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lich ihre Bosheit schwinden, besänftigt und bezwungen von diesem einfachen Frohsinn, von dieser gütigen Schönheit.
man hin..." und unter diesem Vorwand preßt er ihre lieb liche Gestalt fest an sich.. ,, Bravo, bravo, famos, ausgezeichnet!" rief Alberto, ein- Sie amüsiert sich, sie amüsiert sich gedankenlos, kindisch. mal über das andere in die Hände schlagend; er war ent- Es ist so viel Lust, so viel berauschender Duft in der Luft! zückt, daß seine Frau endlich den freieren Ton ihres Kreises Champagner hat sie nur wenig getrunken, aber um so mehr anschlug und sich das dort übliche sans gêne aneignete. Als Bewunderung, und die steigt noch weit eher zu Kopfe. dann am Ende des Tauzes Beppo mit einem glühenden Blick auf Bianca ihr weißes Händchen sehr zärtlich füßte, da war ihr Mann völlig befriedigt. Ein solcher Löwe unter den Lebemännern! Für seine Frau machte er sich keine Gedanken.
Unterdessen hatten sich noch andere amüsiert, nämlich die, die froh waren, aus dem Bereich von Biancas Augen und Ohren zu sein, um sich mit ihren Freunden in Benehmen und Rede mit ihren alten Bekannten gehen zu lassen. Vor ihr genierte man sich immer etwas, und es war zu ärgerlich, jedes Wort und jede Bewegung abmessen zu müssen, wie Schulmädchen.
Endlich kam aber doch der Augenblick, wo alle müde und auch durstig waren. Sofort reichte man Limonaden, Champagner, Fruchteis herum, deren eisiger Wohlgeschmack dies lustige Bivouac neu belebte.
" Hoch die Geselligkeit, hoch der Frohsinn!" tröstete Beppo, der als der wahre Gastgeber dieses sogenannten Picknicks sehr festlicher Stimmung war.
,, Hoch, hoch!" echote es von allen Seiten.
" Jekt," fuhr er fort und sah sich mit einem verschmigten Gesicht im Kreise herunt, ich weiß wohl, unsere Damen sind den Süßigkeiten nicht abhold, schwärmen sür Fondents, Pralinés..."
" Ja, ja natürlich."
" Ja, aber sind die Damen auch bereit zu arbeiten, sich abzumühen, um sie zu verdienen?" und er schaute fragend mit einem Straßenjungen- Gesicht um sich. Kurzes Schweigen: was mochte das für eine Arbeit sein? Dann aber brach es von allen Seiten hervor:
" Jawohl, sagt nur wie!"
Als dann ein riesiger bedeckter Korb herbeigebracht wurde, erreichte die Neugier der Damen ihren Höhepunkt. Das konnten doch beim besten Willen nicht lauter Süßigkeiten sein! Die ungeheure Sorgfalt Neris , den Deckel geschlossen zu erhalten, bis er das Zeichen gegeben hatte, die übertriebene Umständlichkeit der Vorbereitungen, stachelte alle aus der Mattigkeit auf. Endlich schlägt Beppo in die Hände: „ Eins, zwei, drei!" man hebt den Deckel: heraus kommt ein ganzer Schwarm von Tauben. Die Damen flugs hinterher. Jede Zaube trägt am Bein eine kleine Bonbonniere, ist so in im Fliegen behindert und läßt sich schnell nieder, so daß jeder meint, nur die Hand danach ausstrecken zu müssen. Das ist ein Jagen und Haschen! Man sieht die bunten Gestalten der Frauen zwischen dem Grün der Pflanzen hin und her eilen, Muffs und Pelzkragen werfen, ja selbst die Sonnenschirme, was immer sie in den Händen hatten, aufgeregt durch den Wettstreit, voll Verlangen, es den anderen zuvorzuthun, um se mehr, als den Herren verboten ist, sich einzumischen und fie als Zuschauer mit ihrem Rufen und Gelächter die Aufregung vermehren.
( Fortsegung folgt.)
Drei Bücher.
überraschend, hier brutal Sklavin". Thomas Theodor Heine , unberechenbar,
Gemeinsam ist den drei vorliegenden Büchern, daß sie sich schon pliciffimus" Heine, Reznicek, Caspari haben die Titelblätter entäußerlich dem Auge angenehm darbieten. Drei Zeichner des„ Simworfen, und die Künstler haben es verstanden, ohne sich eng an den Juhalt anzuschließen, ein Symbol für das zu finden, was in den Büchern das Ausschlaggebende ist. Ja, noch mehr, die Eigenart der drei bildenden Künstler ist nahe verwandt mit jener der drei schreibenden. Reznicet, außerordentlich geschickt, geschmackvoll, aber feine Persönlichkeit, fühl, im letzten Grunde unkünstlerisch δα haben wir ganz den Franzosen Jules Case, den Verfasser der und hart, weichen, fließenden Linien, aber Künstler in jedem Strich dort schwelgend in da haben wir ganz den Norweger Knut Hamsun , wie er uns wieder in dem Novellenband" Die Königin von Saba" entgegentritt, und Caspari, zart, schwächlich, mit der Empfänglichkeit für alles Müde, Verblichene, leberkommene, Absterbende, ähnelt dem Deutschen Kurt Wartens, dem Verfasser des Tagebuch s einer Baronesse von Treuth".
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Alle drei Bücher haben noch das gemeinsam, daß sie von sehr ihrem Schaffen darzustellen. Für den, der nicht gerade Bücher begabten Verfassern stammen, ohne gerade einen Höhepunkt in lesen muß, auch nicht lieft, um nur müßige Beit totzuschlagen, liegt fein Bedürfnis vor, sich mit ihnen zu beschäftigen.
Wenn von Hamsun etwas veröffentlicht wird, so mag es an seinen anderen Werken gemessen, gut oder schlecht sein, es wird nie ganz seinen Urheber verleugnen, und der ist eigenartig genug, um stets zu intereffieren. In der Königin von Saba" finden wir keine nenen Seiten; teilweise wirken diese Skizzen, besonders Die Titelnovelle, die„ Dame von Tivoli"," Geheimes Wech“,„ Auf der Straße", wie Vorstudien zu dem längst erschienenen Roman Mysterien", oder„ Johannes Treu" gemahnt au das Bohemeleven der„ Neuen Erde".
Aber einige dieser Sächelchen, gerade die, welche sich so ganz einfach und bescheiden gebärden, in denen nicht so start das" Ich" in den Vordergrund zu treten scheint, sind doch reizvoll, eigenartig und künstlerisch; so die humorvolle Charakteristit des Tieres in bedingte Anerkennen der Persönlichkeit in dem störrischen Vierfüßler. " Mein Stydspferd", die vollkommene Gleichberechtigung, das unMeisterhaft ist die Schilderung der fischenden Matrosen auf den Bänken von Newfoundland Menschen, die fast das Sprechen vers lernen bei ihrer eintönigen Beschäftigung und nur noch ein dämmerndes Innenleben führen, wie im Halbtraum in den Wolfen, über den weiten Wassern unheimliche Gesichte erblicken; die schlichte Schilderung eines Weihnachtsabends in einer kleinen abgelegenen Hütte; oder Stizzen aus Paris ; jede nur ein paar Zeilen und jede entwirft ein ganzes Gemälde.
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Und doch ist es nicht die Außenseite der Dinge, die Hamsun schildert, er schildert z. B. nicht wie ein Loti das Meer in tausend Farben und Worten, und man atmet bei ihm noch imiger die feuchte Hier war Bianca in ihrem Element; schneller als irgend Salzluft. Ja er sicht faum mehr wie jeder andre, aber er dringt jemand ergriff sie eins der armen Thierchen, befreite es von bei allen Dingen in die Tiefe. Er hat die seltene Kunst, das Wort feiner Last, streichelte und koste es, und lehnte dann ihre zu finden für das, was sich eigentlich unter der OberEr Wange gegen fein weiches Gefieder. Das Kleid noch immer fläche unseres Bewußtseins vollzieht. giebt nicht die auf den Seiten geschürzt und den breiten Schlapphut Beppos Dinge, sondern nur die Empfindungen den Dingen gegenüber, auf dem Kopfe hob sich ihre Gestalt von dem dunklen Hinter- er fagt stets das, was die anderen nicht sagen, aber ohne uns je grunde der Cypressen ab: die weiße Taube neben der jugend- jezt legt er seine Seele vor sich auf den Seciertisch und schneidet in psychologisch zu langweilen, ohne daß wir nun das Gefühl haben, lichen Wange vervollständigte das Bild. Ihr kam das gar ihr herum, um einmal zu sehen, wie sie dann innen aussieht. Bei nicht zum Bewußtsein, aber eine Dame gegen Ende der Samsun ergiebt sich nichts, ereignet sich alles- von selbst, scheinbar Dreißiger flüsterte ihrer Freundin zu:" Sich, wie sie die ohne jede Reflexion. Seine Kunst ist, bei allem Raffinement, doch Unbefangene spielt. Welch' raffinierte Kokette!" naiv. Er erzählt, als ob er mit sich selbst spricht, aber er beherrscht
Unterdessen begannen die Männer, um doch nicht ganz unthätig zu bleiben, aus voller Kehle zu rufen:" Hoch Beppo! Ein Hoch unserm Beppo! Bravo, bravo!"
Neuer Champagner, neue Fröhlichkeit! Alles scheint in den Festruf einzustimmen mit Musik und Gesang.
Zum Konzert Buonamici ist es nun zu spät, aber in den Bark fann man noch gehen. Das mußte man wirklich. Um aber die Bitternis der Trennung hinauszuschieben, beschlossen alle zusammenhinzugehen. Aber Beppo verlangt vorher einen Abschiedsgalopp, einen lebhaften, wilden, tollen Galopp. Der Boden ist uneben.
Verzeihen Sie, Gräfin," sagte er zu Bianca, mit der er sich in den Strudel stürzt, wenn man nicht achtgiebt, fällt
er
das, was er geben will, er hat die Zügel in der Hand, nie giebt er ein Wort gut viel, imd wvie vornehm komponiert ſo ein Geschichtchen, er setzt ganz still und be= scheiden ein, aber plöglich ist er im flaren Fahrwasser und öffnet alle Segel. Und doch, wenn man Hamsum kennen lernen will, sollte man nicht gerade dieses Buch lesen, es gäbe einen zu engen Begriff von seinen Fähigkeiten; denn der Verfasser befigt eine eigenartig dichterische Begabung und ist eine starke Persönlichkeit. wie in einer gläsernen Linse sammeln sich in ihm die Strahlen, und Jules Cafe ist überhaupt keine künstlerische Persönlichkeit. werden wieder projiciert; die Linse ist klar, durchlässig, gut ge schliffent, giebt ein reines, fest umrissenes Bild, aber sie thut nichts zu, nimmt nichts fort, sie sammelt nur die Lichtstrahlen. Die Sklavin" behandelt die Geschichte einer Ehe, vom ersten Tage nach der Hochzeit bis zur Scheidung. Stets ist der Mann der Schuldige und stets behält