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grunde die Mauern und Schornsteine der Fabrikstadt silhouettiert| mehr das spielende Licht, der starke Wechsel von Licht und Schatten find. Daneben hangende Maulforbstudien zeigen wieder den Ernst des Künstlers, den nichts für ein gründliches Studium zu gering ist; die Zeichnung der komplizierten Eisengeräte ist mit einer Treue durch geführt, als hätte sie Selbstzwed. Dann als Vignette zum Berbrochenen Krug" eine Kaze, die eine Berrüde fortschleppt, mit einer Rüdenlinie von einer föstlichen Grazie und Schmiegsamkeit, und charatteristisch zugleich. Auch die Rüstungsstudien verdienen eingehende Beachtung. Ebenso die Delstudie eines alten Juden( 1855), die breit gemalt ist. Der alte Mann fizt müd, in sich zusammengefunten, mit gesenktem Stopf; er ist in einen schweren Belz gehüllt. Ausgezeichnet ist es gegeben, wie ein mildes Licht über ihn hinfällt, in dem Silberhaar des Bartes und über das gebräunte Gesicht spielt und sich weich auf den braunen Belz legt.
als die farbliche Nuance. Daher die Unruhe, das Nervöse in seinen Bildern. Das Farbenempfinden ist weicher, unbestimmter, aber auch konstanter, ein auf farbliche Wirkung gestelltes Bild wirkt ruhiger und einheitlicher. Wenn Leibl von der ursprünglichen reinen Farbenwirkung zu dieser weit getriebenen Detaillierung der Zeichnung getommen ist, so hat er die malerische Haltung nicht verloren, und in den letzten Bildern ist er wieder stärker auf die frühere Art zurückgekommen. In dem frischen Bilde eines jungen Mädchens ist nur das rosige Gesicht und die nächste Partie, der Halsschmuck und der Hutputz, scharf gezeichnet, das übrige ist in der breiteren großzügigen Art der ersten Werke gehalten. Es ist farblich ein außerordentlich reizvolles Bild. Gerade in diesen lezten Bildern zeigt sich aber auch, daß Leibl doch nicht ganz unberührt von der Entwickelung des modernen Kolorismus geblieben ist. An die Stelle des schweren bräunlichen Tones ist ein frischer, auf ein Blau gestimmter Gesamtton in seine Werke gekommen.
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Bei
Ein fleines Gouache- Bild( 1881) zeigt Menzel den Maler. Es ift eine Scene in einer katholischen Kirche. Der Priester steht auf der Kanzel und predigt, die Frauen fizen in Chorstühlen rechts von ihm, die Männer stehen links; der Kirchendiener geht mit dem Von Leibl zu Arnold Bödlin ist vielleicht ein nicht so Klingelbeutel um. Das Bild hat nichts Religiöses. Es ist eine weiter Schritt, als es auf den ersten Eindruck scheinen möchte. Win rüdsichtslos wahre Charakteristik der in der Mehrzahl gleichgiltigen man freilich nach der äußeren Erscheinung klassifizieren, wie es geoder mit anderen Dingen beschäftigten Personen, auf die das umgehen meinhin geschieht, so wird man sofort auf den Unterschied zwischen mit dem Klingelbeutel einen großen Eindrud macht. Trotz der dem" Realisten" Leibl und dem Phantasten" Böcklin stoßen. Kleinheit der Figuren ist jede einzelne lebendig gezeichnet; von diesem die Fabelwesen, bei jenem die getreueste Wirklichkeit das jeder scheint man zu wissen, was sie im Augenblid denkt. Aber die springt in die Augen. Nicht daß ich Leibls auf ein engeres Gebiet ganze Bracht der katholischen Kirche lebt in dem Bilde auf. Die begrenzte Kunst dem umfassenden Genie Böcklins gleichstellen mächtigen violettroten Pfeiler, die in Gold und Silber strahlende möchte. Was aber bei Leibl so starken Eindruck macht, das Kanzel, das loftbare Gerät, die Leuchter, die ewige Lampe, alles ist die ungeheure Kraft der künstlerischen Anschauung, der es das ist bis in die Details gegeben. Born dringt durch ein nicht gegeben ist, sich das Bild bis aufs lezte bestimmt umrissen mehr sichtbares Fenster das Tageslicht in breiten Fluten, weiter vorzustellen und dann ohne jede Bedenklichkeit herunterhinten ist es abgedämpft, und ein zarter bläulicher Schimmer vom zumalen. Man erzählt von Leibl , daß er an der einen Ecke Weihrauch ruht über den Dingen. des Bildes oder etwa bei einem Auge einer Person anfange und Das Bild lockt zu einem Vergleich mit den„ Dorfpolitikern" des von da aus das Bild vollende, Zug um 8ug fertig. Diese Kraft größten deutschen Bauernmalers, Wilhelm Leibl . In einer der Anschauung ist auch bei Böcklin das Wesentliche. Man sebe Schenke sind ein paar Bauern versammelt; einer liest aus der 3. B. die Skizze vom Gefiilde der Seligen in der Ausstellung an: Beitung vor, ein zweiter sieht mit hinein, zwei andere und der Wirt fo intereffant sie an sich sein mag, wie wenig von dem Glanz des hören aufmerksam zu. Leibls Art zu schildern ist oft charakterisiert farbigen Bildes enthält fie, wie ist alles nur angedeutet; nur die und bewundert worden. Seine Technit hat etwas Erstaunliches, Grundlinie des im Kopfe fertigen Bildes ist da. Auch sonst berichtet fie zeugt von einem Fleiße, von einer hingebenden Liebe zu man, daß Böcklin nur mit ein paar Strichen das Bild sfizziert oder seinem Wert, die bei den Alten zwar wohlbekannt, heut gar keinen Entwurf braucht. Bei Leibl ist, wie auch bei Menzel, aber sehr, sehr selten ist. Jeder Zug, jede Runzel, ja fast die künstlerische Anschauung an die wirkliche Erscheinung der Dinge jede Haarstoppel des Gesichts und jede Falte des Rods scheint gebunden, bei Böcklin tritt die schöpferische Phantasie hinzu, die aus dem Maler wichtig genug, um im Bilde festgehalten zu werden. Sen gegebenen Elementen tombinatorisch neue Wesen schafft. Die Aber er erschöpft sich nicht in diesen Einzelheiten. Das ist das Er- Schärfe, mit derer diese neue Welt gesehen und gestaltet hat, daß sie staunlichste: der Eindrud des Ganzen geht darüber nicht verloren. uns wie die natürliche erscheint, daß der Raum so machtvoll geDie fünf Bauern fizzen dain aller Natürlichkeit, genau so ungraziös wie staltet ist und die Bäume, das Waffer, die Felsen und die Gestalten, bie im Leben, und jedem ist sein Lebensschicksal, sein Charakter und seine er malt, leben, und nicht, daß er fie so ersonnen hat, ist das Ge-hl. Meinung zum vorliegenden Falle ins Gesicht geschrieben. Auch ihre waltige an Bödlins Phantasiekunft.Hände erzählen von ihrem Leben.
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Kleines Feuilleton.
Menzels Bild gegenüber fällt an diefem die große Ruhe auf. Dort eine fast unruhige, prickelnde Lebendigkeit, eine geistreiche, mit einer Fülle von Schlaglichtern charakterisierende Art, hier die bis zum Aeußersten vordringende schlichte Sachlichkeit, die nichts thun- Thalsperren an der Wupper . Der Köln . 8tg." wird will als ihren Gegenstand ausschöpfen. Der Unterschied geht tiefer, geschrieben: Einer der landschaftlich reizvollsten Pläße ist die wie ein Blick auf Leibls übrige Bilder und ein Vergleich Bever- Thalsperre bei hüdeswagen. Nachdem sie im vorigen seiner Zeichnungen mit denen Menzels erkennen läßt. Herbst vollendet worden und bei eingehenden Untersuchungen fich Von Leibl find noch einige in ihrer Technik dem ersten allen an die Sicherheit eines solchen Bauwerks zu stellenden Anentsprechende fleinere Bilder da- der Sparpfennig, die neue forderungen entsprechend gezeigt hatte, wurden die Ablaßvorrichtungen Zeitung, und vor allem die Gewandstudie daneben aber auch in diesem Frühjahr geschloffen und das Wasser des 22 Quadrat In etwa vier Bilder, die auf den ersten Blick von einem anderen Künstler zu filometer großen Niederschlaggebiets aufgestaut. stammen scheinen. In den ersten hat Leibl mit spigem Pinsel gear- Wochen sammelte sich vor der Mauer ein gewaltiger See von beitet und die Striche so gut ineinander vertrieben, daß man von 3 000 000 Stubikmeter Inhalt an, dessen Fluten sich in zwei Armen der Arbeit des Pinsels nichts mehr erkennen kann, und nur die bis zu 3 Kilometer weit über das Bever- und das Lütgenauthal aus modellierte Fläche sich dem Auge bietet. In den anderen malt er breiten. Dieser See übertrifft alle bisher in Deutschland ausgeführten weich und breit, in einem bestimmten Ton. Das beste dieser Staugewässer an Größe. Gegenwärtig ist die Thalsperre vollständig Art ist die Pariserin", ganz in braun grünlichem Ton, aus dem gefüllt und das noch zufließende Wasser fällt über die zur Sicherheit das Gesicht, die mageren Hände und das niedrige Tischchen als gegen Ueberflutung der Mauer angelegten sieben Ueberfallöffnungen hellere Flecken auftauchen. Diese farbliche Stimmung ruft den Ein- in herrlichem Wasserfall an der Mauer herab. Die weite Waffer druck hervor. Gewiß ist Leibl auch hier der Charakteristiker, das fläche wird ein beliebter Tummelplatz für den Ruder-, Segel- und feine fluge Geficht der alten Frau ist scharf gezeichnet, aber der Eissport werden, während die anmutigen, mit Tannen und Buchen Pinsel ist stärker zu spüren, die Behandlung mehr fledig. Gehen bewaldeten Höhen der Ufer den Erholung suchenden Fußgänger eins wir noch weiter zurück, etwa zu dem Portrait des Malers Sperl , laden. Das Bauwerk selbst, das mit einem Kostenaufwande von ( 1870) oder dem Bild eines französischen Revolutionshelden( 1869), 600 000 M. unter der Oberleitung des Geheimrats Jnte in Aachen so wird die Breite der Pinselführung noch auffallender. Diese entstanden ist, hat eine Gesamthöhe von 26 Metern und reicht mit Bilder find völlig in einem Ton gehalten, grünlich- braun das eine, feinem 17 Meter breiten Fundament- Mauerwerk noch 8 Meter unter rötlich das andere. die Thalsohle allenthalben bis in den festen Felsgrund. Die Sperr Die große Kreidezeichnung eines Mannes, der am Tisch in der mauer hat sich unter der gewaltigen Belastung aufs beste bewährt Schenke sigend sein Geld zählt, zeigt einen starken Gegensatz zu und ist vollkommen dicht, was bisher nur bei wenigen Thalsperren Menzels Beichnung. Sie ist mit ganz breiten Strichen hingefeßt, erreicht wurde. Sie bietet somit ein schönes Zeugnis deutscher Bau und, obwohl nur in schwarz und weiß, von start farbiger Wirkung. tunst. Die angestauten Wassermassen, die bei dreimaliger Füllung Man bewundert, wenn man ein wenig von den Bilde zurücktritt, des Thalbeckens jährlich auf 12 Millionen Kubikmeter Nuzwaffer wie weich sich Fläche gegen Fläche setzt. Dem Maler tam es nur gebracht werden können, find dazu bestimmt, in den trockenen auf die Tonwirkung an, die Konturen find fast vernachlässigt. Bei Monaten der jegt häufig nahezu ausgetrodneten Wupper zugeführt Menzel sind sie immer scharf und bestimmt, sie figieren ihm die Be zu werden, um den Triebwerken das alsdann fehlende Betrieb wegung, die ihm an erster Stelle steht. Der verschiedene Ausgangs- wasser zu ersetzen. Es stellt sich hierbei die gewonnene Nußpferde punkt zeigt ihre verschiedene Veranlagung. Leibl ging von der traft während der ersten 50 Jahre, der Zeit der Tilgung der Anlagen Farbe aus, Menzel ist Zeichner. Nicht etwa, daß Menzel nicht tosten, auf jährlich 80 M. und nach dieser Zeit auf nur 10 M. Bei malen und Leibl nicht zeichnen könnte. Bei beiden stehen Farbe und voller Ausnutzung der gebotenen Wassermengen und der Gefälle Zeichnung zusammen, die Körper erscheinen ihnen so wie sie sind, werden diese Kosten demnächst auf 3 M. finten. Eine durch Damp in ihrer farblichen Modellierung und in ihren und in ihren festen Stonerzeugte Pferdekraft verursacht jährlich etwa 200-300 M. Koften. turen. Aber Menzel reizt mehr das flüchtige Spiel der Bu gleichem Zwede wie die Bever Thalsperre wird im obern Bewegungen, und selbst wo Farbenmotive ihn fesseln, ist es Wupperlauf noch eine zweite, fast ebenso große, die Lingese