal­Romanen geliebt wird, bis der Ausbruch erfolgt. Krezer's Kraft liegt im Genre der Erzählung aus Berlinischem Sitten- und Kultur­leben. Bei seinen Dramen hat man immer die Empfindung. als seien sie erst für die Bühne bearbeitet", wie es im Theater= jargon heißt. Das Publikum ließ sich's an der Spannung ge­nügen und rief den Verfasser mehrfach, besonders lebhaft nach dem zweiten Aft.

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An der reifen Kunst der Sprache konnte man wieder bei Frau Buzze( Frau Möbius) seine helle Freude haben, so schlicht und eindringlich klingt sie. Von dieser Kunst führt keine Brücke zum Spiel der übrigen Mitglieder von Frau Buzze. An ihnen allen haftet die theatralische Geberde. -ff.

Archäologisches.

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Ueber die auf Cypern angestellten Aus­grabungen hielt Dr. Mar Ohnefalsch- Richter in der letzten außerordentlichen Sitzung der Anthropologischen Gesellschaft einen Vortrag, in dem er nach einem Bericht des Berl. Tageblatt" Folgendes ausführte: Der Redner wies zuerst nach, daß die Vorgeschichte Cyperus in eine Kupfer- und Bronzezeit zerfällt. Im zweiten Jahr­tausend vor Christus, ja vielleicht noch eher, haben Cyprier dann bereits eine zähe Edelbronze mit 9-11 pet. Zinn her

- Erdeffer. Ueber den Gebrauch des Erdessens, die Ge phagie", veröffentlichte R. Lafch in den Mittheilungen der gestellt. Zur Zeit der zwölften egyptischen Dynastie, anthropologischen Gesellschaft in Wien " eine Arbeit, welcher der also am Ende des dritten Jahrtausends vor Christus besaß " Globus " Folgendes entnimmt: Der Gebrauch erstreckt sich über faſt Cypern schon eine vorgeschrittene Bronzezeit- Kultur, während alle Tropenländer und viele subtropische Gebiete; Weiße, Neger und die Anfänge der Kupferzeit ins fünfte bis sechste Jahrtausend Indianer werden von der Geophagie heimgesucht, die ersteren ver und noch weiter zurückreichen. Keilschriftzylinder von Sargon I. hältnißmäßig am wenigsten. Lasch bespricht zunächst nur das nicht( 3800 v. Chr.) und ein anderer von Vortragenden selbst ausge= frankhafte, ökonomischen oder abergläubischen Motiven entspringende grabener, der um 2000 v. Chr. anzusetzen ist, erhellen weitere Ab­Erdeffen. Die Erde als Nahrungsmittel ist nicht stets die Folge von schnitte der cyprischen Urzeit, in der um 1500 v. Chr. die Träger der Mißwachs und Theuerung. So erwähnt Lajah, daß in den mykenischen Kultur mit Sicherheit nachweisbar werden. Die neuesten die fich Arbeiter Sandsteingruben des Kyffhäusers einen Entdeckungen englischer Archäologen auf Cypern bestätigen ferner, feinen Thon als Steinbutter auf das Brot streichen, daß die mykenischen Thongefäße auch auf Cypern fabrizirt wurden. eine Sitte, welche auch anderswo wiederkehrt. Geradezu Ueberhaupt befizen wir jetzt eine goldreiche mykenische Lokalkultur, als Leckerbissen wird Erde in Persien in großer die uns auf der Insel nicht zu verwundern hat, von der die pelo­Menge genossen, wenn sie auch absolut keinen Nährstoff enthält. Im ponnesischen Griechen, die des Eisens unkundigen Träger der Malayischen Archipel sind gewisse Erdsorten( ampoh) als Speise fast. mykenischen Kultur, das Kupfer für ihre Waffen holten. in jedem inländischen Kaufladen zu haben. In China ist das Erd­Von Cypern nahm die Schwertfabrikation ihren Ursprung; der essen weit verbreitet, ebenso in Afrika , Neuguinea , Neukaledonien , Vortragende zeigte die primitivsten Typen von Kupferschwertern, Neuseeland u. s. w. find bekannte Gebiete der Geophagie. In sowie Bilder eiserner Nachbildungen, durch welche die homerischen Amerika grassirt diese Sitte vom fernsten Norden bis nach Süd- Schwerter zum ersten Male ilustrirt werden. Die Kupfer- und amerika hin; vom Orinoko entwarf zuerst Humboldt die klassische Bronceschwerter Ungarns , Mittel- und Nordeuropa's, ja die eifernen Schilderung dieses merkwürdigen Nahrungsmittels. Einen besonderen Hallstadtschwerter haben ihre Prototypen auf der Kupferinsel. Des Abschnitt widmet Lasch der Geophagie der Schwangeren. An den Weiteren zeigte er einen jetzt in Berlin befindlichen Bronzehelm mit verschiedensten Orten des Erdballes wird der Genuß von Erde als Kugelspitze und beweglichen Backenklappen, mächtige Bronzespeere bis wehenbefördernd und die Geburt als erleichternd angegeben. zu 90 Zentimeter Länge mit Röhren zur Aufnahme eines Holz­Aber auch zu Heilzwecken findet sich der Genuß von Erde an- fchaftes, den Kalksteinkopf eines behelmten Kriegers mit Spitbart. gegeben. Mit religiösen Motiven vermischt erscheint der Genuß von Es wurden ferner sechs der Insel eigene Fibeltypen, davon einer in Heiligenfiguren aus Erde in Guatemala , namentlich an Wallfahrts- Gold, einer in Silber und vier in Bronze vorgeführt, dann noch orten. Als Bestandtheil des Gottesurtheiles, also zu einer religiösen allerlei Gegenstände aus Kupfer, Bronze und Eisen, primitive Handlung gehörend, finden wir den Brauch des Erdeffens auf Timor . Meißel, Dolche, Pfriemen, außerdem wahre Wunderwerke cyprischer Da kein Nahrungswerth in den Erden vorhanden ist, müssen andere Bronzetechuit, ein Gefäß mit schön stilisirter Balmette um 600 v. Chr. Ursachen zu diesem Triebe vorliegen. Vielleicht haftet den Erden und eine aus derselben Zeit und Werkstätte tommende wichtige ein gewisser Wohlgeschmack an; in anderen Gegenden mögen die Pferdetrense, das erste Original zu den Trensen der Pferde an den Tonarten salzhaltig sein und ihr Genuß kann als Surrogat des Bildwerken der von Phidias ausgehauenen Skulpturen der Parthenon­Salzgenusses betrachtet werden. Immerhin wird man es in den giebel auf der Akropolis . Es folgte ein Bild, auf dem eine Sammlung meisten Fällen wohl mit krankhafter Geophagie zu thun haben. chprischer Goldornamente von etwa 2000 v. Chr. bis 300 n. Chr. Diese stellt sich namentlich im Verlaufe verschiedener, zumeist in den zusammengestellt war, eine Zylinderfaffung, eine Goldkette mit schön Tropen einheimischer Krankheiten ein, ist aber auch namentlich bei modellirten Frauenköpfchen an den Enden, Armbänder, in Thiertöpfe der Anämie bei uns beobachtet. Charakteristisch für den patholo- auslaufend, Ohr- und Fingerringe, Ohrspiralen, Amulette und Hänge­gischen Erdeffer ist der Hängebauch, allgemeine Abmagerung, An- sierrathe, Diademe und Blattgold von Todtenkränzen, darunter schwellung der Leber, Milz u. f. 10.­Meisterwerke grätophönizischer, griechischer, hellenistischer und römischer Kunst. Dann wurde der Inhalt zweier Gräber, das eine aus mykenischer, das zweite aus nachmykenischer, aber mykenisirender Im Neuen Theater wurde am Dienstag das Schauspiel Epoche vorgeführt, aus dem ersten ein bronzenes Szepter, von Der Sohn der Frau" von Max Krezer zum ersten Male vier Wasservögeln gekrönt, und die cyprische Nachbildung eines aufgeführt. In die verschwommen- milde Weise des Neuen Theaters Mytenebechers, der die Trinkenden beim Mahle verirte. Der Wein bringt Streßer's Drama zunächst einige schärfere Atzente. Zwei verschwindet beim Eingießen in einen doppelten Boden, aus dem junge Taugenichtse, Söhne eines reichen Fabrikanten im Südosten er durch einen Ochsentopf am Gefäßrande herausgesaugt werden Berlins , werden in ihren Jugendeseleien, aber auch in ihrem fann. Durch reiche Bilderreihen wurde nachgewiesen, wie Prozenthum und in ihrer mitleidslosen Nichtswürdigkeit bitter die attische Oinochoe( Weinkaune) mit griechischen Basen­allmälig in schwarzfigurigem Stile entsteht und gekennzeichnet; sammt den Schmaroßern, die an solchen Früchtchen bildern zu leben pflegen. Ihnen tritt ein überlegener junger Mann gegen den Brototypus um einige Jahrtausende zurüd in der Urzeit über, der in seiner ausbündigen Tugend nur zu sehr Schablone ge- hat. Daffelbe sei auch der Fall bei der zweihenteligen Amphora blieben ist. Es ist der Sohn der Frau". Die zweite Gattin des lund den Vasen in Thierform.

Theater.