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Berlin , Bundesrat, 18. I. 00. 11.5 vnt. Specialdiskussion. Drei Paragraphen, deren Inhalt und Wortlaut brieflich nachgeliefert wird. Erbitten gleich Reden und Abstimmung für alle drei Paragraphen zusammen nebst Schlußabstimmung drahtwendend.
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man doch schon lange, und die Fürstin vergiftet sich... nein, was giebt es denn schon wieder?" Sie richtet sich auf und blickt nach der Thür. Das Mädchen ist in das Zimmer getreten: Ach, ich wollte mir man das Staffeegeschirr holen, jnädiges Fräulein, das Silberbrett soll doch auch mit geputzt werden, nich wahr? Sind Sie denn
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Diesmal war es für die Mitglieder schwieriger, über die fertig?" Zwischenpause hinwegzufommen. Glücklicherweise kam gerade der" Ja, ja, machen Sie nur, daß Sie rauskommen!" Das Mädchen Specialphotograph der Woche" und fertigte fünfzig Moment- räumt das Geschirr zusammen und geht nach der Küche, die Tochter aufnahmen an:" Der Bundesrat berät die Flottenvorlage erstes finft von neuem in ihre behagliche Stellung zurück.„ Nein, der Stadium," der Bundesrat berät die Flottenvorlage zweites Schluß ist eigentlich das hübscheste an dem ganzen Buch, besonders Stadium," und so fort bis zum 49. Stadium. Die fünfzigste und die Verlobungsscene. Was die Fürstin für ein Gesicht macht, als lezte Aufnahme zeigte eine ergreifende Schlußapotheose: Hohenlohe der Graf ihr die arme Helene als Braut vorstellt, Du mußt es schluchzend an Bülows Brust, Podbielski die Fertigstellung der Vor- wirklich lesen, Mama." lage laut verkündend, Tirpitz träumend in die herrliche neue Zukunft starrend.
Eben hatte der Photograph den Saal verlassen, da fluteten schon die Telegramme herein. Sämtliche Telegramme lauteten übereinstimmend: 1. Ja. 2. Ja. 3. Ja. Total: Ja.
Podbielski schmunzelte pfiffig; er halte nämlich, ohne daß die anderen es gemerkt hatten, die zu gebende Antwort mittelegraphiert, um eine möglichst übereinstinunende Anschauung affer Beteiligten in einer Frage zu erzielen, wo es sich un des Reiches, Macht und Herrlichkeit handelte.
Damit war die Vorlage erledigt und Hohenlohe diftierte dem Genalpostmeister zum Abschluß folgendes Telegramum: Berlin , Bundesrat 18. I. 00 12.30 m.
Krupp Essen.
Es ist erreicht.
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" Ja, ich will mich nach dem Abendbrot daran machen, wenn Papa in der Kneipe ist... Mein Gott, Marie, sind Sie schon wieder da?"
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Das Mädchen dreht verlegen das Schürzenband zwischen den Fingern: Jott, Frau Dottern, ich wollte man bloß fragen, Frau Doktern, soll ich denn das filberne Kaffeebrett erst abwaschen oder jleich mit„ Amor" überreiben, weil ich doch noch nich so Bescheid weiß" „ Natürlich erst abwaschen," die Mutter richtet sich auf „ da= nach erst noch zu fragen leberhaupt lassen Sie jetzt endlich das Thürklappen sein. Denken Sie, wir heizen hier für gar nichts? Ewig reißen Sie die Thüren auf und schleppen uns die falte Küchenluft und alle Küchengerfiche mit in das Zimmer. Deuken Sie vielleicht, daß es angenehm ist, das einzuatmen? Ich verbitte mir das von Ihnen. Sie sind eine rücksichtslose Person, jawohl, eine ganz rücksichtslose Person sind Sie!" Musik.
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lieber von der
In diesem Augenblick aber stieß Bülow einen markerschütternden Schreckruf aus. Er hatte die Antworten gezählt und für beide Telegramme festgestellt, daß eine Antwort fehlte. Alles er= bleichte. So war man doch im Deutschen Reich sich nicht Was heißt das: jemand spielt akademisch", oder:„ er spielt ganz einig über diese Lebensfrage! Hohenlohe flagie, man als der richtige Profeffor?" man als der richtige Profeffor?" Das heißt vor allem: er arbeitet mehr habe wohl doch, wie er gleich gesagt habe, an ein Mitglied ver- auf das Vermeiden naheliegender Fehler als auf das Darbieten geffen zu telegraphieren. Bülow beivies das Gegenteil. Podbielsti fernerliegender Vorzüge hin. So alfo, als sollte zugleich in jedem vermutete, es sei möglicherweise seit der letzten Zählung ein Bundes- Augenblick ein Schüler vor den ihm dräuenden Fehlern bewahrt staat eingegangen. Dann hätte man aber doch wenigstens in Berlin und insbesondere was eine Hauptsache ist eine Anzeige erhalten! Wiiquel verdächtigte Lippe= Biesterfeld der Kemutuis eigenartiger Vorzüge ausgeschlossen als zu ihrer überObstruktion. Aber nein, Lippe hatte sich auch voll und ganz zu treibenden Nachahnung verleitet werden. Der Lehrer hat ja gar stinumend erklärt. Bülow sah nun nochmals die Antworten durch viel damit zu thun, Uebereifer zu zügeln; also wird er auch selber, und jetzt stellte sich heraus: Reuß ältere Linie hatte nicht er wenn er abends etwas zum besten giebt, eher das Gegenteil von widert. Dieser Flecken auf dem glänzenden Schild der Einmütigkeit lebereifer zeigen. Die titustlerische Abrumdung und die Wohlthat mußte beseitigt werden. des Vermeidens sowohl einer Uebertreibung der Meisterschaft zimm Virtuosentum, als auch einer Unterbietung der Meisterschaft zum Dilettantismus werden aber jedenfalls zum schönsten Schmuck solcher Vorträge gehören. Ob jedoch aus einem, wohl erst zu entwerfenden, Jdeal eines Lebrers der Kunst nicht noch höhere Konsequenzen für die eigene Vortragsweise folgen, mag vorläufig dahingestellt bleiben.
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Podbielski sandte ein Telegramm nach dem anderen ab, um zur schleunigen Beantwortung zu mahnen. Vergebliches Warten aus Reuß älterer Linie kam kein Echo. Auch ein telephonischer Verbindungsversuch, zu dem fich Podbielski von den Verzweifelten schließlich überreden ließ. scheiterte. Da endlich es war beinahe schon Dinerzeit tamen fämtliche von Berlin nach Neuß älterer Linie abgefandten Depeschen unerbrochen zurück. Die ersten enthielten den Vermert: Trotz mehrfachen Klingelns Hausthür nicht geöffnet." Auf die letzten hatte der Depeschenträger geschrieben: Annahme verweigert!" Das ist der Grund, warum die Flottenvorlage nicht bereits am Donnerstagabend veröffentlicht worden ist.-
Kleines Feuilleton.
Joc.
Solcherlei Erwägungen Tagen uns schon immer auf dem Herzen, wann wir, wie es in der legten Zeit häufig geschah, über die Eigenart mancher unserer Stammermusit- Gesellschaften zu berichten hatten; und sie drängen sich in dem Augenblick wieder vor, da wir Eine diefer Gesellschaften zu erwähnen haben, die hier längst heimisch ist, aber unsrer Berichterstattung in der letzten Zeit entgangen war. Ich meine das„ Frankfurter Trio", bestehend aus drei in Frankfurt am Main wirkenden Herren: dem Klavierspieler Professor James Kwast , dem Violinisten Adolf Nebner und dem Violoncellisten Johannes Hegar . Alles in allem darf man die Leistungen dieses Verbandes zu den fünstlerisch wertvollsten g. Eine rücksichtslose Person. Das Zimmer war behaglich rechnen, die wir kennen, und der verhältnismäßig schwache Besuch warin, die roten Streifliater des fladeruden Staminfeners muschten ihres, allerdings beifallgefegneten Stonzerts am Dienstag entſprach fich mit den steigenden Schatten des frühen Winterabends. Die diefem hohen Niveau feineswegs zumal im Gegensatz zu dem, Wutter hatte sich tief in die Sofaecke gedrückt. Den Kopf auf ein was sich eine getvisse Mäcenaten- Aristokratie im Pousteren mancher weiches Daunenliffen geftigt, träumte fie mit offnen Augen vor fich Lieblinge leistet. Inter all den Vorzügen, die in jener kurzen Rühmung bin. Die Tochter faß im Schaukelstuhl am Fenster, lang hingegossen; eingeschlossen liegen, möchten wir den eines sehr vollen, faftigen, fie kämpfte mit dem letzten Tagesschimmer um das Schlußfapitel energischen Tones hervorheben, der den drei Spielern und besonders des neuen Weihnachtsromans. Dabei knabberte sie Pfefferkuchen dem Pianisten eigen ist. Daneben bleibt freilich der akademische" und knackte hin und wieder eine Haselnuß, Ueberreste vom ver- Bug bestehen: insbesondere vermißt man eine schärfere Handflossenen Fest. habung der Accente cs tehrt schließlich die alte lage wieder, daß die Lehren von der Phrasierung noch immer recht wenig durchgedrungen sind. Diese alademische Mattigkeit war wohl am meisten zu spüren bei der Beethovenschen Violoncellfonate in A- dur, vielleicht den vornehmsten Werk dieser Specialität. Lebendiger ging es bei den zwei andern Programmummern zu, werken von Komponisten, die zum„ Akademischen" passen wie nicht bald irgend welche anderen, die unvermeidlichen Herren Doorschak und Brahms . Von jenem fam das F- moll- Trio mit interessanten mittelfägen and halb laugiveilig konstruierten halb ländlich schwungvollen Edjäßen; vou diesem das H- dur- Trio, dessen älteren Jaffang der Komponist später durch eine neuere ersetzt hat. Die Verschiedenheit beider Fassungen ist längst als eine lehrreiche Offenbarung meisterlicher Einsicht anerkannt. Die geradezu belastende Gewichtigkeit und Eigenfimmigkeit der Reform ist jetzt zwar gemildert, aber lange nicht geschwunden. Hoher Achtung ist auch dieses Trio allerdings wert.
Es war still im Zimmer und die Uhr fickte leise. Da plötzlich cin Knarren, die Thür nach den Hinterräumen öffnete sich, ein blonder Mädchenkopf lugte durch den Spalt:„ Ach Frau Dottern!"- Ja- was ist denn?" Die Mutter fuhr jäh empor, was wollen Sie denn, Marie?"
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Ach Frau Dottern, ich wollte man fragen, ich bin in fertig mit Auswaschen, soll ich un erst das Silber puzen oder erst die Wäsche legen?"
" Butzen Sie zuerst das Silber, das hab ich Ihnen schon vorhin gejagt!"
Ja, ach ja, ganz recht, Frau Dollern , ich hatte es vergeffen." Die Thür schließt sich wieder.
Die Mutter lehnt sich von nenem in die Stiffen zurück und fenfzt auf: Nein, che fich solch neues Mädchen eingewöhnt hat, es ist schrecklich!"
„ Und die scheint auch nicht sehr stark von Begriffen zu fein" die Tochter macht eine bezeichnende Kopfbewegung nach der Thür„ uff, da wär ich endlich fertig!" Sie legt das Buch auf das Fensterbrett, verschränkt die Arme unter dem Kopf und wiegt sich leise hin und her.
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Psychologisches.
SZ.
k. Gedächtnisuntersuchungen an Schülernt. Im Berliner Verein für Kinderpsychologie" teilte Dr. Kemsies die sehr interessanten Die Mutter wendet das Geficht zu ihr hinüber: Nicht wahr, Ergebnisse von Gedächtnisuntersuchungen mit, die er an Schülern Der Graf heiratet die Baronesse Helene?"" Natürlich, das merkte der Friedrich- Werderfchen Realschule angestellt hat. Es wurden zu