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Ein paar dunkle Gestalten tappten vorsichtig die Steige hinan, man hörte unterdrücktes Flüstern und dann ein warnendes: Pst, pst!"
In einiger Entfernung folgten noch zwei Gestalten, neugierig schlichen sie hinterdrein.
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sie ihnen das bleischivere Deckbett über die Köpfe zog. Dort! Die Komödie richtet sich oder will sich vielmehr richten gegen faß eine gan; Junge bei unruhig flackerndem Kerzenschein und gewisse Auswüchse der modernen litterarischen Bewegung. Eigentlich nähte sich rote Strumpfbändel zum Tanz. machten sich diese Auswüchse in den Flegeljahren der Bewegung In den Fugen der bröckligen Mauern zirpten die Grillen, geltend und die Komödie käme somit, selbst wenn sie wirklich gut in den Ställen schnaufte das Vieh; die Stille trug beides wäre, einen oder mehrere Posttage zu spät. Aber immerhin: auch heute giebt es eine Modernitätssucht, die den Spott verdient, und weit in die Runde. Verschlafen meckerte eine Ziege, ein niemand würde diesem Spott freudiger zustimmen, als gerade wir. Säugling greinte, ein Hund knurrte. Dann alles ruhig, in Nur daß wir die schalen Bossenspäße, in denen Otto Ernst sich geLautlosigkeit begraben. Man hörte das Schweigen der fällt, unmöglich für Spott nehmen können. Gerade sein HauptSommernacht. vertreter der falschen Modernität der Litterat Erich Goßler Aber jetzt regte sich etwas zwischen den Hecken, die den ist eine durch und durch erlogene und zwar grauenhaft taktlos schmalen Pfad zu Mifferts Hütte einfaßten. Es streifte erlogene Gestalt. Wir sollen ihn für einen Mann von Manieren halten, rauschend an den Büschen entlang, die wild überhängenden der etwas auf sein Aeußeres giebt, und nur eine bestimmte Barfümforte vertragen kann. Daneben sollen wir aber auch glauben, daß Zweige knackten. er die einfachsten Rücksichten der Höflichkeit aus dem Spiel sett und sich beträgt, wie es sonst nur Buhälter thun. Wir sollen ihn für einen Mann von Geist und scharfem Verstand halten. Daneben aber sollen wir glauben, daß er Ansichten vorträgt, die auf Gehirnerweichung schließen lassen. Aber selbst wenn diese Widersprüche nicht vorhanden wären, selbst wenn der eitle und selbstsüchtige Litterat richtig gezeichnet wäre, bliebe noch ein Widerspruch daß dieser Herr Goßler, dessen Geschwätz auf das Publikum wie und zwar ein sehr schwerer zurück. Wir sollen nämlich glauben, ein Brechmittel wirft, einen jungen bedeutenden Ge lehrten auf eine Zeitlang vollständig in Fesseln schlagen fomite. Mit solchen Kindereien sollte ins Otto Ernst doch gefälligst vom Hals bleiben. Wenn es ihm wirklich um etwas mehr als um einen Cirkusscherz zu thun war, wenn er wirklich selbst an dieses Freundschaftsbündnis glaubt, dann wäre damit bewiesen, daß er vom Wesen eines jungen produktiven Gelehrten genau soviel versteht, als vom Wesen des schillernden Litteratentums, das er Gozler und dem jungen Gelehrten aber ist der eigentliche geißeln will gar nichts nämlich. Die Freundschaft zwischen Sinn des Stückes, Stückes, der damit von vornherein ein Unsinn ist, ein trostloser, langweiliger, widerwärtiger Unsinn. Man windet sich förmlich auf seinem Siz und faßt sich immer wieder ratlos an den Kopf. Das Premierenpublikum des Schauspielhauses ist geistig so ziemlich das bescheidenste, das in Berlin überhaupt zusammenzubringen ist.
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,, Es et dann wirklich waohr?" wisperte der Krummscheidt dem neben ihm Schleichenden ins Ohr.„ On Se sein sicher, Hähr Schmit? Jeßmarijuseb, dän pittchen!"
,, Er is et," antwortete ziemlich laut und bestimmt die Stimme des Schmiß.„ Meint Ihr, ich wär' umsonst stracs nach Wittlich geschäst, wat haste, wat kannste, un hätt' Alarm geblasen? Der Kerl, der Esel-"
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Pst," warnten die Vorderen.
Zu spät! Schon wurde Mifferts Hüttenthür von innen aufgerissen, ein Lichtschein fiel ins Dunkel hinaus. Und mitten im Lichtschein zeigte sich die Gestalt des Peter, in lauschender Stellung vorgeneigt, wie ein aufgescheuchtes Wild nach allen Seiten spähend.
Den Männern stockte der Atem, sie drückten sich dichter in den Schutz der Hecke.
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Wän es elao?" rief Peter argwöhnisch; seine Stimme flang aufgeregt. Koydunner, wän ramurt lao erumt, dat
mer net
" Im Namen des Gesetzes!" Mit einem Satz stand der Obergendarm vor ihm.
( Fortsetzung folgt.)
Jugend von heute.
( Schauspielhaus.)
Die modernen Stücke des Schauspielhauses pflegt der Kritiker mit einer gewissen Resignation aufzusuchen. Er weiß von vornherein, daß er es mit einer schalen Nichtigkeit zu thun haben wird und richtet seine Gemütsstimmung danach ein, so gut oder schlecht es eben gehen will. Die Zustände im Schauspielhaus find geradezu himmelschreiend und nur der unendlichen und höchst verwerflichen Geduld der deutschen Autoren ist es zu danken, daß nicht längst ein journalistisches Donnerwetter über die Häupter der Schuldigen hereingebrochen ist. Wie die Dinge augenblicklich liegen, erivartet niemand etwas vom Schauspielhaus, es sei denn etwa einen neuen Beleg für die bereits hinlänglich bekannte Mizwirtschaft.
Trotzdem ist im ganzen Theater kein Backfisch beschränkt genug, um den Herrn Goßler nicht bereits nach den ersten Scenen als einen ungewöhnlichen Narren zu durchschauen. Nur der angeblich bedeutende Gelehrte braucht fünf Atte, um sich von einem Subjekt, das halb Narr und halb Schurke ist, zu trennen und wieder zu seinen braven Eltern, seiner braven Jugendgeliebten und seiner braven Arbeit zurückzukehren.
Das Milieu der jungen litterarischen Bewegung ist vom Autor mit empörender Roheit verzerrt. Die jungen Leute kneipen bei ihm mit einer zweifelhaften Dame zusammen, nennen Schiller einen„ Blechkopp", grinsen über Wagner, vers achten Beethoven , besudeln den" Faust", reden läppisch von Shakespeare und knien vor einem Bohémien, der ihnen irrsinnige Gedichte vorliest. Gedichte, über über deren offenbaren Blödsinn wiederum auch die beschränktesten Spießer wiehern, während es der litterarischen Jugend von heute" vorbehalten bleibt, sie zu bestaunen. Tod und Teufel, so liegen die Dinge nicht, und so haben fie nie gelegen, auch nicht bei den entsetzlichsten Wirrköpfen, die je mals in der modernen litterarischen Bewegung aufgetaucht sind. Diese Karikaturen find entweder ein Produkt der absoluten künst lerischen Unfähigkeit, was wir anzunehmen geneigt sind, oder aber Otto Ernst hat einen fidelen Stammtischult für bare Münze genommen, in welchem Fall wir allerdings vor einer Komödie ständen, aber vor einer Komödie, in der Otto Ernst die komische Figur ist.
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Um so freudiger wurden wir geftinumt, als" Jugend von heute" Aber nicht nur der Konflikt und die Auffassung der falschen angesetzt wurde. Unser Optimismus erwartete etwas von dem Modernität ist am Stück unmöglich; in dieser„ Komödie" ist von Anfang Stück und das ungewohnte Gefühl der Erwartung wirkte faft wie bis Ende einfach alles unmöglich. Vor allen Dingen schleicht die ein Rausch. Leider stellte sich die triste Ernüchterung, wie wir Handlung in geradezu entsetzlicher Weise vorwärts. Die Leute stehen sehen werden, sehr bald ein, woraus man aber nicht schließen darf, oder sigen auf der Bühne herum und reden über Modernität und daß wir unsre optimistischen Erwartungen so ganz und gar aus der reden und reden, bis einen das graue Elend ankommt. Gespräche, leeren Luft gegriffen hatten. Jugend von heute" hatte bereits in nahezu nichts als Gespräche. Und was für Gespräche! Keine Spur einigen Städten Erfolg gehabt, ehe es nach Berlin tam und die von dramatischer Wucht, ja, nicht einmal eine Spur von der bloße Thatsache, daß ein Erfolg auch einmal von Dresden ausgehen theatralischen Spannung, die im ersten Stück des Dichters immerhin fann, war für uns schon ein angenehmer Gedanke, der zum Glauben vorhanden war. Die Charakteristik ist entweder blaß und konventionell stimmte. Dann aber war Otto Ernst der Dichter uns in wie bei den Vertretern der alten Welt oder sie ist überhaupt manchen Beziehungen vorteilhaft bekannt. Nicht gerade als Lyriker nicht vorhanden. Der Dialog ist ohne jede individuelle Besonder und am allerwenigsten durch die taktlose Polemik, die er gegen heit, hier und da mit Wizchen gewürzt, die ein Autor, der etwas Lyriker geführt hat, denen er nun einmal nicht das Wasser reichen auf sich hält, nicht einmal so ohne weiteres in ein Feuilleton fann. Wohl aber schäßten wir manches von seinen epischen Versen hinübernehmen würde. Von Anfang bis Ende die blanke Unfähig md vor allem fchätzten wir den Kritiker, der mit großer Schärfe feit, die Abwesenheit jeder künstlerischen Gestaltungskraft, die völlige greifbare Gedanken und einen luftigen satirischen Anflug verband. Verständnislosigkeit für alles, was die junge Generation Bumal auf den lustigen satirischen Anflug gründeten wir unsre dem jungen deutschen Drama in heißen Schlachten erkämpft Hoffnung. hat, eben die Generation, an deren verrückten Mitläufern Otto Ernst seine zweifelhaften Späße verfchivendet.
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" Jugend von heute". sollte ja eine satirische Komödie sein und wir hofften, in ihr etwas von der satirischen Schärfe zu finden, über die wir uns in den kritischen Artikeln des Autors so oft gefreut hatten. Außerdem hat Otto Erust schon vor mehreren Jahren ein Drama geschrieben, das unter allen Umständen etwas versprach, auch wenn man es als Erfüllung nicht gelten lassen will. In Jugend von heute" hofften wir mun, die früheren Versprechungen eingelöst zu finden; aber niemals sind unsere Hoffnungen elender zu Schanden geworden, als in diesem Fall.
Es ist schwer einzusehen, wie ein gebildeter und scharfsichtiger Kritiker ein solches Stück aufführen lassen konnte. Sein Künstlerruf hat einen Stoß erlitten, den er niemals ganz überwinden wird, was niemand aufrichtiger bedauern kann, als wir. Wenn wir heute die harten Worte nicht gespart haben, geschah es eben, weil wir hoffen, daß Otto Ernst aus der Selbsttäuschung zu retten ist, die ihm augenblicklich das Urteil zu trüben scheint.
Erich Schlaitjet.