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Würden Sie etwa auch den Herrn Untersuchungsrichter inter - Die Journalisten waren ferner genötigt, für ihre Berichte viewen?" Mitteilungen bei den Angestellten des Notariats zu suchen, die " Ich glaube wohl, und das wäre nicht das erste Mal." mehr oder weniger von der Sache wußten und der Affaire ein " Das sind Pariser Gebräuche, die Gott sei Dank die romanhaftes Interesse geben konnten. Die meisten zeigten sich Provinz noch nicht angesteckt haben, die Leidenschaft der Bericht- zurückhaltend, nur Mederic zeigte sich unaufgefordert gefällig erstattung hat uns noch nicht verdorben." und lieferte mit großem Wortschwall eine Erzählung, aus der ,, Sie sind aber doch nicht Untersuchungsrichter, Herr sich die Unschuld Hortensens klar wie der Tag ergab. Nach­Bürgermeister?" dem er zuerst bei der Nachricht über die Verhaftung der Frau, Wenigstens bin ich int gegebenen Falle ein Mitarbeiter die er so innig liebte, ganz vernichtet, wahnsinnig vor der Justiz, ihr sehr bescheidener Mitarbeiter, bin aber in dieser Schmerz, wütend über die Nichtswürdigkeit Turlures ge­Eigenschaft an eine Reserve gebunden, von der mich nichts wesen war, hatte er schnell begriffen, welche Wichtigkeit abbringen wird." eine günstige Presse und besonders ein günstiges Publikum für sie hatte, und trotz der Verzweiflung seiner Mutter, trotz der Erbitterung seiner Onkel, die ihn für einige Monate auf Reisen außerhalb Frankreichs schicken wollten, hatte er sich öffentlich zum Verteidiger dieses, wie er sagte, " Opfers der menschlichen Dummheit und vielleicht noch mehr des Schicksals" aufgeworfen.

" Auch nicht der Gedanke, daß Sie sich Ihren Kollegen, den sechsunddreißigtausend Bürgermeistern Frankreichs , als Beispiel geben müssen, indem Sie ihnen zeigen, wie Sie jene geheimnisvolle Sache geleitet haben..."

Turlure verneigte sich.

"... Durch diese Lektion werden Ihre Kollegen lernen, was ein intelligenter, mutiger, eifriger, gescheidter, scharf­blickender Mann vermag, der das Interesse der Gesellschaft über seine persönliche Ruhe stellt."

Bei jedem dieser lobenden Eigenschaftswörter beugte sich Turlure mit einem befriedigenden Lächeln.

" Ich habe nur meine Pflicht gethan," sagte er be­scheiden.

Aber selbst dann ist es nüglich, zu erfahren, auf welche Weise schon des Beispiels wegen."

" Das wird schon bekannt werden."

" Nicht so wie es geschehen muß; denn indem man sich in den Einzelheiten des Prozesses verwirrt, wird Ihre Rolle an Wichtigkeit verlieren."

Das Siegel des Schweigens schließt meine Lippen."

Kann ich nicht wenigstens unserem Publikum bekannt machen, was für ein Mann der Bürgermeister von Oissel ist, auf den jetzt die Augen der ganzen Welt gerichtet sind?"

Sagen Sie, wenn Sie wollen, daß er ein bescheidener Gelehrter ist, der nicht in den Vordergrund gestellt zu werden wünscht; das Bedürfnis, von sich reden zu machen, ist eine der unheilvollsten Verkehrtheiten unserer Zeit: quia etiam bene proficientes animos tentare non cessat."

" Ich sehe auf jeden Fall, daß dieser bescheidene Gelehrter ein ausgezeichneter Lateiner ist."

Ausgezeichnet, nein; aber immerhin ein Lateiner, das gebe ich zu. Darum werden wir, wenn Sie erlauben, unsere Unterhaltung mit einer anderen Regel und zwar mit einer von Livius beenden, die Ihnen zeigen wird, daß ich außer dem Amtsgeheimnisse noch andere Gründe habe, zu schweigen: ,, Nil tam inestimabile est quam animi multitudinis"."

,, Damit wollen Sie doch wohl sagen, daß nichts verächt­licher ist, als die Meinung der Menge?"

"

So ziemlich."

"

Sie ist unschuldig! Sie ist unschuldig! Sie im Ver­dacht haben ist eine Sinnlosigkeit, sie verhaften eine Un­geheuerlichkeit!" rief er beständig.

Auch hatte er Einzelheiten gesammelt und gruppiert, deren Gesamtheit notwendig die öffentliche Meinung zu Gunsten der Frau, die ein Opfer zu sein schien, und zu Ungunsten jenes Mannes stimmten mußte, der zuerst Courteheuse vergiftet hatte, um dessen Witwe zu heiraten, und dann auch diese zu ver­giften suchte, um seine Maitresse, die ein großes Vermögen durch das Laster gewonnen hatte, ehelichen zu können. Ge­nügte nicht schon diese einzige Infinuation, um ihn als den nichtswürdigsten aller Männer hinzustellen?

Den illustrierten Blättern hatte Mederic die Photographie Hortenses übermittelt und er hatte eigens die Reise nach Paris gemacht, um andere solcher Bilder in den Depeschensälen der Beitungen aushängen zu lassen.

Wer würde sich, wenn er sie betrachtete, nicht sagen, daß dies nicht der Kopf einer Verbrecherin sei? XX.

Das war ein wichtiger Punkt, die öffentliche Meinung so borbereitet zu haben, denn im Grunde ist der Wahrspruch der Geschworenen nur der Ausdruck jener Meinung; aber damit war noch nicht alles geschehen: jezt mußte er auch einen Ver­teidiger finden, der der Aufgabe, die man ihm anvertrauen wollte, gewachsen war.

Wer sollte aber dieser Verteidiger sein, in dessen Hände er das Leben und die Ehre der Frau, die er liebte, legen würde?

In seiner Verlegenheit und Bestürzung fragte er seinen Rechtsprofessor um Rat. Dieser sagte:

Wie man im Justizpalaste erzählt hat, wird Saint Hélier La Vaupalière verteidigen; beide waren früher be­freundet und Saint- Hélier konnte es ihm nicht verweigern. Nun, mein Herr Bürgermeister, darin haben Sie un- Nach seinem Charakter fann man die Verteidigung voraus­recht; denn die Menge ist heute die ganze Welt, die In- sehen: ehrlich, rechtschaffen, gewissenhaft; aber nichts als das; telligenten so gut wie die Dummköpfe; und durch Ihr Still- eine Verteidigung der Provinz für die Geschworenen der schweigen werden meine Kollegen und ich genötigt, Geschichten Provinz. Das paßt nicht für die Frau, die muß, wie mir für den Bedarf der Dummen zu erdichten, da Sie den scheint, von einem feurigen, sympathischen Advokaten, für intelligenteren Leuten die Wahrheit verweigern."

,, Sie werden das doch nicht thun!"

" Und mit was soll ich sonst meine Korrrspondenzen aus füllen, wenn Sie mir nicht den Stoff dazu liefern? Das Publikum, das über den Bürgermeister von Oissel Auskunft erwartet, wird uns keinen Kredit geben; man muß es be­friedigen, koste es was es wolle, und darum werden wir von Ihrer Umgebung, Ihren Lieferanten, Ihrem Fleischer, Bäcker, Ihren Freunden, Gegnern, wenn Sie welche haben, erhalten, was Sie uns nicht sagen wollen."

,, Erkundigen Sie sich wo Sie wollen, mein Herr, ich fürchte Ihre Nachforschungen nicht."

den alle Mittel gut sein werden, auf glänzende Weise verteidigt werden. Von den Pariser Advokaten scheint mir Droche diese Bedingungen am besten zu erfüllen. Er besitzt viel Talent und hat sich in den letzten Jahren durch zwei oder drei Erfolge Ansehen erobert, und er ist nicht der Mann, um durch Gewissensbedenken in Verlegenheit zu geraten, die einen anderen drücken könnten. Besonders aber ist er persona grata, wie man in der diplomatischen Sprache sagt. Diesem Advokaten würde ich Madame La Vaupalière geben. Jegt ein letzter Rat: da ich Sie nicht verhindern kann, fich in jene Sache zu mischen, so spielen Sie wenigstens darin feine öffentliche Rolle, und schicken Sie, anstatt Droche selbst aufzusuchen, einen Verwandten von Frau La Vaupalière zu ihm; sie wird wohl welche haben, die sich nicht weigern werden, sich um sie zu bekümmern."

( Fortsetzung folgt.)

Diejenigen aus der Umgebung von Turlure, die Auskunft geben konnten, waren seine Gehilfen und besonders einer von ihnen, den man wegen seiner großen Brille aus verrostetem Stahl in ganz Oissel die Brillensprize" nannte, und von dem man alles erfuhr, was man wollte, wenn man ihm etwas zum Trinken bezahlte. Das war allgemein bekannt und man hatte ihn daher in alle Wirtshäuser der Umgebung gelockt, und so oft er in die Apotheke zurückkam, füllte er sie mit einem Rum, Kirschwasser- und Absyntgeruch an, wegen Zeitungen gekommen, die Leser, die bei dem Regenwetter nichts Pfingsten, das liebliche Fest", war kalendermäßig in den dessen er vor die Thüre gesetzt worden wäre, wenn sich Befferes wußten, als ihr Blatt zu lesen, erbauten fich friedlich und Turlure hätte entschließen können, den Alten, der seit fünf- stillvergnügt an den Feiertagsbetrachtungen und Wünschen, die selbst zehn Jahren in seinem Dienst war und keine anderen Fehler in den fortschrittlichsten Zeitungen fromme bleiben, anspruchsvollere als die Leidenschaft für starke Schnäpse hatte, zu verabschieden. Naturen tranten einiges für oder ohne irgend einen patriotischev

Sonntagsplandevei.