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tomme."

tonnten.

Wir

Fräulein Falbe froh;" jekt solltest Du gleich zu mir heim- Johann Strauß Sohn hatte den heute bekannten Walzer ganz gehen. Die Uhr ist schon über fünf; ich höre, man läutet rasch nach dessen Entstehung als ein schöpferischer Erweiterer der in den Kirchen, ich komme dann gleich nach. Christian ist Form vollendet. Er wollte anscheinend ebenso schöpferisch die deutsche daheim, es ist schön und warm dort, sage ihm, daß ich gleich Spieloper regenerieren und vollenden. Was es war, das ihn hier nicht so wie dort zum Letzten gelangen ließ, das will uns jenes Büchlein zeigen; aber auch dieses Bemühen scheint uns nur halb Damit eilte fie fort; sie war so glücklich, daß sie bei- gelungen. Zunächst wird, wie es ohne weiteres richtig ist, das Aus­nahe lief. bleiben eines genügend hochstehenden Textbuches beklagt, des Ton­Aber Floh ging langsam der Stadt zu, indem sie sich genialen Substrates", auf den sein meisterhaftes Können erst so soviel als möglich im Schatten hielt. Um nach der recht hätte leisten können, was ohne eine solche Grund­Arche zu kommen, mußte sie indessen den feineren Teil der lage nun einmal unmöglich blieb. Weiterhin werden wir Stadt passieren, wo die Gaslaternen zahlreicher waren, aufmerksam gemacht auf die Natur des absoluten" Mufikers, der und wo außerdem die Läden heute abend strahlten, was sie ja Strauß gewesen sei, und der nun einmal vom dramatischen" Musiker unterschieden werden müsse. War dies wirklich so? lesen hier Notenbeispiele aus Strauß' Operetten, die in ihrer Aus­Deshalb machte sie einen Umweg durch die Anlagen brudsmacht dem entschieden widersprechen. Da scheint es doch, als und kam dicht an der Kirche vorbei. Eine der Seitenthüren müsse der Gegensatz anders gefaßt werden. Straußische Tänze sind, stand offen, sie bekam eine besondere Lust, schlüpfte hinein so meisterhaft und kunstvoll auch ihr Bau ist, doch als Natur­und setzte sich auf eine Bank neben einen der großen tänze geschrieben, als eine Mufit, die nicht lediglich mit der Pfeiler. Gehörsanschauung aufgefaßt werden, sondern die Seele und den Wer uns dazu Leib zu bacchantischem Sturm mitreißen will. bringt, ist Künstler und ist Herrscher über eine eigene Welt; mur daß er ein anderes Künstlertum giebt, eine andere Welt be­Herrscht, als das Künstlertum und die Welt der Musik, die lediglich künstlerisches Bilden und tünstlerisches Vor­stellen geben will. Der Gegensatz ist hier nicht der des absoluten und des dramatischen Musikers, sondern vielmehr der des relativen Künstlers in einem guten Sinn des Wortes, des Königs unferer Herzen und Leiber einerseits, und der des absoluten Künstlers, des Königs unserer reinen, existenzvergessenen Anschauungen andererseits. Das war ein Mozart, das war ein Chopin durchweg; das ahnte Strauß zu werden, und das würde er nicht nur zum Teil, wie in der That, sondern durchaus geworden sein, wäre nicht jenes König­tum der Herzen und der Leiber so übermächtig gewesen. Realunion" beider Königreiche, wie sie jetzt in feinen Operetten durchgeführt ist, blieb ein halb und Halb.

Am Anfang war sie stark betäubt von dem starken Ton der Glocken, welche im Zurme läuteten. Aber als sie sich an den Ton gewöhnt, war es, als ob sie sich darin ausruhte und in dem großen, mächtigen Klang, der in dem hohen Gewölbe hin und her wogte, mitschwang.

Hinten bei der Kanzel saßen ein paar Scheuerfrauen, sie Hatten Licht auf dem Boden, welches sie von Zeit zu Zeit verrückten, und oben in dem Chor stand eine Laterne, welche die Leute, die den Heizungsapparat verfahen, vor sich hin­gesezt hatten.

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Floh war lange nicht in der Kirche gewesen, und es er griff sie wunderbar, die Stätte in dem unsicheren Halbdunkel und bei dem festlichen Klang der anschlagenden Kirchenglocken wiederzusehen.

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Vor einer Stunde hatte sie keinen anderen Gedanken ge­habt, als sich etwas zum Essen- oder vielmehr zum Trinken zu beschaffen. Denn sie hatte mehrere Wochen gehungert wie derjenige hungert, der ein bischen Brot oder gesalzenen Fisch ist, wenn ers gerade hat, und im übrigen sein Leben mit Bier und Branntwein erhält.

Heute hatte sie weder Naß noch Trocken angerührt; aber jekt war das vergessen, es war eigentlich bei dem ersten Wort vergessen, das Fräulein Falbe sprach.

Daß es noch einen Menschen gab, der mit ihr sprechen mochte! ( Fortsetzung folgt.)

Johann Strank.

Es war am 3. Juni 1899, da sollte im Wiener Volksgarten ein Konzert zum Besten des Strauß- Lanner- Denkmals stattfinden. Vor dem Beginn teilt Ed. Kremser dem zahlreichen Publikum mit, daß um 4 1hr nachmittags der Walzerkönig Johann Strauß gestorben ist. Unter tiefer Ergriffenheit aller Anwesenden intonierte die Stapelle ganz leise den Donanwalzer- es flang wie ein geheimnis­volles letztes Grüßen des Toten an feine Wiener ."

Eine

Wir hören weiter, daß Johann Strauß zu wenig litterarische Interessen besaß, um ein Textbuch nach seinem Werte zu würdigen, von einem schlechten sich fernzuhalten, von einem guten fich die Seele erfüllen zu laffen. Das ist wohl richtig, und spizige vermittelst trivialer Silbenschemata, an deren Stelle dann der Dichter Gerüchte von Straußens Art, auf fünftige Texte hin zu komponieren vernünftige Verse zu sehen hatte, mögen unwahr, aber nicht übel erfunden sein. Allein es scheint uns noch ein ganz tief sigender Punkt übersehen zu sein. Wer die Titel der gegen 500 nicht­dramatischen Werke durchsieht, wie sie im Anhang unseres Büchleins. verzeichnet sind, hat ein Stück Kulturgeschichte und Herzensgeographie vor sich. Begreiflich, daß( wie uns auch auf S. 41 bestätigt wird) die Benennung der einzelnen Stüde eine fast immer äußerliche Sache war. Ift da anzunehmen, daß der Meister beispielsweise einen Batriotenmarsch", ein, Slavenportpourri", einen Revolutionsmarsch", einen, Dividenden"-Walzer und so ins unbegrenzte weiter aus einer Ver­tiefung in das jeweilige geistige Motiv heraus geschaffen hätte? Er gehörte feinen Tonmotiven, und diese gehörten der ganzen Welt, ob fie num revolutionierte oder lustwandelte oder reiste oder Hof­ball tanzte oder weiß Gott was that

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Richard Wagner nannte unseren Strauß den musikalischesten Schädel, der ihm noch untergekommen". Das bestätigt jedes Prübchen feiner Partituren. Daß ihn Wagner nicht auch den wenigft dichte­rischen Kopf, der ihm noch untergekommen, genannt hat, ist be Das war 55 Jahre nach jenem Tage, an dem beim Dom- greiflich. Wagner fühlte die Verschiedenheit der beiden hier ge­meher" in dem damaligen Wiener Vorort Hiezing der neunzehn- meinten Welten zu sehr, als daß er daran ein kritisches Wort dieser jährige Sohn von Johann Strauß Bater trop väterlichen Gegen würde er sich kaum Mühe gegeben haben, noch eigens auseinander­Art verbraucht hätte. Und wenn er Procháskas Buch gelesen hätte, willens zum erstenmal vor der Oeffentlichkeit dirigierte. Zwischen diesen beiden Zeiten liegt eir Künstlerleben, innerlich und außerlich zusetzen, daß ein litterarischer Boden, auf dem man so falopp reich wie nicht bald ein anderes, specifisch wienerisch wie schreibt, auf dem man so salopp librettiert, nicht geeignet var, wohl feines wieder und dennoch zugleich specifisch international und aus Johann Strauß , dem Walzertönig, noch einen anderen König zu welteigen wie faum irgend eines. Üleber die großen und Kleinen machen. Züge, die es zusammensetzen, ist schon zu Lebzeiten des Gefeierten ohne genane Textbezeichnung- da ein Mädchen im Wienerwald, Procháslas Werkchen ist reich geschmückt mit Bildern aller Art, und dann erst recht nach seinem Tode so viel ins Publikum ge das Straußischen Weisen lauscht, dort Gestalten aus der Fleder­drungen, daß eine Wiederholung des Hauptsächlichen überflüssig wäre

und an Farben.

und seine Ergänzung durch reichliche Einzelheiten unseren Rahmen über- mans", dam wieder und wieder Porträts des Helden, zulegt das schreiten würde. Und nun ist auch ein Büchlein von Rudolph Frei- Bild des Toten im Sarg. Vor diesen geschlossenen Augen, vor diesem Herrn Prochaska erschienen( Berlin , Harmonie", 1900), das geschlossenen Künstlerdasein, rückblickend auf jene Welt von bunt zusammenstellt, was sich heute über das" Thema zusammenstellen wirbelndem Reichtum, verharrt der Beschauer still, nicht weh­ließ, und das jedenfalls ein Lebensbild entwirft, reich an Inhalt und so veseligend zusammengehalten war von einer Persönlichkeit, mütig- frohgemut vielmehr, daß all das Bunte doch so einheitlich Was uns angesichts dieses Bildes reizt, hier einige Zeit still- schiedensten bestand. Sie hat gezeigt, in welcher Weise die Kunſt deren eigenster Kern gerade in dieser Umspannung des Allerver­zuhalten und dem Meister einige späte Worte des Nachrufs zu widmen, und was uns als der interessanteste Ertrag jenes Büch- Gegenfäße einigen kann. Von tünftiger Menschengemeinschaft auf von fünftigem Bersinken Leins erscheint, ist weder die Aussicht, Lebens- und Opus- Daten Erden ist hier ein Vorbild gegeben zusammenzudrängen, noch auch die, jenes Singen und Klingen, deffen, was uns heute noch wider einander führt, unter der Macht Rauschen und Flüstern zum milliontenmal wiederzuerwecken, das sich von Kräften, die ims dereinst für immer so und noch viel enger gleichsam als eine auf der ganzen Erde latente Musik erhebt, sobald zusammenführen werden, wie uns auf leidvergessene Stunden schon ein halbwegs gebildetes Menschenkind an jene schier märchenhafte längst die Weisen eines Strauß zufammengeführt haben. Figur des großen Wieners erinnert wird. Es ist vielmehr der himmlisch frohe und doch so irdisch tragische Eindruck von einem Künstler, der längst Größtes geschaffen hatte und 311111 Jahrzehnte hindurch rang, noch weit Größeres, noch viel echter Künstlerisches zu schaffen, und es zum großen Teil erreichte, zum legten Teil unerreicht vor sich dabinschweben sah.

Kleines Feuilleton.

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SZ.

k. Eine Theatervorstellung in London vor 50 Jahren. Der Veteran der Londoner Theaterkritiker Clement Scott entwirft in feinem foeben erschienenen Buch Das Drama von aestern und