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die Frau Unrecht. Eine Kette der unerquidlichsten Robeiten und Und voll, Erwartung, wie sie wohl den schweren Wagen aus dem Mißverständnisse. Ehebruch auf beiden Seiten. Der Mann geht tiefen Sand herausschaffen würden, blickte sie hinüber. schuldfrei aus, während sie erliegt. Man hat oft das Gefühl, als Die Männer schoben mit ihren Spaten den Sand, der vor den ob der Verfasser sagte: werden wir einmal psychologisch! Für jede Rädern lag, zur Seite. Und als sie freilagen, griff der Kutscher  Handlung, jeden Gedanken werden hundert Beweggründe aufgeführt, wieder nach den Zügeln und nach der Peitsche. Die anderen Männer so und soviel für und wider, die logisch richtig sind; aber seit wann stemmten die Arme in die Speichen oder die Schultern an das bewegt sich das Leben nur in den Bahnen des Vernunftsmäßigen? Wagenende und unter noch größerem Lärm, noch lauteren Rufen Giebt es nicht Gefühle und Stimmungen, die uns einen Strich ging es wieder vorwärts.

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durch die glatte Rechnung machen? Und so ist dieses Buch vom Das Gesicht der Frau Braune verzog sich angstvoll, als sie be­Standpunkt der Vernunft als wissenschaftliche Arbeit nicht merkte, wie die Pferde an ihren Geschirren zerrten, wie sie mit uninteressant, das Leben mag es Lügen strafen. Lehrreich ist das, flatternden Mähnen und aufgerissenen Augen vorwärts strebten, ge­was es bietet, im Kern mag es auch Wahres, Richtiges über die moderne hetzt von dem Geschrei, das hinter ihnen tobte. Als sie endlich mit französische   Ehe enthalten, aber es ist alles Abstraktion, alles dem Fuhrwerk auf der Straße standen, zitternd und unruhig, war Ergebnis. Die Arbeit ist in bestimmter Tendenz unternommen und Frau Braune ganz aufgeregt über die Rücksichtslosigkeit, mit der die zu Ende geführt, gewiß mit großem Geschick, aber ein Künstler ist Männer die Pferde behandelten. Nein, das dürfte durchaus nicht Jules Case in keiner Zeile. Er ist ernster, flarer als Prevost, länger geduldet werden. Da mußte eine entschiedene Aenderung weniger oberflächlich, aber er hat doch nicht einmal die so geringen, eintreten. Ein warmes Mitgefühl für die schwer geplagten Tiere guten Eigenschaften des letzteren. erfüllte sie.

Auch mit der Kunst Martens, wie man sie aus dem Tagebuch einer Baronesse von Treuth" kennen lernt, vermag man sich noch nicht zu befreunden. Martens ist sehr, sehr geschickt, aber er ist auf Umwegen über die moderne Kunst und Wissenschaft zu sich selbst ge­tommen. Das sind alles Probleme, die er sich stellt, und er löst die

Da sah sie von dem Bauplatz einen Herrn kommen. Zu ihrer Frende erkannte sie in ihm den Maurermeister Grief, einen guten Bekannten. Wenn der den Bau leitete, war es nicht nötig, erst zur Polizei zu laufen, wie sie anfangs wollte. Sie öffnete das Fenster und rief ihn herauf.

Aufgaben, mögen es mun Probleme der Sprache, der Stimmung, Pferdchen mißhandeln!" rief fie, als wieder ein Wagen hinaus­

des Stoffes sein.

Hermann Conradi   sagte einmal:" Euch ist das Leben felbst­verständlich, mir ist es Problem." Und so wird es jedem echten Dichter erscheinen; aber ist man denn ein Dichter, wenn man Probleme in das Leben hineinträgt? Man höre: Ein Docent der Philosophie, ein freier, flarer Mensch schreibt an seinem großen Werk die Erkenntnis und Beherrschung des Lebens"; mitten in der Arbeit befällt ihn ein altes Herzleiden und wirft ihn nieder; in seiner Angst und Einsamkeit wimmert er und läßt den Priester holen. Das Werk bleibt unvollendet, er selbst wird zur wissenschaftlichen Versteinerung. Sehr nett ausgedacht, aber lächerlich unwahr. Die Königin be­fiehlt." Eine fein ausgeklügelte Sache, die, wenn man sie lieft, gar nicht so übel ist, aber wenn man ihrer augenblicklichen Suggestion entronnen, so albern erscheint, daß man sich schämt, sie wieder­zuerzählen.

Aber neben diesen Fehlgriffen sind noch andere Dinge, wie Knaben im Kampf"," Der Geiger John Baring", die den Stempel tünstlerischer Vornehmheit tragen und viel versprechen. Alles in allem kann ich in dem Buch des zweifellos begabten Verfassers nichts mehr sehn, als Versprechungen, die eingelöst werden müssen. Ein Norweger, ein Deutscher, ein Franzose. Der Norweger ein Ich, das sich auf seine Art mit der Welt abfindet, umbekümmert um das, was vorher war, was später kommt. Der Deutsche ein Dichter und Träumer, der herauswächst aus der alten Romantik, ein Tick, der die gleichen Töne anschlägt, wie sie heute wieder in der modernen Illustration erklingen. Und endlich der Franzose, völlig unkünstlerisch in unserem Sinne, aber dafür ein außer gewöhnlich klarer, wissenschaftlich geschulter Kopf.

Georg Hermann  .

Kleines Feuilleton.

Nein das ist doch schrecklich, wie diese Menschen die armen geschafft wurde. Ach, die armen Tierchen, die armen Tierchen!" jammerte sie und hielt sich die Ohren zu." Das ist ja gar nicht mit anzuhören, da wird man ja ganz frank!"

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Das ist aber auch wahr!" meinte der Maurermeister überzeugt. Aber denken Sie, es fällt den Kerlen ein, Bohlen bis dahinten hin zu legen? Ich habe es ihnen extra gesagt. Nicht einmal, nein, zehn­mal. Aber sie hören nicht. Es ist schon zum Verzweifeln Ich werde doch gleich einmal hinüber gehen." Wie um sich selbst zu entschuldigen, fügte er hinzu: Das ist's ja eben, man kann nicht immer dabei sein. Sonst Ja, man hat ja auch mehr zu thun Glauben Sie mir mur, liebe Frau Braune, ich kann es auch nicht mitansehen, wie die Tiere so geschunden werden." Fast tröstend, wortlos vor Erregung, umfaßte Frau Braune feine Hand mit ihren Fingern und schüttelte sie zum Abschied. Als der Maurermeister den Bauplay betrat, tamen die Kutscher  auf ihn zu und verlangten Bohlen. Sie wollten ihre Pferde nicht mehr so quälen und schinden in dem weichen Sand. Sie können auch nicht vorwärts und könnten nicht bis zum Ersten den Boden weggeschafft haben.

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Ach, macht doch keenen Unsinn!" meinte der Maurermeister," is et so lange jejangen, triegt Ihr et ooch fertig."

Er ging nach einem andern Bau. Die Männer schwitzten beim Hinausschieben der vollen Wagen. Der Lärm hörte nicht auf, und als Frau Braune endlich einmal wieder des Maurermeisters habhaft werden konnte, sagte er:

" Ja, Sie sehn ja, was das mußt, wenn man den Leuten was fagt. Die haben kein Mitgefühl."

Und Frau Braune schüttelte traurig und entrüstet den Stopf.

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c. Chinesische   Ladenschilder. Ein China  - Reisender schildert im Novemberheft der Westminster Review", wie die Chinesen ihre Waren anzupreisen pflegen. Die Ladenschilder in Peking   gehören zu den merkwürdigsten Eindrücken; sie zeigen eine seltsame Mischung bon Dichtung und Reklame. So liest man z. B.:" Theeladen der himmlischen Principien"," Das Gute   und Gerechte dem Himmel ge­mäß"," Der ehrliche Feder- Laden von Li"," Das Stahl- Geschäft zur pockennarbigen Kinnlade", und ein Del- und Weingeschäft ist die " Nachbarschaft der vollkommensten Schönheit". Eine Opiumhöhle wird genannt" Zum dreimal Rechtschaffenen" und ein Restaurant führt den Titel Der Hammelfleisch- Laden der Morgendämmerung." Völkerkunde.

b. Die Mitfühlenden. Die Frau des Rentiers Braune war von einer Reise zurückgekommen und stand mum an den Fenstern ihres Speisezimmers. In die Stille ihrer Straße tönte ein Lärm, den sie nicht gewöhnt war. Auf der anderen Seite hatte jahrelang das Feld brach gelegen, und doch schien es nicht werlos, da es von einem dichten Drahtzaun umgeben war. Dort arbeitete jegt eine ganze Schar Menschen.. Bisher hatten mir die Kinder in den hellen, dürr bewachsenen Sandboden Löcher gewühlt, die sie mit Sandmauern und Gräben umgaben. Heute aber hoben große Männer den Sand aus. Nicht nur an einzelnen Stellen. Die ganze Oberfläche des kg. Die Tättowierungen der Samoaner. In Grundstücks wühlten sie um. Von dem Unkraut war nichts mehr zu dem letzten Heft des" Internationalen Archivs für Ethno­sehen. Nur das weißliche Gelb des schon lange in der Somme graphie" veröffentlicht W. v. Bülow einige wertvolle Beiträge liegenden Sandes und das dunklere des feuchten, eben bloßgelegten zur Ethnographie der Samtoa- Inseln. Ein wichtiges Kapitel Grindes beherrschte den Platz. In einer Ecke waren mit grauem im Leben der Samoaner ist die Tättowierung. Der Mörtel bespritzte Baugerüste aufgeschichtet. Bald würden also auch Tättowierer" ist eine der angesehensten Gestalten in der Hierarchie hier die Mauern aus der Erde wachsen. der samoanischen Kasten. Die Ausübung seiner Kunst ist auf be­Frau Braune sah interessiert zu, wie mehrere der Männer im stimmte Familien beschränkt, die ihre verschiedenen Geschäftsnamen Hintergrund des Feldes einen Wagen mit Sand beluden. In gleich- führen. Das Tättowieren ist daneben auch ein einträgliches Geschäft. mäßigem Taft stießen die Spaten in die lockere Erde und fuhren Für die Tättoivierung eines jungen Mannes erhält der Tättowier über den Rand des Wagens mit dem, was sie aus der Erde gerissen. Stünstler cine der feinen handgeflochtenen Matten, die den Göttern So wenig das schien der Wagen füllte sich doch zusehends bei geheiligt find, als Opfer, und während der Arbeit schlachtet man ihm dem rastlosen, raschen Auf und Nieder der Arme. und seinen Gehilfen täglich ein Schwein oder mehrere Hühner zur Verpflegung. Der Tättowierer, der während seiner Thätigkeit, ebenso wie der Zimmermann, der Hausbauer oder Fischer bei den Samo­anern als Priester der Götter fungiert, nimmt selbst Opfergaben in Empfang. Gewöhnlich befassen sich die Tätiowierer gleichzeitig mit

Als ihn ein kleiner Hügel Sand krönte, faßte der eine der Männer die Zügel der Pferde und, die Peitsche über dem Kopfe schwingend, trieb er die Pferde mit Hüo!" an.

Einen kleinen Rud tamen sie wohl vorwärts. Aber die Räder mußten sich wohl zu tief in den lockeren Boden eingewühlt haben der Heilung von Strankheiten. Die Farbe, die sie zur Tättowierung die Pferde rissen vorwärts nach rechts nach links hinüber der Wagen blieb auf der Stelle stehen.

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brauchen, bereiten sie selbst aus dem Ruß von verbrannten Früchten, der mit Wasser vermischt wird. Ihr hauptsächlichstes Handwerkzeug Frau Branne war erschreckt zusammengefahren bei dem Geschrei besteht aus einem Halter oder Schaft von sehr leichtem Holz, an der Männer, dem Getrampel der Perde und dem Geraffel der den ein Blatt aus Schildkrötenschale mit Fasern einer Kotusmuß Wagenketten. Wie grob die Männer mit den Tieren umgingen! angebunden ist. An diesem Blatt ist der Kanum befestigt, ein drei Was für eine Leistung sie von den armen Geschöpfen verlangten! Centimeter breites, plattgeschliffenes und feingezähntes Stück eines