verftichc zur Vermehrung des Maifisches gemacht worden, indemvv Strick laichreifer Brutfische in das Schonrevier bei Rheidt eingesetztwurden, auf deren Ergebnis man gespannt ist.—Theater.— r. Centrai-Theater. Die alte Wahrheit, daß dieKunst auf Dornenwegen nach Brot gehen muh, tritt wohl seltendeutlicher hervor als in der„toten Saison", wo die beachtenswertenBühnen aller Orten geschlossen sind, und die Schauspieler zweitenund geringeren Grades gruppenweise trachten, irgendwo not-durstig ihre Existenz zu fristen. Eine solche Künstler-gesellschaft hat jetzt das vom plattdeutschen Ensemble ver-iassene Central- Theater besetzt und führt dort einen,wenn wir nicht irre», sogar neuen Dutzendschivank auf.„DerHeiratsmarkt" heißt das von einem Herrn P. Alexanderverfaßte Stück, das nicht besser und nicht schlechter ist, als seine imWinter auf die Welt gebrachten Briider. Es bietet zwei Leutenants,soundsoviele heiratslustige Mädchen nebst Zubehör, eine Parodie aufKabale und Liebe, dazu eine gar nicht üble Karikatur der moderneuStimmungsdichtung, und, was die Hauptsache, als ausgesprochenes undso banal wie mir möglich erreichtes Ziel der Handlung eine hübschgruppierte und den ganzen Bühnenraum ausfüllende Massen-Verlobung. Das ist wirklich alles, was jemand verlangen kann, der andiesen linden Abenden mitleidsvoll genug ist, das Theater zu besuchen.In der Gesellschaft, die den„Heiratsinarkt" anstührt, sind, ivcnnman von den ersten, jetzt auf Helgoland oder in Gastein leuchtendenSternen absieht, so ziemlich alle Schattierungen schauspielerischenKönnens und Nichtkönnens, sowie die verschiedensten deutschen Dialektevertreten. Von einem Zusammenspicl kann unter solchen Umständennur sehr bedingt die Rede sein. Als gewandte Raive zeichnet sichFräulein Milly Krause vom Schauspielhause aus und HerrP a h l a u vom Schillertheater verkörpert.>vie immer, so auch hierden landesüblichen Theaterleutnant als Wesen voller Grazie. Diesebeiden, sowie ein Herr E>v a l d vom Thalia-Theater, der mitrührender Treue seinem süddeutschen Dialett anhängt, figurierenübrigens aus unerfichtlichen Gründen als„Gäste" auf dem Theater-Zettel. Wetter find die Rollen eines modernen Dichters und einesin der Handlinlg stark hervortretende» Dieners von den HerrenK a u e r und M ö r w a y wirkungsvoll dargestellt.—Aus dem Tierlebe».b. Das Berbreitungsgebiet der Giraffe inAfrika gewinnt immer mehr an Ausdehnung; das liegtaber nicht daran, daß sich das ungestalte Säugetier jetzt stärker alsfrüher vermehrt und demzufolge in neue Länderstrecken eindringt,sondern daran, daß der Mensch die verschiedenen Teile des schwarzenErdteils erst jetzt besser kennen lernt und manches Tier anStellen findet, wo es bisher nicht vennutet wurde. Vor übereinem Jahre wurde zur großen Ueberraschung der Zoologen eineGiraffe an den Ufern des Senegal getötet, während man bisdahin angenommen hatte, daß ihr Vorkommen auf das Gebiet desoberen Nil und die Gegenden des Limpopo, Sambeft und desNjaffa-Sees beschränkt wäre. Jetzt bringt die„British Central-Asrican-Gazctte" die Nachricht, daß zum erstenmal in Brittsh-Central-Afrika eine Giraffe erlegt worden ist. Bisher hatte man nur vonZett zu Zeit durch Gerüchte gehört. daß es am Loangwa-Fluffe in jenem Gebiete Giraffen gäbe, aber so oft auchin den letzten 10 Jahren dieses Alnßthal von Europäernbesucht wurde, konnte man nie eine zuverlässige Ans-kimst über diesen Punkt erhalten. Im vorigen Monatschoß ein europäffcher Prospektor eine Giraffe am Ostnferdes Loangwa im Marimba-Distritt und sandte ihr Fell einem eng-fischen Kapitän, der es dem brittschcn Musemn in London zugehenlieh. Leider war die Haut nicht vollständig, und nian ist nunmehrdarauf aus, ein intattes Exemplar de« Tieres zu erlangen. An-geblich soll die erlegte Giraffe einer Herde von etwa SS Stttck angehört haben. Der nächste Bezirk nördlich von Marimba, in demes Giraffen gicbt, liegt im Norden von Mareres, wo die Expeditionvon Elton und Cotterill sie vor einer Reihe von Jahren antraf. ImSüden ist das Matabeleland die nächste Giraffenheimat.—Medizinisches.— Eine merkwürdige Folge der Diphthe-ritis wurde in der letzten Sitzung der Medizinischen Gesellschaftin B u k a r e st demonstriert und besprochen. Dr. Jonescu stellte einKind vor, das im Anschluß an eine diphthcrittschc Erkrankung dieFähigkeit des Lesens verloren hatte. Es vermochte die Finger einerHand gut zu unterscheiden und zu zählen, sah jedoch voneinem Buch nur die Ränder als schwarze Linien. Die näher»Untersuchung der Augen führte zur Feststellung einer Lähmungder Anpassungsmuskel» und einer Verengerung der Pupillen. Dasganze Gesichtsfeld war eingeengt, und beim Sehen nach links er-schienen doppelte Bilder. Der Arzt war der Meinung, daß die dieAugen regierenden Nerven im Verlaufe der Krankheit angegriffenworden waren, und ging so weit zu behaupten, daß die An-Wendung von Ziidhchcncheilblut das Auftreten solcher Nerven-lähmungen begünstigte. Dieser letzteren Ansicht wurde von einigender anwesenden Aerzte widersprochen, und es konnte ein Fall ge-uannt werden, in dem eine Augenmuskellähmung erfolgte, zu einerZeit, als das Serum überhaupt noch nicht bekannt>var.—Geologisches.— Das Alter des Niagarafalles. Eine neue Methode.um das Alter des Niagarafalles zu berechnen, wendet der amerikanffcheGeologe Frederick Wri'ght an. Alle Versuche, den Zeitraum, welcherzur Bildung der Niagaraschlucht nötig war, durch Beobachtung derzährlichcn Verlängerung derselben, resp. des Rückschreitens der Fällezu bestimmen, mußten schon aus dem Grunde erfolglos bleiben,weil, wie Wright selbst früher nachgewiesen, zwischen dem Endeder Eiszeit und heute der Niagara nicht immer dieselbe Waffer-menge geführt hat. Für eine geraume Zeit strömte dasWaffer der großen Seen dem Ottawa zu und häufte in diesem,an der Einmündung des Mattawathales. em ungeheuresDelta auf. So lange wir den Zeitraum nicht kennen, welchen dieserVorgang erforderte, bleiben alle Messungen am Falle nutzlos.Wright versucht nun, wie der„Globus" berichtet, den Zeitraum zubestimmen, welchen die Verwitterung gebraucht hat. um die Ausgangs-stelle der Niagaraschlucht bei Lewiston am Ontario auf ihre heutigeWeite zu bringen. Diese Schlucht ist im Anfang natürlich nichtwesentlich breiter gewesen als der Fluß, also etwa 770 Fuß. Seit derZeit haben an der Verbreiterung nur die atmosphärischen Einflüssegearbeitet, also ein im ganzen sich gleichbleibender, von der Wasser-menge unabhängiger Faktor. Heute sind nun die obersten aus Niagara-kalk bestehenden Schichten von einer am Ufer des Flusseserrichteten Senkrechten um 388 Fuß zurückgewichen. Einenannähernden Maßstab für die Schnelligkeit, mit welcherdie Verwitterung arbeitet, giebt die in 1854 den Abhang entlanggeführte Bahnlinie. Durch genaue Messungen und Berechnungenkomnit Wright zu den: Ergebnis, daß jährlich mmdestenS nne Schichtvon einem viertel Zoll Dicke von den: Abhang weggeftessen wirdresp. herabstürzt. Es ist das ein Minimuni, wahrscheinlich ist derdurchschnittliche Absturz viel stärker. Aber auch bei dieser niederenSchätzung würden weniger als zehntausend Jahre genügt haben, umdie Schlucht auf ihre heutige Weite zu bringen. Für die Schätzungder Zeit, welche seit dem Ende der Eiszett verflossen ist, giebt dieseZiffer einen sehr bedeutsamen Anhalt.—Humoristisches.— In der Spiritistenfitzung. Eine Dame hat ebenden Geist ihres verstorbenen Mannes citiert, als draußen ein Dienerstolpert und mit furchtbarem Lärm gegen die Thür purzelt.„Großer Gott," seufzt sie,„da fft er... und schon wieder b e-trunken!"—— Boshaft. Re st anrate ur:„Gestern habe ich wiederein Pferd gekanst."Bekannter:„Ein ganzes?"—— Indiskrete Erkundigung. A.:„Diesen Morgenvor dem Baden habe ich mich wiegen lassen; ich wog hundertuud-fünfzig Pfund I"B.: Und nach dem Baden?"—(„Meggend. hum. Bl.')?totizen.— Die Aufführung von Hartlcb c u s Einakter, A b-schied vom Regiment" wurde vou der Dresdner Polizei-behördc untersagt.—— Wie der„Franks. Ztg." gemeldet wird, soll im Herbst inStockholm ein neues Drama Strindbergs aufgeführt werden.Es heißt„Folkuugasan" und behandelt eiue alte historische Sage.Das Werk ist eine Schicksalstragödie.—— Agnes S o r ni a hat sich entschlossen, die deutschenGast- Vorstellungen während der Pariser Welt-a u s st e l l u n g unter ihrer allein ige ir Direktion zu ver-anstaltcn. Direktor Lautenburg ist von dem Unternehmenwegen„unüberwindlicher Schwierigleiten" zurückgetreten.—— In Paris wird während der Weltausstellung außer demBerliner Schauspiel- Ensemble noch ein zweites deutsches Theaterspielen. Einem Wiener Opcretten-Eusemble, unter derLcittmg cincS östrcichischen Direktors, wird ein großes Boulevard-Theater zur Verfügung gestellt werden.—— Aus dem Nachlaß des Professors Karl Gehrts siud dieEntwürfe zur Ausschmückung des früheren Kunstsalonö von Worsch-Heuser in Düsseldorf für die B e r l i n e r K u u st a k a d e m i e au-gelaust worden.—— Auf der Pariser W elt- Au s stellung wird eine.Klondyke-Aus st eilung" veranstaltet werden, in der allein diesem Lande gebräuchlichen Arten der Goldgcwfiumng vorgeführtwerden sollen.—— Das Wild in den Forsten der Lüneburger Heide,Hirsche sowohl wie Rehe, ist von der Maul- und Klauen-s e u ch e befallen. Mehrere tote Tiere wurden bereits in den Wäldernaufgefunden.—— In der bienen wirtschaftlichen Ausstellung,welche in den Tagen vom 18. bis 22. August d. I. in Potsdamstattfindet, werden zum erstennial Bicnenvöllcr in PreußschenStänderbeuten vorgeführt werden. Die Preußsche Methode, einelediglich auf Honiggewinn und Verhinderung des Schwärmens ge-richtete Betriebsweise, ist im Frühling d. I. zuerst in die Oefient-lichleit gebracht worden und hat bei den Imkern viel Interesseerweckt.—Berautwortlichcr Redactem: Robert Schmidt in Berlin. Druck und Vertag von Mal Babing m Berlin.