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der Vögel soll nach Braun nicht nur als Reizmittel auf( Leipzig , A. Barth) ein interessantes Beispiel an, aus dem man erdas Weibchen wirken. Die Kontrastfarben zum mindesten, die den sehen kann, wie ähnlich oft Bewußtsein und unwillkürliche Reaktion Bogel viel größer erscheinen lassen, als er ist, sind darauf berechnet, auf Neize sich äußern. Einer Secrose, einem korallenartigen Tier, ben Rebenbuhler einzuschüchtern. Dagegen sind allerdings die gleich dessen Körper im wesentlichen aus einem mit Mundöffnung vermäßigen Brunkfarben als ein Schmud anzusehen, welcher auf das sehenen Verdauungssack besteht, wurde ein Stück mit Seewasser Gemüt des Weibchens wirken soll. Die Balzflüge, welche die männ- durchtränktes Fließpapier vor die Fühlfäden geschoben, die sich an lichen Tierchen vieler Vogelarten unternehmen, sind wiederum die der Mund öffnung befinden. Die Secrose griff mit ihren Fühlern richtigen Kampfftreifzüge, bei denen gleichartige Männchen durch nicht zu, sondern schob das Papier sogar mit den Fühlern Gesang und wildes Gebahren einander gegenseitig zu imponieren himiveg. War das Papier dagegen mit Fleischsaft durchund aus dem Felde zu schlagen suchen. Mit der Paarung haben diese tränkt, so faßten die Tentakeln dasselbe sofort fest und Züge sicher nichts zu thun. Dagegen find die seltsamen Hochzeits- schoben es in den Mund hinein. Wie lug würde mancher tänze, die die Männchen einiger Vogelarten vor den Weibchen auf- denken! Gleicht das Tier nicht jenem Engländer, der eine Portion führen, ganz ohne Zweifel nur darauf berechnet, das Gefallen des Schweinebraten nach der anderen zum Fenster hinauswarf, bis ihm Weibchens zu erregen. Aber eben diese Hochzeitstänze sind doch nur der Kellner endlich die gewünschte Kalbskenle brachte! Eine Seerose eine Ausnahmeerscheinung, und gerade diese hat man verallgemeinert. ist aber kein Engländer, der Unterschied ist unter anderem der, daß In der Regel aber spielt das Weibchen eine mehr passive Rolle das Tier gar kein Nervensystem besitzt, vielleicht nicht einmal den bei der Auswahl des Männchens, und Gesang und Farbenschmud geringsten Ansatz dazu. Eine vernünftige Wahl kann es deshalb find Waffen, durch welche die männlichen Tiere ihre Nebenbuhler unmöglich vornehmen. Jedenfalls wirken die verdaulichen und die einzuschüchtern suchen. unverdaulichen Speisen verschieden auf die Fühler, so daß diese abSo oft die Lebenserscheinungen der Tiere menschlich gedeutet wehrende oder zugreifende Bewegungen machen. Wird an dem werden, vielleicht noch öfter werden sie menschlich benannt. Viele Tiere neben der natürlichen noch eine zweite, künstliche, MundForscher, welche von einem Ameisenstaat reden, wissen, daß dieser öffnung hergestellt, so wächst auch um diesen neuen Mund Ausdruck sich mit den Vereinigungen der Ameisen gar nicht deckt. ein Kranz von Fühlfäden. Beide Mundöffnungen machen sich Aber das ist die Tücke der Sprache! Hat erst eine Sache einen mun den ihnen vorgeschobenen Bissen streitig, oder wenn Namen, dann hält sich jeder an den Namen und studiert und der künstliche Mund zuwächst, so versuchen die Fühler trotzdisputiert an ihm herum, ohne daran zu denken, daß in Wirk- dem noch, allerdings vergebens, die Nahrung in die zulichkeit nur die Sache existiert, und irgend ein Herr zu seinem gewachsene Stelle hineinzuschieben. Man sieht also, daß es bei der und anderer Leute Vergnügen ihr den Namen Staat gegeben hat, Seerose mit dem Verständnis nicht weit her ist, und daß auch ihre weil er feinen besseren oder schlechteren Ausdruck fand. scheinbar so vernünftigen Handlungen nur Steflexbewegungen sein Gerade die Ameisen und die Bienen haben sehr oft das Schicksal können. Damit ist nun nicht gesagt, daß alle diese seltsamen gehabt, daß ihre Handlungen und Eigenheiten mit Ausdrücken belegt Aeußerungen des Tierlebens mit ihren tausendfachen Komplikationen wurden, die dem menschlichen Leben entnommen find. Nach der Be- schon erklärt wären. Es ist nur verkehrt, gewissen tierischen Handnennung kann ein naiver Mensch glauben, daß die Ameisen gebildete lungen eine menschliche, geistige Deutung zu teil werden zu lassen, Leute sind, die sich Mitteilungen machen und Signale geben, Sklaven bloß darum, weil sie zufällig gewisse Achulichkeit mit menschlichen halten und Besuch bewirten, sich Pflanzengärten anlegen und Milch- Handlungen zeigen. Für den, der das Triebleben der Tiere erklären fühe halten. Ja, thun sie das nicht alles in Wirklichkeit? Nun ja, sie will, ist das Zischen einer angegriffenen Eidechse nicht weniger thin es und thun es auch nicht. Sie thun es wie jener Affe, der den rätselhaft als die Symbiose gewisser Ameisen mit Pflanzen, bei „ Kladderadatsch" las und über die faulen Wige lachte. Warum sollte welcher diese Kerbtiere gegen freie Soft und Wohnung" die nicht so ein Vierhänder das bewußte Blatt einmal vor sich legen, in Pflanzen bewachen und schnell wie ein Staatsanwalt gegen jeden dasselbe hineingucken und dabei Grimassen schneiden, die einer als ein einschreiten, der sich an dem also privilegierten Gewächse vergreifen malitiöses Lächeln denten kann? Mit den Ameisen ist es fast ebenso. will. So Heimatlich uns gerade in dem letzteren Falle die VerNehmen wir die famosen Milchfühe der Ameisen. Es sind natürlich hältnisse animuten, so steckt in ihnen doch ebensowenig Geist wie im feine Kühe, und von Milch ist auch nichts zu bemerken. Bischen der Eidechsen. Und man muß zugeben, daß die Natur auch Es sind vielmehr Läuse, Blaitläuse, welche einen kleberigen, ohne Geist weiter bestehen könnte. Im Walten der Substanzen und zuckerigen Saft absondern. Die Ameisen, Leckermäuler wie sie sind, Kräfte, im In- und Durcheinander der Wesen kommen seltsam lieben diesen Saft, und die Blattläufe sind, wie es scheint, froh, fomplizierte und mit einander forrespondierende Gebilde und Erjemanden zu finden, der ihnen diese fleberige Masse, von der sie scheinungen zu stande, die den Eindruck der schärfsten Ueberlegung sich nur schiver befreien können, abnimmt, d. h. ableckt. Beiden machen und an Großartigkeit die Werke menschlicher Jntelligenz Tieren ist also auf diese Weise geholfen und wir haben hier eben weit hinter sich lassen. einen Fall von Symbiose( Lebensgemeinschaft) vor uns, wie er ziemlich häufig in der Natur vorkommt. Daß zwei Tiere sich aber bewußt zur Ausbeutung irgend welcher Naturschätze zufammenthun sollten wie Cohn, Schulze u. Co., oder gar, daß die Ameisen sich eine Milchkuh halten wie ein Sechsdreierrentier in einem Vorort, zu diesem Glauben kann wirklich ein naiver Mensch bei der wild- phantastischen Ausdrucksweise mancher Forscher kommen. Allerdings wirken manche thatsächlichen Vorgänge im Leben der Ameisen zunächst recht verblüffend. Erst jüngst berichtet A. Forel, daß zwei Herden von ganz verschiedenen Ameisen neben einander herzogen, um Nahrung aufzusuchen. Sie besetzien sodann ein verlassenes Termitennest und wohnten gemeinschaftlich, wenn auch in verschiedenen Eden in diesem geräumigen Heint. Was könnte aus dieser schlichten, aber interessanten Thatsache nicht alles gemacht werden, wenn sie einem besseren Dichter in die Hände fiele. Könnten nicht die Ameisen als Mietsherren dargestellt werden, als Mieter und Astermieter, und das gemeinschaftliche Ausziehen zweier verschiedener Ameisenarten, womit könnte dies nicht alles verglichen werden, zum Beispiel wenn man die alte Geschichte zu Nate zicht, oder die neue und neueste, die französisch- russische Alliance und ähnliches. Wenn man die nadten Thatsachen betrachtet, so ist ein solches Zusammen- meinem Grosgrain- Anzug. leben oder Nebeneinanderleben nicht wunderbarer als etwa meine; sie hat vorn Aufschläge, und auf dem Rücken ein Muster die Erscheinung, daß daß Wückenschwärme sich Sie liegt in dem unteren Koffer in dem Schafherden in Kettenstich. alt festsetzen. Die Mücken nehmen ohne Zweifel durch den Geruch wahr, Schrank neben dem Hinterzimmer, unter Deinem Winterüberzieher. wo etwas für sie zu holen ist. Aehnlich mögen die von Forel er- it sie da nicht, so muß sie in der versiegelten Schachtel auf dem wähnten Ameisen durch Geruch oder durch andere Simne dazu an- dritten Brett des Schrankes im Vorderzimmer sein. Solltest Du sie geregt werden, in der Nähe von einander zu bleiben. Weiter ist da auch nicht finden, so ist sie anderswo. Die Kofferschlüssel liegen nichts nötig, als diese eine Voraussetzung, daß ein durch die Sinnes - in der zweiten Garderobenschieblade, wenn sie nicht im Toilettenwahrnehmung angeregter Trieb die beiden Ameifenarten zusammen- tisch liegen; vielleicht liegen sie auch in einer Vase auf einem bringt. Alles andere ergiebt sich darans. Das scheinbar planmäßige Kamin. Backe die Taille so ein, daß sie sich nicht drückt. Oh! Zusammenkommen der beiden Tierarten, ihr gemeinsames Wandern James, bitte, sei nicht böse. Deine Dich liebende Frau." zur Nahrungsstelle, ihr Zusammenwohnen" in einem Hause", alles das ist kein bewußtes Handeln, vielleicht nicht einmal Justinkt, Die Furcht vor den Büchern. Unter diesem Spigtitel sondern nur eine Reflerbewegung, ein Reagieren auf äußeren Reiz. bringt die Frantf. 3tg." aus Bonn folgende Zuschrift: Bei der Wenn jemandem plötzlich ein helles Licht vor die Augen gehalten üblichen Gedächtnisfeier in der Universitäts- Aula, womit das wird, so drückt er die Augen zu und sucht den Kopf wegzu- Sommersemester seinen Abschluß zu nehmen pflegt, hielt Herr Prof. wenden. Aehnlich mag von den beiden Ameisenarten ein Reiz Dr. Anton Elter( Klassische Philologie und Philosophie) einen ausgehen, der beide zu einander treibt. Auf diese Weise Vortrag über die literarische Bewegung der Gegenwart beziv. über hat schon vor einiger Zeit A. Bethe die scheinbar komplizierten das Buch und die Bibliothek. Die Fortschritte in der litterarischen Instinktregungen der Ameisen und Bienen erklärt. Jetzt führt Erzeugung seien mit banger Sorge" aufzunehmen, die Zahl der Jacques Loeb in seinem Buche Einleitung in die Gehirnphysiologie" Bücher schwelle lawinenartig an, und ein Ende sei nicht abzusehen.
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Kleines Feuilleton.
Ein schreckliches Telegramm.( Nachdruck verboten.) Der Kaufmann stieß einen Schrei aus und sank in seinen Stuhl zurück. Seine Augen Ein Telegramm fiel aus seiner bebenden Hand. standen weit offen, sein Gesicht war kreidebleich, und dicke Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. Die Leute im Comptoir flüsterten miteinander.
,, Ein Herzleiden?" fragte der cine.
" Nein, der Alte wird wohl Zahlungsschwierigkeiten haben," sagte ein anderer. Ich habe so etwas gehört. Wir werden uns nach einer anderen Stelle umsehen müssen."
„ An die Arbeit! Er kommt wieder zu sich."
Der Kaufmann trocknete sich die Stirn, seufzte verzweifelt, nahm das Papier von der Erde auf, stampfte mit dem Fuße auf, als ob er dadurch alle seine Entschlossenheit sammeln wollte, legte das Telegramm auf den Schreibtisch und zwang sich, die bittere Botschaft noch einmal zu lesen. Sie lautete: Liebster James! Bitte, schicke mir sofort die Taille zu Du wirst schon wissen, welche ich
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( Nach„ Tits- Bits".)