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reißt sein Tod feine Lücke, wie es bei solchen Forschern der Fall Röhre eingefogen wird. Diese mischt sich in der Röhre mit dem war, die in der Vollkraft ihres Lebens dahingerafft wurden; Bunsen   Gase, so daß in der Flamme an der Ausströmungsöffnung ein hat sich bereits vor zehn Jahren als ein faft Achtzigjähriger ins vollständiges Verbrennen eintritt. Die Bunsenflamme ist daher Brivatleben zurückgezogen und der schöpferischen wissenschaftlichen nicht leuchtend, im Tageslicht kaum sichtbar, entwickelt aber eine Thätigkeit nach einem langen, von beispiellosen Erfolgen begleiteten ganz intensive Hize. Deshalb ist der Bunsenbrenner in allen chemi­Leben entfagt. schen und physikalischen Arbeitsräumen als das bequemiste Mittel zur Erzeugung großer Hize anzutreffen.

Bunjen wurde am 31. März 1811 in Göttingen   geboren, hat also ein Alter von 88 Jahren erreicht. Während seiner Studienzeit beschränkte er sich nicht auf ein einzelnes Specialgebiet, sondern erwarb fich in mehreren Zweigen der Naturwissenschaften, in der Geologie, Chemie und Phyfit, eingehende Kenntnisse; diese drei Wissenschaften verdanken ihm auch hervorragende Bereicherungen. Bereits 1836 wurde er von Göttingen  , wo er fich als Privat­docent niedergelassen hatte, an das polytechnische Institut zu Kassel   als Professor der Chemie gerufen. Schon 1838 folgte er einem Rufe an die Universität Marburg  , wo er 13 Jahre wirkte. Dann ging er nach Breslau  , von wo er jedoch bereits im nächsten Jahre, 1852, einem Rufe nach Heidelberg   Folge leistete. In der schönen Neckarstadt blieb er bis an sein Lebensende, auch nachdem er im Jahre 1889 wegen seines vorgerückten Alters sein Amt nieder­gelegt und sich zur Ruhe gesetzt hatte.

Die einzelnen Arbeiten Bunsens zu würdigen, geht über den Nahmen einer Tageszeitung hinaus, da dies zu weit in die wissen­schaftlichen Specialgebiete hineinführen würde. Nur einiger weniger Entdeckungen und Erfindungen sei hier gedacht, welche Bunsens Namen weit über die Kreise seiner Fachgenossen hinaus bekannt ge­macht haben.

Aber auch im gewöhnlichen Leben spielt er eine sehr große Rolle, die noch von Jahr zu Jahr zunimmt. Mit der zunehmenden Verbilligung des Gases wird das Kochen mit Gas( auch bei den Arbeitern) eine noch viel größere Verbreitung finden, als es gegenwärtig bereits der Fall ist. Alle Gaskochapparate sind aber Bunsenbrenner. Diejenigen Leser, die in ihrer Küche solche Gaskocher stehen haben, können sich leicht überzeugen, daß die Röhre, in der das Gas zu den Entzündungsöffnungen strömt, etwa 10 Centimeter vor denselben nur eine halbe Wand hat, so daß dort reichlich Luft eintritt. Zünden sie den Kocher an und vervollkommnen die halbe Wand an der be­treffenden Stelle mit dem Daumen und Zeigefinger zu einer ganzen ein ganz ungefährliches Experiment. so werden sie sofort sehen, wie sich die farblose Flamme plöglich in eine hellgelbe, stark leuchtende verwandelt, um sofort wieder nichtleuchtend zu werden, sobald die Finger von der Röhre entfernt werden.

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Eine weitere ungehenre Anwendung hat der Bunsenbrenner beim Gasglühlicht gefunden. Auch hier handelt es sich um die Erzeugung einer sehr heißen Flamme, damit in dieser der Glühkörper zum Glühen und Leuchten gebracht werden kann. Deshalb sind sämt­liche Gasglühlicht- Brenner nach dem Princip des Bunsenbrenners konstruiert, indem für den nötigen Luftzutritt gesorgt ist.

Dieser kurze Hinweis auf die bekanntesten der bedeutsamen Bunsenschen Erfindungen möge genügen. Seine zahlreichen anderen Arbeiten, seine Untersuchungen über Gase, aus dem Gebiet der Photochemie, und viele anderen können hier auch nicht einmal furz gestreift werden.

In erster Linie ist hier die Erfindung der Spektralanalyse zu nennen, die als gemeinsame Arbeit von Bunsen   und dem 1887 ver storbenen hervorragenden Physiker Kirchhoff zu betrachten ist. Ein Spektrum, das von dem Lichte der Sonne oder eines anderen Ge­stirnes entworfen wird, ist ein Farbenband, zu welchem das weiße Licht auseinander gezogen wird, wenn man es durch ein Prisma gehen läßt. Daß in dem Sonnenspektrum einzelne Partien von Bei all seinen Erfolgen war und blieb er ein persönlich be= zahlreichen feinen dunkeln Linien durchzogen sind, war bereits scheidener und liebenswürdiger Charakter, dem seine Schüler und feit Anfang des Jahrhunderts bekannt. Die Benutzung dieser Freunde mannigfache Anregung und wissenschaftliche Förderung zu feinen Linien, um aus ihnen mit vollkommenster Sicherheit danken hatten. Er war ein vollendeter Typus eines gediegenen einen Schluß auf die Bestandteile der leuchtenden Körper zu machen, Forschers, der nur seiner Wissenschaft lebte. Infolgedessen blieb ist eine wissenschaftliche Großthat von Kirchhoff und Bunsen  . Unsere er unvermählt. Man erzählt, daß seine Familie mit seiner Vorstellungen über das Weltgebäude und seinen Zusammenhang Einwilligung eine entfernte junge Verwandte als passende find dadurch sehr wesentlich bereichert worden. Während es früher Frau für ihn ausgesucht hatte. Als sie in Heidelberg  als ein Traum der fühnsten Phantasie erschien, über den Stoff oder ankam, ließ er ihr sagen, er könne gegenwärtig nicht aus dem die Stoffe, die zum Bau ferner Welten benutzt sind, irgend etwas Laboratorium abkommen, er werde sie in den nächsten Tagen be­auszusagen, wissen wir heute mit Bestimmtheit, daß wesentlich die grüßen, worauf die junge Dame empört über seine Gleichgültigkeit selben Baustoffe, die wir auf der Erde finden, auch die Sonne und sofort abreiste. zahllose Firsterne zusammensetzen. Die Anschauung von der Einheit­lichkeit der Welt hat dadurch eine starke Stüße gefunden.

Auch für die unmittelbare chemische Analyse ist die Untersuchung des Spektrums ein wichtiges Hilfsmittel geworden, und eine Reihe von Stoffen sind hierdurch entdeckt worden.

Ist ihm alfo Familienglid versag geblieben, so fand er Ersaz in der Liebe und Verehrung, mit welcher alle Freunde nud Bt. Schüler an ihrem alten Meister hingen.

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Kleines Feuilleton.

Kaum weniger bekannt, als durch die Spektralanalyse, ist der Name Bunsens durch seine elektrischen Arbeiten jedem, der sich mit Experimenten auf elektrischem Gebiete beschäftigt( und wer thut das im Zeitalter der X- Strahlen nicht?) Die Erzeugung elektrischer ein scharfes Krenzverhör mit den Zeugen an. - Der Zenge.( Nachdruck verboten.) Der Rechtsanwalt stellte In dem Bestreben, Ströme mittelst sogen. galvanischer Elemente, wie sie zuerst von alles mögliche zu thun, um sie zu verwirren, verlangte er plöglich, Volta konstruiert wurden, stößt auf erhebliche Schwierigkeiten; denn

Der Leptaufgerufene beschloß, den Rechtsantvalt beim Wort zu nehmen; er antwortete auf die erste ihm gestellte Frage, wie er heiße, mit lautfchallender Stimme:" John Brown  , Herr- r- r= r!" Rechtsanwalt streng. " Ich vermute, Sie haben heut' morgen getrunken?" sagte der

der chemische Vorgang, der sich zwischen der Flüssigkeit des fie follten lauter sprechen". Elementes und den in dieselbe eintauchenden Metallen abspielt, hat zur Folge, daß der elektrische Strom sehr geschwächt wird und bald ganz aufhört. Durch besondere Auswahl und Anordnung der Flüssigkeiten und Metalle kann man einen ohne Schwächung lange andauerndern starten Strom erreichen. Bunsen   gab bereits im Jahre 1842 eine Anordnung an, das sog. Bunsen  - Element, die sich als so praktisch und brauchbar erwiesen hat, daß sie heute noch überall im Gebrauch ist.

Denselben praktischen Sinn, den Bunsen bei der Konstruktion feines Elementes gezeigt hatte, bewährte er auch bei seinen zahllosen anderen Erfindungen, die sich sämtlich durch eine außerordent liche Einfachheit in Anlage und Bau auszeichnen. Nur eine sei hier noch erwähnt, weil man heute kaum einen Schritt auf der Straße oder im Hause machen kann, ohne auf ihre Anivendung zu stoßen, der sog. Bunsenbrenner.

" Ja, Herr- r- r- r," antwortete der Zenge noch lanter. " Das dachte ich mir," sagte der Rechtsanwalt triumphierend. " Was haben Sie getrunken?"

Kaffee, Herr- r- r- r," schrie der Zeuge.

Ein Gelächter aus dem Zuhörerraum brachte den Anwalt eine Zeit lang außer Fassung; als sich die Heiterfeit gelegt hatte, fragte er:

" Ich vermute, Sie hatten noch ein bischen was anderes in Ihrem Kaffee, nicht wahr?"

" Ja, Herr- r- r- r," war die Antwort.

AH, nun kommen wir zur Sache!" sagte der Anwalt Bekanntlich gehört zu jeder Verbrennung Luft, weil die Ver- triumphierend zu den Geschworenen. Nun, mein Guter, fürchten brennung selbst in der Vereinigung des brennenden Körpers mit Sie sich nicht, sondern erzählen Sie den Geschworenen offen, was dem Sauerstoff der Luft besteht. Kann nicht genügend Luft hinzu- Sie in Ihrem Kaffee hatten."

brannten Kohleteilchen

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Einen Löffel, Herrrrr!"

Die Richter, die Geschworenen und die Zuhörer bogen sich vor Lachen, und der quälerische Anwalt verlor seinen Fall.

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treten, so ist die Verbrennung keine vollständige, und die unver Der Zeuge füllte seine Lungen für eine fürchterliche Anstrengung im wesentlichen ist überall Kohle der und donnerte: verbrennende Bestandteil können sich als schwarzer Nuß aus der Flamme abscheiden. Wird eine Gasflamme zum Leuchten be= nutt, so darf die Verbrennung des Gases gar nicht vollständig sein, fondern es müssen in der Flanime unverbrannte Kohleteilchen bleiben, die durch die Hige glühend werden und Licht ausstrahlen. Alle gk. Eine der ältesten Schienenbahnen, die in ihrer Art Leuchtgasflammen enthalten demgemäß auch solche glühenden Kohle einzig dasteht, hat man in einer verlorenen Ecke des westlichen teilchen. Natürlich kann also eine viel größere Hize entwickelt England wiedergefunden. In dieser Gegend liegen die Streinbrüche werden, wenn man die Kohle vollständig verbrennt, und das wird von Heytor, in denen ein schöner Granit gewonnen wird. 1820 ließ überall da praktisch sein, wo man fein Leuchten, sondern große Hige der Eigentümer der Steinbrüche, Georges Templer, zwischen den erreichen will. eigentlichen Abbaustellen und dem Einschiffungshafen der Steine eine Schienenbahn tonstruieren, die aus Granitblöcken gebildet wurde. Aus diesen Blöden wurden zugleich die Schienen und die Schwellen hergestellt; fie waren verschieden lang, mit den Enden gut aneinander gepaßt und so behauen, daß sie auf der Mitte der oberen Fläche eine Art Wulst

Bei vielen chemischen Reaktionen ist das der Fall, und Bunsen erreichte den Zweck in der einfachsten Weise, indem er eine Strecke unterhalb der Ausströmungsöffnung des Gases noch eine Oeffnung in der Röhre anbrachte, durch welche atmosphärische Luft in die