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Vor dem Kochherd tauerten drei fleine Kinder. Sie hatten die Asche aus dem Feuerloch gekramt, mit Wasser angefeuchtet und„ buken". Die Porzellanfachen vom Küchenrahmen benutten sie als Formen; alle waren mit nasser, schuußiger Asche beschmiert.
Schlafbroschte wenden." Gerade in dem Augenblick schleicht auch so Als das Mädchen sich vermietet hatte an eine ältere Geschäftsein eigentümlicher folossaler Motorwagen vorbei, auf den der frau, die ihm gejagt hatte, daß es viel zu thun habe, aber teine Droschlenkutscher hindentet. Ichsteiges also ein und size Kinder besorgen branche ging es zurück zu der Familie, bei in einer Art Schiffskoje, in der sich Bett, Toilette, und der es jetzt diente. Beim Eintritt in die Küche blieb es erschreckt Sonstiges Bubehör findet. Der Führer ist sehr höflich, er- stehen. tundigt sich nach meinem Biel, riegelt von außen ab und fährt los Fährt? Nein, das ist zu viel gesagt, er schleppt sich vorwärts, wie eine altersschwache Schnecke, die die Gicht im Leibe hat. Ich trommle an das Fenster. Mein Mann steigt herunter, öffnet die Thür und fragt nach meinem Begehren. Jetzt bricht meine But los und ich schimpfe, wie ich es als Lieutenant auf den Safernenhof mur jemals gethan. Der Kutscher jedoch lächelt:„ Ach so, Sie sind hier unbekannt. Wir dürfen nicht schneller fahren." Und da erfuhr ich denn, daß die Gutsverwaltung, belästigt durch den unablässigen Lärm, der die Mauern rasend umkreisenden Gefährte, einen Prozeß gegen die Stadt augestreugt, den jene auch schließlich gewonnen hat. Jufolgedessen dürfen die sämtlichen Verkehrs- Werk zeuge uur Schritt fahren und sich feines Klingelzeichens bedienen.
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Kinder!" schrie das Mädchen erbost. Thränen stiegen ihm in die Augen. Heute früh hatte es erst alles abgewaschen und geputzt. Da hörte es vom Flur her unterdrücktes Sichern, das in lautes Gelächter endete. Gesichter von jungen, hochgeschossenen Knaben tauchten an den Scheiben der Küchenthür auf. Das Mädchen wußte jetzt, daß die älteren Söhne ihres„ Dienstherrn " die Kinder zu dem dummen Streich verleitet hatten. Und voll Merger faßte es die Kinder an und schob sie unsanft zur Thür hinaus. Die schrien gleich, als ob sie am Spieße stäten. Das Mädchen wollte sie be ruhigen. Aber nun freischten sie erst recht.
Da kam die Mutter aufgeregt herzugestürzt. Was, vergreifen Sie sich schon wieder an den Kindern, Sie unausstehliches Ding? Seien Sie nur nicht zu eingebildet!" So ging das eine ganze Weile, da das Mädchen sich verantwortete. Als die Frau endlich mit den Kindern nach vorn ging, faßte sich das Mädchen an seinen heißen Kopf: Ach, was man sich alles sagen lassen muß Eins gebildet?.. Nee, nee.. bloß nich' wieder zu Kindern 1" Musik.
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Jetzt begreifst Du, daß ich mehr als 12 Stunden brauchte, um vom Bahnhof ins Hotel zu gelangen. Aber Du verstehst um auch, daß man hier einigermaßen unzufrieden ist. Man empfindet die Mauern als ein störendes Verkehrshindernis, und man hat verschiedentlich versucht, Abhilfe zu schaffen. Alle Anträge auf Unterführungen und leberführungen des Gutsbezirks sind aber bisher ab gelehnt worden. Die Sache ist im Laufe der Zeit bis zum Kriegsaustand ausgewachsen. Wie man mir berichtet hat, wollen sämtliche Geschäftsleute die Gutsverwaltung boykottieren und nicht mehr an den Manern inserieren ein Einnahmeverlust, der nicht zu verschmerzen wäre und zur Nachgiebigkeit zwingen würde. Die Regie- Einer musikalischen Kritit, die es sich angelegen sein läßt, das rung hat in dieser Not den Bürgermeister von Verlin zu Hilfe Vorherrschen des Solistentums in unserem Wujilleben zu bekämpfen gerufen und ihm die Bestätigung versprochen, falls er es fertig und die Bedeutung einer persönlichen Gemeinsamkeit und eines Aufbrächte, die Geschäftsleute von dem geplanten Boykott abzubringen. gehens des einzelnen Könnens darin zu betonen, werden Gelegen Indes die Berliner sind einmal erbittert und wollen sich die Schnecken- heiten eines größeren musikalischen Zusammenwirkens ganz besonders freisfahrten nicht länger gefallen lassen. Bereits spricht man von willkommen sein. Die Hingebung, mit der zahlreiche Künstler sich ciner Gejegesvorlage, die das Juserieren an der großen Mauer in den Dienst eines Ganzen stellen, ohne die Erwartung eines per obligatorisch macht. Schon die nächsten Tage werden wichtige Ent- fönlichen Effektes, ja auch mir der Nemmung oder gar der Tadelung, scheidungen bringen und ich bleibe deshalb noch eine Weile hier, verdient unsere besondere Aufmerksamkeit. Darum lockt uns obwohl oder weil es keine Verführungen mehr giebt. Selbst das im Konzertleben vorzüglich die Musikgattung, die imter Zimmermädchen des Hotels ist hoch in den Siebzigern auch das dem Namen auch das dem Namen„ Oratorium" feit fait genau drei Jahr joll geschlich sein. hunderten neben der ebenso alten Oper ein oft reiches, immer Noch eines: Ich habe den Schlüssel im Kartenschrank stecken aber ob ihres Zwittercharakters schwieriges Dasein führt, kaum je laffen. Zieh' ihn ab, damit die Jungens nicht darüber kommen. von der Gunst des großen Publikums getragen und meistens nur In treuer Zärtlichkeit durch außerordentliche Anstrengungen einzelner oder fleiner Kreise Dein Galte aufrecht gehalten oder weitergeführt. Die geschichtliche Entwidlung dieser, am ehesten als epische Musik zu bezeichnenden Gattung, mit ihrem Sang und Klang von Ereignissen oder Zuständen oder Figuren, hat gezeigt, daß sie ihren höchsten Aufschwung in jener Beit nahm, da es gelungen war, sie volkstümlicher zu machen. Das geschah, und zwar gerade im Gegensatz zu der damals ganz be sonders gefünftelten Öper, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Haendel Es zog in jener Zeit eine Periode der weltlichen Religiosität auf, und der Zug dieser, wie wir ihn in der Litteratur seit Klopstock kennen, belebte nun auch das Oratorium. Der Kom ponist ergriff die so populären Stoffe des alten Testaments und
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Egon zu Pinkendorf.
Ich werde dafür Sorge tragen, daß in sechs Jahren, wenn das Original des Briefes vorliegen wird, die Leser zur Beglaubigung ein photographisches Facsimile erhalten. Man wird dann einsehen, daß das scheinbar Unglaubliche, was dieses Schreiben enthält, hinter den Thatsachen der fünftigen Entwickelung noch zurückgeblieben ist. Egon zu Pinkendorf hat eben bei seinein kurzen Aufenthalt bei weitem nicht alles erfahren.- attier Joc.
Kleines Feuilleton. rückte ihre Behandlung dem diese Kunst genießenden Bolt dadurch näher, dni ond ddaß er die Schicksale, Leiden und Freuden des israelitischen Boltes in den Vordergrund stellte; das Hauptmittel dazu waren die damals an Stelle der Vorherrschaft von Sologefängen tretenden Chöre, und das diese Nenbildung vielleicht am deutlichsten ausprägende Werk war der, 1738 tomponierte, Israel in Aegypten ". Eine Aufführung dieses an Inhalt und Ansprüchen reichen Werkes ist ein besonderes Verdienst, und ein solches erwarb sich jetzt, nach der öffentlichen Probe am Donnerstag zu urteilen, unfere Singakademie, die damit die Reihe ihrer diesjährigen eigenen Veranstaltungen eröffnete. ( Hoffentlich wird sie nächstens nicht mehr die in die Probe Hineingelockten ohne Konzertprogramm belassen!)
a. Eingebildet? Es war wenige Tage vor dem Ersten. Das Bermietungscomptoir war jetzt, in den letzten Nachmittagsstunden, überfüllt. Auf den Treppen, auf dem Hofe, in den niteren und oberen Räumen drängten und schoben sich die Frauengruppen an einander vorbei, einfache Frauen und schillernd gekleidete Salondamen, Geschäftsfrauen in schwerem Putz und dürftig aussehende Beamtenfrauen. Und an den Wänden standen sie, um die sich die Frauen mühten. In sauberen, weißen Schürzen und frisch gewaschenen Kleidern, das Dienstbuch in der Hand haltend, warteten fie auf eine Ansprache. Es waren nur wenige. Alle schienen sie besondere Ansprüche zu stellen. Die Frauen zogen sich bald wieder zurück und umringten die Mädchen, die die Treppe herauffamen. Eben trat ein kleines, blondes Mädchen ein. Sofort war sie von einer ganzen Schar Frauen umringt.' Der einen gelang es, das Mietsbuch des Mädchens zu erwischen, und sie fragte freundlich Nun, Fräuleinchen! Was wollen Sie denn haben?... Sagen Sie doch, Fräuleinchen!"
Das Mädchen schwieg. Die übertriebene Freundlichkeit der aufgeputzten Frau schien ihm zu aufdringlich. Als die Frau nochmals um Antwort drängte, erhielt sie zur Antwort:„ Sechzig Thaler!" " Ja, ja, die geb' ich Ihnen gern!" meinte die Frau hastig. Ja,... aber... haben Sie auch Kinder?" fragte das
Mädchen.
Die Frau wurde dunkelrot im Gesicht. Ihr leicht bewegliches Gesicht verzog sich. Gezwungen freundlich antwortete fie: Ja nur drei."
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Da griff das Mädchen nach seinem Buch:" Nee, dann komm' ich nicht zu Ihnen. Kinder nee Kinder nee, nee!" Na... aber erlauben Sie mal! Ha, was sich so'n Mädel einbildet! Das ist doch stark!" fuhr die Frau auf. Und aus dem Kreise der Frauen, aus dem sich das Mädchen herausdrängte, tam es: Solche Frechheiten! Zulegt müssen wir noch die Dienstmädchen bedienen. Ja, gewiß, es kommt noch so, gutes Effen, alle acht Tage Ausgehtag und abends um acht Feierabend!... Schließlich müssen wir noch ein Zeugnißbuch haben! Solche Einbildung!"
Die übliche Unterscheidung der Oratorien in geistliche und weltliche rechnet Werke wie dieses zu den geistlichen. Mindestens nicht ganz mit Recht. Man braucht nur an die vorwiegend firchlichen Oratorien Bachs und einiger Neuerer und Neuester denken, um auf ihre Gruppierung an der Seite von Werken des Weltmannes Haendel verzichten zu können. Wenn man dann der Kunst lauscht, mit der gerade hier der Komponist Naturvorgänge: die ägyptischen Plagen durch Frösche, Heuschrecken, Hagel usw., im Rahmen seiner so einfachen, so elementar gewichtigen und diesmal lange nicht veralteten Kunstmittel darstellt; und wenn man seine Freude haben konnte, wie jene Chorgesellschaft, zwar im ganzen mit mehr robuster als feiner Ausarbeitung, doch jenen Aufgaben gut gerecht wurde, unterstützt durch einen weiten Reigen von Mitwirkenden, dann darf man wohl auch von einer nächsten Zukunft träumen, in der trotz allem vielleicht eine neue Epoche des weltlichen Oratoriums entstehen könnte.
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Kunst.
SZ.
- hl. Die französische Malerei ist gegenwärtig in Berlin reichlich vertreten. Eine dritte Ausstellung von modernen Franzosen hat der Salon Schulte veranstaltet. Man muß sich die Grinnerung an die hohe Kunst der Manet, Degas und Puvis de Chavannes für eine Zeit aus dem Kopf schlagen, wenn man den Bildern dieser Maler gerecht werden will. Die Ausstellung scheint typisch für die Tendenzen, die in der guten modernen Malerei in Frankreich wie auch bei uns zur Zeit zur Herrschaft gekommen sind.