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masid homman Theater.
Um sich darüber zu vergewissern, ob Bienen auch durch den Gehörsinn geleitet werden, stellte der hervorragende englische -r. Schillertheater. Mit vier Sorten Liebe wurde das Entomologe Lubbock eine Schale mit Honig auf eine nahe am Publikum in den am Montagabend aufgeführten vier Einattern beHauſe im Garten placierte Spieldose, die zwei Wochen lang tags- fannt gemacht. Zuerst kam in Mar Dreyers Komödie Liebes über im Gange gehalten wurde. Während dieser Periode kamen träume" die Liebe auf dem Lande. Die Aufführung des an die Bienen regelmäßig und machten sich die bequeme Fouragier Derbheiten reichen Stüdes gelang unerwartet gut. Besonders war gelegenheit zu nuze. Die Dose wurde nun mitsamt dem Honig Grete Meyer eine vortreffliche Darstellerin der so frisch und wohlüber Nacht nach dem nächstgelegenen Zimmer des Hauses gebracht thuend vom Erdgeruch umweyten jungen Gutsbesizerin, und auch Herr and am folgenden Morgen die Musit bei offenen Fenstern wieder Batry wußte den am Schluß mit der Neitgerte gezüchtigten Luftibus fortgesetzt. Die Bienen blieben aus. Erst nachdem man einige mit guter Laune zu verkörpern. Daß es mit den Feinheiten des eingefangen und im Zimmer freigelassen hatte, fanden diese den medlenburgischen Platt und Missingsch nicht immer flappte, darf man Honig, flogen nachher ins Freie und kehrten bald mit zahlreichen der Künstlerin wie ja auch anderen nicht besonders hoch anrechnen. Genossen in der früheren Regelmäßigkeit wieder ein. Weiter präsentierten sich in Georg Engels Schäfer Daß der Gehörsinn den Bienen nicht fehlt, ist trotzdem mit Best it n d che n" die Liebe bei Hofe, in dem Lustspiel von Paul Ernst ftimmtheit anzunehmen. Der Ton, mit dem die alte Stanumitter, „ Die schnelle Verlobung" so etwas von gut bürgerlichent wenn die Schwärmzeit gekommen ist, die junge fönigliche Brut Riebesleid und schließlich in sadelburgs bekannten Schwant davon avisiert, das sogenannte Pfeifen, tann in einiger Entfernung In Civil das unnatitrlichste Ding von allen, die Liebe des vom Stocke deutlich vernommen werden und wird auch von denen, landläufigen Bühnenleutnants. welchen es gilt, zweifelsohne verstanden, da sie ebenso vernehmlich Unter den Stücken befand sich ein ganz nagelneues, nämlich das antworten. Möglich, daß Injeften uns verständliche tiefe Töne in Versen abgefaßte Schäferständchen" von Engel. nicht empfinden, dagegen sehr hohe, deren Schwingungen auf unsere Der junge Ludwig XV. erwartet seine Braut Marie Lecziusta, Gehörnerven leinen Eindruck machen. Möglich auch, daß diese Bigott erzogen, gedenkt er mit Schandern und Thränen der fleischGeschöpfe Sinneswahrnehmungen haben, von denen wir, mangels lichen Sünden, die nach des Himmels inkonsequentem Ratschluß analoger Organe, uns überhaupt keine Vorstellung machen sogar mit dem heiligen Eheftand verquidt find. Der Hof ist in
tönnen.
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Verlegenheit. Da schickt der Erzieher Abbé Dubois dem König das weitherzige Kätzchen Ninette auf den Hals. Der Unterricht in der Kleines Feuilleton.mal untrennbar mit dem föniglichen Amt verbunden, bewährt sich Kunst zu lieben, beginnt; die geniale Auffassungsgabe, die nun einauch in diesem Falle; und als die fünftige Königin am Schluffe erscheint, wird sie von der vordem so schüchternen Majestät mit ausgesuchter Galanterie empfangen.
h. Unabhängig. Der Befizer Krüger hatte eben das Geld für die Fuhren eingezogen, die er dem Holzhändler gemacht hatte. Er stand im Laden des Gastwirts und Kansmanns. Das eine Bein hatte er auf die Bank am Fenster gestellt und mit einem Schwämmchen Schmierte er schwarzes Fett auf seinen Stiefel. Ab und zu sah er auf: He, he; aber fein werden sie. Ganz blank. Ganz blank werden sie!"
Dann Tachte er, wie wenn ein Hofhund knurrt, und nahm einen großen Zug aus der Schnapsflasche, die neben ihm auf dem Tisch stand.
„ He, was; werden die nicht blank?" fragte er mit drohender Stimme den Lehrer, der am Ladentisch Cigarren prüfte.
" Ja, hm!" machte der.
Reet! Reet! Gieb mir noch' ne Schachtel von dem geug für den andern Stiebel!" schrie Krüger dem Kaufmann zu und lachte wieder in seiner brumnigen Weise. Voller Freude trat er hin und her und betrachtete den hohen Stiefel fast zärtlich. Dann stellte er das andere Bein auf die Bank und beschmierte den zweiten Stiefel, an dem noch der nasse Lehm von der Landstraße flebte. Währenddem trant er immer wieder aus der Schnapsflasche und sagte dabei:„ He, he; aber fein werden sie. Ganz blank... ganz blank werden sie!"
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Dann lachte er und schmierte weiter. Als er auch die zweite Schachtel geleert hatte, ging er breitbeinig, mit rotem Schnapstopfe auf und ab und sagte, mit verschlucktemi Lachem:" He, was He, hmt blank sind sie... ha, hm... aber fein! ha, hm. Befriedigt betrachtete er seine Stiefel. Dann trat er auf den Lehrer zu: Was, Herr Mohr, wir können uns doch auch fein machen? Ha, ha, hm!... Was. find die Dinger nich blank?!" Der Lehrer stedte langsam feine Cigarre ein und sagte nach längerer Pause, in der ihn der Bauer angestarrt hatte:" Ja, das soll wohl sein; aber Sie hätten sich erst den Dreck abbürsten sollen."
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Was... was... he, hm!" Der Bauer schwankte voll Zorn auf ihn zu. Was, was?! Du denkst wohl, wir sind Mistbauern? Was? Was bist Du denn?.. Dut?. Jarnischt bist Du Du lebst ja ! man bon 113, von mujerer Gutmütigkeit. Jawoll, wir brauchen Dich nich, Du, Du... Wir branchen überhaupt keinen. Verstehst Du?! Wir find unabhängig!" Die ganze Händelsucht und Ueberhebung des norddeutschen Bauern, die sich stets zeigt, sobald er mit Geld in der Tasche flimpern kann, kam bei ihm heraus.
Der breitschultrige Wirt schob sich rasch vor ihn: Nu sag' mal, Strüger, was hat Dir Herr Mohr gethan? Wozu quest Du
nu wieder?"
Der Lehrer ging rasch hinaus; als er an den Fenstern vorbei fam, hörte er noch das brummige Lachen des Bauern.
Wenige Tage später ging während der Nachmittagsstunde mehr mals ein Mann an den Fenstern der Schulstube vorbei. Der Lehrer erkannte den Bauer Krüger, der unentschlossen vor dem Schulhause hin und her irrte. Er that, als achte er nicht auf den Bauern.
Endlich Klopfte es an der Thür. Der Lehrer ging langfam hinaus. Ganz formel und erstaunt fragte er:" Oh, Herr Krüger! Sie wünschen?"
,, Es ist man," antwortete der Bauer, berlegen, ich... ich möchte man gern die Hütescheine haben für die beiden Jungs, na die ich schon im vergangenen Jahr hatte."
Der Lehrer unterdrückte seine Freude und sagte kalt:„ Ja, da mus; ich Sie schon bitten, zu einer anderen Zeit zu kommen. Jetzt ift Unterricht!..." Mit einer bezeichnenden Handbewegung trat er in das Klassenzimmer zurück.
Der Bauer blieb verdugt stehen.
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Solche dramatischen Kleinigkeiten wirken mir durch ein auf das feinste abgetöntes Spiel. Jede Aufdringlichkeit, jede hervorkehrung derber Komik stört, die Rokoko Zierlichkeit. Nicht immer gelang es den Schauspielern, sich in Sprache und Spiel glatt zu bewegen. Paul Ernst's Lustspiel„ Die schnelle Verlobung" zeigt die Wonne und den Schmerz eines sächsischen Philifters, der die passende Ges legenheit erhascht zu haben glaubt, um fein alterndes Töchterlein einem gerissenen Handlungsreisenden an den Hals zu hängen. Als die väterlicherseits gar zu eilig improvifierte Verlobung im besten Gange ist, muß der Bräutigam mit dem Geständnis herausrücken, daß er bereits anderweitig glücklicher Gatte sei und den Trauring nur der Kundschaft halber in der Tasche trage.
Die poffierliche Arbeit ist vor einigen Wochen vor einem privaten Streife aufgeführt worden. In recht gelungener Darstellung brachten die Damen Werner und Hachmami- Zipser, sowie die Herren Eyben und Weigert den Humor des Stückes zur Wirkung.
Mit dem Einafter- Abend schließt die Spielsaison des SchillerTheaters. Zieht man das Fazit, so muß man dieser Bühne nachfagen, daß sie zwar viel wertloses Zeug auffrischte, aber in dem Sireben, das Publikum so gut es geht, zu erziehen, wenigstens nicht völlig erlahmte. Und das verdient heutigen Tages immerhin schon Anerkennung.
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Kulturgeschichtliches.
dg. Wie es bei einer Alt- Berliner Hochzeit zuging, berichtet eine Kost und Kleider- Ordnung" vom Jahre 1604. Das Gesetz teilte die Berliner Einwohner in drei Stände. Zum ersten gehörten neben den geistlichen Würdenträgern und höheren Beamten auch Bürgermeister, Ratsherren, Advokaten und Kaufleute. Im zweiten findet man unter anderem die Schöffen, Gemeindebeamte, Hauseigentümer, die Bierbrauer, Schlächter, Bäcker nsw.; im dritten endlich: Vorstädter, Mietsleute, Tagelöhner und Gesinde. Das Hochzeitsmahl war streng nach dem Stande geregelt. Dem ersten waren zu„ vier Essen" auch Butter, Käse, Obst, einerlei Wein und„ Bernawisch oder Zerbster Bier" erlaubt, der zweite Stand mußte sich mit drei, der dritte garmit, zwei Effen" und dem ,, Berliner Bräu" begnügen. Die Einladung besorgten die„ Umbitter", deren Braut und Bräutigam jeder für sich nicht mehr als zwei Männer und zwveen Gesellen" schicken durften, und auch nur solche, die mit einfachen Kränzen" geschmüdt waren. Die Jungfern" fonnten am Donnerstag vor der Hochzeit auch noch besonders durch eine Frau gebeten werden. Die Trauungen fanden Montags statt. Schlag zwei Uhr hatte das Brautpaar in der Kirche zu sein, sonst fand es die Thür geschlossen und mußte noch obencin zivei Thaler Strafe bezahlen. Die Hochzeitsgeschenke mußten am Dienstag und zwar vor dem Mittagsmahl überreicht werden. Ihrer Softbarkeit war keine Grenze gesezt, dafür war die Zahl der Gäste wieder genau geregelt. Der erste Stand durfte„ acht Tische" laden und diese am Montagmittag, am Dienstagmittag und am Dienstagabend bewirten. Der zweite mußte sich mit fünf Tischen" begnügen, fonnte aber auch drei Mahlzeiten geben. Die dritte Klaffe hatte nur drei Tische und eine einzige Mahlzeit am Montagabend frei. Zuwider handlungen wurden mit 20 Thalern gestraft. Dem dritten Stande war es auch untersagt, sich bei der Trauung vom Kantor vor fingen zu laffen". Der Hochzeitstanz mußte bei dem untersten Stande Stande im Hause gehalten werden, die Tanz böden aufzusuchen war streng untersagt. Dafür erhielten die beiden Oberstände" für den Dienstagabend den Rathaussaal zum Tanze frei. Die Tanzmusik von Fremden ausführen zu laffen, war verboten, fie mußte den Stadtpfeiffern" übertragen werden. Wollte
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