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,, Aufs allerbestimmteste."
Bestreiten Sie, daß Sie bei diesem Apotheker Sulfonal gekauft haben?"
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darauf sagen solle, und brachte schließlich ein:„ Das könnte damit kommen, daß eigentlich unsere ganze Mufifpflege nach seiner schon sein" hervor, das weder eine Bejahung noch eine Ver- subjektiven Meinung und nach der objektiveren Einsicht des künftigen neinung war. Ein anderer Vorsitzender hätte an dieser Historikers in den und den Richtungen verfehlt sei. Steht er jedoch tomischen Person Gefallen gefunden und seinen Spaß mit einmal vor einer Ferialaufgabe, dann darf er sich wohl für all diese ihr getrieben. Er hütete sich aber wohl, dies zu thun, da Burüddrängung feines allgemeineren Schmerzes schadlos halten. einige normännische Bauern unter den Geschworenen saßen hervortreten läßt. Wenn in Wien zu lesen ist, daß Hugo Wolfs Gar erst, wenn der Vergleich die heimischen Uebel erst recht und es übel aufgenommen hätten, wenn er als ein Verspotter Oper„ Der Corregidor " in Mannheim und Prag aufgeführt wird, ihrer landsmännischen Eigenheiten erschienen wäre. Höflich so erinnern wir uns, wie wir in Berlin lesen, daß etwa ein nener hieß er sie Plaz nehmen. Urspruch oder d'Albert oder S. Wagner oder ein neu ,, Danke schön, bin nicht müde," erwiderte sie unter der hervorgezogener Berlioz dort und dort fern von der WeltHeiterkeit der Zuhörer. stadt zur Geltung kommt. Wenn in Wien geklagt wird, Ein Apotheker des Plates Cauchoise war der nächste daß man, wie es heißt, einen Mayerhofer in der er Zeuge. Als die illustrierten Zeitungen das Bildnis La Vau- fenkung verschwinden ließ", so denken wir wehmütig an die palières veröffentlicht hatten, war ihm dessen Aehnlichkeit mit in Berlin Versenkten, an Betz und an die Sucher. Wenn in Wien einem Kunden aufgefallen, der eines Abends ein Fläschchen werden mußte, weil beim Proben einem Sänger die Vorhangstange vor kurzem die Neueinstudierung von Fra Diavolo" unterbrochen Sulfonal gekauft und sich eingehend über die schlafbringenden auf den Kopf fiel, so sehen wir, daß man hier wie dort versäumt, Wirkungen dieses Mittels erkundigt hatte: binnen welcher Zeit wichtigere Rollen doppelt zu besetzen, und daß man die unsäglich es Schlaf bringe, wie lange der Schlaf dauere 2c. einfache Einrichtung, den Vorhang wagerecht auseinander, ſtatt „ Erkennen Sie in dem Angeklagten Ihren damaligen lotrecht auf und abgehen zu lassen, anscheinend mit einem gewissen Kunden wieder?" frug der Vorsitzende. " Justament" noch immer verachtet. Und wenn trotz aller Anläufe 31 schlicht natürlicher Darstellung die Bühnenpersonen in jedem Opernhaus so thun, als befinde sich an der Vorderseite des Podiums ein wichtiger Bestandteil der Scenerie, etwa ein schüßendes Gößenbild, das sie ansingen müßten, während hier vielmehr ihre Darstellungswelt zu Ende ist und die wirkliche Welt, das Publikum, beginnt wenn diefer widernatürlichste Opernunfug in Wien ebenso wiederkehrt, wie man ihn auf italienischem oder französischem oder sonst einem Boden fennt: so ist dies für die einzelne Oper, die wir daheim täglich sehen, keine Spur einer Entschuldigung, geschweige einer Rechtfertigung. Immerhin bleibt des Unterschiedlichen genug. Vor allem das zerstörten Bedeutung der vielleicht ersten Opernbühne der Welt, auch ein Gebäude allerersten Ranges. Welche architektonische und dekorative Bracht gegenüber dem bureauhaften Gebäude Unter den Linden ; welche Raumweite, Bequemlichkeit und heimliche Eigenart dieses vierten Stockes", dessen Anblick bei der Götterdämmerung " der Maler O. Friedrich in der jetzigen Wiener ,, Secessions"-Ausstellung so glücklich wiedergegeben hat! Aber nun auch der Fluch des zu großen Raumes gegenüber einem mäßigeren Betrag dieses llebels in Berlin ! Ich habe die mir längst gut bekannte Wiener Oper diesmal wieder von„ unten" und von„ oben" angeschaut und angehorcht und der guten Akustit mich eben so gefreut, wie die Aussicht betrauert, daß einerseits intimere Wirkungen hier kaum je zu erzielen sein werden, und daß andererseits viele der hier waltenden Singstimmen in geraumer Zeit ausgeschrien" sein werden. Dann wird es wie immer heißen: Fräulein soundso hat durch einen unerklärlichen Zufall ihre schöne Stimme verloren und giebt nun Stunden". Soll vielmehr heißen: Fräulein soundso hat durch eine allenthalben wiederkehrende Notwendigkeit ihre von vornherein nicht ganz richtig gebildete Stimme in dem großen Haus schneller, als es anderswo ginge, ausgesungen und will mun das Uebel fortpflanzen. Daran mußte ich ganz besonders denken, als ich in Wien 3tveimal die Sopranistin Frl. Michalek hörte, die über eine anmutige Darstellungskunst und über ein großes Stimmmaterial verfügt, aber schon jetzt in blühender Jugend und nach erst kurzer Thätigkeit in dem großen Hause so schreit", daß nur mit Bangen an das weitere zu denken ist.
Warum sollte ich es bestreiten? Sulfonal ist kein Gift." " Jedenfalls versetzt es aber den, der es einnimmt, in einen tiefen Schlaf, während dessen er nichts von allem, was um ihn her vorgeht und gesagt wird, weiß, so daß man in sein Haus kommen und dort treiben kann, was man nur will, ohne daß er etwas davon wahrnimmt; die Wirkung des. Sulfonals ist also gewissermaßen ein vorübergehender Tod. Wenn nun derjenige, welcher dieses geheimnis- Haus". Die Wiener Oper befizt zu ihrer wohl noch immer nicht volle Medikament verabreichte, daran durch irgend eine Ursache verhindert wurde, so konnte er mit innerer Not wendigkeit dahin getrieben werden, anstatt des vorüber gehenden den wirklichen und endgiltigen Tod, anstatt des Sulfonals Arsenik zu geben."
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Das wäre erst zu beweisen."
Und es wird bewiesen werden," bemerkte der General
anwalt.
„ Die Herren Geschworenen werden begreifen, daß ich den Versuch dieses Beweises abwarten will, bevor ich auf ihn
antiporte."
( Fortsetzung folgt.)
Wiener Oper.
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Es ist eine beliebte Beschäftigung nicht nur des Weltbummlers, sondern auch des Schollenklebers, charakteristische Verschiedenheiten von Nationen und Voltsstämmen, von Ländern und Städten zu suchen und zu bereden, dabei die Objekte so kritisch zu vergleichen, daß womöglich immer das eine seinen Rang vor dem andern bekommt. Diese Liebhaberei ist begreiflich: nicht nur wegen des allenthalben lebendigen Dranges, zu werten und zu fritisieren, sondern auch wegen der seelischen Erscheinung, daß uns an einer Mehrzahl bekannter Vorgänge die Verschiedenheiten stärker auffallen als das Gleiche. Der Indessen besitzt die Wiener Oper derzeit ein der Berliner wohl Reisende bemerkt sofort etwa eine Abweichung von der ihm zuletzt weit überlegenes Gangespersonal. Von den Sängerinnen hörte ich bekannten Coupéform und läßt die großen lebereinstimmungen noch die altbewährte Frau Kaulich und die über eine treffliche, alles Eisenbahnbaues unbeachtet; der Erforscher des Volkslebens wenn auch nicht immer ausgeglichene Koloratur verfügende Frau steht aufmerksam vor den Ungleichheiten zwischen Deutschen und Saville, beide der erstgenannten an Milde des Tones über. Franzosen , zwischen Norddeutschen und Süddeutschen, zwischen Berlin Unter den Sängern bedarf wohl der Baryton Reichmann nicht und München und übersieht das Gemeinſame. Daß aber dieses erst einer Bestätigung seines Weltruhmes; sein ideal gebildeter GeGemeinsame weit mehr vorhanden ist, als man zunächst glaubt; sang und sein meisterhaftes Spiel als„ Wilhelm Tell " verringerten daß die augenfälligen und selbst die feineren Verschiedenheiten in die Langweiligkeit dieser halb italienischen und halb neuromantischen ihrer Bedeutung zurücktreten hinter das Gleiche und insbesondere Oper und ihrer halb altopernhaften und halb neudramatischen Darhinter die überall gleichen Verschiedenheiten; daß vornehmlich der stellung. An Bässen herrscht in Wien traurige und trotz Suchens an sociale und der künstlerische Jammer um die Sache furz so zu scheinend kaum bezwingbare Not; die übervolle Stimme Grenggs und nicht viel variiert, ob es sich nun um Berlin oder Paris , die Geschicklichkeit es chs tönnen nicht alles thun. Neben dem mit um Manchester oder Wien , um Norweger oder Bajuwaren handelt: Recht beliebten Tenor Schmedes, der die Titelrolle im„ Bärendas leuchtet heute den Kennern nun doch immer unmittelbarer ein. häuter" lebensvoll verkörperte, erschien mir als„ Arnold" im„ Tell" Und dessen mußte ich mich auch erinnern, als ich im K. K. Herr Schrödter, wiederum bei aller Anerkennung des Materials, Hof- Operntheater" zu Wien saß und das Abklingen der Berliner als der Typus des Tenoristen, der seine Höhe erzwingen muß und, Musikflänge benüßte, um anderswo Vergleiche mit daheim zu holen. wohl infolgedessen, sich so übernimmt, daß häufig ein„ Unglüd" Ich horchte, wie sie da fingen und dort fingen, und konnte die Ab- bevorsteht. weichungen nun einmal nicht so wichtig finden wie die Gemeinsam- Für Berlin geradezu vorbildlich ist in Wien der Chor. Er war feiten, daß da wie dort nur wenige Sänger dem, was gesangs bereits start herunter", wurde aber in den letzten Jahren auf eine technisch und schauspielerisch gut möglich wäre, nahe kommen, daß prächtige Höhe gebracht. Er singt und flingt nicht nur gut, sondern die hohen Frauenstimmen schrill, die höheren Männerstimmen forciert, er ist auch auf eine sehr ungezwungene natürliche Bühnenhaltung die tieferen grunzig flingen, daß die Uebergröße eines Opernhauses eingepaukt. Nichts mehr von den widerwärtigen flassizistischen Armdie nicht völlig gut gebildeten Stimmen mordet, und daß wir end- rundungen, wie sie in Berlin den Eindruck eines Kunstmilitärs machen. lich und erstens in unseren Operntheatern nur wenig von einer Jm allgemeinen tann die Regie der Wiener Oper das beste an dramatischen Darstellung und desto mehr von einer oratorienhaften moderner Dramatik leisten. Allein sie thut es zu wenig. Solche Sängerparade haben. All das zu ignorieren, ist gerade der ständige Reihenaufstellungen wie in Wilhelm Tell ", und zwar auch gerade Musikreferent am meisten in Gefahr. Er soll ja täglich dann, wann der Text ein Bewegen in ungezwungenen Gruppen" oder wöchentlich sagen, wvie es diesmal oder an dem vorschreibt, machen dem Künstlerischen Eindruck schlechthin ein Ende; einen Orte war, und seinen Lesern nicht immer wieder und da wird für Neueinstudierungen in Wien ein Aufwand gemacht,
nennen
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