> 5«S" teere Stellen gelassen waren, wegen der Rauheit des Schreibstoffes, oder auch, weil nüt einem neuen Abschnitt eine neue Zeile oder Seite begonnen werden sollte. Das hätte aber als Textlücke gelten können, und wurde daher von den Schreibern auszufüllen gesucht. Sie be- merkten hierhio nihil deficit"(Hier fehlt nichts) oder füllten die Stelle mit Schnörkeln aus. Sie schrieben auch gar nicht zum Text gehörige Worte, häufig in ihrer Muttersprache, hin und bezeichneten sie mit Rot. So ergeben in einer Münchener   lateinischen Hand- schrift des 15. Jahrhunderts die Füllwörter leerer Zeilenstücke durch mehrere Blätter hindurch die Strophen eines derben italienischen Gassenhauers. Natürlich verleitet dies bei der Untersuchung der Handschristen oft fU falschen Schlüssen. Meteorologisches. Auf die sogenannten leuchtenden Nachtwolken lenkt die Berliner Sternwarte imReichs-Zlnzeiger* die allgemeine Aufmerksamkeit, um Material fiir ihre Erforschung zu erhalten. Die leuchtenden Nachtwolken, deren Erscheinen in den letzten Jahren seltener und lichtschwächer getvorden war, sind in den letzten Wochen in den russischen Ostseeprovinzen aufs neue deutlich wahr« genommen ivorden. Jene Wolken, die in ihrer Struktur den feinsten Federwolken ähneln, sind in den Sommernächten vom Ende Juni bis Anfang August in der Nähe des nörd­lichen Horizonts gegen Mitternacht in eigentümlich weifiem Glanz zu erblicken, und zwar leuchten sie in der Regel am hellsten etwas nach Mitternacht   am nordnordöstlichen Himmel. Bedingung der Sichtbarkeit in unseren Breiten ist es, dafi nicht nur für uns der Himmel in der Nähe des Nord-Horizonts völlig frei von tiefer liegenden Wolkenbildungen ist und uns so den Ausblick auf jene in großer Höhe über der Erdoberfläche über den mittleren Parallel- kreisen von Schweden   und Norwegen   schwebenden Gebilde öffnet, sondern daß der Weg von der über den nördlichsten Regionen der Erde die Nacht hindurch leuchtenden Sonne bis zn jenen hohen Wolken ebenfalls nicht durch tiefer liegende Wolkenbildungen im höheren Norden verlegt ist. Man darf sich deshalb nicht irre machen laffen, immer und innner wieder in hellen Nächten nach der eigentümlich eindrucksvollen Erscheinung zu spähen, wenn man auch wiederholt bei einer am Beobachtungsort ganz durchsichtigen Himmelsbeschaffenheit nichts davon erblickt hat. Es hat eben dann infolge von Trübungen der Lust im höheren Norden die gehörige Beleuchtung der Wolken durch die Mitternachts- sonne gefehlt. Wodurch jetzt eine erneute größere Ausdehnung und Helligkeit jener Wolken verursacht noch dabin. Offenbar können dieselben nische Emporschlenderungen r als durch Massenteilchen auS dem Himmelsraum Es ist festgestellt worden, daß jene Wolkengebilde seit183S anhaltend in einer und derselben Höhe, nämlich 82 Kilometer über der Erd- Oberfläche, geschwebt haben, und daß sie in dieser hohen Region eigentümliche Bewegungen erfahren, welche auf die Zustände in den Grenzschichten der Atmosphäre ein völlig neues Licht werfen, das möglicherweise zur Aufhellung de? Problems der gesamten Bewegungs-Erscheinungen in unserer Atmosphäre beitragen wird. Schon die zweifellos erwiesene Thatsache, daß Stoffteilchen, welche das Sonnenlicht in ähnlicher Weise reflektieren, wie die Eiskrhstalle der tiefer(unterhalb 30 Kilometer) gelegenen sogenannten Cirruswolken, sich jahrelang in jener großen Höhe schwebend erhalten, ist von solcher Wichtigkeit, daß die Fortführung und Bestätigung jener Ergebnisse durch alljählich wiederholte Beobachtungen und Messungen nicht genug empfohlen und gefördert werden kann. Noch wichtiger wird aber die Fortführung und Bervollständigung der Messungen Hinsicht- lich der Geschwindigkeiten und Richtungen der Wolkeubeweguugeu in jenen großen Höhen sein. Gerade die Gegenden zwischen Mittel- deutschland und dem südlichen Schweden   sind Hierfür sehr geeignet. Wer für photographische Meßbild-Aufnahmen, bei deren Ausführung die Berliner Sternwarte gern raten und helfen würde, nicht ein­gerichtet ist, wird schon einen wertvollen Beitrag liefern, wenn er in einem möglichst genau festgestellten Zeitpunkt die Lage der Wolken zu bestimmten Punkten des Nordhorizonts womöglich durch sorg- fällige Zeichnung, unter genauer Angabe seines eigenen Staudortes, feststellt. - Technisches. Erzeugung st ummer Wände. Ilm den störenden Widerhall und Nachhall in einer Kapelle zu beseitigen, hat Dr. Heger in Dresden   Versuche gemacht, die ihm ergaben, daß eineBewegung", das heißt Gliederung, glatter Wände' wenig Einfluß hat. Auch macht, wie er in derDeutsch  . Bauztg." mittelst, die Bedeckung einer Wand mit mäßig gespanntem groben Gewebe, daher auch Bedeckung mit ungefütterter' oder gefütterter Tapete, Ausspannen von Fäden vor einer Wand, ja selbst Bedeckung mit schweren Teppichen eine Wand nicht stumm. Bedeckung mit in Falten locker geordnetem dicken Baumwollenstoff vermindert den Widerhall beträchtlich. Doppelte Bedeckung. also Bedeckung mit ge- füttertem Barchent oder gefüttertem Sammct macht eine Wand praktisch stumm. Als vollkommen genügend erwies sich eine lieber- deckung mit faltigem, dickem Baumwollstoll. Wie nicht allgemein bekannt, gehört die akustisch zweckmäßige Gestaltung eines Raumes zu den theoretisch bisher nicht zugängliche» Problemen. _ l.Techn. Rundsch.") sein könnte, steht sowohl durch vulka- Einströmungen von Zuzug empfangen. . Humoristische?« Verblümt. Lehrjunge:Sie, Meestem, fest wir abends Suppe essen, schlafe ick immer jleich nachher ein, wie so'n Ratz l" Meisterin:Na, wie kommt denn das?" Lehr­junge:Seh'n Se, die Suppe macht immer so kleene Logen; das steckt mir an, und jleich nachher bin ick ooch weg 1* Auf der Treibjagd. Förster:Sie, Herr Professor, Sie schießen heute schon wieder den dritten Hasen an I Wenn das sofortgeht, sieht das Revier bald aus wie ein Versuchs« kaninchen-Heiml" M i ß v e r st ä n d n i s. Ausflügler:Sie sollten die Schweine nicht so nahe beim Hause halten I" Bauer:Warum? Ausflügler:Weil es nicht gesund ist!" Bauer:Dös is net wahr l" DöSchwein sau no nit an einzig's mal krank g'wesen 1"(Flieg. Bl.") Notizen. Hans von Basedow ist nicht gestorben. Die Nachricht beruhte auf einer boshaften Irreführung.   Dem Liederkomponisten Robert Franz soll in Hallea.S. ein Denkmal gesetzt werden. Eine deutsche   Kunstgewerbe-Ausstellung will der bayrische Kunstgewerbevereiii im Jahre 1901 in München   ab- halten. O-e streich und die deutsche Schweiz   sollen zur Be- teilgung aufgefordert werden. Richard Wagners ,.W a l k ü r e" soll im Herrbst im Moskauer   Opern hause aufgeführt werden. Ein internationaler Kongreß für Geschichte der Musik wird unter den vielen Kougreffcn, die bei Gelegen- heit der Pariser Weltausstellung abgehalten werden, vorbereitet. Es ist das erste Mal, daß die Geschichte der Musik auf einem offiziellen Kongreß behandelt werden soll, in einer von acht Ab- teilungen deS allgemeinen Kongresses für die Gesamtheit der ver- gleichenden Geschichtswissenschaften. Eine wertvolle Sammlung von Kinder- b sichern, die von 17401800 beim Hause Newbury   in London  erschienen und von Newburys Biographen Charles Welch zusammen- gestellt wurden, ist in a m e ri ka n i s ch e n Besitz übergegangen. Der Bostouer Verleger D. C. Heath hat sie erworben. Dies ist ein neues Beispiel dafür, wie die wertvollsten englischen Sammlungen allmählich zum größten Teil nach Amerika   wandern. Die Sammlung enthält viele sehr seltene Bücher und gicbt einen lehrreichen lleberblick über die Entwicklung der Kinderlitteratur und Schulbücher in England. Nach derNat.-Ztg." hat der Stabsarzt Kuhn in G r o o t- f o n t e i n nach mehrjährigen Versuchen ein I m p f in i t t e l gegen die als P f e r d e st e r b e bekannte Krankheit entdeckt. Im I n st i t u t P a st e u r zu Paris   wurden seit seiner Eröffnung im Jahre 1886 bis zum Schluß des vorigen Jahres 21631 von tollwütigen Tieren gebissene Personen behandelt: von diesen sind 99 gestorben. Die Sterblichkeitsziffer geht fortwährend zurück. Sie sank von 0,94 Proz. im Jahre 1836 auf 0,20 Proz. im Jahre 1893. In einer alten Pariser Straße wurden zahlreiche Teile eines Apothekerlaboratoriums aus dem 17. Jahrhundert aufgefunden. Mehrere durchaus intakte Mörser stammen ans dem 13. Jahrhundert. Alte Heilmittelbehälter, die mit seltsamen Ans- schrifren,Krötensalz",Wipernöl",Pnpiergeist" u. a.. geschmückt waren, waren durch Gipsumhiillnugen gegen Beschädigung durch Stöße geschützt. Ein Reihern est auS Draht wurde kürzlich im Briti- scheu Ornithologeu-Klub vorgelegt. Zum Bauen hatten die Reiher den auf dem Lande zum Binden der Garben verwendeten Draht benutzt. Im Parke, in dem das Nest vom Baum geweht ivar, er­blickte man im Reiherstande noch mehrere Nester von gleicher Be- schaffenheit. Der t i e f st e L a n d s e e Deutschlands   ist abgesehen von den drei in de» bayrischen Alpen gelegenen, Königssee  , Walchensee   und Starnbergersee   der D r a tz i g s e e in Hinter- Pommern. Dieser beinahe 19 Quadratkilometer große Landsee besitzt, wie Halbfaß imGlobus  " mitteilt, hart neben Untiefen von nur 23 Metern die Tiefe von 83 Metern(Mittelwafferstand). Die Tiefe des bis dahin als tteffter Binnensee Deutschlands   be­kannten P u l v e r m n a r e s in der E i f e l beträgt nur 76 Meter. Im Mittelmeere bei Marseille   ist eine seltsame Erscheinung beobachtet worden: das Wasser ist um drei Meter an der Küste des Prado   zurückgetreten. Einige Gelehrte, die sich sofort an Ort und Stelle begeben haben, um die Gründe dieser seltsamen Rawrerscheinung zu erforschen, sind der Ansicht, daß die- felbe mit dem Erdbeben in Italien   in direktem Ziffamnien- hange sieht. Mit dem Bau einer Ringbahn um den Baikalsee wirb noch in diesen: Jahre begonnen. Sie wird wegen der zu über- windenden Terraiiffchtoierigkeiteu zu den großartigsten Bahnbauten der Welt gehören. Auf einer Strecke von 80 Werft wird eine 5 Ssaschen hohe Mauer errichtet werden, um der hart am Ufer laufende» Bahn die nötige Festigkeit zu geben. Die Ringbahn ist für die Fort- führuug der ostsibirischen Bahn notwendig, da die Verbindung der Ufer durch Fähren wegen der ungünstigen Eiöverhältrnsse nicht möglich ist. Veraurwonlicher Redacreur: August Jacoben ui Berlin  . Druck uns Verlag von Max Badiug in Berlin  .