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Durch das schwarzgeräucherte Thor kamen noch mehr Frauen und Kinder, die sich zu den andern in die Reihe stellten. Als letzter kam ein älterer Mann. Die Frauen begrüßten ihn: Na, Vater Schubert, immer noch frisch?"

den bloßen täglichen Veränderungen der menschlichen Thätigkeit eine wagen, Greise mit schwärzlichen Säcken in der Hand, Kinder neben ftete Gebietsverschiebung der gesamten Tierwelt, der ganzen leben- rob gefügten Kisten, die auf verbogene Räder gesetzt waren, und den Natur vollziehen. An den Vögeln find diese Umwälzungen in einzelne Dienstmädchen mit geschwollenen Händen. Sie Sprachen sofern leicht zu konstatiren, weil diese Tiere leicht zu beobachten und alle gedämpft. Die Kinder, die mit ihren Karren spielen wollten ihrer Artenzahl nach weder zu reich noch zu arm find, als daß eine und laut lachten, wurden von den Frauen zur Ruhe gewiesen: Kontrolle über sie zu schwierig oder ergebnislos wäre. In Däne - Könnt Ihr denn gar nicht hören? Ihr wißt doch Ihr seid hier mark sind z. B. nach einer jüngst veröffentlichten Zusammenstellung vor dem Verwaltungsgebäude... Erzürnt nicht die Buchhalter!.. von Herluf Winge im Laufe des 19. Jahrhunderts gegen Hier ist nicht die Straße!... Nein, diese unvernünftigen Bälger!" 300 Vogelarten beobachtet worden. Von diesen sind je- Und sie lächelten über die Dreistigkeit der Kinder. doch nur 225 regelmäßige Bewohner oder Gäste des Dann sahen sie wieder nach den Coakshügeln, die zwischen den Landes, die übrigen 75 find feltene Passanten. In beiden gewaltigen Gasbehältern lagen. Von den langgestreckten Deutschland dürften die entsprechenden Zahlen nicht nennens- Rösthallen wehte der Dampf darüber hin, so daß die Männer, die wert größer sein. Es ist aber anzunehmen, daß bereits eine große einer hinter dem andern, Karren voll Coats auf die Hügel hinauf­Zahl von Vögeln im westlichen Mitteleuropa dem kulturellen Auf- schoben, wie in weißen Wolken dahinkeuchten. schwung des Menschen hat weichen müssen. Sicher gehört auch die Mehrzahl der 75 seltenen Passanten, die in Dänemark gesehen worden find, zu der Gruppe von Vögeln, die ehemals in jenem Lande heimisch, nun aber durch den Menschen verdrängt worden sind. Die Lichtung und Ausrodung der Wälder ist wohl am meisten an dem Seltemverden vieler Vögel schuld. Möglicherweise hat die Abnahme mancher Vogelarten auch weiterhin einen Einfluß auf die übrige Natur. Die Vögel find allerdings mehr an andere Lebewesen ge­bunden, als diese von ihnen abhängen. Einige dienen jedoch Er schmunzelte und schleppte sich mit seinem Tragekorb weiter: anderen Tieren zur Nahrung, sodann tragen die Vögel Ach je ja, unsereens macht noch Wize. Un dabei.. un dabei is viel zur Verbreitung von Pflanzen bei, und viele der man gerade so ausgelangt, wie det schwarze Zeugs, det da liegt. letteren, besonders besonders Wassergewächse haben sich an diesen Er machte eine Handbewegung nach dem Coatshügel. Noch Modus, ihr Gebiet zu vergrößern, angepaßt. Ob aber feene sechzig, un schon schief un krumm von det Stehn uff't Gerüste bisher schon eine Pflanzenart verschwunden ist, weil bestimmte in Regen und Wind." Lachend fügte er hinzu: Aber deswegen man Vögel verdrängt worden sind, ist wohl noch nicht bekannt geworden. immer noch frisch! Ja, Se foll'n mal sehn, Löfflern, wie id Ihnen Jedenfalls sind die Wechselbeziehungen unserer Vögel zu anderen heute wieder Ihren Sack uff meinen Korb nehme." Lebewesen nicht entfernt so innig wie in vielen heißen Gegenden. Det lassen Se man lieber Se wissen doch, neilich wurde Dort stehen ja viele Vögel in demselben Wechselverhältnisse zu den Ihnen voch mit eenmal so schwindlich. Blütenpflanzen wie sonst allgemein die Insekten. Die Vögel laben Ih id bin wieder janz frisch." sich an dem Nektar der Blumen und übertragen den Blütenstaub, der ihnen bei ihrem Mahle an den Federn hängen bleibt, auf die die Frau. Narben anderer Pflanzen. Hier find die Vögel und die Blumen in vielen Fällen in ihrer Existenz so eng mit einander verknüpft, daß

" Immer noch frisch und heiratsluftig!" antwortete er vergnügt und zivinterte mit den Augen. Wie wär't denn mit uns, Mutter Brunow?" Damit blieb er vor einer schmächtigen Frau stehen. Sie sah verlegen zu ihm auf.

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Na, nehmen Se sich lieber in Acht... det Wetter.." mahnte

Aber als der Coats in die Wagen und Säcke rollte, half er den Frauen doch beim Aufladen und Fortschaffen der Bürde. Viele wehrten ihmi; er solle sich schonen. Doch er fonnte es nicht unter­lassen, den Galanten zu machen. Als die Löfflern ihr Teil zuge­messen bekam, war er schon hochrot vor Anstrengung. Sie wollte nicht, daß er ihren Sack sich noch aufbürde.

Nee, nee; Löfflern, Sie sind zu schwach for so' ne Buckelei. Lassen Se man, id bin an so wat jewohnt." Und er schritt luftig vorauf.

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Musik.

So standen fie eine ganze Zeit lang still und ruhig in der falten Luft, die ab und zu einzelne Tropfen auf die Erde das Verschwinden der einen Art auch den Untergang der anderen streute. Endlich kam der Aufseher. In die bleichen Gesichter fehrte nach sich zieht. Denn eine bestimmte Pflanze hat sich hier mitunter wieder Leben. Die ganze Reihe folgte ihm nach dem Coatshügel, in der Form ihrer Blütenbildung so sehr än die Eigenheiten einer wo jedem sein Maß zugemessen wurde. Vater Schubert murrte Vogelart angepaßt, daß ihr Nektar nur von dieser geholt unterwegs:" Da hat man wieder kalte Beene gekriegt. Da soll und auch der Blütenstaub nur von ihr aufgenommen werden man sich nu wat zum Feuern, wat zum Wärmen holen, um bringt fann. Die Anpaftungserscheinungen sind dabei ebenso ingenios wie denn so' ne Eistälte mit nach Hause." intereffant. Es ist dies ohne Zweifel ein Gebiet, aus dem noch manches Naturwvunder bekannt werden wird. Jüngst hat G. v. Lager heim seine Beobachtungen über die Bestäubungseinrichtungen von Brachyotum ledifolium"(., Botaniska Notiser", 1899 S. 105-122) veröffentlicht. Bei diesem kleinen südamerikanischen Stranch, der in der Gegend von Quito wächst, sind die Anpassungserscheinungen ebenfalls sehr frappant. Diese Pflanze steht in Wechselbeziehung mit zwei Kolibriarten, doch lockt sie diese nicht etwa durch ihren Nektar, sondern durch die Insekten an, die sich in ihren Blüten finden. Natürlich müffen müssen diese Kerbtiere zuerst durch den Bis vor das Verwaltungsgebäude ging es. Da wurden ihm Honig angelockt werden, doch sie sind nicht die Vermittler die Beine schwer. Er taumelte und ließ sich auf die Ballustrade der der Befruchtung, sondern fie find, nachdem fie durch Treppe finken. Mit müdem Gesicht, wie vergebens nach Luft ringend den Nektar geködert find, ihrerseits der Köder sagte er noch:" Ach.. Du. für die Vögel. Der Strauch stellt seine schwefelgelben Dann fiel er der schreienden Löfflern in die Arme. Blüten mit roten Kelchen an der Spitze der Zweige offen zur Schau. Der herbeifliegende Bogel hält sich schwebend unter einer Blume, steckt seinen Schnabel in die kleine runde Oeffnung der Blumenkrone Das älteste deutsche Saiteninstrument, dem und holt damit die Insekten hervor, die an den Honigdrüsen figen. man ein Alter von 1200-1800 Jahren zuschreiben kann, und das Dabei trifft der Schnabel des Vogels an den Staubbeutel und dieser sich bis heute erhalten hat, befindet sich im Berliner Museum für spritzt eine Wolke von Blütenstaub aus sich hervor, der an den kleinen Völkerkunde und wird in der Zeitschrift Der deutsche Instrumenten­Federn des Vogelschnabels hängen bleibt. Die Narbe, die aus der bau" näher beschrieben. Das feltene Stück, vielleicht ein Unikum, Deffnung der Blüte hervorschaut, erhält schon bei der Ankunft des ist aus den Ausgrabungen der Alemannengräber von Oberflacht bei Vogels eine Dofis Blütenstaub, mit dem die kleinen Schnabelfedern Tuttlingen in das Museum gelangt. Diese Gräber enthielten reiche des Vogels schon von einer anderen Pflanze bedacht worden sind. Beigaben, darunter auch das Saiteninstrument, das etwa einer Lyra Daß der Strauch keine anderen Tiere anlocken will, geht gleicht und die Gestalt eines Stiefeltnechts hat. Der flache Körper aus der Form feiner Blüten hervor. Die enge Deffuning, ist ausgehöhlt, ein Deckel aufgeleimt, und das zwischen den Schenkeln die Hur den dünnen Schnabel eines Vogels durchläßt, oben angebrachte Querstück hat sechs Löcher, durch welche die Saiten macht den Zutritt für Bienen und Hummeln unmöglich. gingen. Das Gräberfeld von Oberflächt gehört dem 5.- 7. Jahr­Es fehlt ferner eine trittbrettartige Einrichtung, die es hundert an. Aeltere Saiteninstrumente, die sich bis auf unsere Tage ers manchen Vögeln allein ermöglichen würde, an die Blüte heran- halten haben, sind nicht bekannt. zukommen. Kurzum, es war für die Pflanze ohne Zweifel eine Tange Reihe von Formenänderungen nötig, che sie diese Vor­richtungen erwarb, die doch schließlich alle darauf hinauslaufen, ihr Schicksal möglichst mit dem der beiden Kolibri- Arten zu verbinden. Durch das Aussterben der beiden Kolibri- Arten würde also wahr scheinlich die Vermehrung und damit die Existenz des Strauches auf gehoben. Und das Aussterben des Strauches würde wieder den Insekten verhängnisvoll, die von seinem Nektar leben. Was für eine Sette von Wechselbeziehungen mag die sämtlichen Lebetvejen der Erde verbinden! Kein Glied darf aus dieser langen und verschlungenen Kette genommen werden, ohne daß dadurch die weitgehendsten Verschiebungen und Veränderungen in der Natur eintreten würden.

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Archäologisches.

c. Ein in Tunis entdecktes römisches Mosait. pflaster. In Oglet- Atha, 70 Kilometer südöstlich von Sfag in Tunis hat man auf einer Anhöhe in einer Tiefe von 1-1,50 Meter die Neste eines großen Pachthofes oder einer Villa aus römischer Zeit entdeckt. Die Ausgrabungen, über die Gauckler in dem soeben erschienenen Bulletin Archéologique " berichtet, werden von Dubois fortgesetzt, aber haben schon jetzt zu interessanten Ergebnissen ge= führt. Bemerkenswert ist vor allem das dabei aufgefundene Mosait­pflaster eines großen Saales, vielleicht eines Atrium. Die Schwelle und das Gemälde, an das sich ein geometrisches Motiv anschließt, werden von derselben Umrahmung umschlossen. Nach dem Stil der Ausführung gehört das Mosaik etwa in die Mitte des 2. Jahrhunderts. Die Schwelle ist mit Rautenmustern geschmückt, die in ein Rechteck st. Coaks. Vom Pförtnerhaus bis dicht am Verwaltungs- eingezeichnet sind. Das Gemälde, das nur verstümmelt erhalten ist, gebäude der Gasanstalt standen sie in einer Reihe: Frauen in alten, stellt eine e Biagd auf Gazellen dar. Der Schauplay ist abgenugten Umschlagetüchern, vor sich einen gebrechlichen Kinder- leine weite Ebene mit Olivenbäumen, hoch gewachsenen Cypreffen,

Kleines Feuilleton.