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kann das noch immer nicht glauben-nein, nein!" Er schuldigen Jünglingsfeelen bei solchen Kleidungsstücken stark zu bes schüttelte den Kopf.
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Sie können't schon glauben." Schmitz fühlte sich ganz als welterfahrener Mann. Ich hab' zu Köllen als der Dinger mehr jesehn. Der hier is falsch! Kiek ens an" fein Portemonnaie aus der Tasche ziehend, suchte er daraus einen Thaler hervor der is echt!" Er probierte beide Geldstücke auf cinem Stein. Hört, wie hell den klingt, un wie anders den! Da heißt et ufjepaßt. Wo einen is, find auch ihrer mehr." Betroffen fahen sich alle an.
( Fortsegung folgt.)
Sonntagsplandevei.
Ein junges Fräulein hatte sich dieser Tage wegen eines Ladendiebstahls vor dem Richter zu verantworten. Sie hatte aus einem Warenhaus eine Belzboa fostenfrei mitgenommen, war ertappt worden und wurde von der Polizei unter die schweren Mädchen" gebucht. Vor Gericht erklärte indessen das Fräulein, fie sei lediglich ein Opfer ihres Berufs geworden. Sie sei Schriftstellerin, und da fie gerade eine Ladendiebin zu schildern gehabt hätte ihr litterarisches Gewissen sie getrieben, um die Gefühle einer Ladendiebin naturecht und fuhwarm darzustellen, selbst die Rolle einer solchen Verbrecherin ju spielen. Das Gericht beugte sich dem Berufseifer der Dame und diftierte ihr einen Tag Haft, entzog ihr dadurch freilich die Gelegenheit, die Gefühle einer für etliche Monate eingesperrten Sünderin an der eignen Seele wahrzunehmen.
fürchten ist."
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Am schlimmsten aber ging es einem Centrums- Abgeordneten, der die häusliche Unfittlichkeit zu seinem Studienfeld ausersehen und darum bei einem jungen Ehepaar Logis ges nommen hat. Als er nämlich ahnungslos die Stube der Wirtsleute betrat, um seine Miete zu bezahlen, bot sich ibm ein grauenhaftes Bild menschlicher Verwahrlosung dar. In der Stube tanzte lachend das Weib unher, in den Armen ein Kind von fünf Monaten, das splitterfasernadt war, und die Mutter füßte, das splitterfasernadte, rofigerunde Geschöpf auf unausdenkbar ver ruchte Körperteile. Jst es nicht wunderschön," rief die schamloſe Frau dem Centrumsmann entgegen, und ihre wilden Rüsse verirrten sich abermals in gräßliche Gegenden. Der fromme Abgeordnete schauderte, schlug die Augen nieder, und entwand fich den Lockungen des Weibes, das ihn zu verführen fuchte, das unjittliche Wurm auf feine Arme zu nehmen. Bis dahin hatte unser Centrumsmitglied noch gehofft, es mit einem Knaben zu thun zu haben. Jetzt aber muß er gewahren, daß das Mädchen war. Da entfloh er splitterfasernackte Geschöpf ein jäh, verfolgt von den Furien unzüchtigster Vorstellungen, er warf sich in seiner Kammer nieder auf die Knie und schleuderte entsegtiche Flüche gegen die Vorsehung, weil sie die Menschenkinder nicht mit angewachsenen Kleidern auf die Welt kommen lasse. Bis zum heutigen Tage ist der Unselige nicht geheilt...
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Man muß alles selbst durchmachen nach diesem Grundsatz der litterarischen Ladendiebin und der katholischen Bekleidungskünstler handeln jetzt auch die bürgerlichen Frauenrechtlerinnen, deren Lebensideal es ist, den Doktorhut zu erwerben. Sie probieren deshalb die Politik in ihrem ganzen Umfang aus. Im Vorjahr erlebten sie die Unfre Kollegin hat durch die heroische Strenge und Größe in Empfindungen eines zaristischen Weltfriedens und veranstalteten eine der Auffassung von den schriftstellerischen Pflichten die Dichter aller Rindgebung für den Haager Kongreß, tief durchdrungen von dem Haß Zeiten beschämt. Bisher glaubten es die Litteraten nur nötig zu haben, gegen den Wahnsinn des Wettrüstens. Hener demonstrieren sie aus der ihre Liebesgeschichten auf Grund forgfam gesammelter, methodisch geord- felben sprudelnden Empfindung für die Berdoppelung der Schlachtflotte. neter und möglichst umfassender persönlicher Erfahrungen darzustellen; Auf diese Weise werden fie fich nach und nach durch jämtliche politische und manch einer schwelgte auch hier nur in Gefühlen, die er bloß leberzeugungen durchfühlen. Ein politisches Modenblatt soll begründet vom Hörensagen tannte. Nun tveiß man aber hinlänglich, daß die werden, in dem für jede Saison der einzunehmende Standpunkt Liebe, nur eines von den Verbrechen ist, die von der Kunst aus- unter Beigabe anschaulicher Schnittmuster bezeichnet wird. Kundgebeutet werden. Nach einer oberflächlichen Schäzung werden allein gebungen für Freihandel und Schutzzoll, Frauenstimmrecht und Frauens an Morden alljährlich eine Million neu verbraucht, die Diebstähle, entmündigung, Bielweiberei und Bielmännerei, Krieg und Frieden, Meincide, Wechselfälschungen, Körperverletzungen, betrügerischen Absolutismus und Republif, Abschaffung der Dienstboten und EinBankrotte, Erbschleichereien nicht zu rechnen. Hat wohl auch führung der Gesindeleibeigenschaft, Courschleppe und Radlerhofen mur einer von diesen unzähligen Urhebern geschriebener, ge- werden in bunter Reihe und angenehmer Abwechselung erfolgen. sprochener, gemalter und komponierter Unthaten, die Gewissen- Man wird nacheinander Bebel, Stumm, Richter, Rickert, Posahaftigkeit gehabt, erst die Verbrechen selber 311 begehen, dowsky, Rabbi Rahmer, Ahlivardt, Bachem und Hilpert Gefolgichaft ehe er fie zu schildern sich. erdreistete? Das wird wohl mun leisten. Man wird im Sommer aus der Landeskirche austreten, und anders werden. Der abscheuliche Leichtsinn, über Dinge zu phanta- im Winter der Reihe nach den verschiedenen Konfeffionen vom fieren, die man selbst nicht erlebt, wird aufhören. Mag immerhin Dom zum Bagoden huldigen. Man wird Konsumgenossenschaften die Berübung eines Mordes ans litterarischem Intereffe für Philifter gründen und die Losung ausgeben: Kauft nur bei Kleinkrämern. gewisse Bedenken haben, die Kunst ist wie das Segeln notwendig, Man wird ein Jahrzehnt lang streng maltufianistisch keine Kinder bedas Leben nicht. llebrigens beabsichtige ich selbst, zum nächsten kommen, um dann im nächsten Jahrzehnt binnen je zwölf Monaten Sonntag die Einpfindungen eines Krupp nach Annahme der Flotten zweimal Drillinge zu gebären. Kurz, sie werden alle und jede Ane vorlage naturgetreu darzustellen, und ich bitte mir zu diesem Behufe schauung austoften, immer mit gleichem Fentereifer, freie Frauen auf einige Milliarden, wenn auch nur leihweise, zu übersenden. Sonst der Höhe der jüngsten Zeit und der neuesten Mode... fann ich nicht dafür stehen, daß ich die Gefühle eines Milliardärs nach einem guten Geschäft mit der wünschenswerten Echtheit zu schildern vermag.
Auch in der Politik beginnt allmählich der schöne Brauch sich einzuleben, daß die Gesetzgeber an sich selbst zuvor die Experimente probieren, auf denen dann die gesetzgeberischen Entwürfe beruhen. Seit vierzehn Tagen wandern die Centrums- Abgeordneten unter der fachkundigen Führung des Freiherrn von Mirbach von Theater zu Theater, von Laden zu Laden, von Museum zu Museum, von Anatomie zu Anatomie, um die Erregung unzüchtiger Vorftellungen an ftudieren. Sie haben die gräßlichsten Erfahrungen machen müssen. Ein junger Kaplan, der in dem verstecktesten Winfel einer Kunsthandlung eine Photographie der Benus von Milo gewahrte, liegt heute noch schiver nervenkrank danieder: ein solcher Sturm unzüchtiger Vorstellungen braufte beim Anblick der göttlichen Frauensperson über seine reine Seele. Ein Glück, daß es nicht die medizeische Venus war. Den Anprall der unzüchtigen Vorstellungen hätte der Aermfte nicht überlebt.
Gegenüber dieser regsamen Gewissenhaftigkeit der bürgerlichen Frauen nimmt sich die Stumpfheit des Proletariats ärmlich genug aus. Die Arbeiter haben bislang nicht die mindeste Neigung, alltäglich die Empfindungen zu wechseln, und immer den letzten Wahnsinn zu bekennen. Zur Zeit ist jeder anständige Patriot verpflichtet, im tiefsten Grunde die Erhabenheit der Weltpolitik und der Nickelstahlpauzer zu verfpilren. Vergebens haben die deutschen Professoren, die auf den leisesten Wint sofort bis ins Smmerste erschüttert und durchglüht find, sich bemüht, auch das Berliner Proletariat zu lehren, wie man von dem Wiehern des Meerpferde befeligt sein müsse. Die Barbaren blieben ungerührt und äußerten gar teine Luft, selbst die wundersamen Empfindungen eines Meerpferdjokeys nachzufühlen...
Das ist ein trauriges Zeichen für die unfeine Hartnädigkeit des Böbels, Jahr aus Jahr ein derselben Bernunft zu dienen, anstatt regsam in den bunten Formen des ewig unerschöpflichen, verwandlungsreichen Aberwiges zu taumeln. Selbst in China , dem Lande der Erstarrung, befißt man mehr Regsamkeit. Kaum find ein Ganz besondere Entrüstung rief es hervor, daß in föniglich paar Jahre verflossen, seitdent das Deutsche Reich Kiautschon geftaatlichen Lehranstalten jugendliche Leute völlig ausgezogene pachtet hat, und schon sind die Chinesen von der Leidenschaft erfaßt, Körper fecieren. Die Kommiffion stellte hier eine wahrhaft die preußische Kultur ihrerseits zu versuchen. Der Fall Arons epidemische Erregung unzüchtiger Borstellungen fest, und der Frhr . wurde in erweiterter Auflage aus Berlin nach Peking verpflanzt, v. Mirbach hat einstweilen, ehe die Angelegenheit gefeßlich geregelt wird, und die Kaiserin Mutter hat in einer mit allen Reizen an die leitenden Professoren ein Schreiben gerichtet, in dem sie au- preußischer Freiheit ausgeschmüdten Kundgebung oder war es in gewiesen werden, ihren Studenten nur noch vollständig bekleidetes einem Trinkspruch? befohlen, daß die Lehren des Umfturzes au anatomisches Material vorzulegen, fofern sie nicht, was das beste verbannen seien und man zurücfehren müsse an der Weisheit des wäre, überhaupt nur die Kleider, mit Ausschluß sämtlicher Kon- Fu- Tse, der da war der Jnbegriff aller Religion, Ordnung intimen Gewandungsstücke, fecieren wollten. Meines Erachtens," und Sitte. Die Kaiserin- Mutter, die sich nach chinesischer Höflichkeit so bemerkte der Freiherr, ist es vollkommen ausreichend für die und Bescheidenheit stinkenden Staub unter den schmutzigen Füßen Kenntnis des menschlichen Körperbaues, einen gut sigenden eines verlauften Bettlers" nennt, ersucht inständig auf gebogenen Gehrod zu studieren. Auch Westen, Obertaillen, Capes, Sinien" ihre Unterthanen, die erlauchten Sprößlinge des Rofendufts Stiefel find genügend und zulässig, unz über die beim Wonnemond", von den neuen Lehren zu laffen, weil sie„ die treffenden Leibesgegenden wissenschaftlich klar zu werden. Da Sonne überstrahlen, also daß die gewaltige Schöpferin alles Seienden gegen wären Korsetts, Strümpfe, Hemden, Unterhosen und auch vor Neid erlöschen müßte". Als Strafe für die„ edle und herrliche" Schürzen, falls die Bänder nicht mit einem doppelten Knoten zu lebertretung des Gebots wird das Pfählen angekündigt, der zornige fammengeknüpft sind, nach Möglichkeit für Sektionsalvede zu ver- Blig der hehren Gerechtigkeit", meiden, weil die Erregung unzüchtiger Vorstellungen in imm
Allerdings ift Confucius immer noch ein revolutionärer Kopf,