-
839
-
112
giebt den tiefen mitklingenden Grundton zu dieser hellen heiteren| Rauch in schweren Dunstvollen über die Arbeitsfäle, über das Land, Melodie. Ganz in gleichmäßig braungrauem Ton ist das Bild„ Der aber er störte hier niemand. arme Fischer" gehalten, und doch geht der Blick im Bilde bis zu Es gab hier keine vornehmen Straßen und keine vornehmen dem fernen Horizont über die Seen in eine außerordentliche Tiefe. Familien. In der Fabrik gab es nur Arbeiter, Sklaven des Hungers Reicher ist die Farbe in dem" Winter ". Der fühle blaue Schimmer und der Not, Sklaven, die stille halten mußten, stille halten, auch des Abends liegt über der Schneelandschaft. Blattlose Bäume, von wenn an den Maschinen ein Versehen geschah.- denen einer gefällt wird, stehen im Mittelgrunde mit geraden Linien gegen den Himmel, an dem mattes letztes Abendrot verglimmt. In Linien und Farben tommt eine köstliche tiefe Nuhe zum Ausdruck.
Kleines Feuilleton.
-hl,
Es saß sich gut auf den Balkons. Die Straße bot ein so hübsches, wechselreiches Bild. Auf der Promenade tummelten sich zierlich geputzte Kinder, elegante Damen und Herren fuhren und gingen anf und ab. Ja, es war ein nettes Wohnen hier, alles zeigte fich freundlich und angenehm bis auf eines die Fabrik.
Die Fabrik war zuerst dagewesen, schon als noch freies Feld auf beiden Seiten in die Weite strebte. Jahrelang hatte sie dagestanden, jahrelang hatten ihre Riesenessen schwarze Rauchwolken über die aus stoßenden Stadtteile gewälzt, und niemand hatte je darnach gefragt. Es war freilich nur das Arbeiterviertel, das hier am Stadtende seine Gassen und Winkel zog. Die Leute, die da wohnten, waren es gewohnt, Fabrikluft zu atmen, von allen Ecken und Enden strömte sie ihnen zu.
-
Jetzt kam es anders, die vornehme Straße da draußen warf ihren Widerschein auf die ganze Umgebung, sie veränderte sich zu sehends, alte Baracken verschwanden, neue Hänser erstanden und neue Straßenzüge. Die Kleinen Lente verzogen sich, wurden weniger und immer weniger in demselbent Maße, wie die Mietspreise zu steigen begannen. Die Gegend war zum feinen Viertel geworden, nur die Fabrik erinnerte noch an alte Zeiten ach ja die Fabrik. Sie paßte nicht mehr in den neuen Rahmen, sie störte überall. Wenn die feinen Damen auf ihren Balkons faßen, flog der schwarze Fabrikruß auf ihre hellen Sommerkleider. Die schwere Dunstluft kroch durch die offenen Fenster und setzt sich fest in den hübschen Salons, den eleganten Boudoirs, den Schlaf- und Speisezimmern. Und dabei der ohrenbetäubende Lärm. Früh schon um sieben Uhr, wenn man sich eben noch einmal behaglich auf die andere Seite drehen wollte, dröhnten und stampften die Maschinen schon, fie dröhnten und stampsten noch, wenn die jungen Frauen und Mädchen nachts totmüde aus Gesellschaften und Soireen heimkamen. Gefährlich war die Geschichte auch. Sobald an den Maschinen das geringste Versehen vorkam, ging die ganze Straße in die Luft, es war gar nicht auszudenken!
Musik.
gk. Ueber die Musik der alten Griechen veröffentlicht die„ Revue des Deux Mondes " eine fesselnde Studie von Camille Bellaigue . Während die moderne Musik vor allem die Harmonie und die Klangfarbe betont, beruhte die griechische Musik fast ausschließlich auf dem Rhythmus und der Melodie. Alle Vokaldg. Die Fabrik. Die Straße war erst nen angelegt. Vor mufit war unisono; zwei Stimmen kamen nur in der Form vor, einem Jahr noch war sie nur Chaussee gewesen, ein öder Lehmiveg daß eine Stimme von einem Instrument begleitet wurde, oder daß mit einzelnen Bäumen bestanden, der sich schließlich zwischen arm- zwei abwechselnd dominierende Instrumente gespielt wurden. Die feligen Aeckern verlor. Jezt standen die Häuser schon dicht bei autike Musit war eigentlich nicht instrumental, sie war es einander, elegante, moderne Häuser mit Erter und Balkonen und nur in beschränktem Maße. Das Altertum hat nicht wie hohen glänzenden Spiegelscheiben; alles hochherrschaftlich. Die Herr- das Mittelalter den Gesang ohne Begleitung gepflegt, aber schaften fanden sich auch sehr bald ein. Die Spiegelscheiben be- es hat sehr wohl die Musik ohne Worte gekannt. Die deckten sich mit kostbaren Stores, auf den Balkons erschienen Blumen verschiedenen antifen Instrumente fann man auf zwei und grüne Topfgewächse, helle Frauenkleider glänzten durch das Laub moderne Typen zurückführen. Alle Saiteninstrumente- Lyren und des wilden Weins. Zithern waren von der Familie unserer Harfen, alle Blas instrumente glichen unseren Flöten, Oboen und Klarinetten, freilich in sehr unvollständiger und primitiver Form. Die reine Musik gebrauchte als Blasinstrumente nur das Holz"; das„ Blech" war dem Gottesdienste und dem Kriege vorbehalten. Der Gebrauch und die Wirkung der Saiten selbst muß eigentümlich beschränkt gewesen sein; sie wurden mur Pizzicato gespielt, entweder mit den Fingern oder mit dem Plektrum", das fein Bogen, sondern eine Art fleines Krazeisen war. Heute können wir diese Sparsamkeit und Dürftigleit faum begreifen. Die Harfe, auf die alle Saiteninstrumente cinzia zurückzuführen sind, haben unsere Klassischen Meister- taum gebraucht in den neun Sinfonien Beethovens sindet sich keine einzige Note für die Harfe. Die sieben oder acht Saiten der Lyra, von der Sage und Geschichte Wunder berichten, gaben jede nur einen Ton, und dieser einzige Ton konnte vom Finger oder Plektrum weder verlängert noch gehalten" oder mit einem anderen Ton verbunden werden. So konnten nur die Blasinstrumente eine Art Melodie hervorbringen. Ob die Lyra allein spielte oder die Stimme bes gleitete, fie gab selbstverständlich keine Melodie, fondern nur ein ewiges Pizzicato. Man kann sich vielleicht eine Vorstellung der für die griechische Musik erreichbaren Wirkung aus dem Scherzo der C- mullSinfonie bilden, in dem gerade die Pizzicati so geheimnisvoll und tragisch wirken, natürlich ohne daß die Griechen die Schönheit der Harmonie der Steigerung und des Kontrastes gehabt hätten. Uebrigens giebt es auch bei der berühmten Anrufung des Orpheus in der Oper Glucks auf der Schwelle der Hölle: Lasset Euch durch meine Thränen rühren," nur eine Lyra und eine Stimme; auf einem griechischen Theater hätte Orpheus fast genau so sich mit Arpeggien begleiten, feufzen und fingen können. Wenn aber auch die Sinfonie fehlte, so kannte das Altertum doch das instrumentale Solo und das Duett. Ein Solo für Blasinstrumente begründete den Ruhm eines Olympos und hundert Jahre später eines Sacadas von Argos. Der letztere stellte diese Form fest, in einer Komposition, die unserer Sonate vergleichbar ist und die man den pythischen Nomos nannte. Diese Musit wollte ganz objektiv den Kampf Apollos mit der Schlange darstellen. Seitdem hat die Musit oft dasselbe Sujet, nur weniger fonkret und gleichsam innerlicher oder idealer größte Wert der Musik in dem, was sie das„ Ethos" nannten. Sie verstanden unter diesem Wort ihren psychologischen oder sentimentalen Charakter. Jeder Rhythmus, jede Art und selbst jede Familie des Instruments besaß ein besonderes Ethos, das nur der gewissermaßen bevorzugte Ausdrud diefer oder jener Reihe von Gedanken, Gefühlen oder Leidenschaften war. Dabei war das Ethos der SaitenInstrumente jederzeit dem der Blas Instrumente überlegen. Die letteren blieben den Griechen immer ein wenig fremd, „ barbarisch", die Lyra war dagegen das geheiligte VoltsInstrument. Selbst in der Klangfarbe, in diesem sekun dären Element der antiken Musit, bestand für sie ein tiefer, niemals verwischter Unterschied. Zahlreiche Terte bezeugen dies. Nach Aristoteles können die Blasinstrumente in der Seele keine tugendhaften Anlagen hervorrufen, sie haben vielmehr einen leidenschaftlichen Charakter. Ihr Gebrauch ist nur dann gerechtfertigt. wenn es sich darum handelt, dem Zuhörer ein freies Ausleben der ihn bewegenden Gefühle zu verschaffen, und keine geistige oder sittliche Veredelung." Es wäre höchst interessant, das instrumentale Ethos der Alten auf die Psychologie des modernen Orchesters zu übertragen. Man käme dann zu dem Schluß, daß diese Gegenüber stellung der beiden Instrumentarten sich bei uns sehr abgeschwächt hat. Die Meister unserer Zeit haben die Saiteninstrumente zum Ausdruc der Leidenschaft gebraucht und mit den Blasinstrumenten edle, große und heitere Musit hervorgerufen. Wie Flöten so süß", sagt der Fischer im„ Tell" von den im Traum gehörten Stimmen, und es giebt wohl faum etwas Ernsteres als die Flöte, die den Gluckschen Orpheus in das Elysium führt. Die Blasinstrumente beruhigen heute die Seele, die sie ehemals heftig erregt und fast berauscht haben. Eine umgekehrte Entwicklung hat das Ethos der Saiteninstrumente verändert. Im Altertum berührten die Finger oder das Plektrum nur die Saiten, heute fingen, seufzen und schreien sie unter
"
Außerdem auch das„ schreckliche Volf", das die Fabrik in der Gegend festhielt. In gewissen Stunden konnte ein anständiger Mensch wirklich kaum auf die Straße gehen. Ueberall wimmelte es da von verrußten Gestalten in geflicten Arbeiterkitteln. Selbst behandelt. Für die Griechen lag das höchste Interesse und der auf der Promenade machten sie sich breit. Wein man die Kinder mittags mit dem Fräulein" hinunterschickte die Mittagssonne thut den Kleinen gut, waren alle Bänke von „ diesem Gesindel" belagert. Wit ihren Weibern faßen fie da und fchlangen in gieriger Haß das zugetragene Mittagbrot. Ja, die Fabrik schimpfierte die ganze Gegend, sie mußte fort.
-
-
Buerst fagten es nur einzelne, dann mehrere. Die Stimmen zahl wuchs mit jedem Tag. Man beschloß, die Sache in die Hand zu nehmen, man begann einen förmlichen Krieg wider die Fabrik. Versammlungen wurden einberufen und lange Petitionen abgesandt, die Petitionen halfen aber gar nichts. Die Fabrik triumphierte, es hatte niemand ein Recht, sie auszuweisen. Sie blieb.
Eine ganze Reihe der feinen Familien wandte der argen Gegend den Rücken. Die Mieten mußten herabgesetzt werden, um überhaupt nur nene Mieter anzulocken, die wenigen feßhaften feste zuhalten. Das ging den Wirten ins Blut, das peitschte sie auf. Der Krieg entbramite von neuem, wieder sammelte man unter schriften und schickte Petitionen ab, auch die Presse wurde allarmiert. Das Schicksal war den Kämpfern diesmal günstiger, nicht, daß fie gesiegt hätten, es gab fein Recht, nach dem sie siegen konnten, aber es gab Geld. Mit Geld, mit vielem Geld erstand man das große Grundstück, belvog man die Fabrikanten auszuziehen. Die Essen stellten ihr Rauchen ein, die rußigen Mauern verschwanden, die Fabrik verschwand, ein neuer Mietspalast erwuchs an ihrer Stelle. Die Straße war wieder vornehm geworden, ganz vornehm diesmal. Wenn die feinen Damen auf dem Balkon faßen, fiel fein Fabrifruß mehr auf ihre Kleider, die Luft war rein und frisch, fein Dröhnen störte mehr den Schlaf in der Nacht.
-
Weit draußen auf ödem Felde aber erhoben sich neue Riesen essen, neue Maschinen stöhnten und stampften Tag und Nacht. Der schwarze Nuß flog wieder über die Felder, wieder legte sich der
"