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§ 50.

Joa, fiel Gen... da sin se!" Die Weiber stoben auseinander. In der Mitte des Werkes, möglichst am Beginn des dritten Den schmalen Weg, der sich von der Kirche her zwischen Busch­Attes und vorzugsweise bei Sonnenaufgang hat der Held einen werk und Gräbern hinzog, kamen zwei Frauen herauf. Beide hielten längeren Monolog zu halten, in der er die Zukunft Deutschlands   Kränze und waren in moderner städtischer Tracht, verleugneten aber prophezeit, insonderheit die Einigung des Reichs unter Wilhelm trotzdem die Bänerinnen nicht. Mit schweren Schritten stapften sie dem Großen, und das größere Deutschland  , das sich über die Erde über den aufgeweichten Lehmboden. ergießt. Eine Marinedekoration ist an passendem Ort zu verwenden. 10 punto§ 51.

In der Schlußscene hat dieser Prophetenmonolog noch einmal anzuklingen. nyd dintr

§ 62.

Es ist darauf zu achten, daß die Helden feinerlei außereheliche Liebesverhältnisse haben. Die Gemahlinnen der Helden sind anges messen auszustatten.

§ 80.

Der Held hat stets einen weiten Blick, ein warmes Herz und eine stählerne Energie. Ueber die besondern Vorzüge siehe$ 18. § 94. Wenn Friedrich der Große   in Auftrag gegeben ist, so hat der Verfasser auf seine Frömmigkeit ein besonders startes Gewicht zu legen. § 96.

Als Todesursachen des Helden sind nur zu verwenden: Fallen in der Schlacht, Altersschwäche, gebrochenes Herz( aus Gram über den Niedergang seines Volfes), Herzschlag aus Begeisterung. Andre Krankheiten sind ausgeschlossen. $.100.

Das Publikum hat den Intentionen des Dichters zu folgen. Verraten wir zum Schluß, daß gegenwärtig die Herren Haupt manu, Lauff, Blumenthal und Ibsen   gemeinsam thätig sind, um auf Grund des obigen Reglements den König Friedrich Wilhelm II.   in einem Drama zu verherrlichen.-

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Kleines Feuilleton.

Joc.

An der Pforte blieben sie stehen. Die Mutter sah die Tochter beobachtend an: Nu?" " Dett is jut."

" Dett is dat feinste uff'n janzen Kirchhof. Aberst sie kieken ooch alle, haste jesehn? Alle sin se ruffjerannt! Weeßte,' n Stücke Feld kost dett aber, hundert Doaler janz alleene an de Kirchhofskasse for's Uffftellen

"

Schad't nischt."

Nee, schad't ooch nischt, is mu doch det feinste. Kuck mal um, alle bloß so'ne ollen Kreuze un Steene, wir ha'm det Deierste." ,, Müssen wir ooch ha'm... Die Tochter ließ den Blick über den Kirchhof und seine schlichten Denkmäler geh'n, dann faßte sie plötzlich der Mutter Arm: Nee Du Du; fuck doch is dem dett nich sie wies auf eine hagere, ärmlich gekleidete Frau, die draußen am Kirchhofsgitter vorüberging. Die Mutter nickte:" Jva  , Joa

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dett is Onkel Roberten

seine Frau." Sicht die aber aus! sone Plundern! Wat is denn aus die jeworden?...

"

"

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eine ungeheure ,, is ja allens ins Armen­

Na wat soll demt ans se jeworden sin?" Verachtung lag in der Stimme der Witwe, alle jewesen, als er starb Nu sitzt se haus mit ihre beeden Bengels. Na weeste, all lang macht die ja ooch nich mehr. Die hats uf de Lunge. Kannste Dir denken, neulich hat se mir mal anjebettelt ick sollt ihr wat jeben vor ne Kur. Jek hab ihr fünf Froschen jeschenkt aber weiter jab ick ihr nischt. Nee weeßte, Jeld uf'n Dreck zu werfen, dazu haben wir doch wirklich ooch nicht übrig."

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am. Böse Ursache, gute Wirkung. In der litterarischen ung and Rundschau unsres Pariser Bruderblatts, der Petite République". erwähnt Camille de Saint Croix lobend eine von Alexander Cahen herrührende Uebersetzung des bekannten Heineschen Weberliedes, die 8. Das Denkmal. Der Gottesdienst war zu Ende, dicht ge- im Mercure de France", einer der hervorragendsten Revuen unfres drängt strebten die Besucher ins Freie. Der Kirchhof lag im Sonnen- Nachbarlandes, veröffentlicht worden ist. Bisher war in Frankreich  schein. An den tieferen Stellen blinkte noch der Schnee, auf den uur eine einzige Uebersetzung des ergreifenden Gedichts bekannt, die Gräbern war er fast überall geschmolzen. Grün und frisch leuchteten von Jean Thorel in der lebertragung von Hauptmanns Webern". die dichten Ephendecken. Im Hollunderstranch saß eine Meise und putte und weiß man, wie Cahen dazu kam, seine lebersehung zu ver­ihr blaues Federkleid. Die Menge zerstreute sich über den Kirchhof. öffentlichen? Man hatte in Frankreich   gehört, daß in Deutschland  Einige gingen gerademwegs nach Hause, andere blieben bei den ein Redacteur wegen des Abdrucks dieses Gedichts, mehr als fünfzig Gräbern stehen, legten die windverwehten Kränze zurecht und zupften Jahre nach dessen Erscheinen, bestraft worden war und ordneten. Hier und da bildeten sich Gruppen, man begrüßte man das gefährliche Erzeugnis Heinescher Poeterei doch auch kennen Bekannte und schwazzle, schließlich zog sich aber doch alles hügelan. Ternen! Es war ein schöner Play dort oben. Ueber die Villen und Land­häuser, über endlose Felder und Bahngeleise ging der Blick bis dahin, 100 die Türme Berlins   aus einem blaugrauen Dunstmeer aufstiegen, und auf der höchsten Stelle, weit­hin sichtbar, stand das Denkmal.

Stimme:

Hier ruht in Gott

mein geliebter Mann, unser guter Vater der Bauerngutsbesizer Hans Joachim Lübbe

Litterarisches.

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da wollte

In jedem Jahre hat der englische   und französische  Buchhandel die Thatsache zu verzeichnen, daß ein oder mehrere populäre Bücher, insbesondere Romane, in furzer Frist einen enormen Absatz finden. Im vergangenen Jahre hatte der amerikanische   Verlagsbuchhandel die größten Treffer zu verzeichnen. Wir lesen im Publishers Weekly, daß voit dem Roman David Harum in etwas über Jahresfrist 400 250 Exemplare abgesezt folgt der Absah, innerhalb von fieben

"

"

Es war ungemein prächtig. Eine hohe Giebelwand, ganz in weißem Marmor, nahm es die Rückseite des Erbbegräbnisses in ihrer vollen Breite ein. Eine einzige Inschrift stand in der linken Ecke oben, gerade über dem einzigen Grabe, das sich in dem Jnnenraum befand. Ein kleines Mädchen Kletterte auf den Sockel des tunstvollen wurden; dem Eisengitters, hielt sich an den Stäben fest und las mit langgezogener Monaten, des Romans Richard Carvel" mit 285 000. Voit David Harum" wurden allein zwischen dem 1. und 18. De zember 35 000 Exemplare verkauft. In dritter Linie kommt der vor drei Monaten erschienene Roman Jane Meredith" mit einem Absatz von 200 000. Wenn er schon nach drei Monaten eine solche Auflageziffer erreichte, so steht zu erwarten, daß dieser Roman die hohen Auflagen der erstgenannten beiden Bücher noch weit überholt. Das bemerkenswerteste dabei ist, daß die Romane bout bisher wenig oder gar nicht bekannten Antoren herrühren. David Harum" ist das Wert eines Bankiers, der sich wegen Krankheit vom Geschäft zurückgezogen hatte und seinen litterarischen Erfolg nicht mehr erlebte. Vor einigen Monaten erschien ein neuer Roman des Dichters Crawford Via Crucis" nud über diesen wird gemeldet, uit- daß innerhalb fünf Wochen 42 000 Exemplare verkauft wurden.

geb. den 6. Februar 1850,

gest. den 20. Dezember 1899.

erlangen.

Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit " Na nich doch!" Sie gab dem Jungen, der sie hinterrüds am Bopf zog, einen Schubbs, tichernd liefen Beide davon. Die Großen folgten ihnen, nur ein paar blieben stehen und tauschten ihre Meinung aus.

Billig hat se dett nich jehabt."

Achtmal hundert Dahler fost's, id weeß es. Jck war jrade da, wie de Rechnung fam; un allens uf ecu Brett bezahlt." Jott de hebben's ja."

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de habben dat."

Joa, de Tübbens Märkisches Platt und schlechtes Hochdeutsch schwirrten durch einander." Den Spruch hat der Herr Pastor selbst ausgesucht," erzählte die Küsterfrau, sie hielt auf Manieren und eine gebildete Sprache. Wissen Sie, weil er doch so sehr viel zugegeben hat zum Kirchenumban ja-selig sind die Barmherzigen." Sie schlug die Augen gen Himmel.

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" Joa, oll Lübben   oll Tübben war' n frommer Mann hebben's denit ook sint Dochter seh'n 2" " Sin Dochter... de Jret? Wo denn?" herum.

die Köpfe flogen " Fran Berger faß ja neben ihrer Mutter vor der Kanzel," nahm die Küsterfran wieder das Wort, sie ist extra aus Ertner herüber gekommen, um hent an des Vaters Geburtstag das neue Grab­Denkmal zu schmücken sehen Sie, jekt treten die Damen mit dem

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Herrn Pastor aus der Kirche."

I

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Mufit.

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Der

Farbige Zettel ringsum, verfündend die vermutlichen Opfer einer Jahreszeit der Katarrhe! Am meisten that mir leid die Absage von Fran Anna Hildach vor dem populären Liederabend, den sie und ihr Gatte Eugen Sildach angekündigt hatten. Waren ja doch die seit langem wohlbekannten Darbietungen dieses Sängerpaares im Rahmen unfres Musikreferats meines Erinnerns noch nicht ge­würdigt worden! Diesmal sang denn Herr Hildach allein eme Reihe meist vielgebrauchter Lieber, unter denen die von Schubert und von Löwe besonders hervorragten und wirktent. Sänger überrascht uns durch teine besonders tiefen Offenbarungen im Vortrag; allein er versteht es trefflich, den hauptsächlichen Gehalt eines Liedes einem größeren Publikum plausibel zu machen und dieses in fünstlerischer Weise zu unterhalten. Seine Stimme ist sympathisch und im allgemeinen gut gebildet, wenngleich nicht von beträchtlichem Neiz und ohne eine besondere Ausbildung der Höhe; seinem mehr tiefen Baryton zu Liebe singt er mehrere Stüde   in tieferer Uebertragung. Mindestens eine bedenkliche Geschmack­