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Der frühere Besizer, ein vermögender Kapitän, baute und hatte ein Vergnügen daran gefunden, sie ein ganzes Menschenalter umzubauen und auszubessern.
Der Fjord lag weißblau, ohne Welle, ohne Dünung. Aus allen umliegenden Ortschaften segelten Boote nach der Stadt, obgleich schon der zweite Markttag war. WetterDer Hof lag hoch und schloß auf der Ebene mit einem gebräunte Raasegel stachen stark gegen den hellen Fjord ab. fleinen Wald ab. Darunter fam eine abschüssige Lehne, die Darunter erglänzten die Ruder im Sonnenschein. Viele Boote von zwei Wegen durchschnitten wurde. An ihnen entlang schossen aus dem Meere hervor, gefüllt mit Menschen. lagen die niederen, ärmlichen Hütten einer kleinen Vorstadt. Die Fjorddampfer fuhren auf dem leuchtenden Wasser Lövwall sah mit seinen großscheibigen Fenstern auf die Lehne hinab, über den Fluß hin, der hell und breit durch die Ebene zog, und über die Stadt mit den breiten Straßen, den roten Dachziegeln und den vielen kleinen Schornsteinen, dann weiter über den großen, eingeschlossenen Fjord hin, in dem ferngelegene Ortschaften und schöne Stirchspiele sich spiegelten.
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An Winterabenden winkten Tausende von Lichtern aus den Häusern, Straßen und der langen Mole zum Gute hinauf. Sogar die Hafenleuchter und die Laternen der Dampfschiffe blickten jeden Abend durch die Finsternis über die flache Halbinsel, wo die Stadt lag, über den Hügel nach Lövwall hinauf, um das Licht aus den Fenstern des Hauptgebäudes zu grüßen.
In diesem Heim, wo man felten fremde Gesichter sah, wurde jedes fleine Ereignis bemerkenswert.
und verursachten kurze Wellen, die sich langsam nach dem Lande fortbewegten. Alle Dampfschiffe waren überfüllt von Menschen, wie zu einer kurzen Vergnügungsfahrt, und alle strömten nach oder aus demselben Hafen.
Die starte Sonne flimmerte durch die Juniluft und briet die roten Dächer und die weißen Pflastersteine der ganzen Stadt, und goß goldene Strahlen über den Fluß. ( Fortsetzung folgt.)
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Sonntagsplauderet.
Mehr als fünf Millionen Kartenspiele werden alljährlich im Deutschen Reich verstempelt und von den Harmlosen aller Waffenund Zivilgattungen verbraucht. Der Spielteufel ist immer noch ein großer Herr, aber er hat sich verfeinert, geht nach der neuesten Mode, umgiebt sich mit wahren Wunderwvällen von Stehkragen, Jedes Buch, das die beiden lafen, ergriff sie stärker, als Stod mit filberner Krüde und schaut aus runden leeren Augen über Höhenwerken der menschlichen Technik, stützt sich tänzelnd auf einen in früheren Tagen. Sie empfanden seine Stimmung so start, die himmelwärts auseinanderstrebenden Haare des Habybartes in daß sie einander zuweilen erzählen mußten, wie seltsam diese vergnügliche Welt, in der es Jeu , Pferde, Selt und Weiber es fei. giebt, und leider auch Staatsanwälte und Kriminalkommissare, Des Abends, wenn Hanna in der Wohnstube die Gar- die darüber wachen, daß fein richtig gespielt werde, und dinen herabgelassen hatte, setzten sie sich zusammen, ohne zu daß man zum Vergnügen, nicht etiva zum Erwerbe die t sprechen. Es währte eine geraume Zeit, ehe er laut zu lesen minder glücklichen und begabten Mitmenschen rupfe. Aber Staatsbegann. Sie beschäftigte sich mechanisch mit einer Handarbeit. anwalt und Kriminalkommissar wachen umsonst; denn der Spielteufel Dann konnten sie die Stille, die Einöde derart empfinden, ist ein anständiger Mann, wenn er nicht gar hochanständig ist. daß das Haus im Weltenraume zu schweben schien. Es kam Gespielt wird überall, unten im Zumpenproletariat wie oben unter den Thronanwärtern, wie wie dem Prinzen von Wales, vor, daß Hanna ans Fenster ging und hinter die Gardinen im Kleinbürgertum und in der Großbourgeoisie, im im Civil fah, um die Einbildung zu verjagen, um sich zu vergewissern, und im Militär, in den Schlössern des Landadels wie in daß sie und er wirklich auf der Erde weilten.
Sie erzählte ihm die Nichtigkeiten, die sich während seiner Abwesenheit ereignet hatten, und die zu einer Begebenheit wurden, weil sie hier oben geschehen waren. Sie erzählte weitschweifig von einer bleichen, unscheinbaren Lehrerin, die zreimal wöchentlich herauf kam, um sie im Norwegischen zu unterrichten. Jedesmal wußte Hanna etwas Neues über fie.... Wie tüchtig sie sein mußte... wie arm sie war... die bloßen Fingerspitzen kamen aus dem Handschuh heraus....
Die junge Dame war ihre einzige fremde Lehrerin. Er unterrichtete sie auch; aber in anderer Weise. Sie ging nämlich davon aus, daß alles, was er sagte und that, das einzig richtige sei, und deshalb ahmte sie es ihm nach. Seine Sprache erfaßte fie derart, daß sie bald seine harte Aussprache hatte. Nur ihre schwachen R. erinnerten noch daran, daß sie in Arendal aufgewachsen war.
den Wiener Cafés der Börsen- und Handelscentren, und in den verschwiegenen Hinterzimmern fleinstädtischer Weinneipen geht es nicht minder wild zu, wie in den offiziellen und nicht offiziellen Spielklubs der Weltstadt. Bauernfänger und Gardeicntenant, der jüdische Falschspieler und der Erbprinz von urältestem Adel, der Börsenproß und der nofleidende Landwirt, der MagnatsHerr und seine Kammerdiener alle umschlingt Ein Band von Spiel, Alkohol und Dirnentum. Das Laster ist das Demokratische der Aristokratie und das Aristokratische des Plebejers. Genußpöbel rekrutiert sich aus allen Ständen, mir sammelt er aus den niederen Schichten den Abfall, aus den höheren umgekehrt die Elite.
Der
Klubs der Harmlosen als Angeklagte, Zeugen und Sachverständige Der große Spielerprozeß, der gegenwärtig die Mitglieder des jeden Morgen zum Rendezvous in Moabit versammelt, entkleidet vor aller Welt eine besondere Klasse unserer Gesellschaft: den adligen Nachwuchs. Es find diefelben Namen, die im Staatshandbuch, in der Rang- und Quartierliste, im Herrenhaus und in den konservativen Fraktionen des Reichs- und Landtags dominieren. Wären die drei Angeklagten Eriverbs- und Falschspieler, wie die aus der Spielerklatsch und berufsmäßigem polizeilichen Spürfinn haltlos zuſammengeraffte Anklage behauptet, so wäre das Interesse an ihnen gering; sie wären Verlorene, versprengte Ausnahmen ihrer Klasse. Aber gerade, weil sie im Sinne des Strafgesetzes offenbar unschuldig find, so werden sie zu Typen der Gesellschaft, in der sie leben, einer Gesellschaft, bar jeden Jdeals, die im Einfältigsten und Dedesten Neizung und Befriedigung findet, die statt der inneren freien Sittlichkeit ftlavisch einem peinlichen Moraltarif folgt, dessen Acußerlichkeiten ftrift befolgt werden müssen bei Vermeidung des gesellschaftlichen Ehrverlustes.
Es war an einem warmen Junitage im Jahre nach der Hochzeit, nachmittags gegen vier Uhr. Sie saß auf Veranda, deren große Fenster herausgenommen waren. In einer der Deffnungen befand sich ein großes Fernrohr. Die Thüre zu den Zimmern war geöffnet; ein schwacher Wind spielte mit den langen weißen Fenstervorhängen.
Sie saß bequem, den Kopf im Lehnstuhl zurückgelehnt. Der Blick verlor sich weit hinaus in das sommerlich starke Blau.
Der Garten lag einige Treppenstufen tiefer; zunächst lagen die prangenden Blumenbeete. Sie liefen abwärts bom Mittelgange, der von der Veranda führte, und leuchteten in weiß und blau und grellrot. Weiter unten standen Beerensträucher in Reib und Glied. In jeder Ecke ein Vogelfirschbaum, auf gnügungsmeister in fröhlicher Gesellschaft, der seinen Ehrgeiz in dem die Staare lärmten.
Die Hausdächer in der armen Vorstadt ragten unten hervor. Die niederen Schornsteine schienen umfallen zu wollen, neigten sich hierher und dorthin. Unten war die Luft ruhig und klar, und der Rauch stieg ganz langsam aus jeder kleinen Hütte empor. Man tochte bei den armen Familien Kaffee zur Vesper
Die Niederung war eine große Ebene, die unter dem Hiigel lag. Heute wimmelte es dort von Menschen und Pferden. In der Stadt wurde Markt abgehalten, und dort unten trieb man Pferdehandel.
Von der Veranda, wo Hanna saß, ähnelte die Niederung einer schwarzen, wimmtelnden Masse, und die Hauptstraße, die von dort über den Markt ging quer durch die Stadt war eine breite schwarze Linie.
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Die drei Angeklagten sind drei Arten desselben Typus. Da ist Ser Herr v. Kröcher, der Sohn eines Generals, der ehemalige Lieutenant: ein Naturbursch und fideler Junge, Nichtsthuer aus Neigung und Gentleman aus Beruf, ein sorgfältig erzogener Vers netten Arrangements gediegener Spielabende seyt, komfortable Spieltische bauen läßt und in der Auswahl von Spielkarten ein tiefes Problem des Daseins erachtet; wäre das Leben ein Contretanz, Herr v. Kröcher wäre ein Kommandeur des Lebens. Ueberdies ist er ein ansehnlicher, hübscher Jüngling, und man darf es schon glauben, daß selbst die sonst so teure Lona ihm für drei Wochen ihre Gunst zu bedeutend herabgesetzten Preisen gewidmet hat.
Wesentlich anders erscheint der Herr v. Kayser, der einzige der drei, der unter dem Prozeß gelitten hat, in deffen Augen die Wartern schlafloser Nächte und unablässigen Grübelns in der achtmonat lichen einsamen Untersuchungshaft düster zucken. Das ist der junge maß sich erhebende Intelligenz voll Scharfsinn und Schlagfertigkeit, Beamte, der um seine ganze Zukunft ringt. Eine über das Mitteleine fartastische Natur und ein Stüd Streber, der über das Landratsamt zu irgend einem hohen Regierungsposten empor zu kommen sncht. Er ist der Mann des doppelten Lebens, ant Lage fleißig int