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lann. Darum verzeiht ihm die" Post" noch einmal die Rede, die er am evangelisch- socialen Kongreß hielt: Professor Paulsen wird das doch nicht als Strafe ansehen, wenn man von ihm die Lektüre der .Poft" verlangt?

Der evangelisch- sociale Kongreß hat uns wieder mit einigen Mitgliedern dieser Vereinigung bekannt gemacht; schon glaubten wir, die evangelisch- sociale Partei zähle nur noch Anhänger, die aus der Bartei ausgetreten find. Aber noch immer finden sich Professoren, die von Zeit zu Zeit der hohen Obrigkeit mutvoll einiges zu sagen wagen, und das geschieht natürlich am besten auf einem Kongreß, der unter dem Schutze aller Staatsstügen steht; hier hat man teine Maßregelung zu befürchten. Man entlädt seinen Groll über die barbarischen Zeiten, der Regierung schadet es nicht, und dem Herrn Professor macht es eine Freude. Außerdem hat der Kongreß seinen besonderen Nußen für einige Bastoren, die den Text für ein paar erbauliche Sonntagspredigten hier geliefert erhalten. Man ficht, die evangelisch- sociale Partei tommt einem wirklichen Bedürfnis entgegen; und wenn erst sich noch die Arbeiter finden, die den Grundstock der Partei ausmachen sollen, dann werden die Evangelisch- Socialen sich mit ehernem Griffel in die Geschichte unserer Zeit einschreiben. Vorläufig aber wie der Schulmeister in einer altbekannten Posse sagt:" Der Bub schreibt sehr schön, man kann's mur nicht recht lesen!"

Kleines Feuilleton.

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wüst, ruiniert und unbebaut dalag, weil es teine Menschen gab, die die Aecker usw. bebauen konnten! Auch lagen 1650 noch 53 Städte und Dörfer gänzlich niedergebrannt am Boden, zahlreiche Kirchen und viele Taufende von bürgerlichen Häusern.

-And der Werkstatt Meiffoniers. Ueber feine Beziehungen zu Meiffonier erzählt der bekannte russische Maler Werefchtschagin in peinliche Sorgfalt dieser auf die Vorbereitung seiner Bilder ver­der Contemporary Review" einige Anekdoten. Da er wußte, welche wendete und wie er beständig besorgt war, nichts Modernes zu malen, fragte er ihn einst bei einem Besuche, wie und wo er denn die beschneite Straße von 1814" studiert habe. Meissonier zog unter Quadrat hervor: Darauf," sagte er, hatte ich mir alles zusammen­einem Tisch ein viereckiges Brett von ungefähr anderthalb Meter im gerichtet, was ich brauchte: Schnee, Schmutz und Wagengeleise. Ich habe zuerst nasse Erde zusammengeknetet und dann diese kleine Kanone habe ich die Husspuren der Pferde markiert. Hierauf habe ich Mehl etliche Male darübergefahren. Mit Hilfe eines genagelten Schuhes darüber gestreut und wieder die kleine Kanone herumgefahren, bis das Ganze den Anblick einer wirklichen Straße bot. Ich habe es dann noch gesalzen und alles war bereit." Gefalzen, warum?" Um das Flimmern des Schnees fragte Werejchtschagin erstaunt. zu erhalten. Sie lächeln? Aber wie hätte ich es anders machen sollen?" - Wereschtschagin dachte, daß es besser gewesen wäre, nach Rußland zu reisen und sich eine wirkliche schneebedeckte Straße auzusehen. Aus der Urzeit.

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gk. Menschen als Vierhänder. Die berufsmäßigen Fuß­k. Bearbeitete Mammuttnochen in Mähren. tünstler der Gegenwart, die Afrobaten, haben sich erst durch lang- Zu Beginn der Diluvialzeit der Erde war das Mammut auch in jährige Uebung und Gewohnheit eine Fähigkeit erworben, die bei Mähren keine seltene Erscheinung. Selbst im Stadium der größten manchen Völkern noch heute etwas ganz Selbstverständliches ist. Wie Vergletscherung in der Eiszeit reichten die nordeuropäischen Gletscher Paul d'Enjoy in der Revue Scientifique " nachweist, läßt sich bei nur bis an den Nordfuß der Sudeten und Karpathen. Der größte den Völkern der gelben Rasse eine besondere Fußbildung verfolgen, Teil des Landes war im Sommer völlig eisfrei und der Boden in die sie von jeher befähigte, die Funktionen der Hand auch auf den der Tiefe nicht gefroren. Eine üppige Wiesen- und Waldvegetation Fuß zu übertragen. Das charakteristische Merkmal ihrer Fußbildung entwickelte sich in den feuchten Niederungen, zumeist aus Nadel­ist das Abstehen der großen Zehe vom Fuß und ihre Beweglichkeit, hölzern bestehend, die Tiere, wie das Mammut, Rhinoceros, Wisent eine Eigentümlichkeit, die für die Judier, Araber, Singalesen und Elentier wohl ernähren konnten. Nach einem Bericht von Bro­ebenso fennzeichnend ist, wie etwa die gelbliche Hautfarbe oder fessor Makowsky in den Mitteilungen der anthropologischen Gesell­ihre platte Gesichtsform. Am wenigsten tritt dies bei den Chinesen schaft in Wien " finden sich Mammutknochen von den südlichen hervor, die ja überdies durch die Kunst, ihre Füße zu verunstalten, Grenzen bis ins mittlere und nördliche Mähren , ja selbst bis nach bekannt sind. Thatsache aber ist es, daß bei allen Japanern und Schlesien . Sie liegen meistens eingebettet im Löß, dem sandig Anamiten die große Behe auffallend absteht und isoliert beweglich thonigen Staub der Diluvialzeit, der durch heftige Stürme in den iſt. Wie bei den Affen der Daumen den anderen Fingern gegen Thälern und an den geschützten Berglehnen abgesetzt wurde und so übersteht, so können die Japanesen und Anamiten mit der großen die Tierreste vor gänzlicher Auflösung bewahrt hat. Es sind hier in der Zehe die Bewegungen des Einzichens und Spreizens, ja selbst Regel uur die Reste von jüngeren Tieren in größeren Mengen ges Drehungsbewegungen ausführen. Es ist sicher, daß diese Anomalie funden worden und zwar vermengt mit den Knochen vom Rhinoceros, bei den Anamiten auf erblicher Veranlagung beruht. Schon in den Pferd und anderen Tieren. Von größtem Interesse aber ist, daß sich an ältesten Zeiten des chinesischen Altertums wurde das Reich Anam diesen Knochen deutliche Spuren menschlicher Bearbeitung nachweisen von den Chinesen das Königreich der abgekehrten Zehen" genannt. lassen, und somit ein Beweis für die Gleichzeitigkeit des Menschen Lange Zeit erhielt sich dieser Name, und noch heute werden die Ana- mit dem Mammut erbracht ist. Neben Kohlenschichten finden sich die miten Gino- chi"( abgekehrte Zehen) genannt. Die Anamiten sind durch Hitze veränderten, fünftlich gespaltenen Knochen, oft selbst in Sohlengänger; sie stüßen sich nie auf die Ferse. Ihre Ruhestellung Aschenrinden eingeschlossen, und rohe Steinwerkzeuge liegen daneben. würde für uns eine Tortur fein. Statt sich hinzulegen, tauern sie Das Mammut wurde zweifellos vom Menschen erlegt und bei feinen fich zusammen, indem sie die Knie so weit bengen, daß die Echentel Lagerplägen verzehrt. Der bemerkenswerteste Fund ist im 2öß bei an die Waden stoßen. In dieser Stellung verbringen sie mehrere der sogenannten Wranamühle nahe von Brünn gemacht worden. Stunden, ohne sich zu rühren. Die Japaner sigen Inieend auf ihren von drei ungleichaltrigen, aber jüngeren Mammuttieren wurden übereinandergelegten Füßen. Die Chinesen richten sich darin bald drei Oberarmiknochen gefunden, bei denen die Gelenkköpfe durch nach den Japanern, bald nach den Anamiten. Die ungewöhnlichen fräftige Hiebe abgeschlagen, die Knochen an einem Ende ausgehöhlt Stellungen und Leistungen der Pedimanen" erklären sich alle aus und die Höhlung mit Lehm ausgefüllt war. Das deutet darauf hin, der zangenförmigen Beweglichkeit der großen Zehe. Der Anamite steigt daß ein ganz besonderer Zweck damit verbunden gewesen sein muß. nicht in den Steigbügel, sondern ergreift einen der Zügel mit der Nach Virchows Meinung wurden diese Mammutknochen als Sockel großen Zehe, zicht diese ein und gewinnt so einen Stigpunkt. Die eines zugespitzten Holzftammes, also als Pfahlbau im fumpfigen anamitischen Arbeiter find in manchen Berufen mit Händen und Boden benutzt. Die prismatische Aushöhlung fann auch nur am Füßen thätig, z. B. in der Schlosserei, Tischlerei und Töpferci. Im frischen Knochen vorgenommen sein, denn ein Knochen, äußersten Orient überrascht man die eingeborenen Köche oft dabei, der schon längere Zeit im Boden gelegen, wäre wohl durch eine daß sie die Braten mit dem Fuß vom Epich nehmen, oder einen so fräftige Bearbeitung gespalten und zersplittert worden. Dadurch ist Tisch mit den Füßen abdecken, wenn sie die Hände nicht frei haben. Die Annahme, daß die Menschen einer späteren Periode die Knochen Dabei laufen die Gläser und das Geschirr nicht mehr Gefahr, zer- und Zähne des Mammuts, wie die Jakuten Sibiriens , erst aus dem schlagen zu werden, als wenn es mit den Händen geschähe. Der gefrorenen Boden ausgruben und dann bearbeiteten, hinfällig ge­Bediente eines Mandarins machte sich oft ein Vergnügen daraus, worden. Auch in Sibirien mehren sich die Funde von Mammut schwere Möbel mit den Füßen wie Tabourets zu transportieren, fnochen, die beweisen, daß auch der Mensch dieser Gegenden das und eine Stecknadel mit dem Fuß vom Boden aufzuheben, um sich Mammut gesehen und eisrig auf dasselbe Jagd gemacht hat. Ein nicht zu bücken. Die anamitischen Handwerker ergreifen ihre Werk­zeuge mit den Füßen, die Laos brauchen die Füße, um den Bogen abzuschießen, die Koreaner zum Weben, die Chinesen zum Angeln. Biele anamitische Schriftsteller, Maler und Minsiter schreiben und malen mit den Füßen.

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erst kürzlich in Joslowviz aufgefundenes merkwürdiges Knochen­werkzeug ist wahrscheinlich zur Herstellung des Loches und zur Aus­fragung des Knochengewebes der Mammutknochen, wie es bei den erivähnten Knochen geschehen war, benutzt worden. Es ist ein 15 Centimeter langes, 5 Centimeter breites Bruchstück eines Schienbeins dieser Gegend am verbreitetsten war.- des Wildpferdes, das neben dem Mammut in der Diluvialzeit in

Physiologisches.

- Was kostete Deutschland der dreißigjährige Krieg? Ein Beispiel, das den surchtbaren Schaden fennzeichnet, den der dreißigjährige Krieg über Deutschland gebracht hat, giebt eine Ve­rechnung dessen, was er dem damaligen Herzogtum 2ürttem 88. Die Schmedfähigkeit unserer 3unge. Man berg foſtete. In den Württembergischen Vierteljahrsheften für glanbt gewöhnlich, daß die ganze Zunge gleichmäßig für die vers Landesgeschichte" weist v. Stäfin nach, daß 1654 der dem Lande schiedenen Geschmadsreize empfänglich ist. Der Geschmackssinn hat von 1628-1650 erwachsene Schaden sich auf 3 562 285 920 M. nach aber eigentlich nur in den Zungenvärzchen, in die die Enden der heutigem Geldwert belief. Hiermit ist aber noch bei weitem nicht Geschmacksnerven verlaufen, semen Sig; aber diese Zungenwärzchen aller Schaden gedeckt, wenn man z. B. erwägt, daß von den 1623 selbst haben gar nicht die gleichen Fähigkeiten aufzuweisen. Schon vorhandenen 425 288 Einwohnern nach 1650 nicht weniger als vor einiger Zeit hat Cehrwall die wichtige Thatsache ermittelt, daß 375 186 fehlten und sich doch in der Zeit schon viele wieder neu von den vier gewöhnlich unterschiedenen Geschmacksarten des niedergelassen hatten. Erst nach 100 Jahren hatte Württemberg die Süßen , Sauren , Bitteren und Salzigen nicht alle von allen Einwohnerzahl von 1623 wieder erreicht. Und welcher Schaden Zungenwärzchen wahrgenommen werden. Dehrivall hatte die. erwuchs nicht daraus, daß 1650 noch der größte Teil des Landes Bersuche, die ihn zu diesem Schlusse führten, an fich