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gebieterisch fordern müssen; denn es ist kein fruchtbareres Gelände der Zuchthausvorlage, so schnell er tamn, zu der Koalitionsfreiheit. für solche Bemühungen zu denken, als das Heldenepos vom Arbeits- Die Litteratur der Colportagehefte glaubt mehr mit Bebel als mit willigen, das auch unter dem Namen der Posadowsky- Grunertschen Stunum zu verdienen. Die Zuchthansvorlage ist vollends gerichtet, Denkschrift zur Zuchthausvorlage im Volle bekannt und beliebt ist. Seitdem fie sogar den Kredit bei den Verlegern von Volkspoesie der Zum erstenmale hat in diesem socialen Gedicht die Poesie des Aborts Scharfrichter Krauts- Richtung verloren. Es läßt sich kaum vorstellen, daß amtliche Würdigung gefunden. Kann man sich eine schönere, den der Graf Posadowsky und seine Helferunter dem zerschmetternden Eindruck Scharffium mehr ansprechende Aufgabe für junge Germanisten denken, dieser litterarischen Revolution bei der bevorstehenden zweiten Be als die Verfasser dieser meist anonym veröffentlichten tiefinnerlichen ratung der Buchthausvorlage es noch wagen werden, ihr Geschöpf Schöpfungen durch Stilprüfung zu ermitteln und damit den Namen- anzuerkennen. Sollten sie nicht so viel Einsicht befigen, wie unser losen und Unbekannten, deren Bedeutung erst durch die kunft Münchener Berleger und im kritischen Augenblick umkehren? verständige Regierung entdeckt worden ist, zu Professortiteln und Schillerpreisen zu verhelfen?
Man sucht seit langem nach einem starken Mann, der fähig wäre, den Staat aus den Wirren der Gegenwart mit sicherer Hand Aber noch in einer anderen Richtung verdient die Dentschrift herauszuführen. Der Mann ist gefunden. Wer wäre so geeignet für die Litteraturforscher die höchste Aufmerksamkeit. Die ganze für diesen Posten als der Verleger des toten Streitbrecher und tünstlerische Produktion des nächsten Jahrhunderts würde wissen- wiedergeborenen Streifbruch- Romans! Dieser Mensch hat die geniale schaftlich unverständlich bleiben, wenn man nicht die ebenso tief- wie Witterung für die Geschäftslage der Zeit, er weiß, wann es geraten weitgreifenden Anregungen würdigt, die das Wert allbefruchtend ist, einzulenken, und er besitzt die Entschlossenheit, zur rechten Stunde ausgeübt hat. Ja, die vielleicht schönste und großartigste litterarische mit der fünften Lieferung abzubrechen und revolutionär einen neuen Revolution des 19. Jahrhunderts, eine bewunderungswürdige Umkehr Strumpf anzufangen. Er ist der gerade Gegensatz unserer Sammel-, ans Nacht zum Licht, steht in unmittelbarem- Zusammenhang mit Berjumpfungs- und Fortivurstelpolitiker. demi hohen Liede von den Arbeitswilligen.
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Der Münchener Verleger werde unser Reichskanzler und mit Ein Münchener Verleger war durch die Denkschrift zur Zucht- dem einfachsten Mittel. würde er sofort dem Jammer unserer Zu Hausvorlage augeregt worden, die edle Gestalt eines Arbeitsivilligen stände ein Ende machen, den Widerspruch zwischen Volkswillen und zum Helden eines Romanes zu machen und so auf dem Wege der Regierungsmeinung mit einem Schlage lösen! Er würde mit einigen Colportage die erhabenen Ideen des Grafen Posadowsky in den redaktionellen Aenderungen alle die fulturfeindlichen Gesetze in ihr widerspänstigen Köpfen der Arbeiter zur Anerkennung zu bringen. Gegenteil umschreiben lassen, aus der Zuchthausvorlage einen Und es begann zu erscheinen in blutroten Groschenheften Der Streitschug Entwurf, aus dem Flottenplan ein Abrüstungsprojekt Streitbrecher. Socialer Roman aus der Gegenwart von Ostar gestalten. Linden. Das grelle Titelbild zeigte zwei aufrecht stehende und Unsere heutigen Beute an der Spize aber werden leider nicht schon einen am Boden liegenden Arbeiter, sowie eine Lokomotive, und bei der fünften Lieferung vernünftig. Sie geben noch die sechste, jedes in der Märchenstimmung der Denkschrift gereifte Gemüt die hundertste, die tausendste heraus, obwohl niemand die Geschichte mußte das Bild dahin deuten, daß die beiden Aufrechten, zwei mag, und sie werden nicht eher umkehren, als bis der Betrieb im ruchlose Streitbrüder und Terroristen, beabsichtigten, den groß- Bankrott zwangsweise eingestellt wird.- Jog herzigen und edelmütigen Arbeitswilligen vor die Lokomotive zu wverjen.
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Kleines Feuilleton.
Der Roman, im feinsten Oestreicher- Dentsch hingezaubert, schien zu halten, was das Titelbild versprach. Er war eine Verherrlichung des patriarchalischen Regiments, der Versöhnung von Kapital und Arbeit, und man durfte mit froher Spannung erwarten, daß am g. Die Wohlthäterin. Na Hahnelen, so eilig? Wohin Schluß, nach ungezählten Verbrechen und haarsträubenden Greueln, denn?" unter dem Segen der Gesez gewordenen Zuchthausvorlage sich in Die Angerufene fuhr zufammen und Hemmte unwillkürlich den bengalischer Beleuchtung der stets arbeitswillige Streitbrecher zur Schritt. Sie war ein leines verhuzeltes Weibchen, alt und gebückt Belohnung für seine gute Gesinnung mit der bildschönen, tugend- und mit einem Zug stillen Grams um den welken Mund:" Zur haften und herzvollen Tochter des Unternehmers vermählen würde, Stibbede", und dann nach einem tiefen Atemholen, als tofte ihr um, in einem legten rofenfarbenen Ausblick, als glücklicher Bater einer das, was sie sagen wollte, eine gewisse Ueberwindung: Sch neuen Generation von Arbeitswilligen, die infolge der Zuchthaus - ich habe de Hausreinigung jefriegt... da... in de Villa. Aber Vorlage durch keine terroristischen Schandthaten mehr bedrängt nu wer' ch man loofen." Mit einem furzen Gruß eilte sie weiter. werden, in ahnender Verheißung zu erscheinen. Die beiden Frauen sahen ihr nach, die Aeltere schüttelte den Kopf:" Jott nee, die Hahneken. ... nee, ich sage... nu ooch noch dett Unjlück!" " Is denn ihr Mann nu wirklich blind?" Janz blind... sieht jarnischt mehr, sigt bloß hintern Ofen und dröselt vor sich hin. Jott nee, und wenn man so denkt: erst Haus und Hof, un mu muß se schauern jehn."
Indessen es tam anders. Fünf Hefte dieses zeitgemäßen Romans waren erschienen, schon hob sich die herrliche Gestalt des Streik brechers in rührender, überwältigender Seelengröße von dem Hinter grunde grauenhafter Streiftenfeleien immer gewaltiger ab- da versiegte plöglich der Strom des Kunstwerks. Eine jener elenden Kleinigkeiten, wie sie so oft die stolzesten Pläne der Menschen jäh lings knicken, hatte sich dem Unternehmen entgegengestellt. Es ist bitter zu sagen, aber es muß ausgesprochen werden: Die weitere Verarbeitung der Dentschrift als Hintertreppenroman scheiterte an dem jämmerlichen Umstand, daß kein Geschäft mit der Meisterschöpfung zu machen war. Nach fünf Heften wollte niemand mehr die Zuchthausvorlage in Lieferungen lesen.
„ Schulzens Frundstück oben an't Feld, dett war ihre auch? Wie fam'n das eijentlich? War'n doch fleißige Leute."
" Jott, wie dett kommt, Bergern, wie sowat allens kommt. Erst der Hagel und denn de Seuche, damals vor zwee Jahren. Vier Kühe fielen ihnen an eenen Dag. Versichert waren se nich, un der Mann immer frank, na, un da haben se denn' n Kopp verloren, un et jing drunter und drüber. Aber daß dett nu ooch noch hat kommen müssen mit seine Oogen! Bis jetzt hat er doch noch immer uff Arbeet fahren können nach Berlin , nu sigen se janz da und was wird's Ende sein?' s Armenhaus."
Jott, wer nimmt denn die überhaupt noch? So' ne olle Frau, die nich mehr derbe zujreifen kann, dett is doch for unse Bauern nischt. Bloß de Stibbecken is natürlich wieder de Jutherzige un jiebt ihr Arbeet. Ja, die Stibbecke is' ne brave Frau."
Da entschloß sich der Verleger zu einer That, die in der Geschichte für alle Zeiten als ein Vorbild menschlicher Besserungsfähigfeit fortleben wird. Er nahm sich einen neuen Dichter oder gab doch seinem alten einen neuen Namen, und nun erschien abermals das erste Heft eines epochemachenden Dichtwerks. Der Umschlag Sie schwiegen beide, eine Weile hörte man nichts als den Wind, hatte noch dieselbe Röte und dieselbe Zeichnung, aber über den zwei der sausend durch die kahlen Bäume der Dorfstraße fuhr, dann stehenden, dem einen liegenden Arbeiter und der fahrenden Lokomotive fagte die junge Frau:„ Bei Bauer Schnorr hat se jestern um stand jetzt ein gründlich bekehrter Titel: Streifbruch!" oder Arbeet anjefragt die Hahneken mein' ich. Er hat se aber nich der Sieg der Arbeit. Socialistischer Roman aus der Gegenwart von jenommen." Rolf Eichenroth. Wer jetzt einen Blick in den Roman warf, der entdeckte zwar denselben Stil, dieselben Verbrechen, dasselbe Maß von Leidenschaft, Liebe und Tugend, aber die Tendenz hatte sich in das Gegenteil gewendet, und die frühere Titelzeichnung hatte einen neuen Sinn erhalten. Die beiden aufrechten Arbeiter sind nun augenscheinlich zwei Streifbrecher und Kapitalspizzel, die den schnöden Plan natürlich vergeblich! auszuführen suchen, den tapferen Arbeiterführer, der am Boden liegt, auf Geheiß des Fabrikanten vor die Lokomotive zu werfen. Nicht mehr wird in diesen umgedrehten Poesielieferungen Posadowskys Werk verklärt, sondern der Verleger und der Verfasser sind mit einem tühnen Sprung in das socialistische Lager gesprungen, freilich in ein fabelsocialistisches Lager, wo alle Unternehmer zum mindesten als dreifache Muttermörder, berufsmäßige Mädchenschänder und fortgefezte Meineidsleister erscheinen, und wo die arbeitswilligen Streitbrecher schenfälige, von der Hölle selbst erzeugte Kreaturen find.
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Die Niederlage, die unserer Regierung in der ersten Lesung der Buchthausvorlage vor dem Reichstag zugefügt ward, scheint geringfügig und leicht zu verschmerzen im Vergleich zu dieser Flucht der Kunst und des Geschäfts von den Streitbrechern zu den Streit brüdern. Posadowskys Weisheit rentiert nicht, sie vermag nicht, die fünfte Lieferung zu überleben. Und ein Kluger Mann rettet sich von
" Is se ooch! Haben Se's jelesen ins Kreisblatt?' n Amtsvorsteher hat Se 50 Mart jeschickt for unse Armen un zu det neie Kaiserdenkmal jiebt Se sojar 50 Dahler."
" Ja der Paster sal ooch gesagt haben: De Stibbeden is ne rechte Wohlthäterin for unser Dorf. Aber ihr Seliger war ja ooch schon so. Und nu machen wir woll, dett wir an unse Arbeet tommen."
Die Hahnele hatte unterdessen ihr Ziel erreicht; eine hübsche zweistöckige Villa, die sich in ihrer modischen Eleganz von den übrigen Dorfhäusern abhob. Vor der Hausthür blieb sie stehen, als fcheue fie fich doch noch einzutreten. Der Herbstwind, der vom Felde herunterfuhr, peitschte ihr die grauen Haarsträhnen ins Gesicht. Sie schauerte zusammen, mit einem tiefen Seufzer drückte sie die Thür auf und trat ein.
Die Familie war in der Küche beim Frühkaffee. An dem langen Brettertisch, der sich quer durch den Raum zog, saßen die Kinder und tanten mit vollen Backen; die Bänerin stand am Herde und goß noch dampfendes Wasser in die blausemusterte Kaffeekanne.