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Nervenfasern noch recht recht zusammengesetzte

Ge­

Ausbildung verwendet wurde, und troy aller mathematischen. Fein- daß die heit so sehr das Gepräge des Gekünstelten, daß wohl stets mur bilde sind, indem die eigentliche markhaltige Möhre noch wenige begeisterte Anhänger an ihre unbedingte Richtigkeit geglaubt von einer Hülle umschlossen ist; diese Hülle hat mit der Funktion haben. Der englische Forscher Maxwell stellte ihr im Anschluß des Nerven nichts zu thun, sondern das nervöse Organ ist die mark­an die Ideen ſeines großen Landsmannes Far a day eine andere haltige Röhre, das Primitivband, wie Remal fie nannte, over Theorie gegenüber, wonach elektrische Teilchen nicht unvermittelt in der Agencylinder, wie sie nach Purkinjes Vorgang bald all­beliebigen Entfernungen auf einander wirken können; vielmehr fann gemein genannt wurde. Weiter zeigte 1843 temat und andere, nach dieser Theorie ein elektrischer oder magnetischer Körper nur auf unter denen neben Purkinje noch Hannover in Kopenhagen die inmittelbar benachbarten Teilchen eines den ganzen Raum er- und Hermann Helmholtz zu nennen sind, daß die Nerven- oder füllenden Mediums wirken, diese dann wieder auf die anliegenden Ganglienzellen mit den Nervenfasern und deren Arenchlindern in Teile des Mediums, bis sich die Wirkung bis zum nächsten Körper Busammenhang stehen, daß ein solcher Cylinder, jedoch nicht seine fortgepflanzt hat. Hülle, stets aus einer Nervenzelle entspringt. Damit war erst die Grundlage zur eigentlich wissenschaftlichen Erforschung des Nervens systems gegeben.

Die bis dahin bekannten Erscheinungen wurden durch beide Theorien gleich gut erklärt, so daß beide in gleicher Weise als wahr zu bezeichnen waren. Darauf nämlich machte Magwell mit allem Weiter fand Remak noch Nervenfasern von anderer Beschaffenheit, Nachdruck aufmerksam, daß durch jede physikalische Theorie niemals das sog. sympathische Nervensystem, dessen Fasern nicht die wirkliche Natur der Dinge erkannt werden kann, sondern daß die markhaltig find. Der früh verstorbene Deiters in Bonn machte Theorien nur als mechanische Analogien aufzufassen sind, welche eine die Entdeckung, daß aus den Nervenzellen nicht nur die Fasern mit einheitliche Zusammenfassung der Erscheinungen gestatten. Dies fann dem Agencylinder entspringen, sondern noch Fortjäße anderer Art, auf verschiedene Weise geschehen, und alsdann sind die verschiedenen die er Protoplasma- Fortsäge nannte. In den sechziger Theorien gleich gut oder gleich wahr. manis und siebenziger Jahren wurde dann durch den italienischen Forscher Die Maxwellsche Theorie griff aber über die alte hinaus. Wenn Golgi und andere entdeckt, daß die Fortsätze der Zellen im Gehirn es gelang, genügend rasch verlaufende Elektricitätsbewegungen zu sich verzweigen und, wie es schien, dort sämtlich durch ein Netzwerk feiner erzeugen, so mußten durch diese in dem Medium Wellenbewegungen Verästelungen mit einander in Verbindung stehen. Auch die hervorgerufen werden, die genau die Gesetze der Lichtwellen be- Endigungsweise der Nerven an den Muskeln und an Empfindungs­folgen. Maxwell sprach daher die Vermutung aus, daß in den organen( Hant 2c.) wurde in jener Zeit eingehend erforscht. Teilchen der leuchtenden Körper beständig sehr rasche Elektricitäts­Von einem spanischen Gelehrten ging der nächste große Fortschritt aus. bewegungen vor sich gehen, und daß die hierdurch erregten Ramon y Cajal zeigte 1889 auf der Naturforscher- Versammlung Sanvingungen eben das Licht sind. Der Lichtäther wäre demnach in Berlin Präparate, aus denen hervorging, daß jede Nervenzelle dasselbe Medium, das auch zur Vermittelung der elektromagnetischen mit ihren Fortsäßen ein isoliertes Element ist. Ein solches Neuron Wirkungen dient. besteht aus der Belle und den beiderlei Fortsäßen, deren einen( den Dem deutschen Physiler Heinrich Herb gelang es nach Agencylinder) man heute allgemein den Neuriten nennt, während mühevollen Versuchen, thatsächlich elektrische Zustände so schnell zu der andere wegen seiner baumartigen Verästelung Dendrit heißt. ändern, daß Wellen entstehen, die wir wahrnehmen und beobachten Vei einer Bewegung find stets zwei Neurone in Thätigkeit. In tömien. Obwohl man versuchte, diese elektrischen Schwingungen einer Zelle im Gehirn entsteht der Willensimpuls, der im Dendriten auch aus der Fernwirtungstheorie zu erklären, zeigte sich die weiter geleitet wird; von diesem springt er, etwa wie ein elektrischer Magwellsche Theorie bei der Erklärung dieser Vorgänge doch so Funke, auf den Dendriten eines zweiten Neurons über, dessen Neurit überlegen, daß sie bald allgemeine Anerkennung errang. Und nun zu dem in Bewegung zu setzenden Muskel hinführt. Bei der Leitung glaubten einige begeisterte Jünger dieser Theorie, die sämtlichen in den sensiblen Empfindungsnerven sind stets mehr als zwei Neu­Grundanschauungen der alten klassischen Physit für völlig vers rone beteiligt. fehlt und verkehrt erklären zu können. Es tauchten auch Diese Forschungen Cajals, die uns zuerst ein anschauliches Bild für die Mechanit neue Theorien auf, in denen der Versuch gemacht wurde, gänzlich mit der Anschauung der Atome und der zwischen ihnen wirkenden Kräfte zu brechen. calm einzelnen kann auf diese mechanischen Theorien, so inter­essant sie auch sind, hier natürlich nicht eingegangen werden; ja, selbst die Andeutung ihrer Grundlagen würde hier zu weit führen. Es soll nur darauf hingewiesen werden, daß auch auf diesem Gebiete der Forschung alles in rascher Entwicklung und in lebhaftem Streit begriffen ist. Der Streit ist der Vater der Dinge", sagte schon ein alter griechischer Philosoph oder Weltweiser; Durch diese neuesten Entdeckungen sind für die Erforschung des aus dem Kampf der Meinungen wird jedenfalls eine neue Theorie feineren Baues des Nervensystems großartige Perspektiven geschaffen; der Physik hervorgehen, von deren Grundlagen wir uns heute noch noch wissen wir freilich davon fast nichts. Die wesentlichste kein zutreffendes Bild machen können. Vielleicht wird die heutige und wichtigste Arbeit ist hier dem kommenden Jahrhundert vor Moleculartheorie in in ihren wesentlichsten Grundzügen erhalten behalten. bleiben, vielleicht wird eine von ihr ganz verschiedene Atomistik allgemeine Geltung erlangen, vielleicht auch wird die Vorstellung eines Continums( zufammenhängenden Mediums) fich als ein brauchbares Bild der wirklichen Vorgänge erweisen, oder wird vielleicht eine solche Vorstellung den Sieg erringen, von der wir heute noch gar Teine Vorstellung haben?

Fast möchte man es bedauern, die Entscheidung über so inter effante Fragen nicht mehr erleben zu können. Doch gereicht auch der Aublick des Kampfes zur Freude; und stolz können wir auf die Leistungen des Jahrhunderts zurückblicken, auf die Fülle von That sachen und die Läuterung der Forschungsmethoden, die es dem tommenden Jahrhundert vermacht. Möge dieses noch größer und bedeutungsvoller werden, als das scheidende!-

Kleines Feuilleton.

Bt.

b. Die Erforschung des Nervensystems im 19. Jahr: hundert behandelte Prof. Waldeyer in dem Centenarvortrag, den er Mittwoch in der Urania hielt. Diese Erforschung ist im wesentlichen ein Kind unseres Jahrhunderts. Zu Beginn desselben wußte man von dem Bau des Nervensystems kaum mehr, als auch hundert Jahre früher. Damals, um 1720, hatte der niederländische Anatom Lieu venholt als Hauptbestandteil des Nervensystemis lange Fasern oder nach seinem Ausdruck Nöhren entdeckt, von denen etwa 16 auf die Dicke eines menschlichen Haares tommen. Am Rande sind sie durch ihren Inhalt dunkel gefärbt; wenn man einen Schnitt hindurchführt, so fließt eine Substanz aus, die sich mit Wasser nicht mischt.

Ein wesentlicher Fortschritt in der Kenntnis vom Bau des Nervensystems wurde in den nächsten 100 Jahren nicht gemacht; es fehlten eben die hierzu nötigen Instrumente, die feinen Mikroskope unseres Jahrhunderts. Erst 1833 entdeckte Ehrenberg den zweiten Hauptbestandteil des Nervensystems, die Nervenzelle u. Dann folgten wichtige Entdeckungen Schlag auf Schlag. 1838 crtannte Remat und gleich darauf darauf auch Purkinje,

über den Vorgang bei der Fortpflanzung eines Reizes im Nerven gaben, sind die Einzelheiten bereits überholt. Vor drei Jahren fand Apathy, ein ungarischer Forscher, und ihm folgend Bethe in Straßburg , daß eine Nervenzelle im Gehirn von vielen Dendriten, die von ebenso vielen Neuronen herrühren, förmlich umsponnen wird; von diesem Netzwerk gehen Fasern in die Zelle hinein, bilden dort ein nenes Geflecht und vereinen sich zu dem von der Zelle aus­gehenden Neuriten. So scheinen also alle Neurone in inniger Ver bindung mit einander zu stehen.

Die biologische Abteilung des Reichs- Gefundheits: amtes, die zu ihren Aufgaben auch die öffentliche Belehrung über Bekämpfung der Krankheiten und Feinde der Stulturpflanzen zählt, hat fürzlich ein zweites diesem Zwecke dienendes Flugblatt herausgegeben, welches sich betitelt: Die Reinigung der elder von den Pflanzenüberresten nach der & Ernte als wichtiges Schuhmittel gegen Pflanzen schädlinge" und von dem Vorsteher der Abteilung, Profeffor Dr. Frant, verfaßt ist. Darin wird darauf hingewiesen, wie man das Wiederauftreten vieler wichtiger Schädlinge im nächsten Jahre dadurch verhüten kann, daß man die auf dem Felde oder im Garten in Gestalt von Stoppeln, Stroh, alten Stengelit, Laub und dergleichen zurückgebliebenen Neberreste der Pflanzen in geeigneter Weise, nämlich durch tiefes Unterpflügen oder Untergraben, Ablesen, Verbrennen 2c. unschädlich macht, weil an diesen Teilen jene Lebe­wesen haften oder ihr Winterlager haben und durch diese ins nächste Jahr übertragen werden. Im Getreidebau können auf diese Weise besonders die Getreidehalm- Wespe, der Getreideblasenfuß, die Ge= treide- Blattläufe, bis zu gewissem Grade auch manche Getreidepilze bekämpft werden. Für den Kartoffelbau wird gesagt, daß die Säuberung des Acerbodens von allem, was von der Startoffelpflanze zurückgeblieben ist, als eine für die Gesundheit späterer Kartoffel­fulturen wichtige Maßregel gelten muß, wobei besonders auf das Absammeln der franken Kartoffeln vom Felde hingewiesen wird. Beim Rübenbau werden mehrere schädliche Pilze und Insekten auf­gezählt, die man durch Beseitigung der abgeschnittenen Rübenköpfe ind durch tiefes Umpflügen zerstören kann. Auch im Leguminosen­und Gemüsebau fördert der Landwirt und der Gärtner das Wiederauftreten von Krankheiten, Ivenn er die alten Stengel und Strünke dieser Pflanzen, an denen viele Keime von Schädlingen haften, ruhig auf dem Felde stehen läßt. Endlich soll auch im Obstbau für Entfernung alles toten Holzes, aller hängen­gebliebenen Blätter und verdorbenen Früchte, sowie für Zerstörung der Abfälle durch Umgraben der Baumscheibe im Herbst oder Winter gesorgt werden. Das Flugblatt hebt auch hervor, wie wichtig für