-

319

-

11

"

wie öfter mit den nachträglichen fulturgeschichtlichen Spellationent. I durch Böllerschüsse einzuleiten. Das ist in einer schlichten, zu Herzen Da werden die Wenn und Aber erdacht und über die reale Ent- gehenden Weise erzählt. Weiter sind zu erwähnen: eine Plauderei Erster wickelung der Dinge hinweg ergeht man sich gern im Reich der Mai im Gefängnis", ein Leitaufsatz Maifeier in alten Zeiten", Phantasie und Träume. Kein Oberdeutscher mit lebendigem Sprach- Das Wahlrecht der Frauen", an der Spize des Blattes ein Gedicht Gefühl wird sich den Neizen niederdeutscher Mundart und ihrer Maifeier" u. a. weichen Beweglichkeit verschließen; aber daß die oberdeutsche Sprache den Erobererzug durch Deutschland   gemacht hat, das lag doch an notwendigen Kulturvorbedingungen, nicht an der Willkür einzelner Geister und einzelner Reformatoren. In Oberdeutschland   hatten sich eben Deutschlands   Geschicke eher vollzogen, die großen mittelalter­lichen Litteraturdenkmäler sind oberdeutsch, und so fam es, wie es tommen mußte. Das Feilschen um Wertvorzüge der nieder- oder oberdeutschen Mundarten ist zwar echt deutsch  , aber richtig kleinlich zugleich.­Alpha.

Maifenbläffer.

In einem Maifestblatt soll der große Gedanke dieses Tages in allen Formen, in Wort und Bild, im Lied wie im Aufsatz zum Ausdrud kommen. Erhebend und anfeuernd soll sein Inhalt sein. Die Feststimmung des Proletariats, das seinen Feiertag begeht, müßte auf jeder Seite, in jedem Wort und in jeder Zeichnung wiederklingen.

"

Auch unsere Mizblätter gedenken des Maitages ihn ihren laufenden Nummern. Bisher liegt uns nur die Mai- Nummer des Süddeutschen Postillon" vor. Aus dem Leitgedicht " Der Arbeit Heerschau" giebt die schon etwas Klischee gewordene Einleitungszeile Die Arbeit rollt ihr Banner auf das Motiv für das Hauptbild, das manchem etwas fremd erscheinen wird. Die Arbeit, ein kräftiges Weib, zieht mit wehendem Banner, den schweren Hammer in der Hand, unter dem Jubelruf der Arbeiter gegen das Kapital, das unter dem Schuße des Heeres steht; die beiden feindlichen Mächte sind durch nackte Männer verkörpert. Auf dem Titelbild dient das Bierkrügl dem Postillon wieder als Pegasus; Maikäfer flattern daraus hervor und seßen einem alten Geheimrat start zu. Maienträume", ein Zukunftsbild, eine satirische Plauderei Terroristische Schandthaten", ebenso vieles unter den kleineren Bei­frägen bezieht sich auf die Maifeier, während andere Arbeiten sich mit hl, der Politik des Tages befassen.

Kleines Feuilleton.

ist wie mit der braun- schwarzen Farbe des Rauches überzogen. Die -o- Vou zwvei Bahnhöfen. Alles in dent großen Gewölbe

häuschen, der Kies zwischen den Schienen und auch die Züge, die fortwährend aus und ein fahren. Die Häuser des Oftens, in die man vom Bahnsteig aus hineinblickt, fügen sich in diesen Ton. Die das Grün des Frühlings zu erblicken; hier öffnen fich nirgends abendliche Frühlingssonne scheint frisch herein. Doch nirgends ist Blüten oder springen Knospen. Hier wird die Erde nicht aus­einandergesprengt von hervorquellenden Keimen und Sprossen. Nur breite Rauchgiveige wachsen unaufhörlich aus den Loko­motiven, fliegen auf und werden durch frische ersetzt, ehe sie zer­flattert find. Der würzige Frühlingswind trägt Ruß und Qualm mit sich in die schmalen, hochragenden Straßen.

Man darf wohl sagen, daß das Festblatt der deutschen Partei dieser Forderung im allgemeinen vollauf gerecht wird. Das gilt uneingeschränkt von dem Textteil, von dem kraftvollen Lied vom ersten Mai", wie von den Prosa- Arbeiten. In einem Spigen artikel wird die sieghafte socialistische Grundidee im Maifeste in einer tnappen, aber scharf umriffenen Stizze gefeiert. Lily Braun   zeigt in einem Glasfenster, die zum First hinaufstrebenden Träger, die Warte­flaren und stimmungsvollen Bilde, was für die Frauen der erste Mai bedeutet, wie sie vor allen bei den Forderungen, die dieser Tag als Programm in sich schließt, stehen müßten; eine furze Rüd­schau auf den Kampf um das Koalitionsrecht, die Fortschritte in der Erkämpfung des Achtstundentages, Material für die Landagitation und ein Aufruf Organisiert Euch!" vervollständigen den Inhalt des Blattes. Es dürfte manchen verwundern, daß das Maifestblatt der deutschen   Socialdemokratie unter dem Zeichen Arnold Böcklins steht. Aber es ist so. Und das Bild, dessen Reproduktion miser Maiblatt bringt, gehört an feinen Platz mit mehr Recht als an diesen. Hoch auf dem Gipfel des ragenden Felsen sizt sie, die Göttin der Die Menschen, die in unablässigem Zuge die Treppen zum Bahn Freiheit, ein schönes Weib, in der Linken hält sie den Balmenzweig, auf der Rechten sigt ihr der Adler. Beit hinaus in steig heraufkommen, sehen auch wenig frühlingsfröhlich aus. Es ift die Fernen geht ihr Blick, langes, wehendes Haar, von einer phrygi- gerade Feierabend. Und da kommen sie nun an, arbeitsmide, in fchen Müze bedeckt, umrahmt das stolze Geficht ein Bild der den Werkstatt- Kleidern. Selbst die Scharen der Mädchen lassen nur Größe. Ueber den Wolfen thront sie, die ihrem Fuß als Stütze den einen Wunsch erkennen: Nach Hause! Ruhe! Ruhe! dienen, und von dem Hintergrunde herüber leuchten die Eisfelder Die Röte der untergehenden Sonne setzt sich in einer Ecke des Glass Nur auf einen Augenblick ist das Bild ein anderes, heiteres. des Hochgebirges... Dem Bilde ist eine Umrahmung beigegeben,

-

die von demselben Künstler herrührt, der auch das Titelblatt ge- gewölbes feft. Sie wächst und überzieht das schmutzige Grau mit zeichnet hat. Es scheint uns nicht, daß die Aufgabe künstlerisch be- seiner sanften Frühlingsfarbe. Die Fenster, die Träger und die friedigend gelöst ist. Für den Eindrud wollen das fraftvolle, leben- Schienenwege, alles scheint zu glühen. atmende Bild Böcklins und die stilisierte Umrißzeichnung nicht recht Bäumen ringsumher zieht ein fräftiger Duft herüber. Das Auge Und nun hinein in den Zug. Jenseits der Stadt. Von den zu einander passen. Auch zeigt der Vergleich zwischen der Zeichnung

flimmert. Hand

unten in der Dämmerung vorbei. Vom Spielplatz kommen Gruppen Radfahrer und Radlerinnen in eleganten Kostümen huschen junger Mädchen. Sie sind noch jung und doch schon so hoch ge­wachsen, so start wie Fräulein. Ihre Lawn- Tennis- Schläger schwenten sie übermütig und flirten mit den jungen Männlein, die neben und hinter ihnen gehen. Sie haben auch ihre Tagesarbeit hinter sich das Spiel.

der Frau, die unten auf der Bank figt, mit der Freiheitsgöttin einen fann weit hinab sehen in die breiten Straßen, über deren grünen etwas gar zu großen Abstand. Noch weniger freilich kann man Roch weniger freilich fann man Gärten noch der gelbliche Schimmer der untergehenden Sonne sich mit dem Arbeiter befreunden, dem fie die reicht. Gegen diese Zeichnung ebenso wie gegen das Titelblatt muß eingewendet werden, daß sie zu ausdrucksleer sind. Es ist hier nicht der Ort für formale Spielerei. Selbst wenn die Zeichnungen in ihrer Art vollommener wären, weniger Berstöße zeigten und nicht immer fremde Borbilder durchschimmern ließen, es scheint uns fraglich, ob es den Lesern des Maifestblattes verständlich ist, wenn alles in ein Gewirr von vielleicht schönen Linien aufgelöst wird, auf Kosten des packenden Ausdrucks. Ein Blatt an dieser Stelle hat teine andere Aufgabe als die, zu wirken, und wenn es vollkommen sein soll, in einem ans Herz greifenden Symbol ein erfehntes Idealbild vor uns hinzustellen.

Dort drüben kommt eine

Alles ist voll Freude und Genuß. Gruppe Frauen im leichten, schillernden Umhang, mit seidenen, leuchtenden Kopftüchern, schwellende Pompadours in den Händen. Hinter ihnen geht eine Frau im aufgerafften Reitkleid. So zieht es immer wieder vorüber, mit frühlingsfrischen Backen, voll über­quellender Lebensluft und mit unternehmungsfreudigen Augen­und Blumen in der Hand oder am Busen. Hier draußen ist Frühling, menschenwürdiger, ermutigender Frühling.

-

Theater.

=

Das Festblatt der österreichischen Partei ist wie in den früheren Jahren mit drei farbigen Bildern ausgestattet. Diskreter verwendet erscheint die Farbe auf den Umschlagbildern Das Titelbild stellt einen Arbeiterzug dar; ein Fahnenträger hält die Fahne vor einer Frau gesenkt, die sie bekränzt. Auf dem andern Bilde, Morgenröte", einer Zeichnung von Walter Crane  , naht dem am Boden liegenden Arbeiter, an dessen Herz der Drache Jim Berliner Theater wurde am Freitag ein modernes " Kapitalismus  " frißt, die Lichtgöttin als Befreierin, mit Fadel und Drama, Sain" von Ernst Prange zum erstenmal aufgeführt. Posaune; vor ihrem Glanze weichen die finsteren Wolfen.... Un- Der Autor war eine Zeitlang Schauspieler am Leffing- Theater. Sein angenehmer wirkt die Farbe auf dem beigelegten großen Bilde: Stück ist nicht gerade ausschließlich das, was man in der Musik als " Befreiung". Es ist merkwürdig, wie die bildnerische Phantasie des Kapellmeister- Mufit, im Drama als Schauspieler Drama bezeichnet. angenscheinlich an einfache Zeichnungen gewöhnten Schöpfers der- Es will wenigstens ein schweres Problem aufstellen; und dennoch selben sich hier, wo er etwas Großes, über den Alltag Hinaus lebt es zu seinem größten Teil von Erinnerungen; gehendes schaffen wollte, gleichsam überschlägt. Die Erdfugel ist der kehren sich die Erinnerungen nicht an die üblichen effektvollen Schauplak, ein winziges Ding, im Durchmesser nicht allzu- Handwerksmuster, sondern sie sind von Dichtungen Jbsens, von vielemal größer als die Menschen, die auf ihr wandeln. Mit der Dostojewskis Raskolnikow und selbst vom streng- naturalistischen aufgehenden Somme tommt in der Gestalt eines das rote Beispiel Meifter Delze" von Johannes Schlaf   angeregt. Das alles Banner schwingenden Arbeiters der Befreier, der mit einer Fackel ist zu theatralischen Effekten, zu einer eminenten Rolle im Schaut­der Schlange dem Kapital den Garaus macht. Ein alter spielerfinn verarbeitet; und eben die packende Rolle, das virtuose Mann, ein junges Weib, Liebende und Kinder, für die alle Kunststück, das sich Herr Bassermann vom Berliner   Theater freilich die Gesetze der Statik aufgehoben scheinen, jubeln ihm nicht entgehen ließ, schuf den Erfolg, bewirkte den lauten Beifall. zu... Von dem textlichen Inhalt sei vor allem eine anziehende Begleiteten Herrn Prange die litterarischen Reminiszenzen nicht, Stizze von Hanns Resel hervorgehoben, Eine Maifeier im Hoch- so wäre für sein Stück die Gefahr dicht nahe, daß gebirge": Holzknechte, die das Evangelium des Socialismus in sich zur Schauerkomödie würde. Denn bei den krassen Vorgängen handelt aufgenommen haben, wandern hinauf in ihre Berge, um das Maifest les sich immer wieder um die krasse Wirkung, nicht so sehr um die

4

-

mur

es