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haben recht, daß sie mich, der sich nie auch nur in Gedanken behagliche Lebensstimmung wird nie durch ein Ereignis gestört, aber etwas zu schulden kommen ließ, daß sie mich davonjagen wie auch nie durch ein Ereignis belebt. Es ist ein hindämmernder Friede einen Hund. Warum denn noch jemandem frauen? im Hause, der dem Schlaf nahe kommt und nur von den Ich trau' mir selber nicht mehr, trau niemandem mehr! einsamen Waldpatrouillen der Männer unterbrochen wird. Mit Lauter Lumpen, lauter Diebe... Haha! Eine lustige gleichmäßigem Tiden begleitet die alte Wanduhr den Gang der Zeit.

Welt! Komm' Bruder Dieb!... An mein Herz, Bruder Dieb! Doch nein, Du bist der Größte, Dir gebührt Huldigung!" nial a

Klaus war auf den Oheim zugestürzt, um ihn vom Seffel emporzureißen. Nun hielt er inne und bog das Knie vor dem Erschreckten, der seine Blicke Hilfesuchend umher gehen ließ.

Glaubst, ich sei verrückt geworden? Haha, Beruhige Dich, Oufel, ich bin klar, sehr flar. zu klar... Will Dich auch nicht länger belästigen, Teuerster! Aber eins sage ich Dir" fuhr er fort, als Karl Helfinger Miene machte, sich auf zurichten und zu sprechen, das jag' ich Dir: laß Deinen salbungsvollen Ton, laß ihn heut und immer. Wie ich Dich fenne, wie ich Dich nun kenne, wirst Du's doch wieder wagen, später, wenn mal Gras darüber gewachsen ist und wirst Dich aufspielen und Tugendheld sein wollen. Hüte Dich, Karl Helfinger, hüte Dich dann vor mir, vor dem verlorenen Sohn Deiner foten Schwester!"

Klaus war davon gestürmt. Im Sessel saß ein gebrochener Mann, dem es langjant von den geschlossenen Wimpern nieder­tropfte und dem es stoßweiße die Brust hob in verhaltenem Schluchzen. Die herbstlichen Sonnenstrahlen spielten in zitternden Lichtern um feinen grauen Bart und huschten über das durchfurchte, verfallene Gesicht. Er merkte es nicht. Die Klingel der Entreethüre, deren Klang ihn seither immer durch zuckt hatte wie die Ankündigung einer neuen Hiobspost, ertönte; er hörte es nicht.

Hörte auch nicht, als nun die Thür sich leise öffitete. Eine Hand legte sich leicht auf seine Schuiter und eine Stimme, die sich vergeblich mühte, ein Bittern zu verbergen, flüsterte: " Vater, draußen sind Herren vom Gericht!"

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In dieser Stille wohnt Trude Ahrens, des Försters Tochter. Ihr Leben ist von den bescheidenen Diensten in Anspruch genommen, die sie ihrem Vater erweist und erweisen kann. Wenn er einen Bericht abliefern muß, unterstützt sie ihn im Kampf gegen die Ortographie, mit der er nicht im besten Einvernehmen lebt. Wenn er aus dem Walde heimkommt, zieht sie ihm die langen Stiefel aus und hält ihm die gewärmten Pantoffeln hin. Seine Pfeifen den abendlichen Grog kann nur sie so bereiten, daß er dem Alten mundet. bilden einen besonderen Gegenstand ihrer Sorge und In dem engen Kreis ist sie die Somme, die alles erhellt und alles belebt. Bumal, wenn die etwas grobe Tante mit ihrer schrillen Stimme die Behaglichkeit stört, ist Trude der Trost ihres Vaters. Und Trude ist verlobt. Mit dem Forstgehilfen ihres Vaters neben dem Briefträger das einzig männliche Wesen ihres Gefichts­freises hat sie Ring und Treue getauscht. Ring und Treue, niche Liebe wohl faum. Die Liebe gedeiht nicht in der Stille, in der fie lebt. In dem lauen Frieden, der alles umspimut, würde sie faſt störend wirken, wie ein leidenschaftliches Wort in einer stillen, ges dämpften Unterhaltung. Trude hat sich mit dem Forstgehilfen ver lobt, weil ein anderer gar nicht da war, und weil sie, nach Ansicht der Familie, nun doch einmal heiraten mußte. Irgend ein Wechsel tommt dadurch nicht in ihr Dasein. Wenn sie einmal seine Frau wird, verläßt sie nur das eine Forsthaus, um das andere zu beziehen. Wie weit sie auch in die Zukunft blicken mag, sie blidt in immer dies felbe, waldvergrabene, trauliche Stille. hinfiecht, weil sie keine Nahrung hat. Mit der Straft aber fiecht auch die Die Stille aber tötet sie. In ihr lebt eine Kraft, die langsam junge Seele, in der sie wohnt. In Trude stirbt etwas und so wirft der Tod seinen Schatten über all ihr Thun . Einmal, als fie in der Pension war, hat sie einen Blick in das weite Leben gethan und diesen Ausblick hat sie nie vergessen. Die Welt int Forsthaus ist ihr ein Gefängnis, in dem nur die Sehnsucht sie auf­recht erhält. Die Sehnsucht nach der großen Freiheit. Es geht ihr wie der Meerfran in Jbsens Dichtung: sie hat sich vont offenen Meere in eine enge Bucht hinein verirrt und muß nun traurig im Leben nahe. Eines Abends bringen die Männer einen Fremden ins Haus, den sie halberfroren im Walde fanden. Der Fremde kommt aus der großen Welt, groß insofern, als sie von den Gedanken der Zeit bewegt wird. Er ist Schriftsteller und hat eben seine vollsfreundliche Thätigkeit mit Gefängnis büßen müssen. Troß­dent aber bringt er die Luft der Freiheit che sie in der Behaglichkeit des Forsthauses eingefargt wurde. Er mit. Er zeigt Trude noch einmal die Welt, wie sie sie sehen durfte, fennt das Wort Hunger", das sie in ihrem Idyll fast vergessen

Karl Helfinger fuhr empor. Auch das noch! Doch noch... Brackwasser sterben. Aber bevor sie stirbt, tritt ihr noch einmal das auch dies letzte noch.

Er flammerte fich wie hilfesuchend an die Tochter, die einzig Unverheiratete noch, das Nesthäkchen und sein Liebling von je.

Stind, fie wollen mich holen", stöhnte er, fort von Euch, alle verlassen,- von allen verlassen!"

Vater, sprich nicht so!" und in fassungslosem Schmerz schlang das Mädchen die Arme um den Hals des Vaters, als wolle sie ihn nimmer lassen.

Einen Augenblick blieb's still. Dann löste Helfinger mit sanfter Hand die Arme seines Kindes und sagte mit mühsam beherrschter Stimme: Nun geh, mein Kind, und führe die Herren herein." 05 Gum og pand din i

di not

( Fortsetzung folgt.)

jod pond Winterschlaf. ( Freie Bollsbühne.)

Winterschlaf.

Si hi

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oder eben darum

Neigung ist in Trude

hatte. Er redet von der großen Not, an der die Zeit franft und bon den frischen unverbrauchten, weiblichen Kräften, die zur Linderung notwendig find. Er reißt sie aus ihrer Stelle heraus und zeigt ihr wieder das Meer, das weite, offene Meer, mit seinen Stürmen und Gefahren und all seiner Un endlichkeit. In dem stillen Forsthause giebt es bald eine Revo lution. Die Kraft, die so lange in dent jungen Mädchen schlief, hat Nahrung bekommen, und bricht mun jäh hervor wie eine Flamme aus einen verkohlten Feuer. Aber nicht nur die Kraft, auch die by erweckt. Von ihrem Verhältnis zum japan 1066 Forstgehilfen fällt plöglich der Schleier und sie sicht es in seiner ganzen schalen Wittelmäßigkeit. Sie gesteht es sich Mit ihm will sie nach nicht, aber sie liebt den Fremden. Berlin , wie sie sich einredet, in ihrer socialen Aufgabe willen, in Wirklichkeit aber, weil ihr nur an seiner Seite das Leben lebens wert erscheint. Das Schicksal aber gömit ihr dieses Leben nicht. Der Forstgehilfe ein innerlich rober, gewaltthätiger Mensch flammert sich mit der ganzen Leidenschaft seiner Sinne an ihren Leib. In einer bösen Stunde giebt die Tante ihm eine höchst realistische Erklärung ihrer überspannten" Ideen. Die Brautschaft meint sie, mit dem Cynismus, der auf dem Lande am besten gedeiht, ist ihr zu Kopf gestiegen und der Brautschaft macht er mun ein jähes Ende. In der dunklen Hoffmung, sie für immer zu gewinnen, überfällt er sie in ihrer Kammer und nimmt ihr die Nent­heit. Seine Hoffnung macht ihn indessen nicht nur zum Schurfen, fondern auch zum Narren: Er hat Trude für immer von dem ge= liebten Schriftsteller losgerissen, aber damit auch vom Leben, das sie nur mit den Augen dieses Mannes sah. Halb irrsinnig vor Schant und Zorn, giebt sie sich selbst den Tod. Der Winterschlaf" ihres Lebens dämmert in den ewigen Schlaf hinüber. Erich Schlailjer.

Die Darstellung war ausgezeichnet, Herr Klein war als Förster nicht nur laut( wozu die Rolle verführt), sondern auch echt und er­greifend. Er schuf eine knorrige Figur, die in ihrer Ehrlichkeit aller Herzen gewani und überdies noch durch einen freundlichen Humor erquickte. Frau Pant Steinert des Försters Töchterlein war in Spiel und Nede so einfach, wie man nur immer sein fann, wenn man nebenher noch wirken will, und Paul Biensfeld als Hans Meinte ließ uns lebhaft den Verlust empfinden, der uns treffen wird, wenn er im nächsten Jahre nach Hamburg geht. Herr Pauli war im ersten Aft vorzüglich, in den späteren gelegentlich etwas theatralisch. Geradezu unangenehm wirkte er in der legten Scene des zweiten Altes, wo er als Liebhaber mit geradezu er schreckendem Getöse in die Kammer seines Mädchens stürzt. Jm allgemeinen aber fahen vir einer Aufführung gegenüber, die auch das Deutsche Theater hätte bieten fönnen, ohne feinen Auf zu verlieren. Die Darsteller spielten, als wenn sie Abend für Abend zusammenspielten und die Stimmung der Dichtung lam intim und satt zum Ausdruck.

Es ist Winterstimmung in dem Stück. Dreyer führt uns in ein fleines Forsthaus, das im Sommer einsam, in Winter aber faft vergraben ist. Seit Tagen fällt ein dichter Schnee wie mit leisen Händen den Wald und

und deckt

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Kleines Feuilleton.

die Erde 811. In der Wohnstube des Forsthauses spinnt Ueber volkstümliche Kunst sprach, wie wir einem Bericht eine behagliche Wärme; die böse Kälte draußen wird durch das der M. Allg. 3tg." entnehmen, Architekt 3ell in der Münchener Feuer des Kachelofens gebannt. In die bescheidene Wohlhabenheit Anthropologischen Gesellschaft. Kein anderer deutscher Volksstamm bringt tein falter Hauch der Not, die in diesen Tagen in den Hütten übte naiv und von altersher mehr Kunst in Malerei und Schnitzerei umgeht. Mit Effen, Trinken und monotonen Gesprächen verläuft aus, als die Bewohner des oberbayrischen Gebirgslandes. Die der Tag. Man steht früh auf und geht früh au Bett, die warme Schnigarbeiten von Oberammergau und Berchtesgaden , wo die ersten