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Ja, liebe Frau, der Herr Doktor tann wahrscheinlich erst nach der Sprechstunde kommen, und halb fünf, wenn nicht gar fünf Uhr tann es immerhin werden; aber gedulden Sie sich mur, der Herr Doktor kommt bestimmt!"
überreicht sie derselben das zusammengefaltete Blatt, ängstlich und| hatte zwei„ Brunnenherren", die sie zu besehen und in gutem esse erwartend die Bitte äußernd, daß der Herr Doktor doch nun zu erhalten hatten". Sie mußten ihr Amit auf vier Jahre überkommen möchte. nehmen. Jeder Hauseigentümer gab vierteljährlich an sie zwveen Groschen", jeder Mieter einen Groschen Brummengeld, das für Reparaturen aufbewahrt wurde. Erst 1709 traten an die Stelle der Pütten Ventilbrunnen". 1724 erschien ein neuer" Brunnenerlaß". Die Berlinerinnen hatten die Unfitte einreißen lassen, an den Straßenbrunnen ganze Zober Zeug" zu waschen, auch allerlei unreines Zeug und Gefäße" daran anzuspülen. Da nun die Brunnen hierdurch gänzlich ruiniert worden", gebot der Rat bei Gefängnisstrafe mit solchen Sachen an die Spree zu gehen." Erst 1836 wurde die Gefängnisstrafe in eine Geldabgabe von 15 Silbergroschen herabgesetzt. 1846 zählte Berlin schon 937 Straßenbrummen. Im selben Jahre wurden auch die ersten artesischen Brunnen aufgestellt. 1878 erhielten die schlechten Wasserspender die Bezeichnung:„ Kein Trinkwasser!"
Und wieder ist die Thür zu, und die Wermste steht draußen und droht vor Ermattung umzusinken, doch der Gedanke an ihre verlassene Kleine beherrscht sie und wieder eilt sie mit fliegenden Schritten die Straßen entlang, ihrer Wohnung zu.
scheinen.
Die Luft drohte ihr auszubleiben, als fie in rastloser Eile die vier Treppen noch ersteigen will, aber nur schnell schnell, damit fie nach oben kommt. Haftig will sie die Thür öffnen, die zitternden Finger tönnen taum den Schlüssel halten, und zum Bettchen stürzend sicht fie ihre Kleine mit röchelnder Brust trampfhaft Atem holen, hochrot ist das Köpfchen, während die kleinen Hände sich angstvoll in das Dedbett hineinbohren und die Lippen verdorrt und rissig schwarzrot " Dust, Dust Mama! Dust! Tinken!" wimmert es ihr entgegen. Eilig netzt sie die Lippen ihres kranken Lieblings, der nun in gierigen Zügen mit schmerzhaft verzogenem Gefichtchen trinkt, dann in seine Kissen zurückfällt und„ Baba machen! Lafen!" röchelt. Müde und abgeheßt sinkt sie auf einem Stuhl am Bette ihrer Kleinen und halb wachend, halb ohumächtig ist ihr Gedanke auf das Kommen des Doktors gerichtet.
Ruhe!
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bei den Bergwerkstatastrophen durch schlagende Wetter mehr Menschen -Die Schuhmans. Es ist eine festgestellte Thatsache, daß durch das dabei gebildete Kohlenoxydgas als durch die Gewalt der Explosion und durch Verbrennung umkommen. Dr. John Haldane, Professor der Physiologie in Orford, hatte kürzlich bei der Explosion in der Tylerstown- Grube Gelegenheit, das Blut verschiedener menschlicher Opfer der Katastrophe und das von 15 getöteten Pferden zu untersuchen, und hat darüber eine Arbeit veröffentlicht, der der " Prometheus" das Folgende entuimmt: Wie die Blutanalyse ergab, Ach dieser schwere, übelriechende Atem ihrer Kleinen, das kürzer waren von 57 der Katastrophe zum Opfer gefallenen Arbeiter 52 ausund heftiger, werdende Röcheln und dann- plötzliche Stille und schließlich der Kohlenoxydvergiftung erlegen, zwei weitere durch Augstvoll beugt sie sich über ihr Kind. Ein Schrei! Kohlenoxyd und Brandwunden getötet und drei durch den von der feind, ein um so gefährlicherer, als es geruchlos ist und schon bei Explosion empfangenen Stoß. Das Kohlenogyd ist also der Haupteinem Gehalte von 0,2 Proz, in der Luft ausreicht, dem Menschen die Besinnung zu rauben, bei 1 Proz., ihn zu töten. Bekanntlich Gruben gewöhnlich weitere Opfer; und hierbei wie für das fordert das Eindringen der Rettungsmannschaften in solche fönnte eine Beobachtung von Wichtigkeit werden, die Haldane bei Erkennen der vom Kohlenoryde drohenden Gefahr überhaupt seinen physiologischen Versuchen mit Kohlenoxydgas gemacht hat. Er konnte sich überzeugen, daß warmblutige Tiere von sehr kleinem Wuchs noch viel empfindlicher alsd er Meusch gegen dieses Luftgift sind, und daß eine Maus in einer Luft, die nur 0,4 Proz. Kohlenoryd enthielt, schon nach 3 Minuten umsaut, während der Mensch erst nach Verlauf einer halben Stunde Belästigungen empfindet. Es würde also für die Rettungsmannschaften, die in ein Kohlenbergwerk eindringen, sehr nüßlich sein, in einem Käfig oder in einer Abteilung der Sicherheitslampe eine Maus mitzuführen, deren Umsinken einen Fingerzeig geben würde, daß die Gefahr, von der die Menschen nichts empfinden, drohend wird.--
Lot! und über das Bettchen, ihrer Kleinen, ihres Letzten, liegt auch sie von einer Ohnmacht umfangen. Stöhnend und pustend keucht der Herr Doktor, kurz vor drei Uhr schon die vier Treppen empor, unvillig über diese Menschen in sich hinein schimpfend, die einen so vielbeschäftigten Arzt folche Treppen steigen lassen, aber er wird nächstens sein Amt als Armenarzt aufgeben; da find jüngere Kollegen, die sich dadurch gerne eine Pragis erwerben wollen!"
An dem blankgeputzten Messingschild der Thür liest er den Namen Körner, und turz entschlossen klinkt er dieselbe auf und
tritt ein.
" Aha! Gleichzeitig zwei Patienten," sagt er sich, als er die Bewußtlose über das Kinderbett liegen ficht. He! Sind Sie Frau Körner? He! Frau", und sie an der Schulter rüttelnd, bemerkt er:" Ist' ne Thorheit, so über das franke Kind zu fallen; nimmt ihni ja die Luft weg!"„ Na, ein paar Tropfen Wasser werden die Lebensgeister schon wieder wecken" und aus einer Waschschüssel beträufelt er Kopf und Nacken der Bewußtlofen, bis sie endlich unter schmerzlichem Stöhnen aufatmet und mit geschlossenen Augen auf ihren Stuhl zurückfinkt
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" Ah! Die Kleine schon tot; na da ist nichts mehr zu machen; tomme zu spät, zu spät Er fühlt den Puls der kleinen Leiche, untersucht sie oberflächlich und stellt fest, daß hier die Diphtheritis ein Opfer gefordert hatte...
" Bu spät! zu spät!" brummte er mit Kopfschütteln, als er die Thür hinter sich zumachte und den Nachbarsleuten sagte, daß fie einmal nach der Frau sehen sollten: 8u spät, zu spät ge holt!"
Kleines Feuilleton.
H. F.
u. Milch und Gelatine. Man hat seit einiger Zeit bemerkt, daß die Sahnenhaut der abgefochten Milch in einer Stärke erscheint, die sie früher nie erreichte. Dabei zeigt diese Sahnenhaut jetzt eine eigenartig derbe Konsistenz, die den Hausfrauen schon den Verdacht nahelegte, ob diese merkwürdig reiche, derbe Haut vielleicht durch einen der Wilch zugesetzten fremden Stoff hervorgerufen sein möchte, und man hat auch vermutet, daß dieser Zusatz Gelatine ist. Und so ist es in der That. Ursprünglich hat man in Chilago ein pulver förmiges Gelatinepräparat der Milch nur in geringen Mengen als Konservierungsmittel zugefegt, später fanden die Milchhändler, daß dies Pulver im stande ist, abgerahmter Milch eine schwere und reich liche Sahne zu verschaffen, die der natürlichen am Geschmad und Ansehen sehr nahe kommt, und so hat sich denn die Anwendung dieses Mittels als Verschönerungsmittel, in der That aber als ein unerlaubtes Verfälschungsmittel für Milch in ziemlich weite Kreise ausgedehnt. Wenn der Verdacht vorliegt, daß der Milch dies Gelatinepräparat zugesetzt ist, so existiert eine sehr einfache und sichere Probe: Man braucht nur eine kleine Menge der verdächtigen Milch abzudämpfen; sie hinterläßt, wenn der Verdacht gerechtfertigt war, einen beträchtlichen Rückstand von Gelatine.
Archäologisches.
dg. Berliner Brunnen. Wenn die Hausfrau in diesen heißen Hundstagen den„ kühlen Gänsewein" einfach aus dem Leitungsrohre nimmt, so hatten es ihre Urelternmütter nicht so bequem; der Straßenbrunnen mußte ihnen Wasser liefern und zwar der Straßenbrunnen allerprimitivster Art. Bis in das 18. Jahrhundert hinein hatte Berlin nur" Pütten" oder„ Windebome", d. h. Ziehbrunnen. Die erste Erwähnung der öffentlichen Brunnen bringt das Stadtbuch, darin es heißt: Die Straßenbrunnen sollen diejenigen, die da von Alters her dazugehören, in guten Stand halten und man soll einen jeden mit Namen zu seinem Brunnen schreiben auf ein Eine Ausstellung der ägyptischen Papyrus. Papier . Wolle indessen jemand aus einem anderen Brunnen Wasser Funde von Grenfell und Hunt, die in Oryrhynchus und holen, zu welchem er nicht gehört, der müsse zur Erhaltung des Fayum gemacht worden sind, ist in den Räumen der Londoner einen und des anderen Brunnens seinen Beitrag geben." Bei drohen- Society of Antiquaries eröffnet worden. Zugleich mit ihnen ist der Feuersgefahr mußte jeder Einwohner Wasser vom Brunnen holen eine Sammlung von höchst interessanten griechischen Kunstgegens und in einem großen Gefäß vor seiner Thür bereit halten, wer da- ständen ausgestellt, die Hogarth in Naucratis( westlich vom Nildelta ) gegen fehlte, zahlte 8 Pfennige Strafe an den„ Ktulebodel" das heißt gefunden hat. Auf die Wichtigkeit der neugewonnenen Bapyri wurde den Totengräber. Im 16. Jahrhundert Jm 16. Jahrhundert war es Sache des schon des öfteren hingewiesen. Von besonderem Interesse ist neben den Magistrats, Wassertufen" bei den Brummen zu halten. Das erste für die griechische Litteraturgeschichte so wertvollen Funden bisher amtliche Brummenverzeichnis stammt aus dem Jahre 1607, betrifft unbekannter Texte eine Anzahl von Dokumenten, die uns das täg aber nutr die Brunnen von Köln . Es gab danach hier liche Leben der Zeit, der sie angehören, der ersten drei Jahr mr 16 Straßenbrunnen, in der Breitenstraße deren zwei. Hunderte v. Chr., näher rücken. So fanden sich z. B. drei Der eine, der jetzt noch vor dem Marstall steht, hieß im Volksmunde Quittungen für Steuern, die von den Einwohnern von Theadelphia der„ rote Brunnen". Merkwürdigerweise ist es derselbe, in den am der föniglichen Bank zu Crocodilopolis ( Arsinoe) im 50. Jahr des 18. März 1848 jene Startätschentugel schlug, über die einer die Worte Energetes( 121 v. Chr.) gezahlt worden sind; ebenso aber auch Einder Proklamation des Königs schrieb" An meine lieben Berliner"! ladungen zu einer Mahlzeit, der wenig respektvolle und schon beEine Brunnenordnung von 1660 zählt in Berlin schon 51 öffentliche rühmt gewordene Brief des Knaben Theon an seinen Vater, eine und 238 Hofbrunnen, in Köln 15 Straßenbrummen und 141 auf Bahlung für eine Mäusefalle usw. Eine medizinische Vorden Höfen. Das Eingehenlassen der letzteren war bei 10 Thaler schrift aus dem Jahre 200 v. Chr. gegen Ohrenschmerzen" Strafe verboten. Beschädigungen der Brunnen wurden lautet folgendermaßen:" Verdünne etwas Gummi mit Lilienmit Gefängnis und Prangerstehen bestraft. Jeder Brummen balsam und füge Honig und Rosenessenz hinzu. Wickele in Del