JO
318
-
M
Du siehst, wie ich Deinen Eingebungen folge", sagte sie; Polizeifämpfe und Polizeiverfuche von den Polizeiverfuche von den Gerechten und zuerst wußte ich ebensowenig Rat als Du, als wir aber Soliden streng absondern fönnte! Hundertfältig dringt das hierher in den Salon zurückgekehrt waren und Du mich ansahst Wesen der Pariaklasse, die den Grundklang im Prozeß Guthund befragtest, da kam mir die Idee durch Deinen Blick; ich mann abgiebt, bei Nacht wie bei Tag an die Oeffentlichkeit. Wollte man es an einer Stelle gewaltsam niederhalten, an einer anderen fühlte, wie sie von Dir auf mich überging." brach der Krankheitsstoff an unserem Gesellschaftskörper ebenso Ich hatte aber doch keinen Ausweg gefunden." gewaltsam durch. Es giebt in Wahrheit keinen Bezirk in Berlin , in „ Das ändert nichts daran, daß ich Deinem Willen ge- dem man unseren Straßen- Zigeunern beiderlei Geschlechts, ihrer horcht habe. Für mich allein bin ich keines Gedankens fähig, Art, ihrer Haltung, ihrem Jargon völlig entgehen könnte. Aber in sobald Du aber da bist, denke und handle ich nur durch Dich." Moabit werden diese Wesen streng geheimnisvoll verhört, damit Wäre er bei faltem Blute gewesen, so hätte er erwidern ja nichts Verderbliches von ihnen auf die Gesellschaft der Gerechten fönnen, daß umgekehrt er nur durch sie dachte und handelte. und Honetten übertragen werde. Man kann niemals sicher genug Allein er war niemals bei kaltem Blute, wenn sie mit so ein- gehen. Wollte diese Selbstversicherung nur immer auch von den Sachschmeichelnder Stimme, mit so leidenschaftlichen Blicken sprach, verständigen gewahrt werden, dann kämen so beklagenswerte und heute weniger als je. Dinge nicht vor, wie sie neulig der unwillig erregte Professor BergWie Hortense vorausgefagt hatte, pochte Celanie Punkt mann auf einen oberflächlichen Blick hin vor Gericht vorgebracht halb sechs Uhr an das Getafel des Hausflurs, und sogleich hat. Bei neuen Disciplinen, bei neuen Theorien heißt es doppelt darauf fing in den Räumen des Erdgeschoffes ein Lärm mit sich vergewissern, ehe man mit einer bestimmten Behauptung Man hat im Prozeß Dreyfus ein tassisches Thüren und Fenstern an, und alle Geräusche der zeitigen hervortritt. wie unsicher das wenig betretene, Hausarbeiten drang zu ihnen hinauf. Dies dauerte länger Beispiel dafür gehabt, als zwei Stunden. Endlich um halb acht Uhr, nachdem Gelanie wenig erkundete Problem der handschriftlichen Charaktere im den Hof gekehrt hatte, bahnte sie ein Stück Wegs durch den Zeugnis dafür, wie weit die Anschauungen der Sachverstän ganzen noch ist. Im Prozeß Guthmann hat man ein neues Garten, um das Gitterthor zu öffnen. digen auseinander gehen. Was dem einen auf Grund seiner vergleichenden Handschriftkunde als erwiesen gilt, erregt in dem anderen Bedenken und Zweifel. Noch vieles auf dem Gebiet für Schreib Sachverständigen ist eben auf Mutmaßung, auf Beobachtungen ge stellt, die Irrtümer enthalten können, feien sie noch so scharffimig und methodisch durchgeführt. Hat sich doch der Irrtümer, in die der Fachgelehrte verfallen kann, wenn er in seine Hypothese zärtlich verliebt ist, mannigfach schon der Humor bemächtigt. Im Berullen dieser Dinge war namentlich der gallische Wizz sehr lebendig; und die französischen Schwankdichter haben manche tece Karikatur geschaffen.
Madame Courteheuse führte La Vaupalière ohne zu sprechen in das Vestibül und öffnete geräuschlos die Thür: alles geschah genau so, wie sie vorhergesehen und angeordnet hatte. Nur darin hatte sie sich geirrt, daß sie glaubte, man würde ganz natürlich finden, ihn schon vor jedermann auf feinem Blaze anwesend zu sehen. Als nämlich Boulnois antam und ihn schon bei der Arbeit fand, zeigte er ein sehr lästiges Erstaunen.
" Ich erwartete Sie nicht da." " Und dennoch bin ich da."
"
Woher sind Sie gekommen?"
" Vermutlich auf einem Zauber- Velociped, wenn es nicht auf Stelzen war."
Dann wundert mich nur das eine, daß das Velociped keine Furchen und die Stelzen keine Löcher im Schnee zurückgelassen haben."
Also bin ich mit einem Ballon gekommen." ( Fortjegzung folgt.)
Sonntagsplanderci.
Es sind gerade keine Keulenschläge, die mit dem Ausschluß der Oeffentlichkeit im Prozeß Guthmann gegen die Presse geführt werden; aber es sind doch fleine symptomatische Zeichen für gewisse Abneigungen, die nun einmal vorhanden sind.
Heutzutage scheint freilich der gallische Wiz wund und lahm. Die Schwänfedichter zumal haben Phantasie und feineren Erfindungsgeist eingebüẞt; sie sind gröbliche Spaßmacher.
Den Abstand zwischen einst und jetzt brachte die Nachricht wieder in Erinnerung, daß der Komödiendichter Pailleron am Donnerstag in Paris starb. Pailleron gehört gewiß nicht zu den schlagkräftigen und schöpferischen Geistern. Sein gallischer Humor floß nicht breit und faftig daher; er war nicht vom Stamme der Rabelais und Molière . Ihm eignete eher die Eleganz, als die Kraft. Sein Wiz war zugespitzt, er gab sich zierlich. An seiner Sprache, an der Kunst seiner Beobachtung ergößte mehr die feilende Sorgfalt, als die Ursprünglichkeit; und dennoch, wie hoch steht Paillerons Können da, vergleicht man eß mit der angenblicklichen Verlotterung zu Paris . Sardou übt nur noch die Spektakelhistorie, das jüngste Werk dieser Gattung, Sardou's Robespierre , wurde erst dieser Tage in London zum erstenmal gegeben und die Possen= fabrikation ist zur reinen Marktindustrie geworden. Nicht entfernt reicht derlei an die saubere, schimmernde und blinkende satirische Kunst Paillerons heran. Auch nicht eine Gestalt gelingt, die zum typischen Gesellschaftsbild werden könnte, wie es der schöngeistige Professor Vellue bei Pailleron geworden ist, der Damenphilosoph, der gelehrte Streber, der sich an die Unterröcke flammert. In ungezählten Variationen konnte man diesem Typus aus der Komödie Die Welt, in der man sich langweilt", im deutschen Lustspiel ipäter ebenfalls begegnen. Pailleron war auch Mitglied der Akademie.
Nicht einmal die Sensationspreffe verliert so sehr viel, wenn sie das dunkle sociale Getriebe aus dem sogenannten Nachtleben nicht breit auftischen kann. Denn es stellen sich die düsteren Gestalten, vor den Gerichtsschranken besehen, weit einförmiger und uninteressanter dar, als man im allgemeinen annimmt; als wenigstens die annehmen, die nach romanhaften Pikanterien begierig sind. Die gröblichste Bei uns in Deutschland mehren sich die Jubelfeste für unsere Sensationswut kann bei den wenig differenzierten, wenig abwechslungsreichen Formen der niedrigen Not, des niedrigen Verbrechens in den hochbetagten Dichter. Bor kurzem wurde Spielhagen gefeiert, 24. d. M. wird der niederdeutsche Dichter Klaus Groth Kreisen der Straßenprostitution und ihres Anhangs nicht allzubiel am Als fein Quick Kapital für sich herausschlagen. Eine oder die andere Geschmack- achtzig Jahre alt. Groth ist ein Holsteiner. losigkeit tam begangen werden. Im übrigen ist das Uebel born" erschien, die Gedichtsammlung, die den Grund zu seinem seiner Volkstümlichkeit legte, kam demt Poeten nicht so bedenklich, als es gerichtliche Behörden hinstellen möchten. Ramen und seiner Volkstümlichkeit legte In früheren Jahren ist es öfter vorgekommen, daß das Gerichts- eines zu ftatten. Zur glänzenden Aufnahme trug gewiß die präsidium bei schmutzigen Prozessen an den Taft der Preffe appelliert Sympathie, die im übrigen Deutschland für das meerumschlung'ne Direkt zum Enthusiasmus und für ihre Vertreter die Oeffentlichkeit nicht aufgehoben hatte; und Schleswig- Holstein herrschte, mit bei. niemals hernach war ein bestimmter Grund zur Klage gegeben. Ich regt die idyllisch- beschauliche Natur von Klaus Groth ja nicht an. erinnere mich z. B. an den Prozeß gegen den Grafen Kleist( den Darum ist sein Einfluß auf das Volksgemit bis weit nach Ober" Borerfart"), der mancherlei mit sich führte, was der Standalsucht Deutschland hinein nicht so groß geworden, wie der Einfluß feines üppig dienen konnte; und man bemerkte weder trodenen Berichterstattung, noch den ant die sich Kleiftprozeß fnüpften, stechende Neigung zu skandalisieren. Man mag vielerlei gegen die Bresse, wie sie sich entwidelt hat, auf dem Herzen haben; gegen ihre Flüchtigkeit, gegen die Blässe und Gedankenarmut der Auch Mans Groth hat Erzählungen aus dem niederdeutschen vielverbreiteten Zeitungen ohne Charakter, die lediglich auf das Dorf und ein idyllisches Epos in niederdeutscher Mundart verfaßt. Trägheitsbedürfnis der Leser spekulieren: aber man wird nicht fagen Junig- Beschauliches, wie in seinen lyrischen Gedichten, findet sich fönnen, daß unsere Blätter ihre Stärke in frivolen Ausgelassenheiten gemig darin; nie wenden sich diese Dichtungen an engere Kreise. und in Cynismen suchen. Eher, weit eher heuchelt man bei uns Sie erobern nicht, man muß mit ihnen allmählich vertraut werden. Brüderie und Gelassenheit, als daß man sich allzu frech erginge. Sie draugen aus der Heimat, wo sie einen Streis von Liebhabern Darum ist der ängstliche Ausschluß der Oeffentlichkeit bei gewissen fanden, nicht nach dem Süden vor, wie Reuters Schilderungen Zeugenvernehmungen im Prozeß Guthmann doppelt bezeichnend; mecklenburgischer Zustände, mecklenburgischer Landschaft. Stlaus einmal für die stärkere Empfindlichkeit gegenüber der Presse und Groth hat sich auch auf gelehrt- philologischem Gebiet verdann für die Behutsamkeit und Schen, mit der man gegenwärtig sucht. Er stellte Untersuchungen über die nieder und oberdeutsche alles Seguell- Siffliche behandelt. Sprache an. Er trat mit Leidenschaft für sein geliebtes Platt ein
alt
den
an der niederdeutschen Vetters Frizz Reuter etwa. Reuters Temperament Raisonnements, ist in Haß und Liebe persönlicher, stärker; so werden Dichtungen, hervor wie Stein Hisung" zu wichtigen Zeitbekenntnissen und„ llt mine Stromtid" ein landschaftliches Kulturdenkmal in liebenswürdig humoristischer Berklärung.
eine
Als ob die Gestalten, die sich gegenwärtig in Moabit tummeln, und beklagte es zum Schluß, daß die niederdeutsche Mundart sich fich sonst nicht alltäglich auf die Straßen ergössen, als ob ihre Welt nicht zur Litteratur- und Schriftsprache Deutschlands entwidelt eine völlig fremde wäre, als ob man sie trotz aller hätte.( Auch andere haben das schon bedauert.) Es geht damit,