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angehenden Schüler einen Lehrer, der im Sinne des Gesagten( und| Athen   die Eule, Cypern die Taube; aber Juno, die Königin zumal der angeführten Beispiele) vorzugehen sich anschickt. Ist nur von Samos   züchtet ein goldenes Geschlecht von Wundervögeln, einmal im betreffenden Kreis das Interesse für diese Dinge geweckt, den blendenden, schönen und vornehmen Pfau. Nach Antiphanes so wird man auch sofort fühlen, daß dies keineswegs trockene Ab- waren die Pfauen am Ende des 4. Jahrhunderts zahlreicher in Athen  straktheiten, sondern höchst lebendige, uns freundlich berührende Er- als die Wachteln. Aber man scheute sich, sie auf die Tafel gu Scheinungen find" uns" schlechtweg: denn man thut gut, sich bringen. Der König Alexander von Macedonien war von der Schön­zunächst an den Satz zu halten, dessen Einschränkungen erst später heit der Vögel Judiens und dem Glanz ihres Gefieders so entzüdt, von Wert werden, an den Satz, daß es keine ummusikalischen daß er es sogar unter den schwersten Strafen verbot, einen Pfau zu Menschen giebt. töten. Unter den Römern war es zuerst Hortensius, der den Pfau Alle die Gefahren, denten wir hier vorbengen wollen, find im auf die Tafel bringen ließ, und Aufidins, der Großvater der Kaiserin Klavierunterricht am größten. Der Violinunterricht bildet das Hören Livia, lehrte zuerst die Kunst, ihn zu mästen. Der Pfau wird aber weit mehr und ist für die Anfangsbeschäftigung mit Musik vorzu auch auf römischen Medaillen und Münzen als Symbol der Juno ziehen. Ungebührlich verachtet wird oft die Zither. Freilich muß abgebildet. So sieht man auf der Medaille des Antoninus Pius  bei ihr zweierlei fofort ausgeschlossen werden. Erstens die Meinung, einen Adler als heiligen Vogel des Jupiter, die Eule als Symbol daß sie zu nichts gut sei als zu Ländlern" n. dgl.; ihre künstlerische der Minerva und den Pfan als Symbol der Juno. Ebenso sicht Bedeutung liegt in der Wiedergabe von Stimmungen. Zweitens ein man Abbildungen des Wundervogels auf den pompejanischen Wand­auch auf ihr verbreiteter ummusikalischer Unterricht; Erkennungszeichen malereien und in den Katakomben. a. a. Beschränkung auf den Violinschlüssel", Gleichgültigkeit gegen den Accordzusammenhang obschon gerade Zitherlehrer auf diesen viel­leicht am ehesten zu achten pflegen. Daß die Zither direkt und in­direkt das billigste Instrument ist( auch das" schonendste"), soll eben­falls nicht übersehen werden.

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Theater.

Madame Réjane.( Berliner   Theater). Daß man eine gute Schauspielerin vor sich hatte, sah man bereits nach dem ersten Att. In ihrem Spiel war nichts von dem Toten und Steifen, das Soweit imfere speciellen Andeutungen. Sie können nur eben den Darstellern eigen ist, die nicht als Menschen, sonderir als starre ein weites Gebiet probeweise erleuchten. Sie kommen darauf hinaus, Vertreter einer Rolle auf die Bühne kommen. Das Spiel daß musikalisch auch( im guten Sime) dilettantisch- musikalisch der Néjane ivar Leicht, frei, beweglich, ungebunden crst ist, wer in fich das Tonvorstellen ausgebildet hat, wer Töne und ungezwungen. Die Rolle der Madame Sans- Gêne" auch ohne Spielen und Singen in seinem Innern wiedergeben war ihr nichts Fremdes und Lähmendes; sie ging restlos in ihr auf; famr, wer an den gehörten und schließlich auch an den von Noten sie war die handfeste und doch graziöse Pariserin, die Sardou im abgelesenen Tonfolgen so klare Gehörsbilder hat, wie der Maler Auge hatte. oder Mal- Amateur an den Figuren und Farben klare Gesichtsbilder Hat. Und ein Musikpublikum haben wir in unseren Konzerten usw. erst dann, wenn die Zuhörer( am besten bei geschlossenen Augen) das Vorgeführte sozusagen nachhören", eine Fertigkeit, zu der man also auch mit geringen Mitteln herangebildet werden kann.

Ziemlich sicher geht man zu Anfang schon, wenn man sich ein gutes Elementarbüchlein" der Musik kommen läßt. Empfehlenswert find die von H. Riemann und von L. Bußler. Von letterem ist auch die Harmoniclehre" ein treffliches Büchlein für alle, die ein gesehen haben, daß es ohne die unter diesem( in irreführender Weise 31 theoretisch flingenden) Namen übliche praktische Ausbildung kein Mujifalijchfein giebt. Von ersterem sind auch alle übrigen, als Musikalische Satechismen" herausgegebenen Hilfsbücher zu em pfehlen; das musikgeschichtliche vielleicht am meisten.­

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Die Madame Sans Gêne" verfügt nicht nur in der französischen, sondern auch in der deutschen   Litteratur über eine aus­gebreitete Verwandtschaft. Man trifft sie an der Donan, an der Spree  , an der Seine und kann mit ihr in Hamburg   Plattdeutsch sprechen. Es ist mit leichten Abtönungen immer dieselbe Dame. Ob sie in Paris   graziös, in Wien   fesch, in Berlin   schnoddrig oder in Hamburg   derb ist, im letzten Grunde ist es immer dasselbe Weib, dasselbe leichtsinnige und doch lebenstüchtige Wesen- die Soubrette. Auf ihre Jungfräulichkeit legt sie keinen besonderen Wert und ist doch keineswegs liederlich. Sie ist ungebildet und hat doch hellen Verstand und schlagenden Wiz. Sie verfügt über eine ungemein praktische Lebensauffassung und hat doch wiederum ein varmes Herz. Im Gegensatz zu weltfremder Gelehrsam­feit und steifer Salondressur Volke. Als solches

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Nochmals: Hörenlernen! Alles andere kommt dann um so saubere, muntere Weib aus den sie das helläugige, blizz

Leichter.­

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Kleines Feuilleton.

SZ.

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reits ein Jahrhundert die Welt entzückt und wird es wohl noch ein weiteres Jahrhundert thun. Molière liebte sie, Holberg  - der gegen eine grauenhafte Unnatur zu kämpfen hatte schickte sie immer wieder ins Feuer, die Franziska in Minna von Barnhelm" ist mit Ein alter Hochzeitsbrauch, der int Streise Sade In und ihr verwandt und auch die Wolfen" im Biberpelz" gehört zu ihrer so ungemein beliebten Familie. in den benachbarten Kreisen früher stets streng innegehalten wurde, Die Réjane bringt in ihrer Erscheinung gleich den ganzen Sann aber fast ganz in Bergefienheit fam, wird neuerdings wieder Soubrettentypus auf die Bühne. Sie blickt frei und gelegentlich überall genau beachtet. Er besteht darin, daß der Bräutigam, wenn er mit der Braut zum Standesamte fährt und hierbei eine am auch frech in die Welt. Ihr Gesicht ist beweglich, unregelmäßig, die Wege stehende Windmühle passiert, dem Müllergesellen einen Thaler in entschiedene Negation aller klassischen Schönheit und hat doch seinen ein nenes rotbuntes Taschentuch eingefotet, zuwerfen muß. Dafür hält besonderen Neiz. Der Mund ist groß, sinnlich, und man sieht ihm dann der Müllergeselle die Mühle in Lauf an und stellt sie in'e Scheer", einmal einen Bossenausdruck im Ton der Gasse auszusprechen. Aber im an, daß es ihm ganz und gar nicht schwer fällt, gelegentlich auch wie der plattdeutsche Ausdruck lautet, d. H. er stellt die Flügel so, die Réjane ist viel mehr als eine gute Soubrette; sie ist in allem Grust daß sie wie eine halbgeöffnete Schere aussehen. Das soll ein be­fonderes Glückzzeichen für die junge Ehe sein. Eine Mühle in Cur tönnen; sie ist eine feine ausdrucksreiche Künstlerin, wie leicht geschürzt eine Erscheinung, der wir in Deutschland   nichts an die Seite stellen Haven war dieses Brauches wegen von Müllergesellen sehr begehrt. immer das Genre sein mag, in dem sie lebt. Ich habe nie eine Es war dies die Mühle auf dem Mühlenworth. Jedes Brautpaar, Schauspielerin gesehen, die mit so viel Natur und doch mit so viel das aus Cuxhaven   und Umgegend zum Standesamt fuhr, mußte dort vorbei. Infolgedessen konnte sich hier der Müllergeselle im Geist zu entzücken verstand. Vor allem und in allem ist sie Weib, Laufe des Jahres immer eine stattliche Sammlung von nenen rotemperament und Rasse. Die Kleinen liebenswürdigen und doch so warmblütiges, verlangendes, hingebendes Weib, ganz bunten Taschentüchern und blaufen Thalern anlegen.- gefährlichen Künste, mit denen ein Weib den Mann gewinnt. übt k. Ein Wundervogel des Altertums. Auf einer filbernen sie alle mit angeborener Meisterschaft. Sie weiß fo hingebend, Schale, die in Lampfacus gefunden wurde, ist eine Frau in hohem so kazenweich und verlockend zu schmeicheln, wenn sie ihren Turban dargestellt, um die herum zahlreiche Tiere gruppiert sind. Zweck erreichen will und kann Krallen zeigen, vor denen man sich Diese Schale hat Anlaß zu mancherlei Erörterungen in Gelehrten- fürchtet, wenn sie gereizt wird. Ihr Lächeln ist so wahr, so ganz freisen über die Verbreitung verschiedener Tiere im Altertum ge- Offenheit und strahlendes Glück und doch so reizend falsch, wie es geben. Prof. Frazer sicht in den Tieren langgeschwänzte Affen, eben mir das Lächeln eines Weibes sein kann. In ihren Augen einen Papagei, einen Truthahn und zwei Löwen  , und deutet die leuchtet Taubenunschuld und doch können dieselben Augen so ver­Gruppe als Verfinnbildlichung Indiens  , umgeben von seinen ein- achtend, so vielsagend, so wissend blicken, wie nur immer die Heimischen Tieren. Die Verbreitung des Truthahns im Altertum Augen einer Frau, die nicht nur die Süßigkeit, sondern auch ist aber ausgeschlossen. Er wurde überhaupt erst nach der Ent- den bitteren Nachgeschmack der Liebe gekostet hat. Stellen deckung Amerikas   bekannt. Der dargestellte Vogel ist wohl der weise ließ sie sich das liegt in der Natur des Pfau, dessen ursprüngliche Heimat Judien ist. Wie nun George Soubrettentalents zu Uebertreibungen hinreißen; aber auch in Birdwood im Athenaeum nachweist, erfreute sich der Pfau den Uebertreibungen blieb sie immer noch die Réjane. Sie übertrieb bei den alten Griechen und Römern einer großen Beliebtheit. Auch nicht läppisch, sondern mit einer frechen Komit, in der man noch König Salomo soll ihn schon im 10. Jahrhundert nach Palästina immer die Kraft ihres Talents spürte. Und dann kanten mitten in gebracht haben. Der Bogel   wird unter den Griechen zuerst bei den lebertreibungen Lichtblicke der feinsten Psychologie. Als site­Aristoteles erwähnt. Später erzählt Athenaeus, daß diese Vögel im die frühere Marketenderin in feierlicher Toilette Damen der 5. Jahrhundert v. Chr. in Athen   von einem gewissen Demus, dem Gesellschaft empfangen soll, verwickeln sich ihre Füße in die Sohn des Pyrilampes gezüchtet wurden, und daß die Leute aus Schleppe. Zunächst macht sie einige Anstrengungen herauszukommen, Thessalien und Sparta   herbeigeströmt tämen, um die wunderbaren die ihr auch jede andere Soubrette nachmachen könnte. Dann aber, Vögel zu sehen und ihre Eier zu essen. Aber nur während des als die haftigen Bewegungen alle resultatlos bleiben, sendet sie einen Neumondfestes hatte Demus seine Vögel besichtigen lassen, im übrigen langen Blid gen Himmel, befiehlt ihre Seele den Göttern und fängt Monat hätte niemand Zutritt gehabt. Die Verehrung dieser nun ganz systematisch und gründlich an, erst mit dem rechten und Wundervögel kommt auch in folgenden Zeilen des Antiphanes dann mit dem linken Fuß alle die Bewegungen zu machen, deren zum Ausdruck: Die Stadt der Sonne hat den Phönig gezeugt, ein menschlicher Fuß überhaupt fähig ist, in der stillen Hoffnung,

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