-

294

beklemmende Unruhe und Ungeduld zu erkennen gab. Und selbst dies durfte sie nicht allzu oft wagen, denn sie merkte wohl, daß die anderen Schreiber beständig den Blick auf sie gerichtet hielten.

Endlich kam der Mittwoch heran, wo das Inventar in Sotteville aufzunehmen war. Courteheuse und Fauchon ver­ließen das Bureau des Morgens wie gewöhnlich, und um 11 Uhr entfernte sich auch Boulnois, um sein Dejenner ein­zunehmen. Er hatte noch nicht die Gitterthüre des Gartens hinter sich geschlossen, als sie auf den Stufen des Arbeits­zimmers ihres Mannes erschien.

( Fortsetzung folgt.)

-

auch Herr„ Entspekter" Schläwing befand sich unter diefen. Er war denn auch der erste, der seinem Herrn zu Hilfe eilte, die Treppe hinaufstürmte und dort an der verschlossenen Thür vergeblich rüttelte. Immer dringender wurden die Hilferufe des„ inä'jen Harrn", der schon faft atemlos immer noch von Willem um den Attentisch herum­illem ihn erreicht, die Reitpeitsche aus der nur wenig widerstreben­gejagt, die„ Holttöffeln" Willems im Rücken fühlte. Endlich hatte den Hand gerissen, und mun ließ Willem dieselbe auf des" inä'jen Harru" Hinterteil mit einer solchen Energie tanzen, daß dieser ihn bettelnd um Erbarmen flehte.

"

Bon außen rüttelte der„ Entspekter" an der Thür, und vom Hofe aus hatte man eine Leiter an das Fenster gestellt, als Willem mit dem Empfang seiner Lektion" innehielt und dem„ jnä'jen Harrn", der halb ohnmächtig auf seinen Sessel gesunken war, die Reitpeitsche zurüdgab, feine Holzschuhe wieder auzog und sich in die Nähe der Thür hinstellte.

Ju freundlichem Zone, als wenn nichts geschehen wäre, sagte

De Holfföffeln un de Riefpietfde. willem nun zu dem apathisch daliegenden„ jnä jen Harrn", als er be

( Eene kom'sche Jeschichte von't Land.)

( Schluß.)

Aufgeregt ging Serr v. Schmädicke in seinem Gutsbureau, die eine Hand geballt auf dem Rücken, in der andern die Neitpeitsche, bei jedem Schritt die Schäfte seiner Reitstiefel bearbeitend, anf

und ab.

Nein," zischte er wütend vor sich bin, daß das auch gerade mir passieren mußte! mir, dem Amisvorsteher; auf meinem eignen Gut Es ist zum Tenfelholen! Da hat man das ganze Amt bisher rein gehalten von allem socialdemokratischen Ungeziefer, und nun wählen jogar meine eignen Leute diesen Umstürzler! Und dann der famose Brief des Landrats!" Heftig fuchtelte er mit der Reitpeitsche umher. Komme er mir nur herauf, ich werde ihm schon die gehörige Lektion geben", und mit großen Schritten fegte er feine Wanderung um den Aftentisch fort, der den ganzen Mittelraum des Bureaus füllte.

Bolternde Tritte auf der Treppe und dann ein fräftiges Klopfen an der Thür bekundeten, daß Willem sich zum Empfang der Lettion einfand.

Herrein!" rief Herr von Schmädide schmarrend. Willem trat, die Müze in der Hand, mit einem juten Awend, jnä'jer Harr 1" in das Zimmer und machte die Thür hinter sich zu.

Barum läßt er seine Holzschuhe nicht unten", polterte der inä'je Harr", der beim Eintritt Willems die Reitpeitsche aus der Hand gelegt hatte, weiß er nicht, daß er nicht damit die Treppen heraufpoltern foll?"

Jd brute mine Holttöffeln noch upp de Veene," erwiderte Billem ruhig und gleiagiltig.

Na, wart er nur, den Widerspruchsgeist und die Frechheit treibe ich ihm heute noch gründlich aus! Schließ er mal die Thür ab und geb er mir einmal den Schlüssel!" sagte der„ Harr", wütend über die Unbotmäßigkeit Willems.

Wenn Sei de Dühr tau hebben wollen, denn schlöten Sei se man" alleene tau!" war die wieder in ruhigem Tone gegebene

Antwort.

Mit den Zähnen knirschend eilte mun Herr v. Schmädide zur Thür, schloß diese ab und steckte den Schlüssel in seine Tasche. Sage mal, Willem, von wem hast Du die socialdemokratischen Stimmzettel bekommen, die Du den Tagelöhnern und Knechten bei der Reichstagswahl gegeben hajt?"

„ Seggen Sei mal, Herr Amtmann, von wen hebben Sei denn de konservativsche Stimmizeddel jelrejjet, de Sei an uns verdehlt hebben?" frug Willem mit der ruhigsten Miene von der Welt den überraschten Amtsvorsteher.

Na, diese Frechheit geht mir denn doch zu weit!" rief Herr v. Schmädice, indem er nach der Reitpeitsche griff und dieselbe durch die Luft pfeifen lick.

Ja, dat's bi mi oot so! Ich denke, dat dit teen Minschen wat angeihn duht, wen wi wählt hebben un von wo die Stimmzeddel här sin," sagte Willem schmunzelnd.

merkte, daß auf der Leiter ein paar Knechte zum Fenster hineinsahen und der Entspekter" die Thür zu sprengen drohte:

"

" Ja bidde den jnä'jen Harrn recht scheen, dat je mi nich afflöhnt, ick will't ook nich wedder duhn!"

Aechzend und stöhnend erwiderte der„ jnä'je Harr":" Ja, ja!- Wenn Du schweigst!"

„ Nee! teen Wort fall över mine Lippen foamen!" betenerte Willem.

Herr von Schmädice erhob sich mit schmerzverzogenem Munde und gab dem Willem noch ein blantes Zwanzigmarkstück, als Schmerzensgeld, wie er fagte, dann schloß er die Thür auf und mit einem Jaude Nacht, jnä'jer Harr" empfahl sich Willem, der unten auf dem Hofe von den fichernden Mägden und schmunzelnden Knechten in Empfang genommen wurde.

Seit dieser Zeit soll die Reitpeitsche des Herrn v. Schmädicke gänzlich verschwunden sein, auch seine Pläne auf den Landrats­posten, flüstern sich seine Nachbarn zu, soll er aufgegeben haben.

Willems Holttöffeln" befinden sich aber im Glasschrank der guten Stube auf einem fleinen Anwesen in der Nähe von Knacks­dorf, und dem socialdemokratischen Flugblattvertheiler, der sich über die Holzschuhe im Glasschrank wundert, erzählen Willem und seine freundliche Frau Hanne, die schon mehrere Jahre lang das kleine Anwesen bewirtschaften, dessen Ertrag sie vor Mangel und Not schütt, gerne den Hergang und freuen sich dabei, daß seit der Episode zwischen den Holttöffeln und der Rietpictsche die Zahl der social­demokratischen Stimmen so" düchtig gewachsen is!"-

Kleines Feuilleton.

Beutkiefern.

H. F.

wüchfiger Bestände in Westpreußen   haben sich, wie der„ Prometheus" Bei der andauernden Durchforschung ur­und im Schwinden begriffene Holzarten, sondern auch einzelne Baum­einem amtlichen Bericht entninumt, nicht nur seltene, halb vergessene individuen vorgefunden, die mehr in kulturgeschichtlicher Hinsicht Riefern, Pinus silvestris L., in deren Stamm oben chedem eine bemerkenswert sind. Dazu gehören die Beutliefern, das sind lebende tief in das Innere gehende Höhlung mit hochrechtediger Oeffnung eingestemmt ist( Beute); dieselbe wurde mit einem passenden Brett verschlossen, und davor befand sich noch ein an Holzuägeln hängender und durch Stride befestigter, befestigter, größerer Kloz. Aufnahme von Dieser künstlich angelegte angelegte Hohlraum diente damals zur Bienen, welche durch ein fleines Flugloch an der Seite ausschwärmen konnten. In früherer Zeit, vornehmlich gemein in den dortigen Wäldern die Kiefern zur Honiggewinnung als die Provinz Westpreußen   zu Polen   gehörte, wurden fast all­benutzt, und bei der Uebernahme der Provinz auf den preußischen Bentstämme vorhanden. Seitdem sind sie daraus nahezu völlig ge­Staat waren in den fiskalischen Forsten gewiß an 20 000 solcher schwunden, zumal längst durch Gesetz die Anlage neuer Bauten in " Du niederträchtiger frecher Patron, Du verläßt heute noch den der Tucheler Haide aus alter Beit nur noch zwei Bäume der Art, Bäumen untersagt ist. Soweit bekannt, giebt es im ganzen Gebiet Hof 1" brüllte der„ jna je Harr“,„ aber vorher werde ich Dich lehren, die übrigens jetzt nicht mehr bewohnt sind. Hingegen kommen mit mir Spaß zu treiben!" The Willem noch wußte, wie ihm geschah, schlug der« jnä'je Harr" mit der Reitpeitsche auf ihn los. fie in größeren Privatwaldungen auf der rechten Seite der Willem stand bei den ersten Hieben, die seine Schultern trafen, Weichsel  , besonders an der Grenze nach Ostpreußen  , mehrfach vor. fast sprachlos da; doch plötzlich fiel ihm ein, daß er den„ inä'jen Dort giebt es auch eine Majoratsherrschaft, wo in lebenden Kiefern Harru“ ja„ bidden  " wollte, daß er ihn nicht ablohnen möge, und noch heute die Bienenwirtschaft im Gange ist. Da im allgemeinen Willem beschloß, das in aller Eile zu thun. Er büdle sich, damit die Vente 4-5 Meter über Terrain liegt und im Laufe der Zeit einestheils die Streiche nicht mehr oder weniger überwallt ist, kann sie bisweilen Teicht übersehen nicht seinen Kopf treffen sollten, und zugleich damit er er seine Holttöffeln" aufheben konnte, werden. So wurde Professor Conwent erst in diesem Sommer auf die er sehr schnell schnell ausgezogen hatte. einen Bienenbaum aufmerksam, welcher am Rande des Karbowoer Als der jnä'je Harr" in unverminderter Wut die Neitpeitsche immer Baldes unweit Strasburg  ( Westpreußen  ) steht. Voraussichtlich ist weiter handhabte, flog ihm einer der Holzschuhe von Willem mit dieses Eremplar das einzige im Kreise und im Nachbargebiet. Umr folcher Gewalt gegen das Gesicht, daß er mit dem Schlagen inne den Baum zu erhalten, wurde der Grund und Boden, auf dem er hielt und sich schnell hinter den großen Attentisch zurückziehen wollte, steht, dem Kreise Strasburg   übergeben. aber schon flog ihm der zweite Holzschuh Willems in den Rücken, and nan ging es wie die wilde Jagd unter Hilferufen des juä'jen Garrn" immer um den Aftentisch herum. Mit großer Gewandtheit griff sich Willem seine„ Holttöffeln" immer wieder, und inumer von neuem flogen sie dem„ Harrn" in den Nüden.

Die Hilferufe des" Haren  " hatten mun freilich alle Knechte und Mägde vom Hofe unter den Fenstern des Büreaus versammelt, und

11

-

Deutschlands   größte Quelle ist nach einer Mitteilung des Universum" die Nuhmequelle beim Dorfe Ruhmspringe an der Grenze des Eichsfeldes. Man könnte, eine Viertelstunde vor dem nach ihr benannten Dorfe Ruhmspringe, sehr wohl an der Quelle vorübergehen, ohne sie nur zu bemerken, wenn nicht ein starker Bach die Aufmerksamkeit erregte, der ganz unvermittelt, gleichsam aus dem Boden gestampft, den Rädern einer bedeutenden Papierfabrik