Anterhaltungsblatt des Vorwärts
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Nr. 7. sin sido Donnerstag, den 11. Januar.
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( Machorud verboten).
Das Weiberdorf.
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Roman aus der Eifel von Elara Viebig. Die Thür ging auf: ohne ein Herein abzuwarten, steckte Tina Pötsch den Kopf in die Stube. Schlau lächelnd sah sie sich um: Es dat Zeih net derhäm?"
Na!" Er sagte es ziemlich grob, fie tam ihm ungelegen, er hatte so viel nachzudenken.
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Wie ein Käschen schlich sie sich näher, ihre Augen funkelten. Es dat Beih met gemaach bis nao Manderscheid?" Woher wußte sie das? Er sah sie verwundert an. Sie sagte nichts, aber ihr Lächeln verriet sie. Aha, die hatte aufgepast!
Sie stand vor ihm, den Kopf zur Seite geneigt und blinzelte ihn an. Er konnte nicht umhin, sie hübsch zu finden; das helle Kopftuch stand ihr gut zu dem bräunlichen Gesicht, cinen Mund hatte sie, so rot wie eine Stirsche.
Wolltste ebbes vont Zeih?" fragte er viel freundlicher. „ Nä, von Eich," sagte sie feck, hob ihren Rock auf und frabbelte lange in der Tasche ihres Unterrocks. Dabei wandte fie feinen Blick von ihm und lächelte ihn an mit ihrem Kirschenmund.
Endlich brachte sie ein kleines Packetchen zum Vorschein, mit spigen Fingern wickelte sie die Zeitungspapierfetchen aus einander. Ein Schmuckstück war darin, ein vergoldetes Kreuzchen.
Sindi!" Sie legte es vor ihm hin und beugte sich zugleich über seine Schulter.s
Er nahm es prüfend in die Hand; das Kreuzchen war verbogen, unten ein Stück abgebrochen. Wat sollen ech dermit?"
„ Heil maachen?"
..Dat kann ech net."
Ojeh" sie lehnte sich von hinten her fest an ihn, vän dat zweifelt! Se faon, Ihr seid e su gescheidt, Ihr haot dat Talent, Ihr könnt ales maachen!"
Laoß mech gewärden", brummelte er.
Dat Pittche haot heit fei gud Schur"( feinen guten Tag), lachte sie.„ Schnauzt mech doch net e su ahf!" Sie griff über feine Schulter nach dem Kreuzchen und streifte dabei zart seine Wange. Kuckt, lao maacht Ihr ebbes Neies dran ivupptich, fu schnell wie gespauzt( gespuckt)!"
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" Dau Fladdiererin( Schmeichlerin)," schmunzelte er und strich ihr die Wange. Saog ehs, Mädche, von wem haste dat Kreuzchen? Von Deim Schatz?"
Nä, nä" sie that sehr verschämt Schatz. Ech sein eweil noch vill zo jong!"
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., cch haon tei
" Hm, hmm." Er betrachtete sie interessiert.„ On dän Thomas Laven no?" Er fniff sie augenzwinkernd in den Arm.
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Sie schlug ihn auf die Finger. Autsch! Bah. dän dommen Jong!" Sie warf die Lippen auf.„ Eweil es däu tveit weg, waaß Gott , wat dän micht! Et gitter aoch noch anmere haha!" Sie lachte hell und neigte sich ganz zu ihm hinüber..
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Dao haste rächt," stimmte er zu. Sie gefiel ihn immer besser, er begriff nicht, daß er nicht längst mit der Tina angebändelt hatte; so jung wie die, war keine von den andern - und Augen hatte sie! Da kam selbst die Zeih nicht gegen an. Die hier hatte brennende Zündhölzchen im Stopf, mit denen flackerte sie ihm ins Gesicht, als wollte sie sagen: Brenn Dich an, ich brenn schon lichterloh!"
" Dau Racker," sagte er, zog sie an sich und füßte sie mitten auf den Mund.
Sie erwiderte seinen Ruß und dann ticherte sie: De Rat es net 30 Haus, eweil haon de Mäus frei danzen! Dat Zeih!"
Dat Zeih," unterbrach er sie rauh; es schien, als wolle er das Mädchen von sich drängen.
Djeh" ticherte sie, dat Zeih werd sech auch schuns amefieren, dän Hähr waor e su onöwel net!" Sie sah ihn von der Seite an. Puh, maacht kein e su garschtig Bisasch - föß mech, sons fössen ech Dech!"
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Sie warf sich ihm an den Hals fo stürmisch, daß er, hintenüber auf einen Schemel fiel. Ihre brennenden Augen fahen ihm gierig ins Gesicht, ihre Lippen schimmerten blutrot über den spißigen Zähnchen. Sie faß auf seinem Schoß, ihre Arme umstridten ihn fester, fester. So
Das Kreuzchen lag am Boden, achtlos trat Linas Fuß darauf; der goldne Zierrat fnirschte unter dem nägelbeschlagenen Schuh. Sie achtete es nicht, sie hörte auch nicht das Huschen unterm Fenster und das Kraspeln auf der Schwelle.
Sebt öffnete sich die Thür spaltbreit, gerade weit genug, daß Tinas Ebenbild, Schwester Billa , den Kopf hereinstecken konnte. Ihre altflugen Kinderaugen fahen alles. Mit cinem Wutschrei fuhr Tina auf, Peter stand sehr betroffen. Dau sollst erunner fommen" Billa riß die Thür sperr angelbreit aufäwer tutswit( sogleich)!"
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Maach, dattste wegkömimst" schrie die andere und ballte die Faust.
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Bäh!" Billa streckte ihr die Zunge heraus und rannte dann fort mit Geschrei, den Weg zum Dorf hinunter.„ Ech waaß ebbes- helao, ech saon et, ech saon et!" Tina wie eine Furie hinterdrein.
Kreizgewieder!" Pittchen sah ihr verdußt nach; Hören und Gehen war ihm vergangen. Er schloß seine Thür. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, es war ihm sehr warm geworden.
Er hockte sich auf den Schemel und stüßte den Kopf in die Hand. Dat Zeih werd' sich doch schuns amesteren" jegt, wo er wieder zur Befinnung gekommen, war ihm der Gedanke ein Pfahl int Fleisch, er peinigte ihn. Wo war die Beih jezt? Was trieb sie?-
Da Kreizdunner!" fluchte er, schon wieder Klopfen! Ei, da kam die Mutter vom Hubertche selber, die junge Frau Steffes, die allein mit dem alten Großvater hauste, der Mann war unten in der Fabrik.
,, Ech haon als ons Hubertche geschickt" stammelte sie atemlos und setzte sich auf einen Schemel, wollt Ihr net konimen?" Gewiß, gewiß" versicherte er. Die Annemarie Steffes war eine hübsche Frau, feine von den Großen, aber munter und wohlgeformt wie eine Wachtel.
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.Et es pressant" sagte sie und legte die Hand auf die heftig wogende Brust; gelaufen mußte fie sein wie der Wind sie war hochrot und keuchte.
Und doch schien es ihr jetzt nicht zu eilen; behaglich sah sie sich um und musterte die armselige Stube. Dat Zeih es net zo Haus?" sagte sie dann.
Nä."
"
Et es nao Manderscheid?"
" Jao."
"
Duh lömmt et wohl erscht diesen Awend widder?" " Jao."
"
Jesses, on Dir haot niemand, dän Eich ebbes for zo äßen focht! Nä, su en Fra , läßt dän armen Mahn su allein!" Sie schlug die Hände zusammen:" Es et menschen mielich?!"
Er nickte, es that ihm wohl, bemitleidet zu werden, während seine Frau mit dem Reisenden durch den einsamen Wald fuhr. Ja, die Zeih, die ließ ihn schön im Stich- aber wart, das wollte er der eintränken!
Su en armen Mahn" rief die Steffes wieder, sie konnte sich gar nicht beruhigen. Aewer waart, ech duhn Eich ebbes schicken; oder Pittchen, wißt Ihr wat? Stommt bei ons, wir haon heit ebbes cxtra Feines Grombieren met Striewen on Kaabes( Kartoffeln mit ausgebratenem Speck und Kohl)!"
Das Wasser lief ihm im Munde zusammen, so gut hatte er lange nicht gegessen.
Kommt nor", sagte sie dringend und kam auf ihn zu. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und dann legte er den Arm um ihre Taille und zog ihre Gestalt an sich. Dat es net zo veraachten", seufzte er. Sie spitzte den Mund und lehnte sich an ihn. Danner Käs haon ech aoch noch derhäm!"
"
Donnerwetter, Dauner Käs! Er drückte ihr auf den Mund, daß es schallte. Sie füßte wieder schreckten auseinander.
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„ On des
einen Kuß
da fie