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Gassenhauer spielten, und auf dem mit Sand bestreuten| Einen" zu sich genommen, nur um feinen Geist ein wenig Boden des Zimmers wirbelten nach dem Takte der Musik zu beleben"; der Dockarbeiter hatte ihm einen Schilling ge­Männer und Mädchen vorwärts und rückwärts in der Runde borgt, und der Schnaps hatte ihm doch am vorigen Abend so umher. gut gethan, daß er es für sehr vernünftig hielt, den Tag gleich mit einem so vorzüglichen Heilmittel zu beginnen.

,, Braucht der junge Herr vielleicht eine Gesellschafterin" fragte ein altes Weib. Bevor Jos noch Zeit fand, ihr zu antworten, tanzte ein junges Mädchen auf ihn zu. Vertraulich griff sie ihn am Arm und forderte ihn auf, mit ihr den Tanz zu beginnen.

Fluchend jagte sie Jos weg.

Der Dockarbeiter lachte und meinte:" Wir wollen wieder nach unten gehen, da Ihnen am Tanzen doch nichts zu liegen scheint."

Jos war bereits ein halbes Jahr lang in London , aber bis jetzt hatte er noch niemals ein öffentliches Lokal besucht. Als er ein Junge war, wurde er seiner Mutter zu Liebe Abstinenzler und es wäre ihm auch gar nicht in den Sinn ge­fomnien, sein Gelübde" zu brechen, wenn er nicht jenen Schnaps gekostet hätte, jenen Schnaps, der neues Leben in ihm hervorrief. Als er jetzt hier an der Bar stand, unter einem halben Dußend Freunden des Dockarbeiters, da ber­suchte er noch ein Glas Schnaps. Jeder wollte ihn gern trattieren, denn nirgends ist man so großmütig als in der " Destille"; so trant er mit diesem und jenem. Zum ersten­male in seinem Leben lernte er die Gastfreundschaft in der Kneipe kennen und hörte, wovon man sich im Wirtshause unterhielt.

Als er auf den Bahnhof kam, war der Zug nach Tidal Basin bereits mit Dockarbeitern gefüllt, die sämtlich nach den Albert- und Victoria Docks wollten, in denen gegen tausend Leute Beschäftigung finden.

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Man nimmt an, daß zwanzigtausend Einwohner Londons sich Dockarbeiter nennen, von dieser Anzahl wird jedoch fast die Hälfte jeden Tag wieder fortgeschickt, und um diese ver­mehrt sich dann die Zahl der Beschäftigungslosen.

Zehntausend! Gerade die Zahl jener Oberen, von denen das Publikum so gern spricht.

Die untersten Zehntausend mit ihren Frauen und Kindern!

,, Steig' hier ein," rief Jos fein Freund zu. Kameraden, hier ist ein neuer Gefährte, der mit nach den Docks will und sich gern dort etwas verdienen möchte."

( Fortsetzung folgt.)

Die Befe.

( Nachdrud verboten.)

Trotzdem die mit dem Lebensprozeß der Hefe verbundenen Er­

Das ist ein seltsamer Kerl, der jezt kommt", sagte der scheinungen schon seit undentlichen Beiten bekannt waren, ist man Dockarbeiter zu Jos, als ein blasser Mann in schäbigem, schwarzem Anzuge, mit hohem Hut durch die offene Thür getänzelt fam und auf das Büffett zuschritt. Er verdient sich sein Brot mit dem Anfertigen von Bildern; er hat eben eins von der jungen Dame am Büffett fertig."

Die Augen sind ja zu klein und die Taille ist viel zu groß", rief das Büffettfräulein, als der Künstler seine Mappe öffnete und eine Kreideffizze ihrer lieblichen Gestalt hervor holte. Was meinen Sie dazu?" wandte sie sich an Jos, der als neu erschienener Gast ihr ganz besonderes Interesse erregte.

" Ich fann keine Aehnlichkeit finden", bemerkte Jos.

Er ging an den Tisch und zündete sich seine Pfeife an; es war zweifellos hier viel schöner als in der Penne. Jeder war froh, ihn zu sehen, und ihn, der so lange allein gewesen war, freute jede Begrüßung.

Plötzlich schritt der blasse junge Mann auf ihn zu fragte ihn: Sie haben doch gewiß auch einen Schatz, leicht lassen Sie ihn malen?"

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doch erst im Anfange dieses Jahrhunderts dazu gelangt, fich über das Wesen der Hefe selbst eine richtige Vorstellung zu bilden. Zwar hatte bereits im Jahre 1680 Leuwenhoek beobachtet, daß die Hefe der Vermutung Raum gegeben, aus rundlichen Körnchen bestehe und Ergleben hatte 1818 Vermutung Raum gegeben, die Hefe gehöre zu den Organismen, doch erst 1838 erkannte Cagniard de la Tour , daß dieselbe ein Pilz sei. Seitdem wurde unsere Kenntnis über diesen insbesondere durch die Forschungen Liebigs, Pasteurs, Nägelis und Hansens mächtig gefördert.

dem man eine Anzahl von Arten und Rassen zusammenfaßt. Die Heute bezeichnet das Wort Hefe" einen Gattungsbegriff, unter Sefe, die zur Bereitung des Brannbieres dient, zeigt andere Rassen­

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merkmale, als die zur Herstellung des Weißbieres verwendete; es bustriezweig, der sich der Hefe bedient, hat auch seine besondere Hefen­giebt verschiedene Sorten von Weinhefen furzum fast jeder In­art. Ihrer Stellung im Reiche der Natur nach gehört die Hefe, wie schon eingangs erwähnt, zu den niedersten Pflanzen: zu den Pilzen, und zwar zu den Sproßpilzen, da sie sich durch Sproßung fortpflanzt. Dies geschicht in der Weise, daß aus einer Hefenzelle, welche ein ein­vielfaches ovales Gebilde ohne jede Organe darstellt, eine zweite kleine Belle hervorsproßt, die allmählig wächst und sich dann von der Mutterzelle loslöst. Aus ihr schießen wieder Sprößlinge hervor,

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Und Jos, der schweigsame Jos, erzählte nun von Polly. und diese Art der Fortpflanzung ist eine so rajche, daß bei dem Er konnte nicht genug Worte finden, ihre Schönheit zu Verfahren der Hefereinzucht, auf das wir noch zurüdkommen schildern. Der Schnaps, den er getrunken hatte, ließ ihn werden, aus einer einzigen Zelle innerhalb weniger Tage Kilo­Polly in dem kleinen Hause sehen, von dem sie so oft ge- gramme von Hefe gewonnen werden können. Die wichtigste sprochen hatten; er hob alle Schwierigkeiten hinweg und und für für Industrie und Technik bedeutsamste Eigenschaft zeigte ihm in naher Zukunft eine Zeit, in der er seine Wert der Hefe ist, daß sie während ihres Lebens- und Fort­zeuge beim Pfandleiher eingelöst, regelmäßige Arbeit und pflanzungs- Prozesses Zuckerarten zu zersetzen vermag; die Produkte guten Verdienst haben würde. dieser Zersetzung sind Alkohol und Kohlensäure, und der Vorgang dieser Zersegung selbst ist unter dem Namen der Gärung" bekannt.

" Ich würde gern Ihren Schatz malen", meinte der Künstler. Nach allem, was Sie von ihr erzählen, muß es ja die reine Wenus sind."

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Sefe Buder zu zerfeßen. Hierzu gehört in erster Linie eine geeignete Nur unter ganz besonders günstigen Bedingungen vermag die Temperatur, welche je nach der Hefenart zivischen 15 und 27 Grad Celsius liegt, sowie eine bestinunte Stonzentration der Zuckerlösung, Der nächste Morgen fand Jos bereits um halb sieben Ihr welche nicht zu verdünnt, vor allem aber auch nicht zu fonzentriert auf dem Bahnhof in der Fenchurchstraße. Halb sieben Uhr fein darf. Um unbeabsichtigte Gärungen zu vermeiden, werden früh ist für diesen Teil der Stadt eine recht unangenehme eingetocht. Sind alle Bedingungen gegeben, deshalb z. B. Konservenfrüchte in ganz starken Zuckerlösimgen Beit. Die Straßen sehen noch schmußig aus; in den Häusern alsbald die Hefe ihre Thätigkeit. Sie nimmt den Buder in sich dann begit ist es noch still; die Geschäftsläden sind noch geschlossen, und auf, zersetzt ihn in ihren Bellen, und ein lebhaftes Schäumen unsaubere Mädchen fegen vor den Hausthüren; niemand ist der Lösung giebt Kunde von der reichlichen Kohlensäure- Entwidlung; auf der Straße zu sehen, höchstens Männer, die sich zu ihrer damit Hand in Hand geht die Produktion von Alkohol, der ja das Arbeit begeben, ein paar alte Weiber, die zu Markte gehen berauschende Prinzip aller geistigen" Getränke ist, während die und jener Reſt, der in dem ersten besten Loche, das Kohlensäure den angenehmen prickelnden Geschmack derselben hervor­er findet, die Nacht verbringt und sein Leben auf bringt. Fast sichtbar rasch vermehrt sich hierbei die Hefe selbst und einer Weiſe fristet, zu der sich ihm gerade die Gelegenheit zwar so lange, bis der wachsende Alkoholgehalt der Flüssigkeit ihrer bietet. Blökende Schafe und brüllendes Rindvieh werden in dem Momente, wo ein gewisser Prozentsatz von Alkohol erreicht Fortpflanzung und damit der Zersetzung des Zuckers Einhalt thut; von Schlächterburschen des Weges einher getrieben, und ist, hört die Gärung von selbst auf. gähnende Schuhleute unterhalten sich hier über einen Selbst- Es sind vor allem die Bierbrauerei und die Weinfelterei, welche mord und dort vielleicht über einen Mord. Abgemagerte in ausgedehntestem Maßstabe Hefe verarbeiten. Ich kann hier nur Hunde fungieren als Gassenkehrer, und mit Zumpen bekleidete Stinder suchen sich ihr Frühstück in Müllhaufen und Ninn­steinen. Zu den unangenehmen Gerüchen, mit denen die Atmosphäre gesättigt ist, tritt noch die feuchte Morgenluft. Kein Wunder, daß die Wirtshäuser auf ihre Stunden solchen Reiz ausüben!

Noch bevor Jos auf den Bahnhof kam, hatte er bereits

erwähnen, daß beim Brauereiprozeß der Malzzuder, bei der Bes reitung des Weines hingegen der Traubenzuder dem Gärungs­ prozeß unterliegt. Die entstehende Sohlensäure entweicht bei beiden bleibt im erzielten Produkte, mit Ausnahme der Schaumweine, die zum größten Teile in die Luft, nur ein geringer Anteil derselben ja sehr reich an Kohlensäure sind. Der Altoholgehalt schwankt beim und 12 Proz. Bier zwischen 22 bis 42 Gewichtsprozenten, beim Wein zwischen 6