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Kleines Feuilleton.

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Mendelssohnichen Ouverture   zu einer alten italienischen und dann zu einer französischen   Opernarie, vou da zu einem moderиen -Ueber prähistorische Gewichte sprach Prof. Lindemann in Selavierkonzert, von da zu russischen Opernarien, von da zu einem der Münchener Anthropologischen Gesellschaft". Durch die Studien französischen   Lied und endlich zu einer Brahmsschen Sinfonie den über prähistorische Polyeder und Zahlzeichen ergab es sich, so führte hörer um Verstand und Geschmack bringen kann. er nach einem Bericht der M. Allg. Ztg." aus, daß in den prä- So beschaffen war gerade das Programm des 8. Phil­historischen Sammlungen eine Reihe von Gewichten sich befinden. harmonischen Konzerts, das am Montagabend stattfand, Die Zeichen auf einem Teile der Gewichte stimmen teils direkt, mit der am Sonntag vorangehenden Probe, die wir hörten. Die teils wenigftens durch das Princip ihrer Bildung mit den alt- Hauptanziehung war ein noch unveröffentlichtes Klavier ägyptischen, hieratischen und demotischen Zahlzeichen überein. Auf fonzert mit Orchester in E- moll, von Ernst v. Dohnányi  , einem Gewichte vom Monte Soffa wurden die Urtypen der etrus- der den Klavierpart selber spielte. Der Komponist macht lischen und damit der späteren römischen Zahlzeichen erkannt. Heber in Auftreten, Spiel und Komposition den Eindruck eines die mit Zahlzeichen versehenen Gewichte kann hinsichtlich der im guten Wortsinn kindlichen Menschen, der seine Helle Richtigkeit der Zweckbestimmung fein Zweifel herrschen; da- Freude daran hat, tvenn er recht, recht reiche Klavier­gegen sind eine Reihe von Gegenständen, die offenbar als Gewichte passagen und recht, recht schöne Orchesterstellen bringen und auf dem Dienten, bisher falsch bestimmt worden. Es sind das in erster Linie Klavier recht loslegen kann. Das wesentliche Verdienst des Werkes abgeſtumpfte Terracotta- Pyramiden, die alle nahe dem oberen Rande liegt in der Behandlung des Orchesters. Allerdings geht dieses über durchbohrt und bisher meist als webstuhlgewichte angesehen wurden. das klassische Orchester nur eben durch einige Schlaginstrumente Der Rand der Durchbohrung ist teilweise ganz scharf, so daß eine hinaus und benutzt auch noch das Kontrafagott was verzeichnet Benugung als Webstuhlgewichte ausgeschlossen erscheint, außerdem fei, weil dieses eigenartig geheimnisvolle Instrument jetzt mit Recht tommte Profeffor Lindemann in der Durchbohrung einer folchen wieder beliebt wird. Die Klangwirkungen, die der Komponist durch Pyramide im Museo civico zu Rovereto   Holzreste nachweisen, verschiedentliche Gruppierung der Instrumente erzielt, sind geschickt was für deren Benigung als Gewichte spricht. Auch ähn- und interessant. Dahinter stehen die motivische Erfindung und die liche Formen aus Stein und an der Luft getrocknetem Behandlung des Klaviers weit zurück. War dieses in früheren Thon komment bor. Die ringförmigen Gewichte sind teils Klavierkonzerten führend, wenngleich durch Orchesterepisoden aus Thon, teils aus Stein, sie wurden bald für Untersätze, unterbrochen, und wurde es später diesem gleichmäßiger ein­für Gefäße, bald für Keulenköpfe gehalten. Hierher gehören ferner gewebt, so tritt es hier dem Orchester mehr nur kommentierend, die sogenannten Reib- und Mahlsteine. Die Gewichte lassen sich auf variierend u. dergl. zur Seite. Hervorheben möchten wir aus die verschiedenen im Altertum, speciell in Aegypten   und Babylonien   dem Ganzen den hübschen Anfang des langsamen Sayes, ein duet­gebrauchten Gewichtseinheiten zurückführen. Die Zeichen auf den tierendes Spiel zwischen Horn und Bratsche, und dann den Schluß Gewichten find teils Zahlzeichen, teils Aichzeichen, wie ein Blatt, des legten, dritten Sazes. In diesem Satz, der mit netten, aber dessen Rand mehrfach gezackt ist, ein Baum- oder Fischgräten- Orna- wenig Gehalt fassenden Themen beginnt, bringen die Bläser manchen ment, mehrere einander nahezu parallele Linien, die durch zwei oder Spaß; gegen Ende erhebt sich die Gesamtheit der Instrumente zu drei Linien ungefähr senkrecht durchschnitten werden, ein Kreuz, das nicht einem hohen, wie mit Unterstützung von Orgelflang einherbrausenden immer als die giffer 10 gedeutet werden kann, ein Zeichen, das als Pathos, dem doch manches sozusagen bitter Lachende beigemischt ist. abgekürzte Schreibweise für das ägyptische Wort ,, unversehrt", heil" be- Was aber neben all dem und neben einer frischen Lebendigkeit des glaubigt ist, sowie menschliche Figuren und das Zeichen eines Hauses. Auch Ganzen übrig bleibt, ist, zumal im ersten Satz, von einer durch das in der prähistorischen Sammlung des Staates in München   befinden Aufgebot vieler Mittel erst recht abstoßenden Gehaltlosigkeit. Beifall 2c. fich aus den Höhlen des fränkischen Jura einige interessante Gewichte siehe oben. mit Zahlzeichen. Das eine Gewicht stammt aus dem Tüchersfelder­thale, es besteht aus sehr feinförmigem Sandstein von äußerlich braungraner Farbe und stellt einen geraden Cylinder von verhältnis mäßig geringer Höhe mit dreieckiger Basis dar, das Gewicht beträgt jegt ungefähr 100 Gramm, den in den Vertiefungen befindlichen erdigen Stanb 2c. abgerechnet, mag das ursprüngliche Gewicht etwa 98,2-98,5 Gramm betragen haben; das ist genau ein Zehntel der von Lehmann festgestellten babylonischen Gewichtsmine gemeiner Natur, welche schon in der altbabylonischen Epoche( also rückwärts bis über 3000 v. Chr.) in Gebrauch war. Die Aufschrift auf der einen Seite bedeutet nach Lindemann zehn Einheiten von circa 9,85 Gramm, auf der andern Seite 1 p 1 Pfund, es müßte danach das Ge­wicht von einem indogermanischen Volksstamm gebraucht worden sein, wenigstens von einem Volf, bei dem ein mit dem Buchstaben p beginnendes Wort für Gewicht oder Pfund angewandt wurde. Jn einer andren Höhle bei Weidmannsgefces wurde ein ziemlich großer Stein aus schmutzig gelbem Sandstein in Gestalt eines Schuhes gefunden. Es ist ein nicht ganz regelmäßiger Cylinder, deffen Basis eine schuhsohlenförmige Gestalt hat; die gegenüberliegende Fläche hat ein ähnliches Aussehen. Die Länge dieser Sohlen beträgt 30-33 Centimeter, was ungefähr der Maßeinheit entsprechen würde, die nach Pigorini an den Pfahlbauten der Terramaren den Konstruktionen als Maßeinheit 1 Fuß zu Grunde gelegt wurden. Das Ganze macht den Eindruck, als wenn der Stein in feiner ursprünglichen Gestalt ziemlich unverletzt erhalten wäre. Auf der oberen Fläche befindet sich ein Ring eingegraben, rechts daneben die ägyptisch- hieratische Biffer 10 zwischen zwei fast vertikalen gegen­einander etwas geneigten Strichen. Die beiden Striche sind im egyptischen nicht bekannt, dagegen bedeuten sie im Phönizischen die Multiplikation mit zehn. Die Zeichen bedeuten dann 100 Gewichts einheiten von ca. 49 Gramm, d. h. das Fünffache der Einheit auf dem fleineren Gewichte in der Sammlung. Auf der andren Fläche ist das hieratische Zeichen für 10 mit dem hieroglyphischen Zeichen für Meßschnur" angebracht, hängt also mit dem Begriffe einer Maß­bestimmung zusammen.

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Musik.

Die sehr gerühmte Sängerin Camilla Landi sang, wohl damit wir neben ethnographischen Museen auch noch ethnographische Konzerte haben, mehrere fremdsprachige Arien. Besonders interessant war, schon weil vermutlich bisher unbekannt, ein Wiegenlied aus einer zuerst 1892 ausgeführten Oper Ein Traum auf der Wolga  " des Russen A. St. Arensky( geb. 1861, seit längerem Lehrer am Moskauer Konservatorium  , aut angeschrieben besonders durch Kammermusikwerke). Die Sängein, erfreut namentlich durch eine umfangreiche, in allen Lagen sehr volle Stimme von so dunkler Farbe, daß cine bekannte Erscheinung die Intonation häufig zu tief zu sein scheint.

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Die wohl eigenartigste der Mendelssohnschen Konzertouverturen, die Fingalshöhle", wurde dem Publikum im Programmbüchlein aus der Feder von Wilh. Langhans gut beschrieben und wurde von Nikisch mit extremen Tempo reiheiten dirigiert. Gegenüber dem üblichen leberhaften dieses Stückes sei dem Dirigenten das außer ordentlich langfame Zeitmaß, mit dem er den Anfang nahm, nicht zum Vorwurf gemacht, dat

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Aus der Vorzeit.

SZ.

Altertumsfreunde" zu Köln   einen zusammenfassenden Vortrag, in -leber die Steinzeit hielt Dr. Crüger im Verein der dem er besonders die Merkmale von operativen Eingriffen an Knochen, die aus jener Periode stammen, behandelte. Nach einem Bericht der Köln  . 8tg." führte er folgendes aus: Ungewöhnlich große Knochen sind schon früher oft gefunden worden; man pflegte fie einem ausgestorbenen Geschlechte von Riesen oder Heroen zu­zuschreiben. Im Jahre 1774 entdeckte man in den Höhlen der fräutischen Schweiz   unter den Resten von ausgestorbenen Tieren unzweifelhafte Menschenknochen, ebenso im Anfange des folgenden Jahrhunderts in den Kallhöhlen der Dordogne  , wo man unter dicken Stalagmiten und herabgefallenen Felstrümmern in der unberührten Höhlenlehmschichten den außer Knochen de Höhlenbären, Höhlenlöwen usw. zahlreiche Knochen und Geweih von Renntieren neben menschlichen Gebeinen, Kohlen uni zugeschlagenen Feuersteinen fand. Gleichzeitig hatten also mit dieser Tieren auch schon Menschen gelebt, wie man denn auch später Bilder vom Mammut, Nenntier, Wildpferd, Seehund auf Knochen eingerizi oder aus Knochen roh geschnigt fand. Bugeschlagene Feuersteine hat man nicht nur in Wirbelknochen von Menschen, sondern auch in Mammutwirbeln so festsigend gefunden, daß es nicht gelang, sie hauen, teils feiner bearbeitet und geglättet, ja, zur Aufnahme von Stielen mit einem Loch, an dem einen Ende mit einer Hammer­artigen Erbreiterung versehen. Jm Jahre 1878 zeigte Brunières in Lyon   eine Knochenplatte von der Größe eines Fünf markstücks, die aus dem Schädelknochen eines Menschen herausgearbeitet war, und schon im nächsten Jahre konnte er in Paris   cinen Schädel zeigen, alt dem sich drei nebeneinanderliegende Seffnungen fanden, aus denen solche Knochen­platten, die er Rondelle nannte, herausgeschnitten waren. Beide Sinochen hatte er unter Steintischen( Dolmen) in der Dordogne   gea

Nicht nur das Freiberger- Bublifum der Kleinen Konzerte von anfangenden oder vorgeschrittenen Solisten, sondern auch das zahlende Publikum der großen Konzerte, sobald sie nur einmal gesellschaftlich gut angeschrieben sind, ist dankbar, verläßlich dankbar. Es muß eine unbekanntere Somposition schon einmal sehr gut sein, daß der herauszuziehen. Die gefundenen Steinwerkzeuge sind teils roh be­Beifall geringer wird. Im übrigen bricht er mit einer gleichfam astronomischen Regelmäßigkeit augenblicks nach Beendigung jedes Sabes los, gesteigert um einen im Durchschnitt wahrscheinlich genau gleichbleibenden Betrag, wenn es die Erledigung eines Solisten gilt Und tommt eine irgendwie specifisch moderne Komposition, so wird der Beifall ebenso regelmäßig begleitet von einem Zischen. Eines Bifchens gegenüber einer mehr epigonischen Komposition erinnere ich mich im Augenblick nicht. Der Beifall aber behält seine erwähnte Gleich mäßigkeit bei, mag kommen, was will, und mag auch so vielerlei dargeboten werden, daß das Hinundhergeworfenwverden von einer