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Aber so. Und alles diftiert einem die Preise, und unser-[ mageren, häßlichen, aber auch arbeitstüchtigen Pferde jenes Landes hat einer kann sehen, wo er bleibt. Wie lange wird es noch Schreyer scharf beobachtet und charakteristisch geschildert, am liebsten, dauern und wir stehen vor dem Ruin!" Seine Frau, die das mit wie sie müde nach Hause ziehen oder hilflos im Morast stecken geanhörte, sah etwas verblüfft drein; sie war doch auch einigermaßen blieben sind, wie sie sich im Schneesturm aneinander drängen oder über die Vermögensverhältnisse unterrichtet. Sie wußte doch, das triefend vom Regen und starrend vor Kälte am Wege stehen. das Haus in der Kantstraße schuldenfrei war und jährlich 47 000 M. Schreyer hat die Anerkennung und die Erfolge, die seine Kunst, ihm Miete brachte, das übrige gar nicht gerechnet. Sie sah ihren Mann bringen konnte, in reichstem Maße schon zu seinen Lebzeiten gean: Da saß er, gebrochen, zerfnirscht und Thränen rollten in seinen funden, und er ist durch die zahlreichen Reproduktionen seiner Bilder weißen Bart. einer der bekanntesten Künstler geworden.- Musik.
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Völkerkunde.
Man kennt wohl den Scherz, daß ein Gedicht deklamiert wird und daß dazu in humoristisch drastischer Weise die einzelnen Vorgänge auf dem Klavier markiert werden( etwa zu Schillers Handschuh"). In vornehmerer Form ist diese Darstellungsweise verwertet worden durch das Kinderbüchlein von A. v. Snellen und C. v. Rennes " In der Mäusewelt"( Stuttgart , F. Krais), einem der wenigen Künstlerischen Werke der Jugendlitteratur. Wird nun diese Weise zu der Höhe selbständiger Kunstwerke erhoben, so haben wir die Musit form des Melodrams: Recitation mit begleitender Musit. Als ihr Anreger gilt der zunächst als Pädagogiker bekannte J. J. Rousseau mit feinem Pygmalion" von 1773; von 1774 an haben mehrere derartige Leistungen von Georg Benda Aufsehen gemacht. Seither sind die Kompositionen von Beethoven zu Goethes„ Egmont ", von Schumann zu Byrous" Faust", von Liszt zu Bürgers Lenore", dann von find Kreuz und Fliege die gebräuchlichsten Motive der Tätowierung, M. Zenger, Fr. Krinninger und anderen speciell zu Balladendichtungen wenigstens gelegentlich beliebt geworden. Allein immer schwebt über dieser Kunstart das Schwert einer ästhetischen Kritit, die dieser Zwittergattung" den Widerspruch zwischen Sprechton und Musitton, sowie das Unbefriedigende einer angeregten, aber nicht durchgeführten Steigerung des Sprechtones zum Gesangsion vor wirft. Noch schlimmer muß es natürlich dem( vor einiger Zeit bei Kriegsbildern von Wereschagin gemachten) Versuch ergehn, den Anblick bon Bildwerken mit Musik zu begleiten was jedenfalls seit alten Zeiten ein Bestandteil religiöser Kultformen war. Das Bedenkliche des Melodrams vermindert sich eventuell dann, wenn die Musik auf einzelne Darstellung verzichtet, wenn sie uns nicht das Bedürfnis nach einer Steigerung des Dellamierens zum Singen nahelegt, und wenn fie( wodurch dieses beide wohl am ehesten zu erreichen ist) sich das Erzeugen und Ausgestalten von Stimmungen zur Hauptaufgabe macht. Wenn dann weiterhin die Mufit von einem Komponisten stammt, auf deffen rein künstlerisches Streben und können zu rechnen ist, und wenn sie ferner an einem Vereinsabend aufgeführt und der Zuzug von Wagnerianern möglichst ferngehalten wird, so steht die Sache noch besser. Und wenn endlich der Recitator sein Geschick ganz besonders in das Erzeugen von Stimmungen setzt, so kann sich alles zu einem wertvollen fünstlerischen Eindruck vereinigen. Ein solcher Recitator ist May Laurence, ein solcher Komponist ist der, mun auf hiesigem Boden bereits gut eingeführte Karl Gleiß, und eine zu solchen Versuchen gut angelegte und aufgelegte Gesellschaft ist der Verein zur För derung der Kunst." Am 18. d. Wits. ließ er zwei solche Welodramen zu Gehör bringen: ein Märchen Schnoertelmännchen" von Harry von Pilgrim, und ein Idyll" Die Kinder von Wohldorf"( eine Spielmannsgeschichte) von Ferdinand Avenarius . Die Musik zu beiden von Gleiß ist noch Manuskript; ihr Vorzug besteht in einer selbstlosen Anschmiegung an ihre Vorlage und im Stimmungmachen; sie wirkt mehr melodisch als harmonisch und steht der Romantik näher als der Moderne, ohne jedoch den Eindruck des Epigonentums zu erweden. Die Ausführung der Musit durch Anna von Pilgrim( Geige) und Robert Erben( Klavier) entsprach gut den Anforderungen des Werkes.-
k. Tätowierungen in Algerien . Ueber die bisher wenig beachteten Tätowierungen der Eingeborenen Algeriens , die namentlich im Norden des Landes sehr verbreitet sind, macht Lucien Jaquot in dem neuen Heft der„ Anthropologie" bemerkenswerte Mitteilungen. Die Tätowierung, die im Arabischen„ oucham" heißt, bezieht sich im Princip nur auf das Gesicht, bei Männern nur auf die Stirn, bei Frauen auf Stirn, Wangen und Kinn. Manche Araber lassen sich aber auch den Rücken der Hand tätowieren. Nur die Beni Douala, die in der Umgegend von Djema- Saharidj in Groß- Kabylien feßhaft sind, haben Tätowierungen, die den Hals und die Arme völlig bedecken; sie werden auch an zwei Punkten erkannt, die sie sich auf die Waden stechen lassen. Im allgemeinen die auch oft als Palliativmittel gegen den bösen Blick angewandt werden. So tragen die Beni- Mehenna, ein Stamm, der nach der Tradition von Römern abstammen soll, die sich in der Ebene niedergelassen hatten, ein Kreuz auf der Stirn. Ein anderer Stamm in der Nähe von Collo, dessen Ursprung auf christliche Matrosen, die an der Küste Schiffbruch gelitten, zurückgeführt wird, trägt ebenfalls ein Kreuz. Beide Motive, die Fliege und das Kreuz, gehen aber wahrscheinlich auf das alte„ svastika", ein Krenz in einem Kreis oder mit rechtwinklich umgebogenen Armen, zurück, das in mehreren Inschriften und Alphabeten zu finden ist. Auch auf vielen Gegenständen der Fabrikation der Eingeborenen ist es häufig, ebenso die Figur der Raute, die auch christlichen Ursprungs ist. Außer diesen Motiven sind auch Pflanzenmotive oder feltener die Darstellung des Mondes vertreten. Die andern sind rein ornamental, sinnlose Kombinationen von mehr oder weniger symmetrischen Linien. Im Lande der Kabylen wird die Tätowierung gewöhnlich schon an ganz jungen Kindern vollzogen. Sie ist immer blau, mit nur wenigen Ausnahmen. Man bedient sich zum Einschnitt eines Bündels voi. sehr feinen Nadeln, die durch ein Band aus Bechdraht fest zusammengepreßt find. Dadurch kommen nur die äußersten Spitzen der Nadeln zum Vorschein, und der Operateur fann feine zu große Wunde beibringen. Aber in den ärmlichen Dörfern Kabyliens verwendet man einfache, schön zugespitzte Rohrsplitter oder auch die Spitze eines scharf geschliffenen Messers. Den Hergang bei der Tätowierung einer Eingeborenen, der er selbst beigewohnt, schildert Jacquot in folgender Weise: Der Künstler" entblößt zunächst den Arm seiner Patientin bis zur Schulter, kanert sich hin und zeichnet das gewünschte Motiv auf die Haut. Diese Skizze wird mit chinesischer Tinte ausgeführt. Dam nimmt er eine Schaftnadel, um die Haut aufzurißen. Das Instrument folgt dem schwärzlichen Umriß. Jeder der ins Fleisch eindringenden Stiche bringt einen Kleinen Blutstropfen hervor, der sich bald verdickt und mit der Färbung der Tinte vermischt. Am Ende der Zeichnung angelangt. wird der Prozeß umgekehrt wiederholt, aber ohne daß man sich darauf beschränkt, genau in dieselben Löcher einzudringen. Dies ist der schmerzhafteste Moment der Prozedur. Die Patientin kann kaum die Thränen zurückhalten und stopft sich ein Tuch in den Mund, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Damit ist der Einschnitt beendet. Der Thaleb trägt auf die Wunde die Farbenmischung: preußisch Blau, das vorher in ein wenig Wasser präpariert worden, -hl. Die aonaigalerie gat in ihrem zweiten bann hält er den Arm der Patientin eine Weile horizontal, um den Corneliussaale eine reichhaltige Ausstellung von Oelgemälden und Lauf des Blutes zu verlangsamen, und streicht auf alle Narben eine Zeichnungen Adolf Schreyers, des im Sommer dieses Jahres Art von heilender Salbe, die das Jucken lindern und eventuelles verstorbenen Frankfurter Künstlers, veranstaltet. Schreyers fünft- Fieber verhindern soll. Die Patientin muß sich einige Stunden lerische Entwicklung fiel in die Zeit, da die französischen Landschafter völlig unbeweglich verhalten und den Arm noch längere Zeit in einen sich wieder einem strengeren Naturstudium zuwandten. Er ist in leichten Stoff hüllen.
Kunft.
SZ.
Paris gewefen und hat hier hat hier tiefgehende Anregungen er= fahren; in früheren Bildern, etwa in der Begegnung auf einem Feldwege", tritt dieser Einfluß deutlich hervor, sie zeigen eine intimere Auffassung und Darstellung, besonders eine
Humoristisches.
Der Pantoffelheld. Nachtwächter:„ Warum
wärmere Beleuchtung, als sie sonst bei deutschen Malern jener Zeit springen Sie denn fortwährend in die Höhe?"
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zu finden ist. Schreyers Malerei hat sich stets in sehr engen Grenzen Herr Wamperl( ganz außer Atem):„ Na, Sie sehen doch, gehalten, sein Stoffgebiet ist start beschränkt, es ist immer die Dar- ich springe nach dem Hausschlüssel, den meine Frau da am Bindstellung des Pferdes, die auf allen seinen Bildern wiederkehrt. faden hält! So macht sie's jedes Mal, wenn ich etwas spät nach Durch seine Teilnahme am Krimkriege wurde er auf die Motive Hause komme!" gelenkt, die die Steppen der Walachei dem Maler bieten, und von Baris aus unternahm er eine Reise nach Nordafrika , wo ihm das Land und das Leben der Araber Stoff zu zahlreichen Bildern bot. Von diesen beiden Ländern erzählen die Gemälde, die in der Nationalgalerie vereinigt sind. Farbiger, aber auch flüchtiger- Auch ein Erfolg. Rentier: sind die Bilder aus Nordafrika ; in den Steppen der Walachai hat mein Schwiegersohn werden? Sie sind doch kann zwanzig Jahre er manch gut malerisches Motiv gefunden, besonders wenn er düstere, alt! Welche Erfolge können Sie in Ihrem Leben bereits aufunivöltte Stimmungen, fallenden Regen oder starken Schneesturm weisen?"
- Schön gesagt. Bürgermeister( dem bei einer Tafel vom Fürsten eine Cigarre angeboten wird):" Hoheit, dieje Cigarre werde ich rauchen, so lange ich lebe!"
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Sie wollen
schildert. Eine Reihe dieser Bilder hat einen feinen Ton, in dem ein Jüngling: Bin schon zweimal mit Erfolg geimpft zartes Blaugrau dominiert, und eine sichere Zeichnung. Die kleinen, I worden!"
Berantwortlicher Redacteur: Nobert Schmidt in Berlin . Drud und Berlag von Mag Bading in Berlin .
(„ Flieg. Bl.")