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gk. Die französischen   Provinzen in der Weltausstellung[ reinliche Arbeit wußte. afer am wenigsten zu fesseln, wiewohl 1900. Die starte Bewegung in Frankreich  , die seit einigen Jahren Sainz als Paracelsus   prächtige kapriciöse Laune und Nissen baran arbeitet, in den Provinzen ein selbständiges geistiges Leben derbe Frische entwickelte. Baracelsus", der überlegene Geist, wird von hervorzurufen, wird in der Pariser Weltausstellung zum erstenmale dem Baseler Schwertfeger Cyprian doch nur wie ein fahrender eine vor aller Welt fichtbare Vertretung finden. Die Gesellschaft für Herenmeister und zigeunernder Lump behandelt. Dafür rächt sich Bolkskunde und Volkskunst, die von einer Gruppe von Schriftstellern, der Meister an dem biederen, aber beschränkten Bourgeois, indem er Künstlern und Politikern besonders auf Betreiben von Gustave Cyprians Gattin in Hypnose versetzt. Während der Hypnose giebt Boucher begründet wurde, hat eine Reihe von Volksfesten und Justina auf Geheiß des Paracelsus Rechenschaft von ihren innersten Kongressen für Volkskunde in verschiedenen Provinzen veranstaltet. Gefühlen, und sie sind nicht von der Art, daß sie den Gatten be­So hat man fich bemüht, in Poitou, in den baskischen   Provinzen, fonders stolz machen können. Das Spiel endigt, wie in moderni­in der Normandie   die Freude an Boltstrachten, alten Volksliedern, fierter Hans Sachs- Weise, mit dem Gelöbnis Cyprians, heilfam be­Tänzen und Schauspielen wieder zu beleben. In Niort  , in Saint- lehrt zu sein.

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―ff.

Jean- de- Luz, Honfleur  , Lifieux find bisher durchaus nicht-hl. Die Freie Boltsbühne brachte am Sonntag vor genügend beachtete Museen für häusliche Kunst gegründet den Mitgliedern ihrer ersten Abteilung Nicolaus Gogols worden, um den Künstlern und Historikern in Zukunft Ma- Komödie Der Revisor" heraus. Das alte Stück hat seine terial zu bieten. Die Ausstellung dieser Provinzen soll nun die Kraft zu wirken aufs neue bewährt: es wurde mit lebhaftem Bei­Besucher in den Stand setzen, den Boltsfesten der verschiedenen fran- fall aufgenommen. Es ist eine starke und wißige Satire gegen zösischen Provinzen beizuwohnen; sie soll ihnen die Farandoles" die forrupte Beamtenwirtschaft in Rußland  . Eine glückliche des Südens( provençalische Tänze), die Kirmesse des Nordens, das Jdee liegt der Handlung zu Grunde: Diese Beamtengesellschaft der Theater auf freiem Felde von Bussang und das Theater unter freiem russischen Seleinstadt, die sich um den Gouverneur gruppiert, hat Himmel von Ploujeau( Bretagne  ) vorführen. Die Organisation nichts mehr zu fürchten als eine wirkliche Revision. Und nun wird dieser Ausstellung ist Gustave Boucher überlassen, der folgenden Blan ein Revisor angekündigt. Schon die bloße Nachricht jagt alle so ins entworfen hat: Auf einer Bühne unter freiem Himmel, die in der Bockshorn, daß sie in dem ersten besten, der als Reisender in der Esplanade des Invalides errichtet wird, soll Woche für Woche ab- Stadt weilt, den Revisor vermuten; um seines Amtes besser walten wechselnd ein Voltsstamm in einer Reihe von Bildern vorgeführt zu können, foll er ja incognito reisen. Der Fremde, ein leicht­werden, die durch eine einfache Handlung mit einander verbunden sinniger junger Bursch, geht auch schnell darauf ein, sich als find, und das Boltsleben auf dem Lande in allen seinen Aeußerungen" Revisor" behandeln zu lassen, rupft die Gesellschaft gehörig und charakterisieren. In jeder Provinz arbeiten Schriftsteller die be- verschwindet noch rechtzeitig. Kurz nachdem diese entdeckt hat, daß treffenden Stücke aus. Sie werden von Bauern ausgeführt, die mit fie dupiert ist, meldet sich der wahre Revisor... Während die spitz­den Traditionen, die sie darstellen sollen, vertraut find. Durch bäbischen Beamten in aller Eile die Maßregeln beraten, verraten Extrazüge soll den Provinzbewohnern die Fahrt zur Ausstellung sie ihr System. Eine ganze Reihe von Gestalten wird scharf möglichst erleichtert werden, damit das Ganze ein lokales Gepräge erhält.

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Theater.

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Musik.

charakterisiert; darin find alle einander gleich, daß sie eine unglaublich liederliche Wirtschaft führen und ihre Stellung dazu ausnüßen, die ihnen untergebenen auszuplündern. Ein richtiges Reglement hat Jm Deutschen Theater wurden am Sonnabend drei neue sich ausgebildet: je höher die Stellung, um so mehr darf ihr Inhaber Einalter von Arthur Schnigler, die schon am Wiener Burg- tehlen. Gegenüber der Art, wie diese Charakteristik durchgeführt ist, eine Bemerkung auf: Gogol   gilt Theater ihre Fenerprobe bestanden, zum erstenmale aufgeführt. it drängt sich freilich des Naturalismus in Rußland  , aber es auch nicht viel im starken Sinne, so ist es doch vielerlei, an das als der Bahnbrecher fremd erscheint erscheint seine Technik uns oft, die wir fich die regsame und geschmeidige Begabung Schniglers herautvagt. wie fremd an eine Die Eins hat Schnitzler vor den meisten seiner Wiener   Mitbewerber voraus: weniger direkte Schilderung gewöhnt sind. wozu fie doch alle Veranlassung hätten- Seine Kunstarbeit ist von Anfang bis zu Ende sauber und niemals Menschen verbergen fahrig. Ein geistreicher Beobachter führt das Wort. Ihm find die ihre schlimmen Geheimnisse gar zu wenig, der Zweifel an der Mög­Der Eindruck der heftigen, die leidenschaftlichen Töne nicht so sehr eigentümlich. Seine lichkeit des Dargestellten läßt uns nicht los. war allerdings ein ganz Stunft wurzelt nicht in tiefschöpfender Kraft, sondern mehr in be- Komödie von der Bühne aus weglicher Anmut. Sie wird einigermaßen schen vor dem großen anderer, als ich ihn von der Lektüre her in der Erinnerung Es scheint, daß die Aufführung, deren frisches Zusammen tragischen Vorwurf. Am Einakter vom Grünen Kata du" fonnte hatte. man das deutlich wahrnehmen. Der Autor nennt ihn eine Groteske; ipiel sonst Anerkennung verdient, den Charakter des Ganzen doch der Aft hatte unter allen dreien den lebhaftesten Erfolg. etwas verschoben hat. Die Linien der an sich schon ziemlich stark Doch venn mau von den witzig beleuchteten Kontrasten aufgetragenen Charakterzeichnung wurden von den Schauspielern des und dem klug geführten theatralischen Bau absicht, in Leffing- Theaters noch herzhaft unterstrichen, so daß manche der der innersten Seele des Stücks lebt nichts, was in Wahrheit Gestalten eher als Karikaturen denn als wirkliche Menschen er­erschüttert. Und das, trotzdem die Vorgänge im Grünen Statadu" schienen.- mit dem Sturm der Bastille, mit der Erregung der großen Revo­Iulion zeitlich zusammenfallen. Es ist, als wenn einer an einem Aus der Woche. Es ist allzu häufig Gelegenheit, aus aufflammenden Brand sein Spähnchen entzündete. Es bleibt etwas irgend einer Reihe von Zeiteinheiten ein Jubiläum herauszuschlagen, Anekdotisches an allen haften. Zum Teil liegt es an der kurz felten aber, ein solches zu einem lebendigen Zeugnis einer wirklich artmigen, spit ausgeführten Form des Einafters, wie sie jest weitgreifenden Wirksamkeit auszugestalten. Das gelang bei dem mannigfach Mode geworden ist. Der Grüne Kakadu" ist eine Wein Konzert vom 22. April zu Ehren des sechzigjährigen wirtschaft, der ein findiger Gastwirt den Scheincharakter einer Ver- Se ünstler Jubiläums von Joseph Joachim  . Jubiliert brechertneipe gegeben hat. Gedungene Schauspieler müssen täglich wurde allerdings mehr der Lehrer als der Künstler. Man hatte den vor einer aristokratischen Gesellschaft von Tröpfen und Verlotterten Nachdruck auf das Zusammenwirken möglichst vieler seiner Schüler fich als Verbrecher kostümieren und die schlimmsten Scheinabeutener und sonstiger Glieder seiner Sphäre gelegt. Insbesondere brachte zum besten geben. So giebt sich einmal auch der Erste der Truppe, man ein Streichorchester von ungefähr anderthalbhundert Herr Henri, für einen Mörder aus. Er hätte den Liebhaber seiner Spielern( samt mehreren Spielerinnen) zusammen, in welchem aller­Frau erschlagen. Während er phantastisch spielt, erfährt er, daß ein erste Ramen vertreten waren. Eine solche Tonfülle, eine solche Er Herzog wirklich ein Verhältnis mit seiner jungen Frau pflege. Das hebung über die Knappheit der gewöhnlichen Besetzungen, eine solche Spiel wandelt sich in Ernst, als dieser Herzog in den Verbrecher Vernehmbarkeit des Streichermotivs der Euryanthe  " ist dem Musik­teller eintritt. Der Straßenlärm draußen sagt: Die Bastille ist freund nur selten beschieden. Und wie haben sich nach der öffent­gefallen" und im Verbrecherkeller" Prospères ersticht der rafende lichen Hauptprobe zu urteilen das Orchester und sein Dirigent, Komödiant, der von Kainz im virtuosen Stil gegeben wurde, der aus Meiningen   herbeigeeilte Musikdirektor Frig Steinbach, den Herzog, der ihm sein Liebstes raubte. Am Wiener   gegenseitig getragen! Die Freude daran wurde eher verstärkt als Hof Theater ist diese Komödie, die wirklich nichts geschwächt dadurch, daß der zarte Anfang von Mendelssohns' Sommer­Aufwühlendes an sich hat, anstandslos gegeben worden. Bei uns nachtstraum- Ouverture noch eigens öffentlich studiert werden mußte. hat man sich nur schwer entschlossen, die Komödie frei zu geben. Wie ehrend war dies doch für alle Beteiligten, als die Stelle all­Das ist charakteristisch für das Thema: Berliner   Kunst und Polizei. mählich immer feiner und plastischer heraustam! Weniger ehrend Das Schauspiel, Eine Gefährtin" gefiel und regte an, war es für das Komitee, daß es dem Publikum zumutete, doch nicht so lebhaft," als der Grüne Kakadu." Es ist ein Drama die Probe ohne Konzertprogramm anzuhören; auch der Wegfall des mit elegischem Grundflang, aber es ruht auf spizfindigen Voraus- Prologs war eine Enttäuschung. Unter dem vielen Erfreulichen, das fegungen. Professor Pilgram von Nissen flug und ohne blieb, seien erwähnt eine von G. Roßberg komponierte Fanfare, Sentimentalität gespielt hat eben sein Weib begraben. Er war ausgeführt von etwa 50 Militärmusikern mit Baufen und mit um zwanzig Jahre älter gewesen, als er sie heiratete; es tam, wie mittelalterlichen Trompeten( Felttrummeten"), deren freudig heller es zu gehen pflegt. Die Gattin wandte sich vom alternden Mann Klang einen ganz eigenartigen Genuß bot, und Joachims dem jüngeren Freund zu. Herr Pilgram ahnte es, begriff und ließ Bariationen, deren Solo Konzertmeister H. Petri aus Dresden   in es geschehen. Erst nach dem Tode der Gattin erfährt er die volle, legter Stunde übernommen hatte es war wohl die gehegte Ueber­beschämende Wahrheit. Dem jüngeren Freund war Bilgrams anstrengung Ursache, daß er nachher fast zusammenbrach. Gattin mit Bewußtsein nicht viel mehr als eine Dirne. Und um Der Reinertrag ist für die" Josef Joachim- Stiftung" bestimmt. ein solches Weib hatte Professor Pilgram zehn Jahre lang gelitten! Wird es vielleicht dem, der diese Stiftung zu verwalten hat, ein­Am wenigsten verkleidet kommt Schnitzler in einem Versipiel fallen, sie auch denen zu gute kommen zu lassen, die schlechtweg als von anmutig zierlichem Zuschnitt, dem Paracelsus  "; Paracelsus Lehrer, nicht zunächst als Künstler wirken, oder gar auch denen, die ist ein verfeinerter Schwant, über den doch wieder einige ver- nicht von Glück, von Titeln, von Staatswürden, von Senatsroben fonnene Melancholie wie ein leichter Flor gebreitet ist. Diese u. dergl. gehoben werden?

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