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Bei uns in Deutschland ist das schon umständlicher; hier muß man rein Hauptmann und Hoftheaterintendant sein, wenn man dichten will; man kann sich allerdings auch den Chefredacteur des Kleinen Journal" zum Mitarbeiter nehmen, wenn man allein nicht den Mut hat. Dann kann man sicher sein, ein Meisterwerk ge­schaffen zu haben, dem alle sich wiedergefundenen" Bürger zu­

Kleines Feuilleton.

Die Nachfor

gwed, turz, alles nahm in diesen Tagen die Welt wie sie sein sollte,| Desireich seine böhmischen Feudalen hat, braucht es nicht zu fürchten, ohne Sorgen und Mühen nur ein Stand fand keine Nuhe: daß sich einmal kein Minister fände. unsere löbliche Polizei. Ein Nichtswürdiger" hatte ihr die Meldung Uebrigens interessiert der ganze Handel beispielsweise die übermittelt, die Bediensteten der Straßenbahn wollten am Pfingst- Wiener viel weniger als die neuesten antisemitischen Schimpfworte sonntag in den Streit treten; um dieses Unglück zu verhindern, und die neuesten Litteratursfandale. Das geistige Leben dieser glück­mußte Bolizeimannschaft in den frühesten Morgenstunden aus lichen Stadt spielt sich offenbar hauptsächlich im Gemeinderat und rücken und die Depots besetzen. Es war aber nichts mit der den Cafés ab. Alle paar Monate giebt es eine neue Litteratur­Rettung von Staat und Gesellschaft, die Polizei war herein richtung, die sich nach Aussage eines bewährten Kenners, des Zahl­gefallen, und, o Schmerz, nicht einem verbrecherischen Spaßvogel", fellners im Café Größenwahn" damit ankündigt, daß die Anhänger sondern einem eifrigen Beamten selbst. Uebrigens flang die Meldung der alten Richtung mit den Zechschulden ausbleiben. Das neueste ist ganz plausibel: unsere Polizeiverwaltung findet es offenbar nur zu jetzt das Strolchtum in der Litteratur; wer über Geld und einen begreiflich, wenn die Pferdebahnbediensteten des öffentlichen Inter- Prügel verfügt, schreibt ein Drama. Das Geld für den Theaterdirektor, esses einmal satt werden und den Versuch machen, in ihrem eigenen den Prügel für den Kritiker, da muß es gehen. Diese Richtung Interesse an den materiellen Gütern des Lebens satt zu werden. wird aber bald überwunden sein von einer andern, die Stücke schreibt Aber die Polizei sollte doch nicht den Teufel an die Wand malen; in der Hoffnung, daß die Censur sie verbieten werde; mit fünf nicht das Schreckgespenst alles scheint sich verschworen zu haben, das aufgeführten Dramen ist man dann ein bekannter Autor. edle Bild unseres verehrten Herrn Vicepräsidenten des Reichstages hervorzuzaubern. Verzeihung, Herr von Frege, wenn wir den un parlamentarischen Ausdruck gebrauchten; Sie haben uns in Ihren legten Ergüssen, auch falte Wasserstrahlen genannt, solch eine Menge offenbar parlamentarischer Ausdrücke zur Verfügung gestellt, daß wir ruhig auf reichstagsobrigkeitlicherseits verpönte Worte verzichten fönnen. Zur Beruhigung unserer Leser beeilen wir uns zu jubeln. Hurrah! erklären, daß wir trok des erhabenen Vorbildes auf Grammatik und Stilistik nicht verzichten wollen. Freilich, Herr von Frege hat es bequemer als ein armer Journaliſt. hat fühnen Redewendungen einigen Weg gk. Nürnberger Meistersinger- Protokolle. zum Präsidentensiz gefunden Herr von Klindowström wurde schungen von Drescher über das handschriftliche Material zur Ge als geistiger Führer seiner Partei leider etwas zu spät entdeckt schichte des Meistergesanges in der Weimarer Bibliothek haben nach und kann sich jetzt auch als Schriftsteller angenehm bemerkbar machen; einem Berichte des Euphorion" zu reichen Ergebnissen geführt. Die ein armer Barlaments- Berichterstatter aber muß ängstlich jeden Auf- authentischen Protokolle sämtlicher Singschulen der Nürnberger sehen erregenden Krieg mit der deutschen Sprache vermeiden, wenn Meistersinger aus den Jahren 1576-1583 und 1605-1689 wurden er nicht ums Brot kommen will, und die einzigen Beziehungen, die von Drescher zu dem Gemerkbüchlein von Haus Sachs , das die Pro­ihn mit dem Präsidentenfig verknüpfen, bestehen darin, daß er die tokolle der Jahre 1555-1561 umfaßt, hinzugefunden. Nummehr schwierige Aufgabe hat, in besonderen parlamentarischen Momenten liegen uns die Meistersinger- Protokolle von 1555-1689 mit einer das mehr oder minder geistreiche Gesicht des Herrn Vorsitzenden zu Lücke der Jahre 1561-1576 vollständig vor. Diese Funde find von studieren und psychologisch zu analysieren. Mit einer dieser Analysen großer kulturhistorischer Bedeutung. Am knappsten gehalten find die war Herr v. Frege nicht einverstanden und mit dem Mute dessen, Aufzeichnungen, die von Hans Sachs als Merker herrühren. Bei der die Macht zu haben glaubt, drohte er mit der Austreibung aus ihm folgt dem Datum der betreffenden Singschule in der Regel eine den heiligen Hallen des Reichstages. Sein Kollege Ballestrem läßt Angabe über das vorgeschriebene Gemeß. Dann kommen die Namen ihn im Stich; da verliest der wadere Kämpe eine Erklärung des der Meistersinger, die in feierlicher Singschule um den Preis ge­Inhalts: rungen haben, mit der Angabe des Tones, in dem sie sangen und der ersten Zeile des vorgetragenen Liedes Die Gewinner der Krone und des Kranzes werden kurz genannt, worauf ein Bericht über das Zechfingen, bei dem um den Zechkranz gekämpft wird, folgt. Auf der Schul" durften nur Meistersinger mit biblischen Stoffen zum Vortrag kommen, während an der Bech" die weltlichen Themata start überwogen. So trocken und knapp find die Auf­zeichnungen aber nur bei Hans Sachs . Die späteren Meistersinger­Brotokolle enthalten Angaben über das nicht so offizielle Komödien spiel der Meistersinger, über Stiftungen und das Inventar der Ge­sellschaft, sowie auch über Beruntreuungen und Zwiftigkeiten innerhalb früher das nur leihweis anvertraute Schulkleinod, Schul- und Zech franz die einzigen Siegespreise gewesen waren, und die Ehre des Siegers also im Vordergrund stand, werden jetzt noch andere Gaben aufgezählt, wie ein Tuch, Kämmlein, Leuchter, Messer, Zinngeschirr Wie gut würde sich der Herr Vicepräsident bei dem Friedens- und dergleichen, oder auch Geld. Die früheren Ehrenzeichen tommen werden in manchen fongreß ausnehmen, der nach den Berichten indiskreter Journalisten erst hinter den anderen Preisen und jezt im Haag tagen soll. Das ist aber auch so ziemlich alles, was Fällen überhaupt als Gaben verschmäht. Die neuen Töne und ihre man über den Kongreß erfährt. Wenn nicht von Zeit zu Zeit die Benennungen werden immer unnatürlicher und geschraubter, zugleich Von 1689 Friedensbertha die Völker der civilisierten Erde mit Depeschen be- schmilzt die Zahl der Sänger immer mehr zusammen. glückte, so daß die Telegraphenapparate bei der bloßen Annäherung an scheinen dann keine Protokolle mehr geführt zu sein. Eine andere dieses Friedensapostels schon automatisch ein Loblied auf den Zaren Handschrift, die Singschulprotokolle der Augsburger Meistersinger Es ist ein Gemerkbuch von sich geben, dann wäre die öffentliche Ruhe und Ordnung nur enthält, war bisher so gut wie unbekannt. noch durch das Bestehen des Kongresses selbst gestört. Der Weih- der Meistersinger von 1609-1699". Zum letzten Mal, wird berichtet, rauch, der da dem Frieden gespendet wurde, ist ganz gewöhnlicher hat am 1. August 1701 als an eines hoch wol edel und ehrsamen Schwefeldampf, der aus den Reden der Herren da aufsteigt. Da rathswahltag" Tobias Pratsch, Meßner der evangelischen Pfarrkirche Journalisten dafür gewöhnlich eine feine Nase haben, ist die Ceffent- au St. Ulrich als Kronmeister einer ehrbaren Gesellschaft der Meister­lichkeit der Verhandlungen ausgeschlossen, ja der russische Delegierte finger das Kleinod oder die Krone wiederum zu verfingen gegeben. beantragte, nicht einmal Communiqués zu veröffentlichen wie Pratschs, bor mal gewester lehrjung" Johannes Ludwig errang im Leider gehört zweiten Umgange" die Krone, Johann Sommer das Kränzlein. In wird Ihnen, Herr von Frege? Jdeal, nicht wahr? ein ehemaliger" Preßbengel" selbst der Konferenz an, und so wurde den Augsburger Protokollen sind auch die Fehler hinzugefügt und der Antrag abgelehnt. Hie und da sickert also doch eine Nachricht specialisiert, wie z. B. ist von ein gsaz in das andere kommen, durch, beispielsweise, daß in die Nacht dieser Tagung manchmal auch auch sonsten viel versungen", oder hat 2 mal gestuzt, und entlich ein Lichtstrahl fällt, da der französische Delegierte, Herr Bourgeois, vom stuel gesprungen" und so fort. ein ganz gescheidter Mann ist. Sind das Gehirnfatkes, diese Fran­Emmenthalifches Weiberschießen. Der Frankf. 8tg." zosen! Auch von einem gütlich beigelegten Konflikt hört man. Die wird aus Bern geschrieben: Im bernischen Emmenthal hat sich Es findet ab­bulgarischen Delegierten fühlten sich durch ihre Sitzplätze in ihren bis auf diesen Tag ein Weiberschießen erhalten. Gefühlen verlegt; da gab man ihnen die Size neben der türkischen wechselungsweise in den Ortschaften Langnau, Sumiswald und Burg­Delegation. Hier sollen sich die erleuchteten Köpfe wohler fühlendorf statt. Diese eintägigen Schüßenfestchen führen den Namen hoffentlich die anderen Körperteile auch. Weiberschießen, weil jeder Schüße, er sei ledig oder im Besitz einer

" Ich bin Dein Vater Zephises,

Und sage Dir nichts als dieses."

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Bei dem Preßgesindel natürlich große Heiterkeit, und da rafft fich Herr v. Frege zum neuen Kampfe auf; auf der etwas ab­getatelten Fregatte der Dresdener Nachrichten" zieht er dem Feinde entgegen, die Segel geschwellt von junterlichem Wagemut, er selbst bereit, talte Wasserstrahlen zu entsenden und mit gepanzerter Faust in das Wespennest zu greifen, das ihm Lacheffekte anhängen will. Aber der Feind läßt sich nach echter Judenmanier nicht blicken; auf das Meer des Unfinns hinaus folgt dem Kammerherrn niemand, der Genossenschaft. Die Tradition beginnt zu wanken. Während und er muß sich begnügen, direkt auf seinen edlen Standesgenossen, den Grafen Büdler, loszusteuern, um dann gemeinsam zu kämpfen. Allerdings, der aufgeregte Schwachsinn des Dreschgrafen ist schon langweilig; Herr v. Frege aber ist noch immer amüsant.

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An den Kongreß haben alle unterdrückten Nationen Bittschriften Frau, verpflichtet ist, in weiblicher Begleitung beim Schießen zu er­und Denkschriften geschickt. Merkwürdigerweise haben sich die scheinen. Die am Weiberschießen sich beteiligenden Frauen und Jung­öftreichischen Nationen, die ja alle nach ihrer Meinung unterdrückt frauen ziehen im Schritt und Tritt, wie ein Verein, durch den festgebenden find, nicht auch nach Haag gewandt; sie fühlen sich offenbar in Ort. Die Frauen des Festorts laden sämtliche weibliche Teilnehmer Am Abend vereinigen sich die Schüßen ihrem Weltschmerz so wohl, daß sie auf jede Art von Regierung, zu Kaffee und Kuchen ein. parlamentarisch oder unparlamentarisch, verzichten. Da man seit mit den Frauen und Mädchen des Festortes und ihrer eigenen Ge­Jahren von Destreich- Ungarn nichts hört, als daß dort eine Krise" nossinnen zu einem fröhlichen Mahl. Nachher wird ein Feuerwerk herrsche, hat man sich nachgerade an diesen Zustand gewöhnt. Dies- abgebrannt und die ganze Nacht getanzt; nicht selten führen die mal werden wieder neue Minister kommen und gehen so lange Weiberschießen zu Verlobungen. Auf diesen Festen geht es um o

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