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Litterarisches.
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Ein englischer Reifender berichtet über einen solchen„ Beschwörer", den er Gelegenheit hatte genau zu beobachten, folgendes: Mein Freund in Kairo , erzählt derselbe, wollte öffentlicht der greise Schauspieler Albert Ellmenreich in der„ Deutsch . Erinnerungen an Christian Friedrich Grabbe vergern darüber beruhigt sein, ob in seinem Grundstücke sich Schlangen Bühnen- Gen.". Sie erzählen von der Zeit, da Karl Immermann aufhielten. Er ließ deshalb den gesuchtesten Beschwörer der stalifen- seine Musterbühne in Düsseldorf errichtet hatte. Grabbe schreibt stadt kommen, dem er sein Anliegen mitteilte. Derselbe erklärte sich über deren Leistungen in der„ Düsseldorfer Zeitung". Wie wohl gegen das übliche Batschisch" gern dazu bereit, mußte fich aber zu jeder neue Ankömmling im fleinen Rhein Athen," vor einer gründlichen Leibesvisitation unterziehen, weil Verdacht reich, machte auch ich Grabbes Bekanntschaft nirgends anders als bestand, daß er Schlangen in seinen Kleidern verborgen habe, um in der Kneipe. Und zwar in seiner Stammkneipe bei Stange, die fie dann als im Grundstücke gefunden vorzeigen zu können. Unser in der engen, vom Markte zum Hafenthor führenden Zollstraße lag Verdacht erwies sich indes als unbegründet. Nun ging er ans und über dem Eingang als Symbol ein in Stein gehauenes FischWert. Zunächst klopfte er im Garten alle Gebüsche ab und rief in lein trug. Hier verkehrte der geistig und körperlich schon damals arabischer Sprache:" Ich beschwöre euch bei dem großen sehr verkommene Dichter fast ausschließlich. Teils saß er im Kreise Gotte, ob Ihr oben seid oder unten, oder wo immer ihr euch gewöhnlicher Spießer", die er allerdings mur sarkastischer Beaufhalten möget, hervorzukommen! Ihr seid nichts weiter als handlung würdigte, teile sammelte sich um ihn ein Streis ausSchlangen, und Allah ist größer, als alle Schlangen! Gehorchet erlesener Geister. Hier saß Grabbe stundenlang bei einem Glase diesem Rufe und kommt hervor!" Aber nirgends zeigte fich eines Wein, der seiner durch Spirituosen bereits abgestumpften Zunge nicht der gesuchten Tiere, und der Beschwörer versicherte, dieser Teil sei mehr genügte, seltener bei einem Gläschen Grog, der ihn schon eher frei von Schlangen. Nunmehr betraten wir das Geflügelhaus, animierte. Vor sich hatte er stets einen Becher, in welchem Fidibus und der Beschwörer begann seine Formel von neuem. Und siche neben Fidibus steckte. Hin und wieder ergriff er einen davon und da, im Augenblicke wand fich unter einem Holzstoße eine gewaltige machte Notizen darauf, die er mit nach Hause nahm, um dadurch Schlange hervor! Er ergriff dieselbe beim Echwanze und er feinem schon geschwächten Gedächtnis aufzuhelfen. flärte fie für sehr giftig. Eine nähere Untersuchung stumme Gast mit dem gespenstisch hohlen Blick, dem glanzlosergab jedoch, daß sie völlig harmlos war. Dann lockte er noch einige weitere Eremplare derselben Gattung aus ihren Verstecken hervor, und nachdem er würdevoll sein Honorar" empfangen, verabschiedete er sich ceremoniell im offen baren Bewußtsein seiner hohen Bedeutung. In diesem Falle war eine Täuschung völlig ausgeschlossen, und da der Mann sich der sonst bei dergleichen Proceduren beliebten Flötenmusik nicht bediente. bleibt nichts weiter übrig, als anzunehmen, daß er durch eine in seinen Kleidern verborgene oder seinem Körper einverleibte, den Schlangen sympathische Substanz diese Tiere anlockte.-
Kleines Feuilleton.
graublauen Auge, der hoch aufsteigenden Stirn, der schlotterigen, ausFrack, den weiten, ausgewachsenen Nankinghosen, der wohl aus der gemergelten Figur, dieser seltsame Mensch im altmodisch braunen Militärzeit herübergeretteten hohen schwarzen Roßhaarkravatte- wer hätte in diesem Ritter von der traurigen Gestalt, an der Wäsche durchaus unsichtbar blieb, wohl den Inbegriff genialer Dichterfraft ertanut? Eins nur konnte ihn aus seiner täglich wachsenden Lethargie reißen: wenn einer der Gäste das im Wirtszimmer befindliche Harmonium erklingen ließ, und etwa fromme Weisen spielte, namentlich sein Liebling Burgmüller . Dann belebte sich des Scheintoten erloschener Blick, und Thränen traten ihm in die Augen. Eigentlich trinken, etiva gar sich betrinken, sah man ihn dort nie. Fast pünktlich zu bestimmter Abendstunde, meist schon um 11 1hr, erhob er sich und ließ sich von dem ihn erwartenden Burschen nach Hause geleiten, in seine Spelunte", wie er selbst sagte. Suchte man ihn in seiner Wohnung auf, so lag er fast zu jeder Tagesstunde auf dem Bette, auf den Knieen sein Manuskript. So arbeitete er. Eigentlichen Umgang pflog Grabbe( außer noch mit einem Maler Wilhelm Heine ) mit sonst feinem, wenn ihn nicht jemand geradezu aufsuchte, wobei dann sein chnisches und excentrisches Wesen den Besucher meist bald verschenchte.
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Kunft.
t. Lebewesen im Regenwaffer. Die Wissenschaft hat die früher allgemein verbreitete Anschauung, daß das Regenwasser rein ist und keine schädlichen Organismen enthält, richtig gestellt. Nicht selten ist es durch Kohlenstaub und Schwefelsäure verunreinigt, die aus der Atmosphäre herabgeschwemmt werden. Aber auch organische Beimengungen finden sich im Regenwasser, und zwar bestehen diese nicht nur aus Bakterien, sondern auch aus den Keimen von Urtieren ( Protozoen). Dafür hat Dr. Lindner aus Kassel in dem letzten " Biologischen Centralblatt" einen ausführlichen Nachweis erbracht. Er brachte Proben von vorsichtig gesammeltem Regenwasser in k. Ein neu entdecktes Porträt von Raffael Flüssigkeiten , in denen solche Keime gut gediehen, z. B. abgekühlter wird gegenwärtig in einer kleinen Ausstellung altitalienischer Werke Heuaufguß, Fleischbrühe, wässerige Milch, verdünntes Tier in Agnew's Gallerie in London gezeigt. Die Echtheit des Bildes blut und ähnliches. Je nach der Jahreszeit, Lufttemperatur, Wind- steht außer Zweifel. Es ist bekannt, daß Raffael während seiner stärke und Windrichtung war der Gehalt des Regenwassers an Florentiner Periode eine Reihe von Porträts gemalt hat, die zum Kleinen Lebewesen sehr verschieden. Schon bei der ersten mikro- Teil nicht mit Sicherheit identifiziert werden können und infolgestopischen Untersuchung des Wassers fanden sich darin häufig außer dessen als Bilder der verschiedensten Leute angesprochen werden. einigen Pflanzenzellen von Algen, Pilzen oder Flechten mehr oder Das Werk, um das es sich hier handelt, nahnt bis vor kurzem einen weniger zahlreiche Infuforienteime von verschiedener Größe, teils bescheidenen Platz in einer italienischen Privatgalerie ein und ging vereinzelt, teils gruppenweise vereinigt, ferner im Sommer zuweilen unter dem Namen Ridolfo Ghirlandajos( gest. 1561), des Sohnes Spuren von Blütenstaub, dann Kohlenteilchen aus Fabrikschornsteinen, von Domenico Ghirlandajo , bis es von Kennern als ein Wert Raffaels Sandkörnchen oder dergleichen mehr. Nach dem Zusatz von Fleisch ertaunt wurde. Man hält es für wahrscheinlich, daß es das Porträt brühe oder einer anderen Nährflüssigkeit bildete sich in der Regel ist, das er nach der lleberlieferung von dem Bruder des Angelo Doni nach 1-2 Tagen auf dem Wasserspiegel eine rahmige Haut, die von gemalt hat. Allgemein bekannt sind die herrlichen Bildnisse von lebhaft sich bewegenden Bakterien wimmelte. In dieser Haut kommen Angelo und seiner Frau Maddalena Doni, die 1505 gemalt wurden gewöhnlich auch die etwa vorhandenen tierischen Keime zur Ent- und sich jetzt im Palazzo Pitti befinden. Das Wert, das jetzt seinen wicklung. Zunächst erschienen nach 2-3 Tagen gewisse Geißelinfusorien, Weg nach London gefunden hat, ist ihnen durchaus gleich, nur das fast gleichzeitig mit ihnen zahlreiche weiße, sporenartige Körperchen, die Bildfläche etwas kleiner ist. In jener Zeit war Raffael noch zum Teil von der Größe der menschlichen Blutkörperchen, oft auch nicht mit Aufträgen überhäuft und führte alle seine Gemälde mil noch viel kleiner; vorerst erschienen sie unbeweglich, nahmen jedoch eigener Hand aus. Dies gilt auch für das neue Werk, welches deuts nach einiger Zeit eigentümliche Bewegungserscheinungen an. Nach lich zeigt, daß es von derselben Hand und aus derselben Zeil Verlauf von drei bis acht Tagen, oft aber erst nach viel längerer stammt wie das erwähnte in der Galerie Pitti. Der Entwurf des Zeit machten sich in dem Kasseler Regenwasser öfters vollständig Porträts, die schönen Augen, das buschige Haar, die lange, kraft ausgebildete, sehr gewandt rückwärts schwimmende Glockentierchen volle Nase sind gleich wundervoll, und ebenso ist der Zustand der ( Vorticellen) bemerkbar, die sich dann gewöhnlich in einigen Tagen Erhaltung ausgezeichnet. Die„ Times" teilen mit, daß die Berliner millionenfach vermehrten. Diese Urtierchen, die schon früher häufig| Galerie fich bemüht. das Gemälde in ihren Besitz zu bekommen, aus dem Schmußwasser von Schwemmfanälen, sowie aus Sumpf- giebt aber gleichzeitig der Hoffnung Ausdruck, daß es gelingen möge, wässern nachgewiesen worden sind, haben eine sehr merkwürdige es in London zu behalten. Lebensgeschichte. Am längsten kennt man sie als glockenförmige mikrostopische Wesen, die auf einem Stiele auffißen, aber hat man beobachtet, daß sie sich gelegentlich von dem Stiele loslösen und ein freies Leben führen. Auch können sie sich derart einkapseln, daß sie vom Winde und vom Regen mit fortgetragen werden und eine lange Zeit eines völligen Lebensstillstandes ertragen können, bis sie wieder eine Gelegenheit zur Entwickelung erhalten. Außer diesen merkwürdigen Kleinwesen hat Lindner noch einige andere der bekanntesten Protozoenarten im Regenwasser gefunden. Es ist überraschend, daß dieje winzigen Tiere auch in Schnees und Eiswasser noch zu leben vermögen und eine Kälte von mindestens 5 Grad aushalten, ihre Wiederbelebung nimmt dann allerdings eine etwas längere Zeit in Anspruch. Sie find überhaupt gegen Stälte widerstandsfähiger als gegen Hiße, da sie gewöhnlich schon bei 40 Grad zu Grunde gehen. Zum größten Teil sind die bisher in Regenwasser gefundenen Reime unschädlicher Natur. Oft enthält ein Tropfen 1000 und mehr lebender Wesen.
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Aus dem Tierleben.
leber den neuen Orang tang, der sich seit vierzehr Tagen in der Menagerie von Schönbrunn bei Wien befindet plaudert ein Mitarbeiter der„ N. Fr. Pr." Wenn der Wärter sagt: Komm, Peter, gehen wir spazieren!" so steht der Orang- Utang auf; er ist dann so groß wie ein sechsjähriges Kind, hängt sich it den Arm des Wärters ein und marschiert gravitätisch, aber nich sehr aufrecht, im Käfig herum. Das treffen die zwei ebenfalls aut Sumatra angekommenen Gibbons viel besser. Wenn die sich von Besucher abwenden, sich aufrichten und Schritt für Schritt in den Hintergrund stapfen, glaubt man lebendig gewordene Marionetter zu sehen. Der Orang- Utang ist nur sehr wenig behaart. Er ha sich während der letzten Tage nicht ganz wohl befunden, wahrschein lich infolge eines Diätfehlers, und deshalb ist er ein wenig zu Melancholie gezeigt. Er figt gern mit unterschlagenen Beinen auf einer über Hen gebreiteten Decke, verschränkt die Arme, so daß die