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Meines ist ja nicht so korpulent," sagte sie mit einem Anflug von Lächeln. Ganz erstaunt sah er sie ant. Sie lachen? Wissen Sie was, schreiben Sie' ne Humoreste! Das wird Ihnen liegen!"

Wollen Sie dies nicht erst lesen?" Sie sah hinüber zu threm Manuskript.

,, Was ist es denn? Heiter?"

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Nein."

Ernst, tragisch wohl gar? Ach, um Gotteswillen!" Er fuhr sich in die Haare.

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,, Es ist nicht tragisch, nur ernst. Sehr ernst." " Sohm. Und wo spielt es? Sie sehen, wie viel ich zu thun habe. Geben Sie mir mal lieber gleich in kurzen Umrissen den Gang der Handlung."

( Fortsetzung folgt.)

Deutsche Kunst- Ausstellung der Berliner Secession .

II.

Von den Werken Arnold Böckline, die in der Secessions­Ausstellung zu sehen sind, erregt vor allen anderen das jüngste Bild( 1898) die Aufmerksamkeit. Es konnte wohl nach den Werken der letzten Jahre so scheinen, als sei auch diese Hand müde geworden, deren Sicherheit in früheren Jahren so erstaunlich gewesen. Das neue Werk ist wieder von einer überraschenden Frische. Nessus und Dejanira ". Der ungeschlachte Centaur ist mit der Frau des Herkules auf die niedrige Mauer gesprungen: jetzt sind die Vorder­beine in die Knie gesunken und er will die ebenso Kniende an sich reißen. Sie wehrt ihn mit beiden Händen ab und reißt ihm mit der Rechten den Bart, daß er laut aufschreit. Herkules selbst ist herangeeilt und stößt dem Räuber die Lanze in den Leib, ein dicker Blutstrahl quillt aus der Wunde. Im Hintergrunde liegt die Ebene, die Ebene, die von einem Walde begrenzt ist, in Abendschatten. Die beiden Figuren stehen hoch vor dem Beschauer, mit ganzem Körper gegen den bedeckten Himmel- ein machtvoller Aufbau der Linien, die in einen engen Rahmen gedrängt sind. Die Farben sind flar und leuchtend, wenngleich sie besonders in der Gestalt des Weibes, dem schwellenden Körper, dessen Fleischton durch den kräftig blauen Schleier rosig hindurchschimmert nicht jene wunderbare Bartheit und Transparenz wie in den Werken aus den achtziger Jahren haben.

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Von Hans Thoma sind zwei gute Bilder ausgestellt, die aber zu besonderen Bemerkungen über den Künstler, den wir vor einiger Zeit erst an dieser Stelle gelegentlich einer Rollettivausstellung seiner Werke behandelten, keinen Anlaß geben. Ein Ackerbild ist das eine: über schiveren braunen Boden ziehen Pferde den Pflug, im Hintergrunde liegen die niedrigen Häuser des Dorfes; das Wetter ist trüb und feucht, schwere Wolkenballen hangen am Himmel. Das andere stellt eine Quelle dar, unter dem großen Gebüsch rieselt der Bronnen zwischen Steinen und Geröll schäumend und in der Sonne glitzernd hervor.

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Auch von Wilhelm Trübner war erst vor kurzem eine besondere Ausstellung 811 sehen. Er steht Leibl nahe, wenn auch sein Interesse noch stärker auf rein malerische Werte gerichtet ist. Daß Maler ist, der mit breitem Pinsel sicher arbeitet, zeigen auch in erster Linie ein echter seine hier ausgestellten Bilder. Prächtig ist sein Selbstbildnis in Ritterrüstung in der Charakteristit des schweren Eisenzeuges mit seinen Glanzlichtern, ausgezeichnet der Fleischton des Gesichts ge= troffen. Ein Stück Malerei, das schwere Anfechtung erleidet, aber im rechten Abstand gesehen, außerordentlich lebendig wirkt, ist seine " Susanna". Die nackte Schöne wendet dem Beschauer den Rücken zu und hebt ein großes rotes Tuch schützend gegen die beiden Neu­gierigen, die drüben an das andere Ufer treten. Die Scene spielt im durchsonnten Walde, grüne Reflege spielen von allen Seiten über den rosig durchleuchteten Körper, der, obwohl so breit gemalt, daß man aus der Nähe nichts sieht als große Farbflecke, doch mit sicherster Berechnung der Wirkung hingesetzt ist. Das schwierige Problem, einen nackten Körper im Freien zu malen, ist glänzend gelöst.

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Die bisher erivähnten Maler standen, wie eingangs bemerkt, außerhalb der Entwicklung, die die im besonderen Sinne moderne Malerei genommen. Ausgegangen ist diese von strengster Anlehnung an die Natur: sie wollte die Natur so malen, wie sie dem Künstler erscheint, der sie unbeeinflußt von der großen Kunst der Vergangen heit umbefangenen Auges anschaut, und sie so wiedergeben, daß das Bild dem ebenso unbefangenen Beschauer wirkt wie die wirk­liche Natur. Was diese Nichtung in ihrer konsequenten Fortbildung in Deutschland erreicht hat, ist an den Bildern von Max Liebermann zu studieren. Ein älteres Bild, Waisenkinder, die vor dem Hause spielen, und zwei Werke aus den letzten Jahren kennzeichnen den Fortschritt auf diesem Wege. In dem ersten steht Liebermann in vielem der Art Menzels noch nahe; die Gestalten find alle eingehend charakte risiert und streng durchgeführt. Die Gesichter der jungen Mädchen, dann wie sie spazieren gehen oder sich fizend beschäftigen, ihr halb fchivarzes, halb rotes Gewand und die blendend weißen Häubchen und Schürzen, das ist alles mit weit getriebener Detaillierung ge= zeichnet. Aber daß es im Geiste der modernen Malerei geschaffen ist, zeigt das Bild dadurch, daß das Lichtproblem viel stärker betont ist als bei Menzel. Durch das junge, frischgrüne Laub rieselt helles Unter den übrigen Gemälden Böcklins in der Ausstellung ist Sonnenlicht und legt sich in breiten Tupfen über den Boden, die eine frühe Landschaft, die seinen Zusammenhang mit der historischen Mauerwände und die Gestalten. Der Raum an den Wänden hin erscheint Landschafterschule, von der er ausgegangen, aufzeigt. In der linearen tiefer, freier, man empfindet stärker, daß sich das Bild nach hinten. Komposition eines seiner wuchtigsten Bilder ist die Cimbernschlacht öffnet. Freilich ist das Problem hier noch nicht ganz gelöst. ( 1889). Wie ein verheerendes Unwetter braust das Heer der Man ziche Liebermanns Schulgang" aus dem letzten Jahre herai, schreienden nackten Kerle auf braunen Gäulen über die schmale Brüde und es wird ersichtlich, wonach gerungen hat. und stößt in furchtbarem Anprall auf das Heer der Römer. Deren Auch auf diesem Bilde scheint warm die Somme, und der Blick Pferde scheuen, bäumen sich hoch auf und stürzen zusammen, geht unter den mit großen Bäumen bestandenen schattigen ihre gepanzerten Reiter unter ihren Leibern begrabend. Ein starker Borplatz auf das niedrige Schulhaus. Die Mädchen eilen unter den rötlicher Ton gieb: dem Bilde die Farbenstimmung. Der bis auf den Bäumen hin zur Schule. Das Bild wirkt unmittelbar, schlagend. Grund aufgewühlte Strom, in den hinein einige Reiter bei dem Anprall Man glaubt in die Natur selbst zu sehen. Man empfindet die Somme von der Brücke gefegt sind, hat eine schmutzig grüngelbliche Färbung nicht nur da, wo ihre Lichter hinfallen, wo sie über den Rasen spielen angenommen, die Cimbern find brandrot. Jede Linie an den rasenden und die dicken Stämme streifen, man fühlt ihr Walten überall. Auch Pferden wie an den vorgebeugten Reitern drängt vorwärts, selbst in den Schatten webt die warme Luft; obwohl unsichtbar, wird fie in der leisen die Wolfen am Himmel jagen mit ihnen. Vor dieser fortreißenden blaugrauen Nuancierung, fie allen Wucht giebt es feinen Halt. Und wie ist auf der anderen Seite das Farben giebt, bemerkbar. Je länger man sich in das Bild Scheuen, das Zurückfahren der Römerpferde in den abfallenden Linien hineinsicht, um so stärker ist es, um so stärker ist es, als fühle man weiche, gekennzeichnet! varme Sommerluft von ihm herüberwehen. Während es auf dem früheren Bilde eher so aussieht, als wäre das Sommerlicht zu den Farben hinzugenialt, sind hier Luft und Licht wirklich wie in der Natur das Medium, in dem die Dinge leben.

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Wie reich Böcklins Kunst ist, wie umfassend, zeigt, daß er neben diesem von zügellos wilder Bewegung erfüllten Bilde die stille, tiefe" Herbststimmung" schaffen konnte. Purpurrotes Weinlaub rantt fich um die Stäbe des Eisengitters, das auf niedriger Mauer Ein streng einheitlicher Eindruck geht von dem Bilde aus. Die steht. Draußen am Himmel das verklingende Gelbrot des Abends, Gestalten der fleinen Mädchen sind mir soweit gegeben, wie sie in das hie und da durch schweres Gewölk hindurchbricht. Eine dieser Umgebung wirken, sie erscheinen in ihrer charakteristischen Trauernde steht am Gitter, mit dem Rücken gegen den Beschauer eiligen Bewegung, ohne daß auf ihre Besonderheiten eingegangen gewandt, und schaut hinaus. Ein schwarzes Tuch ist ihr um Stopf wäre. Man sieht und weiß von ihnen nur soviel, als man und Oberkörper geschlungen. Böcklin hat auch in anderen Bildern von einem Menschen bei flüchtigem Sehen im Leben weiß ganz im das bekannteste Beispiel bietet die Bietà den tiefsten Schmerz in Gegensatz zu Menzel, der in seinem Stirchenbilde von jedem Einzelnen einem völlig verhüllten Körper gezeigt. Hier gelangt er in der Be- ein Charakterbild geschaffen hatte. In dieser Einheitlichkeit wirkt die wegung zum Ausdruck: wie die Frau den Kopf zur rechten Schulter Stimmung intensiver, unmittelbarer als wenn sie sich in den Einzel­hin senkt und die Rechte zur Wange emporhebt, wie sie das Tuch heiten verzettelt und verflüchtigt. Und noch in einem anderen zeigt enger um den Körper zieht, weil Frostschauer ihn durchzittern. fich in den Bildern Liebermanns die außerordentliche Entwickelung, Unendliche Wehmut liegt in dem weichen Fluß der Umrißlinien. Die das Ergebnis der modernen Bestrebungen im allgemeinen war: Und diefelbe Stimmung lebt in der köstlichen Farbenharmonie, dem in der neu gewonnenen Farbenanschauung. Die Farben im Waisen­tiefen Rot, dem Gelb, dem Grün der Mauer und in dem stumpfen bilde sind noch etwas hart und trocken, das Licht hat einen freidigen Schwarz des Tuches Man weiß nicht recht, in welche Zeit Ton; in dem späteren Bilde sind sie weich, reicher an Nuancen, Böcklins man das Bild setzen soll. Auf den ersten Eindruck möchte lebendiger, sie haben einen zartblauen Schimmer. Daß hie und da man es für ein früheres Werk halten, aber die Kraft der Malerei eine Härte mit unterläuft, wie in den blauen Schürzen der Mädel stellt es zu den Werken seiner besten Zeit. Vielleicht ist es auch oder in den Lichtern auf dem Erdboden, ist kennzeichnend für Lieber­nicht ganz vollendet. Einzelnes, wie der Himmel ist nicht mann, der nur durch unermüdliches Ringen zu dieser Feinheit ganz so durchgearbeitet, wie man es bei Böcklins Bildern ge- des Kolorismus fortgeschritten ist. wohnt ist.

Für Liebermann als tünstlerische Individualität ist dieses stete